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"Wahr ist, woran ich glaube, und woran ich glaube, ist wahr für mich." Anna glaubt nicht an den Weihnachtsmann, sondern an Studenten in Kostümen und dass es Unsinn ist, an etwas zu glauben, das es nicht gibt. Doch da sieht sie plötzlich einen Akkordeon spielenden Hund im Schnee. Vom Winterzirkus singt er, und genau davon hat ihr Tante Ruth auch erzählt, letzten Sommer. Das sei ein Zirkus nur für Tiere, hat sie gesagt. Das konnte Anna natürlich auch nicht glauben. Am Weihnachtsabend findet Anna zwei Zirkuskarten unter dem Kopfkissen. Stimmt es etwa doch? Aber wo steht das Zirkuszelt? Und für wen ist die zweite Karte?…mehr

Produktbeschreibung
"Wahr ist, woran ich glaube, und woran ich glaube, ist wahr für mich."
Anna glaubt nicht an den Weihnachtsmann, sondern an Studenten in Kostümen und dass es Unsinn ist, an etwas zu glauben, das es nicht gibt. Doch da sieht sie plötzlich einen Akkordeon spielenden Hund im Schnee. Vom Winterzirkus singt er, und genau davon hat ihr Tante Ruth auch erzählt, letzten Sommer. Das sei ein Zirkus nur für Tiere, hat sie gesagt. Das konnte Anna natürlich auch nicht glauben. Am Weihnachtsabend findet Anna zwei Zirkuskarten unter dem Kopfkissen. Stimmt es etwa doch? Aber wo steht das Zirkuszelt? Und für wen ist die zweite Karte?
Autorenporträt
Martin Baltscheit, geb. 1965, Studium des Kommunikationsdesign an der Folkwangschule in Essen. Für seine Arbeiten als Comic-Zeichner, Illustrator, Schauspieler, Kinderbuch-, Prosa, Hörspiel- und Theaterautor erhielt er zahlreiche Auszeichnungen. Der Autor lebt in Düsseldorf.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 10.12.2005

Weihnachtsfragen ohne Antwort
Wenig Lametta, viel Poesie: Martin Baltscheits "Winterzirkus"

In jedem Weihnachtsmann steckt ein Student, weiß die kleine Anna. Mit dieser realistischen Einstellung scheint sie dem heiligen Fest wesentlich unsentimentaler gegenüberzustehen als die übrige Familie. Daß ihr kleiner Bruder noch an das Christkind glaubt, ist ihr verständlich; aber warum schiebt die Mutter unaufhaltsam Plätzchen in den Ofen? Anscheinend möchte sie eine weihnachtlich duftende intakte Kinderwelt backen.

Martin Baltscheits Kindergeschichte zeigt eine ganz normale Familie zur Weihnachtszeit. Die Mutter werkelt an den Vorbereitungen, der Vater fügt sich in das vorweihnachtliche Treiben, und die Tochter beobachtet kopfschüttelnd die familiären Aktivitäten. Doch neben diesem modernen Alltagsleben meint man beim Lesen ein bedrohliches Knistern zu vernehmen. Als trüge kein fester Text die Erzählung, sondern als bewegte sie sich auf einer nur dünnen eisigen Oberfläche, unter der etwas anderes lauert. Und wie bei dem großen Weihnachtsmärchen von E.T.A. Hoffmann, seinem "Nußknacker und Mausekönig", in dem die kleine Marie inmitten der nach Pfefferkuchen und frischen grünen Tannenzweigen duftenden Kulisse unaufhaltsam dem grausigen Nachtstück entgegentreibt, so schleicht sich auch bei Baltscheit etwas Unheimliches, Psychologisch-Phantastisches in die Weihnachtsgeschichte hinein. Bedeutsam wird eine harmlos wirkende Frage, die Anna ihrer Tante Ruth im Sommer gestellt hatte. Eine alltägliche Kinderfrage, die sich darum drehte, was wohl der Zirkus im Winter mache. Anna erfährt, daß der Zirkus dann im Winterlager ist und Vorstellungen nur für die Tiere gibt.

Nun ist also der Winter gekommen, und wirklich scheint es Anna, als könnte sie eine verführerische Melodie auf der Straße vernehmen. Als sie den fremden Klängen folgt, meint sie einen akkordeonspielenden Hund durch die Straßen laufen zu sehen. Eine verwirrende Episode, die für eine Phantasie zu real, für den Beginn einer phantastischen Begebenheit zu surreal erscheint. Schließlich naht das Fest, und das abgründige Nebeneinander von knisternder Behaglichkeit und eiskalter Phantasiewelt gerät hier unvermittelt aneinander. Am Weihnachtsabend kommt es zum Höhepunkt. Nach dem festlichen Essen und der Bescherung wird Anna (heimlich, so scheint es) von ihrer Tante abgeholt, und schnell eilen die beiden in den zauberhaften Winterzirkus. Glücklich verfolgt Anna das Programm und berichtet anschließend ihren Eltern begeistert von dem phantastischen Ausflug.

Hier nun birst die dünne Erzählschicht; an der betroffenen Reaktion der Eltern kann man ablesen, was bisher unter der phantastischen Kindergeschichte versteckt gehalten wurde: Annas Tante Ruth ist vor einigen Monaten gestorben, die ganze Winterzirkusepisode war ein verzweifelter Bewältigungsversuch, den man mit großer Teilnahme auch als jüngerer Leser begreift. Baltscheit gelingt es, die feingesponnene Geschichte in der Balance zu halten, sprachlich gleitet er manchmal in einen seltsam anmutenden saloppen Jargon, der weniger flott als bemüht und aufgesetzt wirkt. Doch sein ungewöhnliches Weihnachtsmärchen kommt ohne viel Lametta aus. Die Bilder des jungen russischen Illustrators Aljoscha Blau kommentieren aufs eindrücklichste die zarte Fabel. Sie verzaubern und entwerfen gleichzeitig kühle Kulissen für das todtraurige Geschehen. Aljoscha Blaus Winterzirkustiere stammen aus surrealen Zwischenwelten. Man kann den Blick nicht von ihnen wenden, aber man fröstelt, wenn man sie betrachtet.

CAROLINE ROEDER

Martin Baltscheit: "Winterzirkus". Mit Illustrationen von Aljoscha Blau. Fischer Schatzinsel, Frankfurt am Main 2005. 80 S., geb., 12,90 [Euro]. Ab 8 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensentin Caroline Roeder mochte dieses "ungewöhnliche Weihnachtsmärchen", das aus ihrer Sicht "ohne viel Lametta" ausgekommt. Ein bisschen geht es darin für sie zu wie in E.T.A. Hoffmanns Weihnachtsmärchen "Nussknacker und Mausekönig", wo hinter duftender Weihnachtskulisse "etwas anderes" lauere und die Geschichte unaufhaltsam "dem grausigen Nachtstück" entgegen treibe. Bei Martin Baltscheit sei es der Tod einer Tante, der den dunklen Unterton zur Geschichte vom Winterzirkus bilde, in dem es nur Vorstellungen für Tiere gebe.  Kinder dürfen nur im Sommer kommen. Aus Sicht der Rezensentin gelingt es Baltscheit, seine Geschichte in der Balance zu halten. Nur sprachlich sieht sie ihn manchmal in einen "seltsam saloppen" Tonfall abgleiten, den sie weniger flott als "bemüht und aufgesetzt" findet.

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