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Mohammed Atta al-Sayed, Abu Mussab al-Zarkawi, Schamil Bassajew. Der BND verfolgt Spuren von Ulm nach Tschetschenien, infiltriert verdächtige Personengruppen mit V-Leuten und erstellt Fahndungsprofile für Topterroristen wie den Jordanier Zarkawi. Eric Gujer beobachtet den BND seit Jahren und zeichnet ein differenziertes Bild einer viel kritisierten Institution im Wandel. Er analysiert, ob er seiner neuen Aufgabe gewachsen ist, ohne unsere Bürgerrechte zu bedrohen, und beschreibt, wie die Zukunft der Geheimdienste aussehen wird.

Produktbeschreibung
Mohammed Atta al-Sayed, Abu Mussab al-Zarkawi, Schamil Bassajew. Der BND verfolgt Spuren von Ulm nach Tschetschenien, infiltriert verdächtige Personengruppen mit V-Leuten und erstellt Fahndungsprofile für Topterroristen wie den Jordanier Zarkawi. Eric Gujer beobachtet den BND seit Jahren und zeichnet ein differenziertes Bild einer viel kritisierten Institution im Wandel. Er analysiert, ob er seiner neuen Aufgabe gewachsen ist, ohne unsere Bürgerrechte zu bedrohen, und beschreibt, wie die Zukunft der Geheimdienste aussehen wird.
Autorenporträt
Eric Gujer, Jahrgang 1962, ist Deutschland-Korrespondent der Neuen Zürcher Zeitung. Er hat die Wende in der DDR in Ostberlin beobachtet und arbeitete anschließend als Korrespondent der NZZ in Jerusalem und Moskau. Er unternahm ausgedehnte Reisen in den Kaukasus, nach Pakistan, Indien und Zentralasien. Seit 1998 lebt und arbeitet er in Berlin.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.07.2006

Leise rieselt der Gehlen
Möglichkeiten und Aufgaben des Bundesnachrichtendienstes

Der Bundesnachrichtendienst (BND) ist im Gerede. Er hat gegen Gesetze verstoßen, beschäftigt nach Auffassung des Kanzleramtes rückwärtsgewandte Mitarbeiter. Frühere Agenten publizieren plauderhafte Bücher, Sonderermittler und Untersuchungsausschuß ergänzen einander beim Staunen über hausinterne Merkwürdigkeiten. Die Opposition beschimpft den BND als "Sauladen". Betrübliche Zeiten für Leute, die glauben, daß die Bundesrepublik Deutschland einen funktionsfähigen Geheimdienst braucht.

Der Schweizer Journalist und Berlin-Korrespondent Eric Gujer ist dieser Auffassung. Er hat über den BND ein Buch geschrieben, das sich überwiegend mit den eigentlichen Aufgaben des Nachrichtendienstes befaßt, nämlich der "informationellen Kriegführung" in Zeiten des internationalen Terrors. Gujer beschreibt dabei einen angeblichen Wandel des Dienstes seit dem Kalten Krieg, der dem BND zwischenzeitlich neues, erhöhtes Ansehen in der Politik eingetragen hatte. Schon in den achtziger Jahren hatte die Organisation in Pullach bei München der politischen Entwicklung und dem technischen Fortschritt nicht mehr folgen können. Die Bonner Politik entnahm nach 1989 dem BND-Etat teilweise ihre Friedens-Dividende. Hunderte Personalstellen fielen weg, technische Neuerungen des Digitalzeitalters kannten die Mitarbeiter überwiegend vom Hörensagen. Zum Ende der DDR hatte der BND wenig Wissenswertes beizutragen.

Bei der Jagd der Geheimdienste nach den Hinterlassenschaften der DDR-Staatssicherheit verlor der BND manches Rennen. Die Rosenholz-Daten mit Tausenden Stasi-Verbindungen in Ost und West beispielsweise schnappten sich die Amerikaner. Erst über ein Jahrzehnt später können deutsche Behörden und ausgewählte Forscher diese Angaben verwerten. Immerhin zog der BND beim Wettangeln der Geheimdienste um Akten und Agenten aus den abziehenden sowjetischen/russischen Streitkräften aus der DDR einige größere Fische an Land.

Zum Bedeutungsverlust gesellte sich die böse Freundin der Geheimniskrämerei, die Intrige. Der ehemalige Chef der Spionageabteilung, Volker Foertsch, geriet in den Verdacht, selbst Spion der Russen zu sein. Ein Beweis dafür wurde nicht gefunden. Was nach Gujers Auffassung eine "falsche Anklage" war, entwickelte sich zum jahrelangen Stellungskrieg innerhalb des BND, dessen Teilnehmer noch heute vor Gerichten und mit Unterstützung von Freundeskreisen für jeweils ihre Version streiten. Der Autor selbst ist Mitglied eines "Gesprächskreises Nachrichtendienste in Deutschland", dessen Vorstand Volker Foertsch als Beirat angehört. Gujers Buch verdankt diesen Verbindungen sicherlich einige Einsichten. Der Journalist befaßt sich jedenfalls detailliert mit der "Foertsch-Affäre", die Teil einer Dienstvergangenheit ist, die nicht vergehen will.

Es gibt heutzutage nach wie vor allerlei Aufgaben, die Gujer präzise und nachvollziehbar erläutert. Der Eindruck seriöser Darstellung entsteht zudem dadurch, daß Gujer auf läppische Geheimtinte-Annekdoten verzichtet. Der Auslandsnachrichtendienst soll die politische Führung des Landes, aber beispielsweise auch die Bundeswehr oder international tätige deutsche Unternehmen mit Informationen über das weltweite Geschehen informieren, etwa über Terrorbedrohung, Technologieschmuggel, Waffenhandel, heimliche Verbreitung von Nukleartechnik und Nuklearmaterial.

All das soll der BND unauffällig, sparsam und in Harmonie mit seinen umfangreichen Verwaltungsvorschriften und Dienstanweisungen erkunden. Dazu hat er nach Gujers Schätzung nur etwa 300 seiner sechstausend Mitarbeiter im Ausland stationiert. Gleichwohl war es dem BND in den vergangenen Jahren gelungen, sich einen guten Ruf als "Instrument einer aktiven Außenpolitik" zu erarbeiten. Davon profitiert besonders die Bundeswehr, die sich bei ihren Auslandseinsätzen auch auf Informationen des Bundesnachrichtendienstes verläßt. Der Höhepunkt dieser Entwicklung war Anfang Mai 2006 Anwesenheit und Rede der Bundeskanzlerin Merkel bei der Feier zum fünfzigjährigen Bestehen des BND im Berliner Zeughaus. Tags darauf wurde der Schäfer-Bericht über die überwiegend rechtswidrigen Journalisten-Beobachtungen publik und riß alle Worte der Anerkennung mit sich fort. Jene Affäre und andere Vorkommnisse werden zumindest das Parlament noch Monate beschäftigen.

Gujers Buch trägt vielleicht dazu bei, einige verschobene Eindrücke zu korrigieren. Denn es weckt - bei aller Kritik - Verständnis für die tatsächlichen Möglichkeiten und die Aufgaben des deutschen Auslandsnachrichtendienstes.

PETER CARSTENS

Eric Gujer: Kampf an neuen Fronten. Wie sich der BND dem Terrorismus stellt. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2006. 316 S., 24,90 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Etwas "nostalgisch" mutet Rezensent Otto Diederichs dieses Buch über die Arbeit des BND von Eric Gujer an. Sein Hauptkritikpunkt betrifft die Behandlung des eigentlichen Themas des Buchs: die Rolle des BND beim Kampf gegen den neuen Terrorismus. Gerade in diesem Punkt findet er die Ausführungen des Autors ziemlich mager. Wesentlich ausführlicher fallen da seines Erachtens die Kapitel aus, in denen es um dem BND in den alten Zeiten des Kalten Krieges geht. Hier bescheinigt er Gujer, bestens mit der Materie vertraut zu sein. Insgesamt allerdings beschleicht Diederich bei der Lektüre das Gefühl, dass weder der Autor noch der BND in Sachen neuer Terrorismus und seiner effektiven Bekämpfung ganz den Durchblick haben.

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