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Under the National Socialist regime, Theodor Heuss was rapidly forced onto the defensive. He lost nearly all his public offices and posts, yet as a publicist Heuss continued to defend his liberal convictions. We encounter a member of the educated middle classes who attempted to carve out space for himself in a hostile political environment. These 194 selected letters, most of them previously unknown, reflect his gripping biography and the dramatic course of events from the handing over of power to the National Socialists in January 1933 to the end of the war in 1945.
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Produktbeschreibung
Under the National Socialist regime, Theodor Heuss was rapidly forced onto the defensive. He lost nearly all his public offices and posts, yet as a publicist Heuss continued to defend his liberal convictions. We encounter a member of the educated middle classes who attempted to carve out space for himself in a hostile political environment. These 194 selected letters, most of them previously unknown, reflect his gripping biography and the dramatic course of events from the handing over of power to the National Socialists in January 1933 to the end of the war in 1945.
Unter dem nationalsozialistischen Regime geriet Theodor Heuss rasch in die Defensive. Er verlor fast alle seine öffentlichen Ämter und Funktionen. Doch als Publizist verteidigte Heuss seine liberalen Überzeugungen. Wir begegnen einem Bildungsbürger, der versuchte, sich in einer feindlichen politischen Umwelt Freiräume zu erkämpfen. In den 194 ausgewählten, zumeist unbekannten Briefen spiegeln sich seine aufregende Biographie und die dramatischen Zeitläufte von der Machtübertragung an die Nationalsozialisten im Januar 1933 bis zum Kriegsende 1945.
Autorenporträt
Elke Seefried, Universität Augsburg.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.08.2009

Der Allerweltshistoriker als Briefschreiber
Theodor Heuss in der Weimarer Republik und im zunächst auch von ihm unterschätzten "Dritten Reich"

Als Auftakt der "Stuttgarter Ausgabe" aus dem Briefwerk von Theodor Heuss erschienen 2007 unter dem Titel "Erzieher zur Demokratie" ausgewählte Dokumente aus der Zeit der Besatzungsherrschaft (F.A.Z. vom 27. Mai 2008). Inzwischen liegen zwei Bände für die Weimarer Republik und die "besagten 12 Jahre" vor. Die Auswahl orientiert sich wiederum an der biographischen und zeitgeschichtlichen Relevanz der Schriftstücke, ist jedoch im Weimar-Band mit 229 (aus knapp 1100 nachgewiesenen) Briefen weniger stark komprimiert als im folgenden mit 194 (aus knapp 2000). Dabei schwankt die Zahl der für die einzelnen Jahre ausgewählten Briefe erheblich. Die meisten stammen aus dem Schicksalsjahr 1933.

Anfang 1918 zog es Theodor Heuss nach fünfjähriger Tätigkeit als Chefredakteur der "Neckar-Zeitung" in Heilbronn aus der Schwabenheimat wieder nach Berlin, um dort eine publizistische und politische Karriere zu starten. Jahrelang arbeitete der im liberalen protestantischen Bürgertum verankerte Publizist in einer Doppelstellung, im Deutschen Werkbund (zur Erhaltung und Förderung des "Sinns für gute Leistung und gute Formen") und als Schriftleiter politischer Periodika. Durch den Tod Friedrich Naumanns im August 1919 seines "geistigen Vaters beraubt", begann Heuss eine nicht mehr abreißende Würdigung seines Mentors. Seit 1920, als Studienleiter der Deutschen Hochschule für Politik in Berlin, und seit 1925 als ständiger Dozent beschäftigte er sich früh mit der Geschichte der Parteien. Durch intensive Vortragstätigkeit, bei der er auf "durchsichtige Sachlichkeit" achtete, suchte er im Geiste der neuen Demokratie zu wirken. In diesem Sinne betätigte sich auch Elly Heuss-Knapp in Frauenverbänden und in Rundfunksendungen. Da die Eheleute infolge unterschiedlicher Verpflichtungen oft über Wochen getrennt waren, wurde der fast tägliche Briefwechsel eine ergiebige Informationsquelle.

Noch in der Oktav der Revolution vom 9. November 1918 hatte der Mittdreißiger, als "junge Kraft" mit "Wissen und Gesinnung", für die neue linksliberale Deutsche Demokratische Partei auf ein Mandat zur Verfassunggebenden Nationalversammlung gedrungen, jedoch nur einen Sitz im Schöneberger Stadtparlament erreicht. Auch vor den acht Reichstagswahlen 1920 bis 1933 meldete Heuss jeweils rechtzeitig seine Kandidatur an. Als Abgeordneter 1924 bis 1928 und 1930 bis 1933 (mit einer Unterbrechung 1932) war er keinem Parteiflügel zuzuordnen, zählte sich zu den "fleißigsten Mitgliedern" seiner Fraktion und bereicherte sie als Generalist und glänzende Stegreifdebatter. Er hielt enge Fühlung mit seinem württembergischen Wahlkreis und der Stuttgarter Parteiführung, ohne den Länderparlamentarismus zu verteidigen. Den "Ruin" der Republik befürchtete er von der "ewigen Repetition des Wählens". Die Reichswehr war für Heuss der "einzig reale Machtbestand in dem gallertartigen Staate" (1923). Er musste neben den Diäten durch "Bildungsreden" und publizistische Tagesarbeit, deren Mühen er anschaulich beschreibt, den "Totalverlust" ersparten und ererbten Vermögens ausgleichen. 1930 interessierte ihn eine Professur an der Technischen Universität Stuttgart, auch wegen der damit verbundenen Versorgung, wenngleich er klarstellte, "danach noch nie" sein Leben ausgerichtet zu haben. Für wissenschaftliche Arbeit suchte er ständig "ein wenig Zeit" zu retten, blieb aber ein "Feind von Fußnoten".

Die 1930 hinter seinem Rücken geführten Verhandlungen über die Umbildung der DDP zur Deutschen Staatspartei kritisierte Heuss als innerparteilichen "Staatsstreich". Er hielt schon den neuen Namen für unglücklich, weil sich der Staat inzwischen als "Gehaltskürzer und Steuerpolizist unangenehm bemerkbar" gemacht habe. Seine 1932 erschienene Schrift "Hitlers Weg", in der er den Nationalsozialismus "nicht übermäßig polemisch" beschrieb (und dessen Totalitätsanspruch unterschätzte), wurde von den "Nazi ziemlich übergangen". Die ihm von Heinrich Himmler angedichtete "Judenrasse" empfand Heuss als "kolossalen Spaß".

Ende 1932 hielt er den Zustand seiner Familie (mit einem Sohn) für "sehr gut. Wir sind gesund, bieder und fleißig." In seinen Briefen ist viel von Stimmungen und vom Innenleben seiner Partei und Fraktion, aber wenig vom Weltgeschehen die Rede: "Demokratie ohne Außenpolitik ist schöner als mit Außenpolitik." Auch fehlt jene Distanz gegenüber Gustav Stresemann, auf die der spätere Bundespräsident Wert legte. Den Band über die Jahre 1918 bis 1933 hat Michael Dorrmann mit einer instruktiven Einleitung versehen und ausführlich kommentiert.

Die von Heuss anfangs unterschätzte Gefährlichkeit der Hitler-Regierung wich bald der Einsicht, mit der Zäsur des 30. Januar 1933 eine "echtere Revolution als 1918" zu erleben. Nach dem Verlust seines Mandats, der Auflösung der Parteien und seiner Entlassung aus der Deutschen Hochschule für Politik war Heuss verunsichert, ohne in "Panik" zu geraten. Er stellte sich auf Denunziation und Briefkontrolle ein und führte seine umfangreiche Korrespondenz mit "komplizierter und sich selber einengender Schreibart". Wenngleich zwei seiner Schriften der Bücherverbrennung zum Opfer fielen, zeigte er ein "gewisses Verständnis" für die NS-Reaktion auf "entwurzeltes jüdisches Literatentum". Die ihm noch bis 1936 mögliche Redaktion der Zeitschrift "Die Hilfe" erhielt vor allem die "Gesinnungsgemeinschaft" der "Naumannianer" aufrecht.

Heuss war bereit, die Konsequenzen der Niederlage von 1933 zu tragen, ohne aber, unbeschadet erheblicher finanzieller Einbußen, das Ziel seiner publizistischen Weiterarbeit aufzugeben, vor dem eigenen Gewissen "bestehen zu können". Seit Ende 1934 wiederholt erfolgte Verwarnungen zwangen ihn zu "verbindlicher Harmlosigkeit" bis hin zu durchsichtiger Anpassung. Die beruflichen Einschränkungen verschafften Heuss Freiraum zum Abschluss einer Naumann-Biographie. Vor und nach deren Erscheinen, 1937, nutzte er sein Beziehungsgeflecht zur Vermarktung des Buches. Sein partieller Rückzug auf literarische Gegenwehr war nur möglich, weil Elly Heuss-Knapp trotz häufiger Erkrankungen jahrelang durch Rundfunkwerbung und Prospektreklame ("ein mühsames Gewerbe") die "Hauptlast unserer bürgerlichen Existenz" trug. Infolge seiner zunehmend reduzierten Publizistik "am Rande der Zeit" sah Heuss "ein wesentliches Stück" seiner Begabung "brachliegen". In der Abwägung, wie andere Freunde zu emigrieren oder weiter "geduckt" zu verharren, gehörte für ihn "mehr Mut und Charakter" dazu, "in der Heimat zu bleiben".

Unmittelbar nach Beginn des Krieges 1939, dem Heuss lange Dauer prophezeite, scheiterte seine Bewerbung um eine "Büro-Stellung" bei Bosch in Stuttgart. So sah er seine Aufgabe weiter in "freier Publizistik und in der wissenschaftlichen Bucharbeit". Er verstand seine Biographien über den Architekten Hans Poelzig (1939) und den Chemiker Justus von Liebig (1942) als literarische Gegenwelten und begann die Vita von Robert Bosch, dessen Firma ihn dabei unterstützte. Die seit 1941 bei der "Frankfurter Zeitung" nur unter einem Pseudonym mögliche Mitarbeit, "als Allerweltshistoriker", endete mit deren Verbot zwei Jahre später. Nach der "Flucht" aus dem bereits teilweise zerstörten Berlin, Mitte August 1943, überlebte das Ehepaar Heuss das Kriegsende in Heidelberg-Handschuhsheim, in einer Zwei-Zimmer-"Dachstubenidylle". Der an seiner Bosch-Biographie weiterarbeitende Autor suchte "mit Anstand aus dieser Sauzeit herauszukommen". Seine künftige Aufgabe sah er darin, die "fast zerrissene Continuität im geistig-moralischen Sein der Nation zu retten". Die Einleitung von Elke Seefried ist ein eigenständiger Forschungsbeitrag über das Leben und Überleben des schwäbischen Bildungsbürgers "in der Defensive" 1933 bis 1945, nicht in "der inneren Emigration". Auch dieser Band ist sachgerecht kommentiert, sparsam illustriert und durch ausführliche Register erschlossen.

RUDOLF MORSEY

Theodor Heuss: Bürger der Weimarer Republik. Briefe 1918-1933. Stuttgarter Ausgabe. Herausgegeben von der Stiftung Bundespräsident Theodor-Heuss-Haus. Bearbeitet von Michael Dorrmann. K.G. Saur Verlag, München 2008. 631 S., 39,80 [Euro].

Theodor Heuss: In der Defensive. Briefe 1933-1945. Herausgegeben von der Stiftung Bundesrpräsident Theodor-Heuss-Haus. Bearbeitet von Elke Seefried. K.G. Saur Verlag, München 2009. 646 S., 39,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Der nun im Rahmen der Stuttgarter Ausgabe vorliegenden Band mit einer Auswahl von Briefen von Theodor Heuss aus den Jahren 1933 bis 1945 dokumentiert für Rudolf Morsey, dass der Politiker und Publizist anfangs Hitler Gefährlichkeit unterschätzte. Wie er es deutet, war Heuss nach dem Verlust seines Reichtstagsmandats, der Auflösung der Parteien und seiner Entlassung aus der Deutschen Hochschule für Politik verunsichert, aber nicht in "Panik" geraten. Morsey schildert die publizistische Arbeit an Biografien über Friedrich Naumann, den Architekten Hans Poelzig, den Chemiker Justus von Liebig und über Robert Bosch. Er hebt die Rolle von Heuss' Frau Elly hervor, die durch Rundfunkwerbung und Prospektreklame für Einkommen sorgte. Die Einleitung von Elke Seefried wertet Morsey als "eigenständigen Forschungsbeitrag" über das Leben und Überleben von Heuss "in der Defensive" 1933 bis 1945. Zudem schätzt er Kommentierung, Illustration und Register des Bands.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Es ist eine spannende Lektüre, die belegt, wie ein freier Schriftsteller sich in einem unfreien Staat bewegte."
Werner Birkenmaier in: Stuttgarter Zeitung 16. Juni 2009