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Nichts fürchten Fundamentalisten so sehr wie die moderne, differenzierte Gesellschaft. Mit ihren Werten und Prinzipien wie Meinungs- und Religionsfreiheit, Pluralismus, Toleranz, Säkularisierung, persönliche und gesellschaftliche Entwicklung, Freiheit des Individuums, Demokratie und Menschenrechte stellt diese Moderne ihre hergebrachten Religionen und Ideologien in Frage. Ob christlich, jüdisch oder islamisch, links- oder rechtsextrem oder ökologisch - fundamentalistische Strömungen verstehen sich als Opposition gegen die "Auswüchse der Modernität". Ein israelischer Junge schreibt seinem…mehr

Produktbeschreibung
Nichts fürchten Fundamentalisten so sehr wie die moderne, differenzierte Gesellschaft. Mit ihren Werten und Prinzipien wie Meinungs- und Religionsfreiheit, Pluralismus, Toleranz, Säkularisierung, persönliche und gesellschaftliche Entwicklung, Freiheit des Individuums, Demokratie und Menschenrechte stellt diese Moderne ihre hergebrachten Religionen und Ideologien in Frage. Ob christlich, jüdisch oder islamisch, links- oder rechtsextrem oder ökologisch - fundamentalistische Strömungen verstehen sich als Opposition gegen die "Auswüchse der Modernität".
Ein israelischer Junge schreibt seinem ausgewanderten Freund in einem Brief, wie sich sein Leben unter dem Einfluss jüdischer und islamischer Fundamentalisten verändert hat. Ein iranischer Mullah baut nach dem Sturz des Schah-Regimes den neuen Gottesstaat mit auf und wird zum begeisterten Anhänger und Diener der Ayatollahs. Als Richter spricht er nach der Scharia zahlreiche Todesurteile wegen geringfügiger Vergehen.

Ein informativer Sachteil gibt Auskunft über Formen, Grundlagen und Geschichte des Fundamentalismus, dessen wichtigste Strömungen und das Gewaltpotenzial, das von diesen ausgeht, und beleuchtet die Frage, was das alles mit uns zu tun hat.

Autorenporträt
Kazem Hashemi,1955 im Iran geboren, ist deutscher Staatsbürger iranischer Abstammung und lebt seit 1976 in der Bundesrepublik Deutschland. Beruflich ist er Diplomingenieur für Werkstoffwissenschaften und Informatiker. Als Publizist setzt er sich seit 1980 aktiv für Menschenrechte in islamischen Ländern ein, unter anderem bei Pro Asyl und in der Iran-Koordinationsgruppe von amnesty international. Er schreibt Bücher und Artikel für Zeitschriften und überregionale Zeitungen zu Menschenrechtsthemen in persischer und deutscher Sprache. Er lebt mit seiner Familie in Saarbrücken.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.11.2002

Gewalttätige Absage an die Moderne
In der Reihe „Ich klage an”, erscheint eine kluge, überzeugende Auseinandersetzung mit religiös und politisch motiviertem Terror
KAZEM HASHEMI: Fundamentalismus. Absage an die Moderne, Elefanten Press, München 2002. 127 Seiten, 9 Euro.
Vielleicht gelingt es einmal den Knaben Ariel, Elias und Ghaddir, diese Welt des Terrors zu verändern. Vielleicht wird dann auch ein Mädchen wie Pari vor Vergewaltigung, Folter und Tod bewahrt. Pari wollte nur frei sein, gegen den Willen der Herrschenden im Gottesstaat, die ihre Macht auf einem unveränderbaren Fundament gegründet haben.
Kazem Hashemi hat ein kluges Buch über den Fundamentalismus und dessen gewalttätige Absage an die Moderne geschrieben, über die Missachtung von Freiheit, Toleranz, Demokratie, Menschenrechten. Der deutsche Staatsbürger Hashemi wurde im Iran geboren, er arbeitet bei Menschenrechtsgruppen wie amnesty international und Pro Asyl. Eindringlich beschreibt er religiösen oder ideologischen Fundamentalismus. Namen von Politikern, von Herrschenden spielen keine große Rolle. Entscheidend ist die Wirkung ihres Tuns auf die Menschen.
An den Anfang stellt Hashemi seine politische Botschaft nach den Terroranschlägen vom 11. September: Religiös motivierter Terror kann nicht durch Militäreinsatz besiegt werden, Gegengewalt bestärkt religiöse Eiferer in ihrem Wollen. Es besteht zudem die Gefahr, dass mit dem Kampf gegen den Terror Grundrechte beschnitten, Menschenrechte ausgehöhlt werden. Veränderung kann nur ein Wandel der sozialen, gesellschaftlichen und politischen Probleme bringen.
Zwei Geschichten sollen illustrieren, was Fundamentalismus bedeutet, sie rahmen den theoretischen Teil des Buches ein: In einem Brief erzählt der jüdische Knabe Ariel seinem christlichen Freund Elias, wie sich Israel und Jerusalem in zwei Jahren verändert haben, dass ein Krieg herrscht, nur weil ein Mann versprochen hat, sollte er die Wahlen gewinnen, wolle er einen Tempel bauen, genau dort, wo die Araber ihre Moschee haben. Terror und Vergeltung geben Ariel und seinem arabischen Freund Gaddhir das Gefühl, als stünden sie in einer Warteschlange des Todes. „Aber ich will noch nicht sterben”, schreibt Ariel. Diesen Satz könnte auch das Mädchen Pari gerufen haben, deren Geschichte das Buch abschließt. Sie hat sich im Gottesstaat Iran der Opposition angeschlossen und wird verhaftet, ihr Richter, ein Freund aus der Kindheit, verurteilt sie zum Tode.
Der Begriff Fundamentalismus entstand Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA, als eine Bewegung innerhalb der protestantischen Kirche forderte, zu den Wurzeln der Religion zurückzukehren. Hashemi schildert die Grundlagen des Fundamentalismus, seine Strömungen und sein Gewaltpotential in Vergangenheit und Gegenwart, sei es in der Inquisition oder im Nationalsozialismus, sei es in Israel oder Iran. Überall gibt es radikale religiöse, politische oder ökologische Gruppierungen. Fast allen ist eines gemeinsam: Sie geben einfache Antworten auf alle Menschheitsfragen, vermitteln das Gefühl von Sicherheit in einer immer komplexeren Welt. Sie kämpfen gegen „Auswüchse der Modernität”, und damit gegen Meinungs- und Religionsfreiheit, gegen Pluralismus, Säkularisierung und die Freiheit des Einzelnen.
Der Richter des Mädchens Pari fand Geborgenheit im Gottesstaat Iran, er gehorchte blind. Auch er wurde getötet, von Oppositionellen, wegen seiner grausamen Urteile. Sein Sohn verweigerte blinden Gehorsam, er kam ins Gefängnis – ein Kreislauf des Verderbens, den nur die Achtung vor dem Anderen und dem Anderssein durchbrechen kann – und die Demokratie.
HEIDRUN
GRAUPNER
Eingesperrt auf Zeit, für Stunden, in denen sich die Langeweile endlos dehnt: ein palästinensisches Mädchen in Gaza.
Foto:
Reuters
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Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Der Autor, ein im Iran geborener deutscher Staatsbürger, illustriert in zwei Geschichten, der des Juden Ariel und seines arabischen Freundes Gaddhir, die Grundlagen des Fundamentalismus. Das macht er nach Ansicht der Rezensentin Heidrun Graupner sehr "eindringlich". Der Autor, der für amnesty international und pro Asyl arbeitet, hat zwischen die beiden Geschichten einen theoretischen Teil eingefügt, in dem er nicht bloß das Gewaltpotential, sondern auch die Strömungen des Fundamentalismus schildere, "sei es in der Inquisition oder im Nationalsozialismus, sei es in Israel oder Iran". Die Rezensentin ist sich einig mit dem Autor, dass der Terror nicht mit Militäreinsätzen zu besiegen ist. Enttäuschung, Wut, Willkür, Missverständnisse und Hass - das Buch beschreibe den "Kreislauf des Verbrechens" und sei eine Streitschrift für die Demokratie.

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