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Am Ende des 19. Jahrhunderts nahmen die jungen Nationen Deutschland und die USA eine ganz besondere Stellung ein: Beide strebten nach Weltgeltung noch war unklar, ob das kommende Jahrhundert ein amerikanisches oder ein deutsches werden würde. Das Buch vergleicht die Entwicklung der USA und Deutschlands von 1890 bis heute und erfasst damit die zentralen Aspekte in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur, die die beiden Nationen zu dem gemacht haben, was sie heute sind.

Produktbeschreibung
Am Ende des 19. Jahrhunderts nahmen die jungen Nationen Deutschland und die USA eine ganz besondere Stellung ein: Beide strebten nach Weltgeltung noch war unklar, ob das kommende Jahrhundert ein amerikanisches oder ein deutsches werden würde. Das Buch vergleicht die Entwicklung der USA und Deutschlands von 1890 bis heute und erfasst damit die zentralen Aspekte in Politik, Gesellschaft, Wirtschaft und Kultur, die die beiden Nationen zu dem gemacht haben, was sie heute sind.
Autorenporträt
Christof Mauch, geboren 1960, war Direktor des Deutschen Historischen Instituts in Washington. Seit 2007 lehrt er als Professor für Amerikanische Geschichte und transatlantische Beziehungen am Amerika-Institut der Ludwig- Maximilians-Universität München.Kiran Klaus Patel, geboren 1971, war Juniorprofessor für Neuere Geschichte an der Humboldt-Universität Berlin sowie John F. Kennedy Fellow an der Harvard University. Seit 2007 ist er Professor für Europäische Geschichte am Europäischen Hochschulinstitut in Florenz.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.08.2008

Damit die Nationalfixierung der Forschung überwunden wird
Amerika und Deutschland im Vergleich: Christof Mauch und Kiran Klaus Patel zeichnen die großen Linien von 1890 bis heute

Vergleiche sind der "Lebensatem der Geschichte", so formulierte es einmal der Heidelberger Historiker und Kenner der deutsch-amerikanischen Geschichte Detlef Junker. Die bisherigen Arbeiten zu Deutschland und den Vereinigten Staaten auf dem methodisch schwierigen Feld der komparativen Geschichtswissenschaften konzentrieren sich freilich auf relativ enge Zeiträume und sind vielfach auch thematisch stark spezialisiert.

Deshalb ist es nicht übertrieben, wenn die Professoren Christof Mauch und Kiran Klaus Patel ihr Projekt "Wettlauf um die Moderne" als "Neuansatz in der historischen Komparatistik" beschreiben. Die beiden Historiker haben einen Sammelband konzipiert, der die Entwicklungen in Deutschland und den Vereinigten Staaten in bislang nicht dagewesener thematischer Spannbreite systematisch über einen Zeitraum beleuchtet, der sich von 1890 bis in die jüngste Gegenwart erstreckt. Angesichts der vielfältigen Herausforderungen, denen dieses anspruchsvolle Unterfangen begegnet, verweisen die Herausgeber vorsichtig auf den "experimentellen Charakter" ihres Projekts, mit dem sie jedoch gleichwohl ehrgeizige wissenschaftliche Ziele verfolgen. Nach Jahrzehnten der Detailforschung sei es an der Zeit, sich über die großen Linien der Geschichtsforschung Gedanken zu machen, reklamieren Mauch und Patel. Über die deutsch-amerikanische Geschichte hinaus solle der Band letztlich dazu beitragen, die bisher dominante Nationalfixierung der Forschung zu überwinden.

Das Buch ist denn auch Ergebnis eines Gemeinschaftsprojekts zwischen dem Deutschen Historischen Institut (DHI) in Washington und der Humboldt-Universität zu Berlin. Mauch war acht Jahre Direktor des DHI, bevor er 2007 an die Ludwig-Maximilians-Universität München wechselte, wo er Amerikanische Geschichte und Transatlantische Beziehungen lehrt. Patel hat seinen akademischen Standort mittlerweile von Berlin über ein Fellowship an der Harvard-Universität nach Florenz, ans Europäische Hochschulinstitut, verlagert.

Zum Anlass für den Geschichtsvergleich nahmen die Herausgeber die Kluft zwischen Deutschland und Amerika, die sich nach dem Militäreinsatz im Irak 2003 auftat. Zum besseren Verständnis der Ursachen und Tragweite der transatlantischen Divergenzen und der wechselvollen deutsch-amerikanischen Geschichte insgesamt brachten Mauch und Patel Wissenschaftler von beiden Seiten des Atlantiks zusammen, die auf zentralen Feldern von Politik, Wirtschaft, Kultur und Gesellschaft die Entwicklung beider Staaten auf Gemeinsamkeiten und Gegensätze, Kontinuitäten und Brüche, Transfers und wechselseitige Befruchtung untersucht haben.

Zu den Autoren gehören bekannte Historiker wie Konrad Jarausch von der University of North Carolina at Chapel Hill und der an der University of Chicago lehrende Michael Geyer sowie auf deutscher Seite Paul Nolte von der Freien Universität Berlin. Vor allem aber fällt auf, dass die Mehrzahl der Verfasser zur jüngeren Wissenschaftlergeneration zählt, jedenfalls für deutsche Begriffe; Patel selbst ist Jahrgang 1971.

Geschrieben ist der Sammelband sowohl für Fachhistoriker als auch für den interessierten Laien. Der besonderen Herausforderung an Lesbarkeit und Anschaulichkeit des Werkes, die sich damit zwangsläufig ergibt, begegnete man unter anderem durch einen völligen Verzicht auf Fußnoten. Eine knappe Liste von Literaturhinweisen findet sich für jedes Kapitel gesondert im Anhang des Buches. Auch der Umgang mit Jahreszahlen ist äußerst sparsam. Zur Auflockerung wurden zudem Schwarzweißbilder eingefügt. Vor allem aber waren die Autoren gehalten, keine enzyklopädischen Aufsätze, sondern gut lesbare Essays zu verfassen. Diesem Anspruch werden die einzelnen Kapitel in erfreulich weitem Umfang gerecht. Viele Essays sind vorzüglich geschrieben und von bemerkenswerter analytischer Schärfe und Dichte, etwa die zu den Themen Religion und Umwelt sowie das aus dem Englischen übersetzte Kapitel zum Sozialstaat. Auch das Problem der Stofffülle wird durchweg kreativ gemeistert. Dabei sind Auslassungen unvermeidlich. So wird in dem Kapitel "Recht" ausschließlich die Verfassungsentwicklung in Deutschland und Amerika beleuchtet, nicht jedoch das Straf- oder Zivilrecht. Angesichts der engen Verflechtung von Verfassungsrecht und Politik erscheint diese Konzentration durchaus sinnvoll. Allerdings hätte man sich bei der Analyse, welche Rolle die obersten Gerichte im jeweiligen Machtgefüge ihres Landes als "Hüter der Verfassung" spielen, noch eine Berücksichtigung der Guantánamo-Urteile des Supreme Court gewünscht. Aber auch so ist der Essay zum sperrigen Thema Recht überzeugender Beleg dafür, dass die komparative Untersuchung Auffälligkeiten ans Licht bringt, die bei isolierter Betrachtung des jeweiligen Landes jedenfalls nicht so deutlich hervorträten.

Dies zeigt sich unter anderem bei den Überlegungen, die die Autoren beim Vergleich von Supreme Court und Bundesverfassungsgericht zur Modernität des jeweiligen Verfassungssystems anstellen. Da in Deutschland keine Kulturkriege wie in den Vereinigten Staaten geführt würden und das Karlsruher Verfassungsgericht nicht in gleichem Maße in den politisierenden Sog wie der Supreme Court geraten sei, so die These der Verfasser, wirke die deutsche Version des aus Amerika übernommenen Primats der Verfassung womöglich stabilisierender für den gesellschaftlichen Frieden, als dies in den Vereinigten Staaten selbst der Fall sei.

Auf eine normative Definition von "Moderne" wird in dem Band allerdings bewusst verzichtet, was angesichts des Buchtitels verwundern mag. Den "Wettlauf um die Moderne" wollen die Herausgeber metaphorisch verstanden wissen: als Wettbewerb zweier Gesellschaften im Zeitalter der Massen wie auch der Individualisierung. Originelle Gedanken zur Modernitätsfrage entwickeln insbesondere die Autoren des Kapitels Religion. Ziehe man Kriterien wie die Bedeutung des Marktes, Flexibilität und Mobilität heran, erscheine die Entwicklung des religiösen Lebens in den Vereinigten Staaten - etwa die Praxis, Religion als Dienstleistung zu begreifen und auf subjektive Spiritualität anstatt auf traditionelle Glaubensgemeinschaften zu bauen - sogar eher den Kennzeichen einer modernen Gesellschaft zu entsprechen als die Marginalisierung des christlichen Glaubens in Deutschland, legen die Verfasser dar. Das amerikanische Beispiel zeige, dass der Bedeutungsverlust von Religion nicht notwendigerweise Wegbegleiter der Moderne sei. Womöglich, so spekulieren die Autoren, werde der in Deutschland forcierte Umbau des Sozialstaates auch hierzulande ein neues Betätigungsfeld für religiöse Gemeinschaften bilden.

Auch in anderen Essays werden mit teilweise überraschenden Ergebnissen gängige Klischees aufgebrochen und stereotype Vorstellungen von Deutschland und den Vereinigten Staaten kritisch beleuchtet. Im Essay zur Einwanderung wird zum Beispiel nachgewiesen, dass das Schwarzweißbild von der abwehrenden Haltung Deutschlands gegenüber Zuwanderern auf der einen Seite und Amerika als klassischem Einwanderungsland auf der anderen Seite in Wahrheit etliche Schattierungen aufweist. Im Aufsatz zum Umweltschutz werden neben dem bekannten Sündenregister auch vielfach vergessene oder bewusst missachtete Entwicklungen in den Vereinigten Staaten erwähnt, etwa die Schaffung von Nationalparks und die frühe Massenmobilisierung zum Schutz der Umwelt. Insgesamt ziehen die Autoren jedoch ein für die Vereinigten Staaten wie für Deutschland kritisches Resümee beim Umweltschutz. Diesseits wie jenseits des Atlantiks werde mit Pathos der Schutz gewisser Enklaven propagiert, der jedoch von einer umweltverträglichen Gesamtsicht auf die Natur ablenke.

Durch den Vergleich der beiden Nationalgeschichten wird das Bild von Deutschland und Amerika nicht auf den Kopf gestellt. Vielmehr wird dem Leser pointiert und nuanciert vorgeführt, dass die gängigen Raster vielfach zu grob sind, um die zum Teil unterschiedlichen, zum Teil ähnlichen und vielfach sich überkreuzenden Wege Deutschlands und der Vereinigten Staaten in die Gegenwart zutreffend zu beschreiben.

KATJA GELINSKY

Christof Mauch, Kiran Klaus Patel (Hrsg.): "Wettlauf um die Moderne". Die USA und Deutschland 1890 bis heute. Mit einem Nachwort von Joschka Fischer. Pantheon Verlag, München 2008. 479 S., geb., 16,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.06.2009

Literatur
Donnerstag, 4. Juni
Historicum, Raum 001 19.30 Uhr
Atina Grossmann: Unerwartete Begegnungen. Juden, Deutsche und Alliierte im besetzten Deutschland 1945-49; Schellingstr. 12, 280 01 35
Freitag, 5. Juni
Atelierhaus 19.30 Uhr
Margaret Atwood: Die Räuberbraut, Wolf Euba liest (auch am Fr., 12., Do., 18., und Fr., 26. Juni); Theresienstraße 65, Rgb., 081 42/533 55
Kleiner Konzertsaal im Gasteig 18 Uhr
Ver-rückt! Grenzgänge zwischen Wahrheit und Wahnsinn, literarisch-musikalischer Abend, Nina Hoger (Rezitation), Frauke-Maria Thalacker (Sopran), Tammin J. Lee (Klavier), Werke: Schumann, Thomas, Meyerbeer, Reinmann, Seither, Texte: Woolf, Sexton, Plath, Bachmann und Carrington; Rosenheimer Str. 5, 21 83 91 82
Seidlvilla 20 Uhr
Literatur aus Kroatien, Marica Bodrozic liest aus ihren Werken; Nikolaiplatz 1b, 33 31 39
Samstag, 6. Juni
EineWeltHaus 17 Uhr
Münchner Kinder – für Puschkin, Veranstaltung zum 210. Geburtstag von Alexander Sergejewitsch Puschkin (1799-1837) mit Teilnehmern russischer Vereine und Schulen Münchens (in russischer Sprache); Schwanthaler Str. 80, 85 63 75 10
Sonntag, 7. Juni
Seidlvilla 19 Uhr
Tatjana Kuschtewskaja: Baikal und seine Schamanen; Nikolaiplatz 1b, 33 31 39
Montag, 8. Juni
Amerika Haus 19 Uhr
Christof Mauch und Kiran Klaus Patel (Hg.): Wettlauf um die Moderne. Die USA und Deutschland 1890 bis heute, Simone Lässig, Paul Nolte und Philipp Gassert (Diskussion); Karolinenplatz 3, Eintritt frei
Café Gap 20 Uhr
Speak&Spin, Karl Bruckmaier, Katja Huber, Stefan Wimmer und Tom Schulz lesen aus dem „Münchner Kneipenbuch”; Goethestr. 34, 54 40 40 94
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Werner Link hat sich mit großem Interesse diesem von Christof Mauch und Kiran Klaus Patel herausgegebenen Essayband gewidmet, der vergleichend amerikanische und deutsche Geschichte seit dem späten 19. Jahrhundert in den Blick nimmt. Begrüßenswert findet er es, dass die einzelnen Beiträge zu Themen wie "Imperium", "Religion", "Unterhaltung", Sozialstaat" oder "Wissen", um nur einige zu nennen, jeweils von einem amerikanisch-deutschen Historikerpaar erarbeitet wurden. Laut Link sind dabei durchweg lesenswerte Essays herausgekommen. Damit habe man "wertvolle Mosaiksteine" einer transnationalen Geschichtsschreibung gewonnen, stellt der Rezensent zufrieden fest, wenn er es auch etwas enttäuschend findet, dass der Band keine "Synthese" der Einzelbeiträge versucht und außerdem die Definition des mehrdeutigen Begriffs der Moderne verweigert. Als besonders erhellend preist er den Text von Thomas Bender und Michael Geyer zum Stichwort "Imperium", in dem die Autoren seiner Ansicht nach überzeugend feststellen, dass sich das Verhältnis zwischen den USA und Deutschland seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts von zwei konkurrierenden Vorstellungen von "national-imperialer Moderne" zu einen heute "antiimperialen Deutschland" und einem "imperialen Amerika" gewandelt habe.

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