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Ein junger israelischer Soldat wird in ein palästinensiches Flüchtlingslager im Gaza-Streifen versetzt. Hier versteht er immer besser, woher der Hass kommt, der Israel und dem Westen von hier entgegenschlägt. Aber er stellt auch fest, dass es in diesem Konflikt keine einfachen Lösungen gibt und dass Schwarz-Weiß-Denken keiner der beiden Seiten nützt.

Produktbeschreibung
Ein junger israelischer Soldat wird in ein palästinensiches Flüchtlingslager im Gaza-Streifen versetzt. Hier versteht er immer besser, woher der Hass kommt, der Israel und dem Westen von hier entgegenschlägt. Aber er stellt auch fest, dass es in diesem Konflikt keine einfachen Lösungen gibt und dass Schwarz-Weiß-Denken keiner der beiden Seiten nützt.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.05.2002

Feindliche Nachbarn
Junge israelische Soldaten dienen in einem unbekannten Land
OUZI DEKEL: Intifada, Zwischen den Fronten, Elefantenpress, München 2002. 111 Seiten, 9 Euro.
Schemenhaft tauchen auf dem Radarschirm Schatten auf. Die israelischen Soldaten, als Nachtwachen im palästinensischen Flüchtlingslager Jabalya eingesetzt, beunruhigt das diesmal nicht weiter. „Das sind nur Schakale”, sagen sie lässig. Meist aber fühlen sich die jungen Armeeangehörigen unsicher, wie in einer fremden Welt – obwohl sie keineswegs mit ihrem Panzerfahrzeug auf einem fernen Planeten gelandet sind, sondern im eigenen Land. Aber zwischen Menschen, von denen sie wenig wissen.
Ouzi Dekel, geboren im Kibbuz Eilon, hat in „Intifada” eigene Erfahrungen als Soldat verarbeitet. Nach kurzem Einsatz im Gaza-Streifen hatte er den Militärdienst in den palästinensischen Gebieten verweigert, wurde deswegen inhaftiert. Später gründete er „Yesh Gvoul”, eine Gruppe israelischer Soldaten, die den Dienst in den besetzten Gebieten verweigern. Heute lebt Dekel als Journalist in Paris. Mit der Geschichte eines jungen Soldaten, der im Lager Jabalya (Ausgangspunkt der ersten Intifada 1987) die schwierigen Lebensbedingungen der Palästinenser kennen lernt, will er – nach eigenen Worten – etwas gegen die Ahnungslosigkeit auf israelischer Seite tun. Doch die beobachtende, mitunter holprige Sprache lässt schwer Nähe zu den Erlebnissen des Erzählers zu. Lobenswert immerhin der informative Sachteil des Buches über die Geschichte Palästinas und Israels.
ULRIKE HEIDENREICH
Gaza liegt am Mittelmeer. Aber in den besetzten Gebieten tun Kinder alles andere, als am Strand zu spielen.
Foto:
Caro
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.06.2002

Nur eine einzige Front
Auf einem Auge blind: Ein Jugendbuch über die Intifada

Im Jahr 1987 war der heute in Paris lebende Journalist Ouzi Dekel als israelischer Soldat im Gazastreifen stationiert, im Flüchtlingslager Jabalya. Dort bricht die Intifada aus, das Erlebnis dieses Aufstandes der Kinder führt ihn dazu, den Kriegsdienst in den besetzten Gebieten zu verweigern, und für seine Überzeugung kommt er später ins Militärgefängnis. Das Buch, das er jetzt vorlegt, beschreibt seine Erinnerungen: Die Kompanie muß eine Schule bewachen, er wird Zeuge, wie die Armee gegen unbewaffnete Schüler vorgeht, und aus dieser Erfahrung zieht er die Konsequenzen für sein Handeln.

Es ist eine persönliche, tiefempfundene Geschichte von Menschen, die um ihre verlorene Freiheit kämpfen. Ouzi Dekel identifiziert sich in wachsendem Maße mit ihnen. Drei Generationen einer Familie sind der Schule verbunden: ein alter Lehrer im Ruhestand, sein Sohn, der an der Schule unterrichtet und dann in den Untergrund geht, und schließlich sein Enkel, ein Schüler der oberen Klassen. Die Armee durchsucht das Haus der Familie und schlägt den Großvater zusammen, gemeinsam mit dem Enkel wird er verhaftet. Der Junge entflieht, der Soldat beobachtet seine Flucht mit Sympathie, bereitwillig nimmt er am Ende die Gefängnisstrafe auf sich, die die Armee über ihn verhängt.

Der Verlag Elefanten Press hat diesen im vorigen Jahr in Frankreich erschienenen Bericht ins Deutsche übersetzen lassen, denn die hier geschilderten Ereignisse sind auch jetzt nur allzu aktuell. Der zweite Teil des Buches bietet Materialien, die unter dem Titel "Information und Diskussion" über die Geschichte des israelisch-palästinensischen Konfliktes bis zum heutigen Tag unterrichten sollen. Allerdings ist dieses Material eine eher diffuse Aneinanderreihung nicht sehr eingängiger Texte, die eines gemeinsam haben: ihre politische Einseitigkeit. Israel wird als der alleinige Aggressor dargestellt, in diesem Konflikt scheint es nur eine Seite zu geben.

Über die Gründung des jüdischen Staates, beglaubigt durch den UN-Teilungsplan von 1947, liest man etwa: "Die Araber, die vorher nicht konsultiert wurden, konnten diesen Plan nicht akzeptieren, weil er das Recht der Palästinenser auf das ganze Land in Frage stellt . . . Zuvor besaßen die Araber insgesamt 90 Prozent des Landes. Für sie sind die jüdischen Ansprüche auf Palästina eine rechtswidrige Inbesitznahme, also Kolonialismus. Danach führt die ,Hagana', eine jüdische Partisanenarmee, einen verdeckten Krieg in Palästina. Zahllose Angriffe auf palästinensische Dörfer sollen die terrorisierten Einwohner zur Flucht veranlassen."

Nicht nur die Grenzen von 1967, auf die sich ein Friedensprozeß einigen könnte, werden mit einer solchen Sichtweise ignoriert, sondern auch die Grenzen des Waffenstillstandes im Jahre 1949 und selbst die Grenzen des Teilungsplans von 1947. Der Staat Israel verliert von diesem Standpunkt aus seine Existenzberechtigung - weite Teile der islamischen Welt teilen ihn, von Libyen bis zum Irak. Man fragt sich nur, warum ein deutscher Jugendbuchverlag ihn so kritiklos und undifferenziert wiedergibt. Das mag daran liegen, daß das Buch in der Edition "Ich klage an!" erschienen ist, einer politisch engagierten Sachbuchreihe, in der es immer um Täter und Opfer geht. Die Rollen sind klar verteilt; der Angeklagte ist in diesem Fall Israel.

Jedes Gericht hat einen Verteidiger, und der würde vermutlich fragen, warum die palästinensische Autonomiebehörde ihre Kinder nach Landkarten unterrichten läßt, in denen der Staat Israel nicht eingezeichnet ist; was eine solche Indoktrinierung für die Koexistenz der beiden Völker leistet; weshalb palästinensische Widerständler auch Minderjährige als Selbstmordattentäter in ihren Tod schicken; was es mit einer Religion auf sich hat, die solchen Selbstmördern das Himmelreich verspricht.

Aber das sind Fragen, die in diesem Buch keinen Platz finden, vielleicht weil ihre Antworten unbequem wären und man insgesamt genauer hinsehen müßte. Gewiß wäre eine solche Differenzierung nicht einfach gewesen, aber die jugendlichen Leser hätten diese Anstrengung verdient. Schade, daß sich der Elefanten Press Verlag mit einem einäugigen Blick auf sehr traurige Wahrheiten begnügt.

JAKOB HESSING

Ouzi Dekel: "Intifada. Zwischen den Fronten". Aus dem Französischen übersetzt von Brigitte Große. Elefanten Press Jugendbuch Verlag, München 2002. 112 S., br., 9,- [Euro]. Ab 12 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

"Das Buch besteht, schreibt Rezensent Jakob Hessing, aus zwei Teilen. Teil eins sei eine "persönliche, tief empfundenen Geschichte von Menschen in einem palästinensischen Flüchtlingslager, "die um ihre verlorene Freiheit kämpfen". Erzählt habe sie der heute in Paris lebende israelische Journalist Ouzi Dekel, dem die volle Sympathie des Rezensenten gehört, und sie basiere auf Erlebnissen, die Dekel als israelischer Soldat in einem Flüchtlingslager im Gazastreifen machte. Dekel, lesen wir, habe wegen seiner Weigerung, Militärdienst in den besetzten Gebieten zu leisten, im Gefängnis gesessen. Im zweiten Teil habe der Verlag, der vom Rezensenten deshalb scharf kritisiert wird, sehr einseitige Materialien zum israelisch-palästinensischen Konflikt aneinandergereiht, in dessen Folge man nur zu dem Schluss kommen könne, dass der Staat Israel keine Existenzberechtigung hat. Fragen - etwa warum palästinensische Schüler mit Landkarten unterrichtet würden, in denen der Staat Israel gar nicht eingezeichnet sei und was es mit einer Doktrin auf sich habe, die jugendlichen Selbstmordattentätern das Himmelreich verspreche, würden nicht gestellt.

© Perlentaucher Medien GmbH"