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Was muss passieren, damit ein kleines Mädchen seine Freundin umbringt? Gibt es eine gerechte Strafe für eine solche Tat? Wie kann man mit einer solchen Schuld weiterleben? Jennifer Jones ist gerade zehn, als sie ihre Freundin erschlägt. Die Öffentlichkeit ist entsetzt. Nach mehreren Jahren Arrest erhält Jennifer eine neue Identität und versucht, mit der Vergangenheit abzuschließen und sich ein neues Leben aufzubauen. Doch es dauert nicht lange, bis diese Pläne durchkreuzt werden...

Produktbeschreibung
Was muss passieren, damit ein kleines Mädchen seine Freundin umbringt? Gibt es eine gerechte Strafe für eine solche Tat? Wie kann man mit einer solchen Schuld weiterleben? Jennifer Jones ist gerade zehn, als sie ihre Freundin erschlägt. Die Öffentlichkeit ist entsetzt. Nach mehreren Jahren Arrest erhält Jennifer eine neue Identität und versucht, mit der Vergangenheit abzuschließen und sich ein neues Leben aufzubauen. Doch es dauert nicht lange, bis diese Pläne durchkreuzt werden...
Autorenporträt
Anne Cassidy wurde 1952 in London geboren. Bevor sie sich ganz dem Schreiben widmete, war sie Lehrerin und arbeitete mehrere Jahre in einer Bank. Sie ist verheiratet und hat einen Sohn. Anne Cassidy hat in England mehrere sehr erfolgreiche Romane für Jugendliche veröffentlicht.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 07.11.2008

Eine zweite Chance
Anne Cassidys Psychothriller „Wer ist Jennifer Jones?”
Wie lebt jemand, der einen anderen Menschen ermordet hat, mit seiner Schuld weiter? Das allein ist schon eine schwierige Frage. Wie aber lebt ein zehnjähriges Kind weiter, das ein anderes zehnjähriges Kind ermordet hat? Das ist eine ungeheuerliche Frage, die man schnell wieder verdrängen möchte.
Die britische Jugendbuchautorin Anne Cassidy hat sich dieser Frage gestellt und in ihrem Psychothriller Wer ist Jennifer Jones? an Antworten herangetastet. Mehr als Annäherungen kann es bei einem solchen Thema nicht geben, denn bis in die letzte Tiefe lässt sich eine solch komplexe Mischung der Gefühle kaum ausloten. So ist dieses Buch tatsächlich mehr Psychothriller als psychologische Studie, und das ist auch völlig in Ordnung.
Denn wie jeder gute Thriller ist diese Geschichte, die von der 16-jährigen Alice und ihrer Vergangenheit als zehnjährige Jennifer erzählt, vor allem sehr spannend. Dass der demonstrativ normale Alltag des Teenies Alice alles andere als normal ist, wird dabei schnell klar: Nach sechs Jahren Haft hat man ihr eine falsche Identität und eine Ersatzmutter in einer fremden Stadt verpasst, um ihr einen Neuanfang zu ermöglichen. Doch die Medien sind ihr dicht auf den Fersen: Jeder will die Enthüllungsstory über die Kindsmörderin, die jetzt wieder in Freiheit leben soll, als erster bringen und dabei auflagensteigernde Empörung heucheln.
Es ist ja auch einfach, zu einem solchen Thema eine Meinung zu haben: Ein Mädchen, das seine Freundin umbringt, ist unrettbar verkorkst, gehört lebenslang hinter Gitter – und basta. Anne Cassidy macht es sich nicht so leicht. In langen Rückblenden erzählt sie von Jennifers Kindheit, von Einsamkeit, Verzweiflung, Wut. Denn Jennifer lebt alleine mit ihrer Mutter, der sie schnell zur Belastung wird - vor allem, als deren Modelkarriere endet und sie sich deutlich unseriösere Jobs suchen muss. Die Tochter wird zur gleichgültigen Großmutter geschickt, bei Bekannten abgestellt, vergessen. Und Jennifer, ein empfindsames und gutmütiges Mädchen, schluckt alles. Nur in besonderen Stresssituationen rastet sie aus: Dann läuft sie weg. Oder sie schlägt zu.
Wie an jenem fatalen Nachmittag am See, als sie ihrer Freundin Michelle einen Baseballschläger über den Kopf zieht und sie dann in einem Erdloch versteckt. Sie hatten gestritten, und Michelle war auch keine einfache Freundin gewesen: verzogen, dominant, launisch. Doch beim Streit der beiden ging es eigentlich um viel mehr: um Jennifers Angst vor Liebesentzug; um den Hass auf die Mutter, die sie seit neuestem zu Sachen zwingen will, die man von einer Tochter nicht verlangen darf; um einen Ausweg aus der Ausweglosigkeit. Es ging also darum, eine entsetzliche innere Leere zu füllen, und sei es durch ein „hässliches Geräusch”.
Sechs Jahre später ist ein offensichtlich recht normales Mädchen aus Jennifer geworden, das sich in Therapien mit seinen Traumata und seiner Schuld auseinander gesetzt hat und reif wäre für ein anderes Leben. Ob dies realistisch ist oder nicht, muss der Leser selbst entscheiden. Anne Cassidy jedenfalls enthält sich jeder plumpen Wertung, sie versucht nur, die Verletzungen des alten und die Probleme des neuen Lebens anschaulich zu beschreiben.
Doch letztlich spricht aus allen ihren Zeilen: Jeder Mensch hat eine zweite Chance verdient. Auch und gerade eine zehnjährige Kindsmörderin. (ab 13) ANTJE WEBER
ANNE CASSIDY: Wer ist Jennifer Jones? Ein Psychothriller. Aus dem Englischen von Katarina Ganslandt. Fischer TB Verlag 2008. 351 Seiten, 8,95 Euro.
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensentin Antje Weber ist sich nicht ganz sicher, wie glaubwürdig sie die Entwicklung findet, die die britische Jugendbuchautorin Anne Cassidy einer 10-jährigen Mörderin zuschreibt. Ein paar Jahre später ist aus dieser Jennifer die 16-jährige Alice, ein "offensichtlich recht normales Mädchen", geworden. Wie das emotional genau funktionieren kann, daran bietet dieses Buch nur "Annäherungen". In diesem Sinne ist das Buch auch eher ein "Psychothriller" als eine "psychologische Studie" geworden. Doch auch wenn einiges offen bleibt: Mit der grundsätzlichen Stoßrichtung der Geschichte, nämlich, dass "jeder Mensch eine zweite Chance" verdient, ist Weber durchaus einverstanden.

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