Marktplatzangebote
5 Angebote ab € 0,70 €
  • Gebundenes Buch

Sie haben sich auf dem Gymnasium ihrer Kleinstadt kennengelernt und waren eng befreundet: Jan, der eher schüchterne Junge, und Dorothea, die früh schon extravagante Individualistin. Beide teilen eine Leidenschaft: die Literatur und das Schreiben, dem sie später ihr Leben widmen wollen. Dann trennen sich ihre Wege. Als sie sich Jahre später wiedersehen, ist Dorothea, die ein Vagabundenleben führt, mit ihren Gedichten zu einem Shootingstar der Szene geworden; Jan arbeitet an einem Roman über Thomas Mann, doch hat er Schwierigkeiten. Als beide für einen Wettbewerb nominiert werden und Dorothea…mehr

Produktbeschreibung
Sie haben sich auf dem Gymnasium ihrer Kleinstadt kennengelernt und waren eng befreundet: Jan, der eher schüchterne Junge, und Dorothea, die früh schon extravagante Individualistin. Beide teilen eine Leidenschaft: die Literatur und das Schreiben, dem sie später ihr Leben widmen wollen. Dann trennen sich ihre Wege.
Als sie sich Jahre später wiedersehen, ist Dorothea, die ein Vagabundenleben führt, mit ihren Gedichten zu einem Shootingstar der Szene geworden; Jan arbeitet an einem Roman über Thomas Mann, doch hat er Schwierigkeiten. Als beide für einen Wettbewerb nominiert werden und Dorothea gewinnt, kommt es zum Bruch - kurze Zeit später ist sie tot, gestorben an einer Überdosis Schlaftabletten. Disziplin und Ekstase, Vernunft und Selbstzerstörung - diese Gegensätze beschäftigen Jan, als er über sich und die beiden Lebensentwürfe nachdenkt. Und er entdeckt, daß Dorotheas Ruhm durch fast hochstaplerische Manipulationen zustande kam.
Autorenporträt
Ellen Mattson wurde 1962 als Tochter des schwedischen Kinderbuchautors Olle Mattson in Uddevalla geboren. Sie wurde u.a. mit dem Winterpreis der "Samfundet De Nio", der schwedischen Akademie für Literatur, und dem renommierten Literaturpreis der Tageszeitung "Svenska Dagbladet" ausgezeichnet. 2011 erhielt sie den Selma Lagerlöf-Preis, eine der wichtigsten Literaturauszeichnungen Schwedens. Ellen Mattson gilt als eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen der gegenwärtigen schwedischen Literatur. Sie lebt in der Nähe von Ljungskile an der schwedischen Westküste.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 13.03.2002

Ein Dichterleben
Das Flackern fremder Lichter:
Ellen Mattsons „Blaues Bild”
Die Quellen der Kreativität sprudeln meist im Verborgenen, und ihre Natur kann so verschieden sein wie die künstlerischen Resultate, die sie hervorbringt. Dorotea Vik und Jan Rorsack sind beide Schriftsteller geworden, und doch haben sie wenig gemein. Dorotea ist impulsiv, spontan, genialisch aber auch zerrissen und unstet. Jan hingegen ist gründlich, beständig, ein wenig langsam, dafür jedoch nicht so leicht ins Wanken zu bringen. Sie eine Dichterin, eine Kerze, die an beiden Enden brennt. Er ein Biograph, der eher das Flackern anderer Lichter beschreibt.
Ellen Mattson hat mit ihren beiden Hauptfiguren eine spannungsreiche Konstellation aufgebaut. „Das blaue Bild” heißt der deutsche Titel ihres Romans, obwohl der schwedische Originaltitel „Poetens liv”, „Dichterleben”, die Dinge besser trifft. Dies ist das deutsche Debüt der 39-jährigen Autorin. In Schweden jedoch zählt sie mit vier Romanveröffentlichungen zu den wichtigen Vertretern der aktuellen Literatur. Besonders geschätzt wird der psychologische Realismus, mit dem sie die ungewöhnlichen, meist konfliktträchtigen Beziehungen zwischen ihren Figuren auslotet.
Der Preis des Leidens
Auch in den Dichterleben von Dorotea und Jan geht es um einen heimlichen Kampf: um die Konkurrenz zweier Wege des Lebens und der Kunst. Dorotea hat sich mit nur 31 Jahren umgebracht. Dichterisch ausgebrannt und doch lebenshungrig hatte sie sich der Verzweiflung und dem Alkohol ergeben. Jan wendet nun seine Kunst der Lebensbeschreibung und Analyse auf Doroteas Rätsel an. Dabei geht er zugleich der eigenen Selbsterkenntnis nach, schreibt einen „Roman über mich selbst”. Er lässt ihrer beider Leben Revue passieren, von der Freundschaft zu Schulzeiten bis hin zu den hässlichen Zerwürfnissen, bei denen die unglückliche Dorotea dem ausgeglichenen Jan vorwarf, dass er für die Kunst nicht den Preis des Leidens entrichtet hat. Jan durchleuchtet ihrer beider Entwicklungswege, vor allem jedoch liefert er eine vielseitige Reflexion über das Schreiben und den mitunter schmerzlich-frustrierenden Tausch des Lebens gegen die Literatur.
Ein wenig im Ungefähren schwebt über der Geschichte dieser Künstlerkonkurrenz der Geist Thomas Manns. Unverkennbar wurde mit seinen Zügen die Figur des exilierten „Nobelpreisträgers” Hermann von Hohenberg ausgestattet. Ihm sind in diesem Roman ziemlich unvermittelt einige Kapitel gewidmet, darunter sogar das erste. Thematisch mag das einleuchten. Mit dem unbürgerlich distinguierten Leiden der Künstler hat sich Thomas Mann schließlich lebenslang beschäftigt. Allerdings produzieren derlei beiläufig eingefügte Exkurse über prominente Biographien leicht einen Zwiespalt: Halten sie sich ans Vorbild, bleiben sie Paraphrase des Geläufigen; weichen sie davon ab, hapert es an der Schlüssigkeit. Darunter leiden auch hier die zwischen Respekt und Intimität schwankenden Einblicke ins Mannsche Innenleben.
Dennoch hat Ellen Mattson mit diesem Künstlerroman, der den allgemeinmenschlichen Gefühlswelten immer nahe bleibt, ein schönes Buch geschrieben. Seine Erzählweise überzeugt durch eine – das Paradox sei erlaubt – zauberhafte Sachlichkeit. Darin mischen sich kluge Gedanken, prägnante Schilderungen und eindrückliche Stimmungen auf zwanglose und doch triftige Weise. Vor allem aber versteht es Ellen Mattson, ihre Leser mit dem ganz eigenen, nachdenklichen und dann doch entschiedenen Ton ihrer Prosa gefangenzunehmen.
EBERHARD FALCKE
ELLEN MATTSON: Das blaue Bild. Roman. Aus dem Schwedischen übersetzt von Paul Berf. Klett-Cotta, Stuttgart 2001. 311 Seiten, 20 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ellen Mattson gehört in Schweden zu den herausragenden und bekannten Autoren der zeitgenössischen Literatur, berichtet Eberhard Falcke, der von Mattsons Buch schlicht begeistert ist. Am meisten hat ihn - auch wenn es paradox klinge - die "zauberhafte Sachlichkeit" des Künstlerromans beeindruckt, der psychologisch genau die Beziehungskonstellation eines Künstlerpaares unter die Lupe nimmt. Nicht von ungefähr, meint Falcke, schwebe Thomas Mann ständig im Hintergrund, was ihm einerseits bei einer Geschichte über Dichterleiden und Künstlerkonkurrenz einleuchtet, ihn aber andererseits als zu naheliegend stört. Die Einblicke ins Mannsche Innenleben schwankten zwischen Respekt und Intimität, schreibt der Rezensent - nicht immer eine gute Mischung. Wettgemacht werden diese Vorbehalte durch präzise Beschreibungen, kluge Gedanken und einen ganz eigenen nachdenklichen Ton in Mattsons Prosa, so Falcke.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Ellen Mattsons Sprache hat etwas Traumwandlerisches, das berührt und fasziniert."
(Svenska Dagbladet)