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Was ist Krieg? Wie wird er erlebt? Und was bringt Menschen dazu, Krieg zu führen oder sich mit seiner Grausamkeit zu arrangieren? Diesen Fragen geht Carolyn Nordstrom in ihrem ungewöhnlichen und engagierten Buch nach.Wir begegnen darin Kriegsverbrechern und -opfern, Helden und Halunken im Alltag des Krieges, sowie Durchschnittsfamilien, die versuchen, inmitten der Gefahr ein normales Leben zu führen. Carolyn Nordstrom hat diese Menschen befragt, hat mit ihnen gelebt und ist ihnen nahe gekommen. Sie erzählt von Waffenschiebern und hohen Militärs, von Waisenkindern, die sich in der Kanalisation…mehr

Produktbeschreibung
Was ist Krieg? Wie wird er erlebt? Und was bringt Menschen dazu, Krieg zu führen oder sich mit seiner Grausamkeit zu arrangieren? Diesen Fragen geht Carolyn Nordstrom in ihrem ungewöhnlichen und engagierten Buch nach.Wir begegnen darin Kriegsverbrechern und
-opfern, Helden und Halunken im Alltag des Krieges, sowie Durchschnittsfamilien, die versuchen, inmitten der Gefahr ein normales Leben zu führen. Carolyn Nordstrom hat diese Menschen befragt, hat mit ihnen gelebt und ist ihnen nahe gekommen. Sie erzählt von Waffenschiebern und hohen Militärs, von Waisenkindern, die sich in der Kanalisation von Luanda (Angola) eingerichtet haben, von der Frau, die auf dem Heimweg in blutige Unruhen gerät und unterwegs alles aufgibt, bis auf eine große Wassermelone. Nordstrom lässt die Menschen selber sprechen und zeigt dabei auf eindringliche Weise, wie weit die Globalisierung in jedes einzelne Leben hineinreicht. Nüchtern deckt sie die vom Krieg profitierenden internationalen Netzwerke auf, die illegal Milliarden von Dollars umsetzen, indem sie Waffen, Drogen, Edelsteine, Lebens- und Arzneimittel verschieben. Carolyn Nordstroms Buch berührt und klärt auf, indem es die im Fernsehen ausgeblendete und für uns unsichtbare Wirklichkeit des Krieges im 21. Jahrhundert sichtbar macht.
Autorenporträt
Carolyn Nordstrom ist Associate Professor für Medical Anthropology an der University of Notre Dame, Indiana. Sie verbrachte mehrere Jahre in verschiedenen Kriegsgebieten der Welt, insbesondere in Indien (Sri Lanka) und Afrika (Mozambik und Angola).
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 11.09.2006

Zonen der Gewalt
Die problematische Intervention in Bürgerkriegsregionen
Erst Somalia, dann Bosnien, der Kosovo, schließlich Afghanistan, Kongo und nun voraussichtlich der Libanon – die Liste der Auslandseinsätze der Bundeswehr wird immer länger. Doch was erwartet die Soldaten? Welche Gesellschaftsart und welcher Typ Konflikt begegnen ihnen dort? Diese Fragen sind im Vorfeld von militärischen Eingriffen in Bürgerkriegsregionen oft nur schwer zu beantworten. Und doch ist ein solcher Versuch angesichts der zunehmenden Interventionsbereitschaft westlicher Staaten nötiger denn je. Umso verdienstvoller, dass Carolyn Nordstrom ihre jahrelangen Beobachtungen in Kriegsgebieten wie Sri Lanka, Mosambik oder Angola nun in einer Studie zusammenfasst. Bemerkenswert sind die Aufzeichnungen der Anthropologin an der University of Notre Dame (Indiana) schon allein deshalb, da sie in einer überaus leserfreundlichen Wissenschaftsprosa ihre Geschichten erzählt. Nordstrom berichtet anschaulich von Krieg, Frieden und Schattenwirtschaften, die das Leben von Millionen Menschen prägen und die sich in Zonen der Gewalt auf verschiedenen Kontinenten ereignen.
Und sie erzählt von Frauen, die ihre wenigen Habseligkeiten der Polizei oder dem Militär überlassen müssen und damit die unterste Stufe an zwei sich überschneidenden Fronten bilden: der des Krieges und jener der unsichtbaren Ökonomien, die weltweit auf dem Vormarsch sind. Denn so wie die von Nordstrom beschriebenen Soldaten von armen Frauen Tribut verlangen, so müssen sie selbst an ihre Vorgesetzten zahlen. Diese haben auf den obersten Machtebenen oft die Kontrolle über nationale Konzessionen für Rohstoffe sowie über Unternehmen, die diese Konzessionen nutzen, die Güter transportieren und die Gewinne überwachen.
Jenseits der öffentlichen Wahrnehmung tun sich militärische Kommandeure mit Spekulanten zusammen, die Konsumgüter – von Waffen bis Zigaretten – in Kriegsgebiete schaffen und im Gegenzug wertvolle Rohstoffe – von Diamanten bis zu Edelhölzern – auf illegale Weise in die urbanen Zentren schleusen. Weniger konspirativ können sie mit (staatlich unterstützten) internationalen Händlern kooperieren, um an teure Waffen und Güter zu kommen: Exporte, die Länder in Friedenszeiten um der eigenen Profite willen tätigen, die den tatsächlichen Bedürfnissen des Käuferlandes und seines Krieges aber nur selten entsprechen. Nordstrom zeigt eindrucksvoll, wie diese Transaktionen auf unterschiedliche Weise getragen werden von Systemen der Partnerschaft, der Zweckbündnisse, des Zwangs, der Abhängigkeit oder der offenen Verletzung geltenden Rechts; von der armen Frau, die ihr letztes Stück Brot dem einfachen Soldaten geben muss, bis hin zu den globalen Strömen, in denen Waffen und Rohstoffe für harte Währung gehandelt werden.
Die von Nordstrom als Schattennetzwerke bezeichneten Tauschsysteme haben nicht nur grundlegende Bedeutung für die Bürgerkriege, in die westliche Staaten intervenieren, sondern machen allmählich auch einen großen Teil der gesamten Weltwirtschaft aus. In Angola sind es nach Nordstroms Berechnungen 90 Prozent der Volkswirtschaft, in Kenia, Italien und Peru 50 Prozent, in Russland zwischen 40 und 60 Prozent; in den USA gehören zwischen 10 und 30 Prozent der Wirtschaft zu den außerstaatlichen Transaktionen. Somit spielen die Schattenökonomien eine zentrale Rolle für die globale Machtverteilung.
Wie wenig aussichtsreich vor diesem Hintergrund der Versuch ist, mit Waffengewalt Bürgerkriege zu befrieden oder missliebige Regime zu entfernen, verdeutlichen auch die Guerillakämpfe, die Jon Lee Anderson sehr anschaulich beschreibt. Seit Mitte der 70er Jahre als Kriegskorrespondent in Krisengebieten unterwegs, hat er einen tiefen Einblick in Motive und Formen des bewaffneten Widerstands gegen Okkupationen erlangen können: Der Impuls, Eindringlinge abzuwehren, sei eine typisch menschliche Reaktion, und es gebe wenig, was den Widerstand mehr beflügele als eine Militärinvasion durch eine fremde Macht. „Die amerikanische Besatzung des Irak ist wie ein fehlgeschlagenes chemisches Experiment, bei dem man sämtliche notwendigen Zutaten, um einen Aufstand auszulösen, in einen Topf geworfen hat.”
Eine regionale Beobachtung, die nach Andersons Schilderungen aus Afghanistan, Burma, El Salvador, der Westsahara und dem Gaza-Streifen globale Gültigkeit haben dürfte, betrachtet man den Verlauf von Okkupationen in der Weltgeschichte.
THOMAS SPECKMANN
JON LEE ANDERSON: Guerillas. Töten für eine bessere Welt. List Verlag, Berlin 2005. 352 Seiten, 22 Euro.
CAROLYN NORDSTROM: Leben mit dem Krieg. Menschen, Gewalt und Geschäfte jenseits der Front. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2005. 279 Seiten, 24,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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21.07.2005, Die Furche, Eine Art lebendiger Tod: "Carolyn Nordstrom hat ein Buch über den Krieg geschrieben, das verstört und betroffen macht, da es die Ursache in uns selber findet."

17.08.2005, Basler Zeitung, Leben im Krieg: "Geschichten, die berühren und an gängigen Vorstellungen rütteln."

15.09.2005, Inkota-Brief, Kriegsgebiete und Schattenökonomien: "Der Autorin gelingt in sehr anschaulicher, spannender und leicht zu lesender Weise das Kunststück, wissenschaftliche Erkenntnisse zum Thema Kriegswirtschaft mit Geschichten von Einzelpersonen zu verknüpfen."

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Beeindruckt zeigt sich Thomas Speckmann von dieser Studie über das "Leben mit dem Krieg", die Carolyn Nordstrom vorgelegt hat. Hervorgegangen aus langjährigen Beobachtungen in Kriegsgebieten wie Sri Lanka, Mosambik oder Angola schildere die Arbeit das gewaltbestimmte Leben von Millionen von Menschen in verschiedenen Krisengebieten der Welt. Besonders interessiert sich Speckmann für die Analyse der ökonomischen Situation in diesen Gebieten. Er attestiert Nordstrom eine eindrückliche Darstellung der dort entstandenen der öffentlichen Wahrnehmung entzogenen "unsichtbaren Ökonomien". Dabei hebt er ihre Feststellung hervor, dass die ökonomischen Schattennetzwerke nicht nur für die Bürgerkriege eine zentrale Rolle spielen, sondern inzwischen auch einen beträchtlichen Teil der gesamten Weltwirtschaft ausmachen. Ein großes Lob spricht er Nordstrom für ihren anschaulichen und lesefreundlichen Stil aus.

© Perlentaucher Medien GmbH