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James Hutton, dem Vater der modernen Geologie, ist hier eine Biographie gewidmet, ein Zeitgemälde der Naturwissenschaften und Gesellschaft des späten 18. Jahrhunderts in Schottland und England. Der Mann, der mehr in den Steinen als in den Büchern las, verwarf die biblischen Vorstellungen über die Entstehung der Erde. Bei Hutton ist die Erde beim Entstehen, ja die meiste Zeit, menschenleer - eine ungeheure Provokation gegen die Bibel und ihre Schöpfungsgeschichte. James Hutton gelang es erstmals schlüssig und verblüffend stimmig darzustellen, wie die Erde entstanden ist. Seinen Forschungen…mehr

Produktbeschreibung
James Hutton, dem Vater der modernen Geologie, ist hier eine Biographie gewidmet, ein Zeitgemälde der Naturwissenschaften und Gesellschaft des späten 18. Jahrhunderts in Schottland und England.
Der Mann, der mehr in den Steinen als in den Büchern las, verwarf die biblischen Vorstellungen über die Entstehung der Erde. Bei Hutton ist die Erde beim Entstehen, ja die meiste Zeit, menschenleer - eine ungeheure Provokation gegen die Bibel und ihre Schöpfungsgeschichte.
James Hutton gelang es erstmals schlüssig und verblüffend stimmig darzustellen, wie die Erde entstanden ist. Seinen Forschungen zufolge musste die Erde uralt sein - etwa 4,6 Milliarden nach heutigen Berechnungen. Erst seine kühnen Thesen ermöglichten es Charles Darwin, in scheinbar unendlichen langen Zeiträumen das schweigende Schauspiel der Evolution zu entfalten und entsprechend zu schildern.
Autorenporträt
Jack Repcheck ist schottischer Abstammung, war über 30 Jahre als Lektor in England und den USA tätig. Sein Sachbuch über James Hutton wurde in den USA und England begeistert aufgenommen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.04.2007

Erdkenntnis und Interesse
Schottische Aufklärung: Der Geologe James Hutton
Wer als Forscher das Prinzip des „Uniformitarianismus” entdeckt, kann nicht erwarten, dass er so bekannt wird wie Albert Einstein, der die weit verbreitete Vermutung, dass „alles relativ” sei, wissenschaftlich bestätigte, oder wie Charles Darwin mit seiner sofort einleuchtenden Behauptung, Affe und Mensch seien nahe verwandt. Deshalb weiß die Welt nicht viel von dem Schotten James Hutton, der vor etwas mehr als zweihundert Jahren die Erkenntnis durchsetzte, dass die Erde nicht vor 6000 Jahren geschaffen wurde, wie man damals aus der Bibel errechnete, sondern „unendlich” alt ist. Heute gilt als gesichert, dass diese „Ewigkeit” 4,6 Milliarden Jahre beträgt, aber Hutton ließ sich auf keine Zahlenangabe ein; an den üblichen Spekulationen wollte er nicht teilnehmen, er baute auf Beobachtung statt auf Theorien.
Aus dem Nachdenken über seine geologischen Beobachtungen schloss Hutton, dass die vielen Sedimentschichten, die in unterschiedlichen Neigungen gegen die Horizontale an „Aufschlüssen”, vor allem an freiliegenden Felswänden, sichtbar wurden und auch noch von erstarrtem Magma durchzogen waren, nicht aus einem einzigen „Urmeer” stammen konnten. Aber das wissenschaftliche Establishment an der Universität von Edinburgh verwendete viel Scharfsinn darauf, diese Beobachtungen und die daraus folgende unabweisbare Einsicht dennoch mit den biblischen Vorgaben und der Geschichte von der Sintflut in Einklang zu bringen. Es dauerte drei Jahrzehnte, bis Huttons „Kopernikanische Wende der Geologie” anerkannt wurde.
Sie besteht in der – heute für uns selbstverständlichen – Erkenntnis, dass unser Globus von Spannungen durchzogen ist und von inneren Kräften bewegt wird, langsam zwar, aber messbar. Aus dem glutflüssigen Kern steigt Magma auf, erkaltet und bildet die Lithosphäre, also das Feste, auf dem wir stehen. Dieses besteht aus beweglichen Platten, die sich übereinander schieben und Gebirge bilden. Die werden durch Erosion abgetragen, ihr Material setzt sich in Meeren ab. Die Schichten versteinern, werden aufgebrochen, von unten her dringt flüssiges Magma in Vulkanen an die Oberfläche, und so weiter.
Die Bibel sagte: Gott schuf die Erde, und sie war fertig. James Hutton sagte: Die Erde verwandelt sich seit jeher. Es gab in der Erdgeschichte keine Periode, in der Vulkanismus vorherrschend gewesen wäre, und keine Zeit, in der ein Ur-Ozean alles Land bedeckt hätte. Die Erscheinungen wechseln in immer gleicher Abfolge. So bleibt es für alle Zeiten. Das ist das Prinzip des Uniformitarianismus.
Niemand sollte sich durch diesen Begriff abschrecken lassen, er kommt erst ganz am Ende des hier vorzustellenden Buches vor. Vielmehr hat der Wissenschaftsautor Jack Repcheck, in der besten angelsächsischen Tradition sachgetreuer und zugleich gut lesbarer Darstellung wissenschaftlicher Sachverhalte, eine sehr schöne und anschauliche Geschichte darüber geschrieben, wie eine Erkenntnis sich Bahn bricht. Dass es so langsam geschah, lag nicht nur am Bibelglauben der damals noch frommen Naturwissenschaftler, sondern auch an der Trägheit der geologischen Materie, die in menschheitsgeschichtlichen Zeiträumen nichts an Bewegung zu bieten hat außer ab und zu ein größeres Erdbeben oder einen Vulkanausbruch.
Umso eindrucksvoller ist deshalb der von Repcheck geschilderte Kontrast zu der dynamischen intellektuellen Gesamtsituation in den letzten vier Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts, als sich zwischen den Universitäten und Royal Academies von Edinburgh und Glasgow die „Schottische Aufklärung” abspielte: Dazu gehörten David Hume (Nur Erfahrung bringt Erkenntnis), James Watt (Dampfmaschine), Adam Smith (Die „unsichtbare Hand” auf dem Markt) und viele weniger bekannte Geister, darunter eben auch James Hutton. Man war behaglich wohlhabend, kannte sich, traf sich fast täglich in Abendrunden bei Rotwein und Tabak, stritt sich, half sich – und kam auf große Gedanken. Die Schilderung dieser ungewöhnlich glücklichen geistesgeschichtlichen Konstellation ist in unseren Zeiten der Suche nach Bedingungen für Exzellenz durchaus anregend. Man muss kein Geologe sein, um an Repchecks Buch Vergnügen zu finden. CHRISTIAN SCHÜTZE
JACK REPCHECK: Der Mann, der die Zeit fand. James Hutton und die Entdeckung der Erdgeschichte. Aus dem Amerikanischen von Christa Broermann. Verlag Klett-Cotta, Stuttgart 2007. 269 Seiten, 22,50 Euro.
Es gab keine Sintflut: James Hutton (1726-1797) bei der Arbeit KPA/PA
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Auch für Nicht-Geologen ist dieses Buch über den schottischen Geologen James Hutton und seine Bahn brechende Erkenntnis der geologischen Entwicklung der Erde sehr anregend, versichert Christian Schütze. Auch wenn Begriffe fallen wie "Uniformitarianismus", einer der Schlüsselbegriffe für Huttons Forschungen, steht dieses Buch in der erfreulichen Tradition angelsächsischer Sachbücher, komplexe Inhalte in verständlicher Sprache und als angenehme Lektüre an die Leser zu bringen, lobt der Rezensent. Der amerikanische Autor Jack Repcheck hat ein unterhaltsames und informatives Buch über die Geschichte einer Erkenntnis und über das geistesgeschichtliche Klima im Schottland des ausgehenden 18. Jahrhunderts geschrieben, so Schütze sehr angetan.

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