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Cilly Levitus ist sieben, als Hitler an die Macht kommt. Nur allmählich lernt sie, was es bedeutet, ausgegrenzt zu werden - Cilly kommt aus einer jüdischen Familie. Nach dem Pogrom vom November 1938 kommen Cilly und ihre jüngere Schwester Jutta nach Amsterdam, wo sie Aufnahme in einem Waisenhaus finden. Doch mit Beginn des Zweiten Weltkriegs droht auch hier Gefahr: 1940 besetzen die deutschen Nazis die Niederlande, ab 1942 beginnen sie mit der Deportation der Amsterdamer Juden in die Vernichtungslager Osteuropas. Cilly, die eine Ausbildung in der jüdischen Kinderkrippe macht und einen Ausweis…mehr

Produktbeschreibung
Cilly Levitus ist sieben, als Hitler an die Macht kommt. Nur allmählich lernt sie, was es bedeutet, ausgegrenzt zu werden - Cilly kommt aus einer jüdischen Familie. Nach dem Pogrom vom November 1938 kommen Cilly und ihre jüngere Schwester Jutta nach Amsterdam, wo sie Aufnahme in einem Waisenhaus finden.
Doch mit Beginn des Zweiten Weltkriegs droht auch hier Gefahr: 1940 besetzen die deutschen Nazis die Niederlande, ab 1942 beginnen sie mit der Deportation der Amsterdamer Juden in die Vernichtungslager Osteuropas. Cilly, die eine Ausbildung in der jüdischen Kinderkrippe macht und einen Ausweis "unabkömmlich" besitzt, gelingt es zweimal, ihre jüngere Schwester im letzten Moment zu retten. Sie verstecken sich mit Hilfe von nichtjüdischen Niederländern auf dem Land. Immer wieder müssen sie das Versteck wechseln. Ihren Helfern, die sie nicht immer gut behandeln, sind sie wehrlos ausgeliefert.
Autorenporträt
Lutz van Dijk, Dr. phil., geboren 1955 in Berlin, lebt als Mitbegründer der Stiftung HOKISA (Home for Kids in South Africa) seit 2001 in Kapstadt. Seine Romane und Sachbücher waren u.a. nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis und den Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis. 2001 erhielt er den Gustav-Heinemann-Friedenspreis, 2009 die Poetik-Ehrenprofessur der Universität Heidelberg.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.12.2002

Vom Guten im Schlimmen
Das Schicksal einer jungen Jüdin, die in den Niederlanden überlebt
Zu keinem ein Wort.” Das war ein lebens-, ein überlebenswichtiger Rat, den die Tante dem jungen Mädchen gab, das an einem der letzten Junitage des Jahres 1943 mit dem Zug von Amsterdam in ein kleines Dorf in der niederländischen Provinz Brabant fuhr. Denn an diesem Tag tauchte das junge Mädchen unter, wurde aus Cilly Levitus, in Frankfurt geborener Tochter aus einer orthodoxen jüdischen Familie, Lambertha Kroon, eine Niederländerin aus christlichem Haus. Mit falschem Namen, falschem Pass, falscher Identität lebte die damals gerade 16-Jährige, während die Nazis Jagd auf die Juden machten.
Cilly Levitus ist eines von den Kindern und Jugendlichen, die aus Nazi-Deutschland in die Niederlande flohen und dort der Deportation entgingen, weil sie von hilfreichen Menschen aufgenommen wurden. Mit ihrer jüngeren Schwester kam sie ins Jüdische Waisenhaus, arbeitete zu Kriegsbeginn in einem Kinderpflegeheim, direkt neben der Schowburg, wo die Juden zur Deportation nach Westerbork gesammelt wurden.
Von der Kindheit in Frankfurt, den immer enger werden Lebensverhältnissen in Deutschland und im besetzten Holland erzählt sie in diesem Buch. Von Ereignissen, die man kennt, und solchen, die eher selten Thema sind: dem Leben mit einer anderen Identität, einem „vorgetäuschten Leben” der „ständigen Verstellung, des Lügens”, der „grenzenlosen Anpassung”. Vom Guten im Schlimmen wird hier berichtet – und auch vom Schlimmen im Schlimmen. Und das heißt nicht nur, der besseren Tarnung wegen in den katholischen Gottesdienst mitgehen zu müssen, wobei die orthodox erzogene Cilly leise die hebräischen Gebete spricht. Heißt nicht nur Ausbeutung ihrer Arbeitskraft bis zur Erniedrigung. Das heißt auch, sich kaum der Annäherungsversuche, der körperlichen Zugriffe ihrer verschiedenen Quartiergeber erwehren zu können; ja, sie zuzulassen. Von solcher Entgrenzung war in einem Jugendbuch aus der Shoah-Literatur bisher nicht zu lesen. Darüber sprechen konnte Cilly wohl nur, weil so viel Zeit darüber vergangen ist.
Lutz van Dijk hat dieses Buch nach Interviews mit der inzwischen 75- Jährigen verfasst. Ein wenig ging dabei die Spontaneität verloren, ist der Erzählstil nicht nur schnörkellos, sondern trocken. Nur selten lässt der Autor der Erzählerin genügend Zeit, Fakten durch Stimmung, durch einfühlende, genaue Beschreibung nachvollziehbar zu machen. Anrührend sind vor allem jene Passagen, in denen vom ganz normalen Leben die Rede ist. Erste Liebe, scheue Berührungen, wunderbare Maientage – es gab sie auch für ein junges Mädchen, das sich sorgte um seine in Deutschland zurückgebliebene Mutter, das Verantwortung trug für das Überleben der kleinen Schwester, das miterleben musste, wie die ihr im jüdischen Waisenhaus von Amsterdam zur Betreuung übergebenen Kleinkinder abgeholt wurden zum Transport. (ab 13 Jahre) ELISABETH BAUSCHMID
LUTZ VAN DIJK: Zu keinem ein Wort – Überleben im Versteck. Elefanten Press. 219 Seiten, 12,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Elisabeth Bauschmid unterscheidet klar nach Thema und Darstellung. Ersteres findet sie neu und interessant. Die Jüdin Cilly Levitus erzählt von der ständigen Verstellung während ihres Exils in den Niederlanden, wo sie vor den Nationalsozialisten untergetaucht war. Sie erzählt dabei auch - und "von solcher Entgrenzung war in einem Jugendbuch der Shoah-Literatur noch nicht zu lesen", betont die Rezensentin - von der Ausbeutung ihrer Arbeitskraft oder den körperlichen Annäherungen durch diejenigen, die ihr Quartier gewährten. Im Gegensatz dazu hat Bauschmid für Lutz van Dijk nicht viel Lob übrig, sein Erzählstil wirke "nicht nur schnörkellos, sondern trocken", da er seiner Gesprächspartnerin zu selten Zeit gelassen habe, die baren Fakten mit einer stimmungsvollen Beschreibung anschaulicher und nachfühlbarer zu machen.

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