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Sie heißen McKinsey, Roland Berger oder Boston Consulting. Sie bewegen Milliarden, beeinflussen das Management von DAX-Unternehmen und politische Entscheidungen auf allen Ebenen. Die Berater strukturieren Arbeitsplätze zu Tausenden weg. Ihre Arbeitsweise ist undurchsichtig, ihr Erfolg umstritten. Thomas Leifs Schwarzbuch lüftet erstmals den Schleier über einer viel zu teuren, fachlich überschätzten, aber so einflussreichen wie beunruhigenden Branche. Mit ihren Powerpoint-Präsentationen bieten die Berater-Firmen Politik und Wirtschaft extrem vereinfachte Lösungen für komplexe Prozesse. Mit…mehr

Produktbeschreibung
Sie heißen McKinsey, Roland Berger oder Boston Consulting. Sie bewegen Milliarden, beeinflussen das Management von DAX-Unternehmen und politische Entscheidungen auf allen Ebenen. Die Berater strukturieren Arbeitsplätze zu Tausenden weg. Ihre Arbeitsweise ist undurchsichtig, ihr Erfolg umstritten. Thomas Leifs Schwarzbuch lüftet erstmals den Schleier über einer viel zu teuren, fachlich überschätzten, aber so einflussreichen wie beunruhigenden Branche. Mit ihren Powerpoint-Präsentationen bieten die Berater-Firmen Politik und Wirtschaft extrem vereinfachte Lösungen für komplexe Prozesse. Mit ihrem elitären Habitus und ihrem Mythos grenzenloser Kompetenz entlasten sie überforderte Manager und Bürokraten. Nur Verantwortung für ihre Empfehlungen übernehmen sie nicht. Thomas Leif zeigt die Innenansicht einer Branche, die sich als Schweige-Kartell abschottet. Er enthüllt ihre Methoden, internen Strategien und Ergebnisse mit Hilfe von Insider-Berichten, internen Dokumenten, Interviews mit zentralen Personen der Branche, Fallstudien, unveröffentlichten Analysen des Bundesrechnungshofes. Anhand der Erfahrungen einer verdeckten Ermittlerin, die das Recruiting bei einem Branchen-Primus durchlaufen hat, wird erstmals das Herzstück der Mitarbeiter-Gewinnung sichtbar sowie der hohe Verschleiß unter den Beratern (etwa 20 Prozent werden jährlich »aussortiert«!). Leifs ernüchterndes und zugleich erschreckendes Fazit: Die Berater-Manie einer McKinsey-Gesellschaft vernichtet gewaltige private und öffentliche Mittel und untergräbt die Kernaufgaben von Parlamenten wie Verwaltungen.
Autorenporträt
Thomas Leif, geb. 1959, promovierter Politikwissenschaftler, ist Chefreporter Fernsehen beim SWR in Mainz und Vorsitzender von netzwerk recherche e.V..
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.09.2006

Bluff und Volltreffer
Thomas Leif gibt Einblick in das Faszinosum der Beraterbranche

"Ein junger Mann mit Aktentasche trifft auf einen Schäfer mit riesiger Herde. ,Gibst du mir ein Schaf, wenn ich dir sage, wie groß deine Herde ist?' fragt der Fremde. Der Schäfer willigt ein. Der Jüngling wirft seinen Computer nebst modernster Satellitentechnik an und gibt nach drei Minuten die Antwort: 2398 Schafe. Der Hirte überreicht ihm ein Tier. ,Bekomme ich meine Bezahlung zurück, wenn ich dir sage, welchen Beruf du hast?' fragt jetzt der Schäfer. Der Fremde nickt. ,Du bist Berater.' Der Jüngling staunt und fragt, woher er das wisse. Der Schäfer: ,Ganz einfach: Du bist ungefragt gekommen und hast mir gesagt, was ich schon wußte - kann ich jetzt meinen Hund wiederhaben?'" Thomas Leif zitiert das Bonmot über die Beraterbranche, weil deren Bedeutung nach seiner Ansicht weit überschätzt wird. Das Bild, das die Berater von sich zeichneten - erstklassige Methodenkompetenz, maßgeschneiderte Lösungen -, stimme mit der Wirklichkeit nicht überein. Erstklassig und maßgeschneidert sei allein ihre Öffentlichkeitsarbeit.

Leif beanstandet, die "genialen Verblender" vertrieben oft Standardware, ohne für den Einzelfall Lösungen anzubieten. Freilich konstatiert er das lediglich; Belege sucht der Leser vergebens. Entsprechend vermag Leif auch der Argumentation des Roland-Berger-Chefs Burkhard Schwenker nichts entgegenzuhalten, der sagt: "Unsere großen Klienten sind mittlerweile äußerst beratungserfahren und stellen eindeutige Anforderungen an einen Berater. Wer mit einem Standardansatz kommt, erhält nicht den Zuschlag für das Projekt - so einfach ist das." Auch die Kritik an der mangelnden Transparenz der Beratungsergebnisse weist Schwenker überzeugend zurück: "Wenn ein Kunde ein Ergebnis gemeinsam kommunizieren möchte, was gelegentlich vorkommt, sind wir gern dazu bereit. Aber nur dann. Ansonsten ist Beratung eine vertrauliche Angelegenheit, die auch nach Projektende vertraulich bleibt. Denn ein Beratungsverhältnis eignet sich ebensowenig zur Veröffentlichung wie ein Arztbesuch."

Wäre ein "Schwarzbuch der Unternehmensberater" zu schreiben, so hat Leif es jedenfalls nicht geschrieben. In gewisser Weise trifft das, was der Autor an der Beraterbranche bemängelt, auf sein Buch selbst zu: Die mit großer PR-Kampagne begleitete Publikation erweist sich über weite Strecken als Bluff. Da gibt es ein "Interview mit einem Berater, der seine Anonymität wahren möchte"; wir lesen von einem "Spitzenberater, der namenlos bleiben will", und sind gespannt auf den "jungen, aufstrebenden McKinsey-Manager", dessen Namen wir nicht erfahren. Dabei erweist sich das Bestreben, inkognito zu bleiben, als gänzlich überflüssig. Leifs Gesprächspartner loben die Beraterbranche; von "Auspacken" oder "Enthüllen" kann überhaupt keine Rede sein. Bisweilen gewinnt man den Eindruck, der Vorsitzende von "Netzwerk Recherche", eines Vereins zur Förderung des investigativen Journalismus, wollte die Berater ohne viel Federlesens an den Pranger stellen. Aber weder Leifs Informationsnetzwerk noch seine Rechercheergebnisse sind stabil genug. Das gilt jedenfalls für die Kritik an den klassischen Unternehmensberatungen, an denen er sich die Zähne ausbeißt.

Mit Blick auf den öffentlichen Sektor, den die Berater für sich als Wachstumsmarkt erkannt haben, sieht das etwas anders aus: Hier kennt sich Leif bestens aus, und hier trifft seine Attacke ins Schwarze. Er spricht von einer "präzise dokumentierten Geldvernichtung durch Berater". So geißelte der Bundesrechnungshof die Vetternwirtschaft bei der Vergabe der millionenschweren Beratungsaufträge an McKinsey und Roland Berger zur Neuausrichtung der Bundesagentur für Arbeit. Auch die Qualität der Beratungsleistungen ließ offenkundig zu wünschen übrig - vom mangelhaften Berater-Controlling ganz abgesehen. Leif wirft "Management und Beratern in der Bundesagentur Versagen auf der ganzen Linie" vor und kommt bei der Modernisierung der Bundeswehr zu keinem wesentlich anderen Urteil. Daß mitunter schon das Thema einer Beratung Stirnrunzeln hervorrufen müßte, zeigt die 35000 Euro teure Untersuchung für das Umweltministerium in Nordrhein-Westfalen unter dem Titel "Waldpädagogik unter Gender-Aspekten". Die "Studie zur Situation ehrenamtlicher Feuerwehrangehöriger in Baden-Württemberg" - sie kostete insgesamt mehr als 90000 Euro - mutet nicht weniger grotesk an.

Gleichwohl ist der Einsatz externer Berater im öffentlichen Sektor unter bestimmten Bedingungen durchaus sinnvoll, wie Leif zu Recht anmerkt. Eine klare Aufgabenstellung und Aufgabenbegrenzung gehört ebenso dazu wie eine genaue Zielfestlegung, damit eine Erfolgskontrolle möglich ist. Auch die Nutzung von Synergieeffekten und Wirtschaftlichkeitsprüfungen sind notwendig. Schließlich sollte eine öffentliche Ausschreibung, welche eher die Ausnahme ist, zur Regel werden. Am Ende beeindruckt die Lektüre bei aller Kritik dennoch, wenn auch unfreiwillig: Sie gibt Einblick in eine faszinierende Branche.

RALF ALTENHOF.

Thomas Leif: Beraten und verkauft. McKinsey & Co. - der große Bluff der Unternehmensberater. C. Bertelsmann Verlag, München 2006, 447 Seiten, 19,95 Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.05.2006

Teuer und überschätzt
Eine gnadenlose Abrechnung mit der Beraterbranche
Nicht schlecht für ein Sachbuch. Innerhalb weniger Tage stürmte Thomas Leif die Amazon-Bestenliste. Wer den Autor sprechen möchte, muss mit Unterbrechungen rechnen, sein Handy klingelt alle drei Minuten. Natürlich hatte Leif, 47-jähriger Politprofi und Chef von „Netzwerk Recherche”, mit dem Medienrummel gerechnet, allerdings nicht in diesem Ausmaß. Die Ironie: Ausgerechnet der Deutschland-Chef von McKinsey, Jürgen Kluge, hat entscheidend dazu beigetragen. Aktiv und persönlich, so berichtet Leif, habe sich Kluge eingeschaltet, um die Veröffentlichung des Buches zu ver- oder behindern. Einmal bei der Verlagsleitung, dann beim niedersächsischen Ministerpräsidenten Christian Wulff, der zur Präsentation in Berlin eingeladen war. Wulff kam, hielt sich aber sehr bedeckt und ging nach einer halben Stunde. Im Januar 2004 hatte er bei Sabine Christiansen gegen Gefälligkeitsgutachten der Consultingbranche gewettert. Nun wollte er es sich wohl nicht komplett mit den Roland Bergers verderben.
Consulterdienste sind in unserer Gesellschaft allgegenwärtig. Mitarbeiter von McKinsey, Roland Berger oder The Boston Consulting Group tauchen überall auf: in Unternehmen wie in Parteizentralen, in Kindergärten, Stiftungen oder in den Kirchen. Allein der Branchenführer McKinsey erwirtschaftete in Deutschland 2004 mit einem Mitarbeiterstab von 1750 Leuten einen Jahresumsatz von 540 Millionen Euro. Leif urteilt gnadenlos: Die Berater seien zu teuer, ineffizient und würden maßlos überschätzt. Keine andere Branche verstehe es derart perfekt, einen Nimbus um sich herum aufzubauen. Intransparenz sei das „Schmieröl der Wissens-Recycler”, die es dank eines aufgeblähten Vokabulars immer wieder verstünden, Eindruck zu schinden.
In einem Glossar listet Leif auf, wie dieser Sprach-Bluff funktioniert: „Information-Flow” und „Benefits” lauten die Begriffe; eine „komplexe Erklärungsvariable” ist nichts anderes als eine „Ursache”, wer fordert, Mitarbeiter von ihren Aufgaben zu „entlasten”, will schlicht und einfach ihren Rausschmiss. Jeder, der schon einmal vor einem derartig faselnden Beraterschnösel saß, liest dies voller Genugtuung. Aufschlussreich sind auch die anonymisierten Interviews: „Es sind zum Teil absolut naive Leute, die zu Unternehmensberatungen gehen, Zahlenklopper. Die Akten durchgehen, Zahlen durchschauen, aber eine Idee für einen intelligenten Umbauprozess oder einen politisch oder organisatorischen neuen Ansatz habe ich noch nicht gesehen.” Der hier befragte Chefberater eines deutschen Unternehmens urteilt über die PR-Wirksamkeit von Beratungen: „Scheiße, absolute Scheiße.”
All dies ist amüsant zu lesen, aber aufgrund vieler Wiederholungen etwas ermüdend. Sicher, Unternehmensberater unterliegen einem Dresscode, sie fahren schicke Autos und leisten sich teure Wohnungen. Ähnliches gilt auch für Immobilienmakler, und die Kundenberaterin einer Bank wird nicht in Gammeljeans zu ihrem Job erscheinen. Über 50 Seiten lang schildert eine junge Journalistin ihren Bewerbungsmarathon bei McKinsey. Sehr aufschlussreich. Aber ist es dafür wichtig, dass sie sich in Berlin verläuft? 20 Seiten hätten es auch getan.
Interessant wird das Buch immer wieder dann, wenn es ums Politikgeschäft geht. Fast schon vergessen ist, dass McKinsey-Chef Jürgen Kluge in den Medien zeitweise als Minister im Kabinett Merkel gehandelt wurde. Friedrich Merz forderte bei seinem Amtsantritt als Fraktionsvorsitzender, dass sich Mitarbeiter der Unionsfraktion einem Eignungstest durch McKinsey unterziehen müssten. Das war zwar lächerlich, aber es zeigte, wie sehr man in der Politik auf die Berater vertraut. Gerade die großen Privatisierungs- und Reformvorhaben der öffentlichen Hand basieren häufig auf Empfehlungen der Consulter. Doch: Ob bei der Bundeswehr oder in der Bundesanstalt für Arbeit - es fehlte an öffentlichen Ausschreibungen, erbärmliche Ergebnisse wurden kritiklos akzeptiert, Folgeaufträge trotzdem erteilt. Das alles bezahlt der Steuerzahler. Das ist nicht amüsant, sondern skandalös. Die Dokumente Leifs sind Insidern mit Sicherheit bekannt, für Laien bieten sich erschreckende Einblicke in den Politikalltag.
Beraterdienste wurden über Jahrzehnte hinweg überschätzt - andererseits haben sie auch ihre Verdienste. Das Buch von Thomas Leif widmet sich nur den Misserfolgen. Erst ganz am Ende zeigt sich der Autor mit Ausblick auf die Zukunft versöhnlich: „Der Mythos der Branche bröckelt”, schreibt er. Schon heute würde man auch in der Politik Beraterleistungen nüchterner betrachten und analysieren: „Erste Tendenzen sind erkennbar.”
DOROTHEA HEINTZE
THOMAS LEIF: Beraten und verkauft. McKinsey & Co. - der große Bluff der Unternehmensberater. Bertelsmann, München 2006. 448 Seiten, 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Durchwachsen scheint Ralf Altenhof diese Abrechnung mit der Beraterbranche, die Thomas Leif vorgelegt hat. Dessen Kritik an "McKinsey & Co" kann ihn nicht immer überzeugen. Die von Leif erhobenen Vorwürfe fallen seines Erachtens - zumindest teilweise - auf den Autor zurück. Für ihn erweist sich das von lautem PR-Tamtam begleitete Werk "über weite Strecken" selbst als "Bluff". Vom angekündigten "Auspacken" und "Enthüllen" könne überhaupt keine Rede sein. So weist Altenhof die Angriffe Leifs auf die klassischen Unternehmensberatungen alles in allem zurück. Anders sieht es bei der Beratung im öffentlichen Sektor aus. Ausdrücklich teilt er hier die Kritik, die der Autor an überflüssiger Beratung und Geldvernichtung im großen Stil übt. Insgesamt kann Altenhof der Lektüre des Werks dann doch einiges abgewinnen, vermittelt sie doch, wenn auch unfreiwillig, einen "Einblick in eine faszinierende Branche".

© Perlentaucher Medien GmbH