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Die Globalisierungsdebatte wird von zwei sehr unterschiedlichen Lagern geführt. Die Vertreter des Liberalismus glauben an die heilsbringende Macht der Marktordnung, die neomarxistische Seite sieht die Lösung vieler Probleme dagegen in der Befreiung von eben dieser Marktordnung. Beide Seiten werfen der jeweils anderen vor, die Wahrheit zu ignorieren. Schaut man genauer hin, fällt allerdings eine Gemeinsamkeit auf: die Verwendung religiöser Begriffe und Erzählmotive. Auch bieten beide Seiten eine Heilsgeschichte, die die Hoffnung auf Erlösung und die Angst vor Zerstörung enthält. In ihrem Reden sind sie sich daher näher, als ihnen recht sein kann.…mehr

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Produktbeschreibung
Die Globalisierungsdebatte wird von zwei sehr unterschiedlichen Lagern geführt. Die Vertreter des Liberalismus glauben an die heilsbringende Macht der Marktordnung, die neomarxistische Seite sieht die Lösung vieler Probleme dagegen in der Befreiung von eben dieser Marktordnung. Beide Seiten werfen der jeweils anderen vor, die Wahrheit zu ignorieren. Schaut man genauer hin, fällt allerdings eine Gemeinsamkeit auf: die Verwendung religiöser Begriffe und Erzählmotive. Auch bieten beide Seiten eine Heilsgeschichte, die die Hoffnung auf Erlösung und die Angst vor Zerstörung enthält. In ihrem Reden sind sie sich daher näher, als ihnen recht sein kann.
Autorenporträt
Michael Dellwing studierte Global Political Economy an der Universität Kassel und ist dort am Lehrstuhl Makrosoziologie als Lektor tätig.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.08.2008

Die göttliche Hand
Michael Dellwing sucht nach religiöser Marktrhetorik

In der Globalisierungsdebatte geht es vordergründig um wirtschaftliche, soziale und politische Fragen. Michael Dellwing glaubt, dahinter verstecke sich ein religiöser Subtext. Die liberalen Globalisierungsbefürworter halten die freie Marktordnung für die Lösung, die neomarxistisch inspirierte Gegenseite sieht im Markt den Ursprung aller Übel. Dellwing stellt die These auf, dass die beiden Lager zwar höchst unterschiedliche Meinungen vertreten, diese aber mit demselben religiös geprägten Vokabular vermitteln. "Wenn religiöse Rhetorik in liberalen Beschreibungen zu finden ist, liegt das an der diskursiven Verwobenheit des frühen Liberalismus mit christlicher, vor allem calvinistischer, Theologie." Das gelte auch für die marxistischen Gegner des Liberalismus, "auch in ihren Redeweisen finden sich religiöse Rhetoriken, oft dieselben, die sich auch im Liberalismus auffinden lassen".

Es ist nicht sonderlich originell, was Dellwing über die religiös-philosophischen Ursprünge des Wirtschaftsliberalismus im protestantisch-calvinistischen Denken des 18. Jahrhunderts schreibt. In Adam Smiths eingängiger Metapher der unsichtbaren Hand haben schon viele eine Andeutung auf eine "göttliche"Hand erkannt, die den Markt regle. Staatliche Eingriffe in den Markt, so mag es mancher religiöse Liberale gesehen haben, berührten die göttliche Ordnung und seien daher anmaßend. Dellwing geht nun so weit zu behaupten, auch heute noch sei ein kritischer Diskurs über die Globalisierung ohne religiöse Rhetorik nicht möglich. Denn jede Rhetorik gehe auf christliches Vokabular zurück, erklärt er apodiktisch, jedoch ohne ausreichende Begründung. Die Debatte über die Globalisierung verweise in Wahrheit auf die Apokalypse - das Ende der Geschichte und den Übergang von der alten, schlechten Welt in ein neues Reich. So weit, so gewagt.

Sprachlich ist das Buch über weite Strecken eine Zumutung. Tipp- und Zeichenfehler, Wort- und Satzwiederholungen lassen an der Sorgfalt des Autors und des Lektors zweifeln. Inhaltlich wäre zu erwarten, ein Werk, das die Argumentationsstruktur der Befürworter und Gegner in der Globalisierungsdebatte behandle, sei voll von Zitaten selbiger. Diese sucht der Leser jedoch vergebens. Wie im Vorwort angekündigt, enthält Michael Dellwings "Globalisierung und religiöse Rhetorik" keine "umfassende Übersicht" über die Argumente, die sich die Diskussionsgegner an den Kopf werfen. Nach eigener Auskunft folgt Dellwing "keiner strengen Logik und keiner detailliert abgesteckten Methode". Er kommt zu dem Schluss, dass die Entdeckung religiöser Rhetorik in der Globalisierungsdebatte keinen Einfluss auf dieselbige habe. Warum also dieses Buch?

INSA SCHIFFMANN

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensentin Insa Schiffmann kann sich nicht für Michael Dellwings Arbeit über religiöse Rhetorik in der Globalisierungsdebatte erwärmen. Zwar scheint ihr die Ansicht des Autors, sowohl Befürworter als auch Gegner der Globalisierung hantierten mit religiös geprägten Vokabular, nicht unbedingt verkehrt. Aber für sonderlich originell hält sie etwa die Ausführungen Dellwings über die religiös-philosophischen Ursprünge des Wirtschaftsliberalismus im protestantisch-calvinistischen Denken des 18. Jahrhunderts auch nicht. Überaus skeptisch sieht sie die These, jede Rhetorik gehe auf christliches Vokabular zurück, zumal sie ihres Erachtens nicht hinreichend begründet wird. Recht verwegen findet sie auch die Auffassung Dellwings, die Globalisierungsdebatte verweise in Wahrheit auf die Apokalypse. Schließlich moniert sie die vielen sprachlichen Schludrigkeiten, Tipp- und Zeichenfehler, Wort- und Satzwiederholungen.

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