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Ein Krähennest, aus dem eine gierige Schlange Tag für Tag das frischgelegte Ei stiehlt, und ein Krähenpärchen, das mit Hilfe des schlauen alten Uhus die Schlange überlistet und außer Gefecht setzt - Aldous Huxleys Weihnachtsgeschenk für seine kleine Nichte Olivia ist der einzige Text für Kinder des weltberühmten Autors von "Schöne neue Welt" und war jahrzehntelang vergessen. Jetzt erscheint er neu entdeckt, in mehr als zehn Sprachen und mit neuen Bildern von Sabine Wilharm. Erwachsene können darin Anspielungen auf den Zweiten Weltkrieg finden, Kinder haben einfach ihren Spaß an der listenreichen Fabel, bei der die böse Schlange als Wäscheleine endet.…mehr

Produktbeschreibung
Ein Krähennest, aus dem eine gierige Schlange Tag für Tag das frischgelegte Ei stiehlt, und ein Krähenpärchen, das mit Hilfe des schlauen alten Uhus die Schlange überlistet und außer Gefecht setzt - Aldous Huxleys Weihnachtsgeschenk für seine kleine Nichte Olivia ist der einzige Text für Kinder des weltberühmten Autors von "Schöne neue Welt" und war jahrzehntelang vergessen. Jetzt erscheint er neu entdeckt, in mehr als zehn Sprachen und mit neuen Bildern von Sabine Wilharm. Erwachsene können darin Anspielungen auf den Zweiten Weltkrieg finden, Kinder haben einfach ihren Spaß an der listenreichen Fabel, bei der die böse Schlange als Wäscheleine endet.
Autorenporträt
Aldous Huxley (1894 - 1963) war ein englischer Schriftsteller und Journalist, ein scharfzüngiger Zeitkritiker und begeisterter Reisender. Nach dem Welterfolg seines zum Sprichwort gewordenen Romans 'Schöne Neue Welt' zog er 1937 nach Kalifornien, wo er u.a. das Drehbuch für eine Hollywood-Verfilmung von Jane Austens Roman 'Stolz und Vorurteil' schrieb. Neben zahlreichen Romanen, Essays, Kurzgeschichten und Reisetagebüchern verfasste er auch ein Kinderbuch: 'Die Krähen von Pearblossom und die Geschichte, wie dieses und jenes und überhaupt etwas sehr Komisches geschah'.

Sabine Wilharm, geboren 1954, studierte Illustration an der Fachhochschule für Gestaltung in Hamburg und arbeitet als freie Illustratorin vorwiegend für Kinderbuchverlage. Für Fischer hat sie u.a. auch Luis Sepúlvedas Kinderroman 'Wie Kater Zorbas der kleinen Möwe das Fliegen beibrachte' illustriert.

Sabine Wilharm geboren 1954, studierte Illustration an der Fachhochschule für Gestaltung in Hamburg und arbeitet seit 1976 als freie Illustratorin für Zeitschriften- und Buchverlage. Sie wurde bekannt durch ihre Illustrationen zu »Harry Potter«.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.10.2007

Der Mörder mit der Zipfelmütze
Sabine Wilharm illustriert Aldous Huxleys Kinderbuch Von Andreas Platthaus

Es beginnt mit einem Panorama. Weit geht der Blick über ein sonnenbeschienenes fruchtbares Hügelland - so weit, dass die Perspektive auch nur mit Weitwinkel eingefangen werden kann. Sabine Wilharm zeichnet deshalb die Ränder des Hügellands in kühnem Schwung nach oben: Da hängen links eine Kirche und zwei kleine Farmhäuser schräg am Anstieg, rechts sprüht eine Bewässerungsanlage auf eine Folienplane, die ein bergauf gelegenes Feld überspannt. Doch weder rutschen die Gebäude den steilen Abhang hinab, noch fließt das Wasser von der Folie. Und niemand wundert sich, denn unser Auge ist solche technisch begründeten Verzerrungen der Wirklichkeit längst gewöhnt.

Dass man sie allerdings illustriert, ist ungewöhnlich. Aber Sabine Wilharm zeichnet ohnehin gegen sämtliche Erwartungen an. Die 1954 geborene Bilderbuchillustratorin ist erst spät berühmt geworden, dann jedoch gleich richtig: durch ihre Titelbilder zur deutschen Ausgabe von "Harry Potter". Das brachte ihr viel Ruhm, etwas Geld und eigene Ausstellungen ein. Dahinter sind alle sonstigen Arbeiten verblasst, selbst ihre erst im vergangenen Jahr erschienenen Bilder zu Goethes "Zauberlehrling". Jetzt, wo Wilharm ihr letztes "Potter"-Titelbild fertig hat, ist endlich der Weg frei, sie wieder als große Könnerin kennenzulernen. Dafür ist "Die Krähen von Pearblossom" der richtige Anlass.

Schon die Entstehungsgeschichte dieses Buches ist denkwürdig. Der britische Schriftsteller Aldous Huxley, berühmt durch seine 1932 erschienene pessimistische Zukunftsvision "Brave New World", war 1937 in die Vereinigten Staaten ausgewandert und hatte sich dort am Rand der kalifornischen Mojave-Wüste angesiedelt. In der Nähe lag Pearblossom, wo eine kleine Nichte Huxleys lebte, die in Belgien geborene spätere Reiseschriftstellerin Olivia de Haulleville. Für sie schrieb Huxley zu Weihnachten 1944 "Die Krähen von Pearblossom", sein einziges Kinderbuch, das verlorengegangen wäre, hätte er nicht auch einem Nachbarn, der im Text erwähnt wird, eine Kopie überlassen, die dann zur Grundlage der ersten amerikanischen Ausgabe wurde. Sie erschien 1967, vier Jahre nach Huxleys Tod.

Die Geschichte ist kurz, ideal für ein damals fünfjähriges Mädchen. Und auch ideal für die Illustratorin, denn Huxleys Personal besteht allein aus Tieren: einem Krähenpaar, das seit Jahren auf Nachwuchs wartet, einer Klapperschlange, die regelmäßig das Krähennest ausräubert, und einem weisen Uhu, der Rat weiß, um die Schlange zu überlisten. Dazu hat Sabine Wilharm Nebenfiguren geschaffen, die im Text nicht erwähnt werden, aber in zahlreichen Illustrationen auftauchen: eine winzige Schnecke und eine fünfköpfige Rotkehlchenfamilie, die den Kampf zwischen den Krähen und der Schlange um die Eier mit stummen Kommentaren begleitet.

Das ist ein Einfall, den man aus "Asterix" kennt, wo der Hund Idefix und manch anderes Kleintier ähnliche Rollen spielen, und immer wieder ist es schön zu sehen, wie man dadurch die Bilder neu betrachten lernt. Denn zunächst gehört alle Aufmerksamkeit den Hauptfiguren, und Sabine Wilharm lässt es sich nicht nehmen, auf ihrem einleitenden Panoramabild erst einmal eine falsche Spur zu legen. Sie zeichnet ein Bild trauter Eintracht zwischen Vögeln und Reptil: Die Krähen sitzen auf einer Aussichtsbank in ihrem Baum, unten am Stamm liegt díe Schlange gemütlich in der Sonne, mit Schal, Zipfelmütze und Kulleraugen ein Bild der Harmlosigkeit, so dass ihr Eierdiebstahl dem Leser einen Schock versetzt. Einen so reizenden Räuber, ja Mörder hat man lange nicht gesehen.

Durch diese inszenierte Harmlosigkeit vermeidet Wilharm jede politische Deutung der Handlung, die angesichts des Entstehungszeitpunkts 1944 und zumal beim Autor Huxley naheliegt. Aber tatsächlich trägt ein etwaiger allegorischer Gehalt nicht weiter zum Genuss der lapidar erzählten Geschichte bei, die ohne Schnörkel vom Sieg des Guten berichtet.

Die Schnörkel fügt Sabine Wilharm bei: keine Doppelseite, die in der Bildaufteilung mit einer anderen identisch wäre, wunderbare vermenschlichte Tiere und eine Farbpalette, die ganz in mildes Herbstlicht getaucht scheint. Von kalifornischem Sonnenglast jedenfalls keine Spur - Wilharm nimmt keine Rücksicht auf die Vorlage, weil sie eine allgemeingültige Geschichte erzählen will, und wenn dabei eine Klapperschlange graziös durch grünende Gefilde gleitet, dann wird sich kein Betrachter daran stören.

Selbst einen erzählerischen Widerhaken gibt es noch, den die Illustratorin eingeschlagen hat. Am Schluss, wenn die Schlange einer mittlerweile siebzigköpfigen Krähensippschaft als Trockenleine dienen muss, zieht die durch den Trubel entnervte Rotkehlchenfamilie einen Baum weiter. Das Glück der Krähen ist das Pech ihrer leisen Nachbarn. Wer sein Herz wie der Rezensent an die Rotkehlchen verloren hat, der lässt das Buch melancholisch gestimmt sinken.

Aldous Huxley: "Die Krähen von Perblossom". Aus dem Amerikanischen übersetzt von Dirk van Gunteren. Mit farbigen Bildern von Sabine Wilharm. Fischer Schatzinsel, Frankfurt am Main 2007. 32 S., geb., 12,90 [Euro]. Ab 5 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Andreas Platthaus widmet sich in seiner Besprechung mehr den Illustrationen von Sabine Wilharm als der kleinen Geschichte von Aldous Huxley. Der Rezensent erklärt uns kurz, wie es zu dem Buch kam - Huxley schrieb es im amerikanischen Exil für seine damals fünfjährige Nichte - um dann vor allem in den Bildern zu schwelgen. Er scheint richtig froh, dass Sabine Wilharm, die auch die Titelbilder der deutschsprachigen Potter-Bände gestaltet hat, jetzt wieder Zeit für so ein kleines Sujet hat. Begeistert ist er von den kleinen Nebenfiguren, nämlich den Rotkehlchen, die von der Illustratorin eingeführt wurden und die zu ungewöhnlichen Perspektiven auf das Geschehen verführen. Dass die Krähen am Ende, als sie endlich die Schlange als Eierräuberin überführt haben, schließlich durch die Vielzahl ihres Nachwuchses die Rotkehlchen fast vertreiben, stimmt Andreas Platthaus "melancholisch", auch wenn hier "vom Sieg des Guten berichtet" wird.

© Perlentaucher Medien GmbH