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Erschöpft läßt sich Romy ins Aussteigerleben fallen und lernt die in die Jahre gekommenen Strandhippies und deren exzentrische Schrullen kennen. Bald jedoch fühlt sie sich von den Anderen als Außenseiterin behandelt. Selbst der Tod eines jungen Inders läßt die Strandgemeinde kalt. Irgend etwas ist merkwürdig an der bis zum Bersten gespannten Situation, in der nur ein junger Kokosnußverkäufer zu ihr hält. Schließlich ringt sich Romy dazu durch, Jack von ihren fürchterlichen Kindheitserlebnissen zu erzählen. Nach diesem Geständnis kühlt auch die abgründige Beziehung zu Jack ab. Sind ihre…mehr

Produktbeschreibung
Erschöpft läßt sich Romy ins Aussteigerleben fallen und lernt die in die Jahre gekommenen Strandhippies und deren exzentrische Schrullen kennen. Bald jedoch fühlt sie sich von den Anderen als Außenseiterin behandelt.
Selbst der Tod eines jungen Inders läßt die Strandgemeinde kalt. Irgend etwas ist merkwürdig an der bis zum Bersten gespannten Situation, in der nur ein junger Kokosnußverkäufer zu ihr hält. Schließlich ringt sich Romy dazu durch, Jack von ihren fürchterlichen Kindheitserlebnissen zu erzählen. Nach diesem Geständnis kühlt auch die abgründige Beziehung zu Jack ab. Sind ihre sexuellen Träume Wirklichkeit, oder ist Romys Wirklichkeit ein einziger Traum? Auch ein verzweifelter Fluchtversuch hilft ihr nicht, sich der Wahrheit zu stellen ...
Autorenporträt
Katja Henkel, geb. in Karlsruhe, arbeitete über zehn Jahre als Radiomoderatorin und -redakteurin. Nach längeren Aufenthalten in England, Amerika und Indien lebt sie seit fünf Jahren als freie Schriftstellerin und Übersetzerin in Hamburg.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Zwiespältig fällt das Urteil von Rezensentin Julia Bär über diesen Aussteiger-Roman aus. Zwar ist die Geschichte einer unter Medikamentenentzug fantasierten Liebesaffäre aus ihrer Sicht geschickt erzählt. Auch die Sprache gibt ihrer Ansicht nach die Atmosphäre des Schauplatzes, eine Strandbar in Goa, gut wieder. Doch hat sich die Autorin für den Geschmack der Rezensentin zu wenig um die Gestaltung ihrer Figuren gekümmert, die sie blass und nicht immer nachvollziehbar findet. So wird die Lektüre auf die Dauer eine "bleierne" Angelegenheit für die Rezensentin und sie gibt schließlich ernüchtert zu Protokoll, dass die Autorin ihrem Roman nicht mal einen Schlusspointe gegönnt hat.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.11.2005

Tantra in Goa
Monotonie unter Palmen: Katja Henkels Aussteiger-Roman

Brennende Hitze an einem Strand in Südindien - auf der Suche nach Entspannung ist die jugendliche Aussteigerin Romy in Goa gelandet. Ihre Beweggründe für das fluchtartige Verlassen Deutschlands sind rätselhaft, ihr wechselnd apathisches und hysterisches Verhalten in der Strandbar nicht weniger. Entsprechend distanziert reagieren auch "die Anderen" auf sie, nach denen Katja Henkel ihren Roman benannt hat: eine Gruppe von kauzigen Althippies, die ihre Zeit mit Tantra-Kursen und Joints ausfüllen und in deren Mikrokosmos Romy nach und nach eindringt.

Dabei hat es die junge Frau vor allem auf den alternden Jack abgesehen und beginnt eine obsessive Affäre mit ihm. Doch nichts ist so, wie es scheint: Ähnlich wie in Ron Howards Film "A Beautiful Mind" (in dem Russell Crowe ein schizophrenes Mathematik-Genie spielt) hat auch diese Geschichte einen doppelten Boden. Alles, was als real dargestellt wurde, gibt es nur in der Einbildung der psychisch kranken Hauptfigur. Der vermeintliche Geliebte Jack findet in Romys Abfalleimer Tabletten, die sie abgesetzt hat: Haldol, ein starkes Medikament gegen schizophrene Psychosen.

Schnell löst sich das ganze Phantasiegespinst auf: Die Nächte mit Jack haben nie stattgefunden, weil er mit seiner Freundin zusammenwohnt, und der Junge mit den Kokosnüssen, von dem Romy glaubt, daß Jack ihn überfahren hat, stellt sich als ein Hund heraus. In einer letzten Aufwallung von Verantwortungsgefühl benachrichtigt Jack Romys Mutter, die sie abholt und wieder mit nach Hause nimmt.

Katja Henkel erzählt ihren vierten Roman sehr geschickt auf eine Weise, die den Leser in die Atmosphäre des Strandes förmlich hineinzieht. Die kurzen Sätze sind einfach in Wortwahl und Syntax, wie sie jemand formulieren würde, der wirklich in der drückenden Hitze liegt. Leider hat sich die Autorin um so weniger um die Ausarbeitung der Charaktere gekümmert. Die Aussteiger bleiben auch für den Leser nur "die Anderen"; Romy wird als in jeder Hinsicht unberechenbar dargestellt, während das meiste über Jack ohnehin aus Romys verquerer Sicht erzählt wird.

Fast sind die Vorgänge beim Lesen metaphorisch für Romys Zustand: Die süße Anregung des Geistes während ihrer medikamentenfreien Zeit, in der die Illusion überwiegt, wird erdrückt von der bleiernen Schwere der bitteren Realität, als sie wieder Haldol nimmt. Nicht einmal eine Schlußpointe, die ein letztes Mal in Frage stellt, was wirklich ist, gönnt Katja Henkel dem Roman. Am Ende ist alles klar - und trotzdem niemand schlauer.

JULIA BÄHR.

Katja Henkel: "Die Anderen". Roman. Klett-Cotta Verlag, Stuttgart 2005. 224 S., geb., 19,50 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Wer gut schreiben kann, kann über alles gut schreiben. Und Katja Henkel kann es besonders gut." (Stern)