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Zum Gedenken an den 60. Jahrestag der Vernichtung Dresdens im Februar 2005
Der Angriff britischer und amerikanischer Luftverbände auf Dresden am 13. Februar 1945 gehört zu den Traumata der an Gräueln reichen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Das Bombeninferno von Dresden, dem etwa 35 000 Zivilisten zum Opfer fielen, ist - wie Guernica oder Coventry - zum Synonym geworden für den totalen Krieg, der Opfer unter der Zivilbevölkerung nicht nur in Kauf nimmt, sondern strategisch einsetzt. Bis heute gehört die Zerstörung dieser Stadt zu den brisanten Themen im Verhältnis von Deutschen und Briten.…mehr

Produktbeschreibung
Zum Gedenken an den 60. Jahrestag der Vernichtung Dresdens im Februar 2005

Der Angriff britischer und amerikanischer Luftverbände auf Dresden am 13. Februar 1945 gehört zu den Traumata der an Gräueln reichen Geschichte des 20. Jahrhunderts. Das Bombeninferno von Dresden, dem etwa 35 000 Zivilisten zum Opfer fielen, ist - wie Guernica oder Coventry - zum Synonym geworden für den totalen Krieg, der Opfer unter der Zivilbevölkerung nicht nur in Kauf nimmt, sondern strategisch einsetzt. Bis heute gehört die Zerstörung dieser Stadt zu den brisanten Themen im Verhältnis von Deutschen und Briten. In der Flut von - beiderseits emotional aufgeladenen - Veröffentlichungen zur Frage von Schuld und Kriegsverbrechen kommt dem Buch von Frederick Taylor besondere Bedeutung zu. Erstmals werden von britischer Seite Zweifel und kritische Stimmen laut, wo lange Zeit Kriegshelden wie »Bomber« Harris geradezu glorifiziert wurden. Der Historiker stellt Dresden in den Rahmen europäischer Kultur- und Kriegsgeschichte und legt dar, wie mit gezielten Vernichtungsattacken auf Städte wie Dresden moralische Grenzen der Kriegsführung ausgelotet und überschritten wurden.

Erstmals beleuchtet Frederick Taylor aus britischer Sicht kritisch den Luftangriff auf Dresden kurz vor Kriegsende. Er analysiert die Strategie des gezielten Terrors gegen die Zivilbevölkerung im Zusammenhang mit dem Kriegsverlauf, mit den Luftangriffen der Deutschen und mit der Aufweichung moralischer Grundsätze.

Autorenporträt
Frederick Taylor studierte Geschichte- und Literatur in Oxford und München. Bereits während des Kalten Krieges mit beiden Teilen Deutschlands intim vertraut, wurde er Verleger und Autor mehrerer Romane mit Schauplatz Deutschland und veröffentlichte eine englische Ausgabe der Goebbels-Tagebücher.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.02.2005

Barbarisch und inhuman
Die Angriffe der anglo-amerikanischen Bomberflotten auf das Drehkreuz Dresden am 13./14. Februar 1945

Frederick Taylor: Dresden. Dienstag, 13. Februar 1945. Militärische Logik oder blanker Terror? Aus dem Englischen von Friedrich Griese. C. Bertelsmann Verlag, München 2004. 224 Seiten, geb., 26,- [Euro].

In diesen Tagen steht die sächsische Landeshauptstadt im Banne der Erinnerung an jene Katastrophe, die anglo-amerikanische Bomberflotten am 13./14. Februar 1945 ausgelöst haben. Es war nicht der erste Luftangriff auf die Metropole, und es folgten ihm weitere - so wie fast alle deutschen Großstädte bombardiert wurden, die noch nicht der Kontrolle Hitlers entrissen worden waren. Die Alliierten zeigten sich entschlossen, die Besetzung des Deutschen Reiches und damit den Krieg so schnell wie möglich zu beenden. Nur so konnte ein mörderisches Blutbad für beide Seiten, wie es der Diktator in seinem Berliner Bunker ersehnte, verhindert werden.

Anfang Februar suchte die britische Führung nach einer Möglichkeit, den sowjetischen Vormarsch im Osten demonstrativ zu unterstützen. Die Militär- und Rüstungsstadt Dresden war das größte noch aktive Drehkreuz hinter der bröckelnden deutschen Ostfront - aus der Sicht der Alliierten ein nicht minder legitimes Ziel als Berlin, Köln oder München. Daß die barocke Altstadt ein besonderes kulturelles Kleinod darstellte, interessierte die militärischen Planer auch in diesem Falle nicht. Das Ergebnis ist bekannt. Der systematisch entfachte Feuersturm entwickelte eine mörderische Wirkung, die durch eine Reihe unerwartet günstiger Bedingungen und Fehler auf deutscher Seite verstärkt wurde. Mindestens 25 000 Menschen fanden den Tod, weniger als beim Feuersturm 1943 in Hamburg, aber doch erheblich mehr als bei anderen Bombenangriffen im Frühjahr 1945.

Wenn Dresden auch nach 60 Jahren noch als Symbol des Bombenkrieges gilt, dann ist das einerseits auf eine fanatische Haßpropaganda der Nazis zurückführen, die sich nicht scheute, die Opferzahlen ins Unermeßliche zu verfälschen. Andererseits nutzte auch die SED-Diktatur die Erinnerung an den Brand von Dresden, um jahrzehntelang den Haß auf den Westen zu schüren und eine heuchlerische Friedenspropaganda zu entfalten. Der Mißbrauch des Gedenkens an eine humanitäre Katastrophe findet heute seine Fortsetzung durch die NPD im Sächsischen Landtag, die in schrillen Tönen von Kriegsverbrechen und Völkermord zu sprechen wagt, um gleichzeitig das Gedenken an den Holocaust zu verweigern.

Der britische Historiker und Schriftsteller Frederick Taylor hat die historischen Ereignisse noch einmal nachrecherchiert. Seine exzellente Darstellung beruht auf einer sorgfältigen und nüchternen Analyse deutscher und britischer Quellen sowie der Auswertung der umfangreichen Sekundärliteratur. Ein besonderer Gewinn liegt in der Einbeziehung der jüngsten lokalhistorischen Forschung. Auch im Falle Dresden haben die traumatischen Erlebnisse bei manchen Zeitzeugen die Erinnerungen so beeinflußt, daß bis heute Legenden und Behauptungen kolportiert werden, die der Überprüfung nicht standhalten, dem politischen Mißbrauch und der Geschichtsklitterung aber Vorschub leisten. Dazu gehören Mutmaßungen über die Höhe der Opferzahlen, die von bis zu mehreren hunderttausend Toten ausgehen. Dresden würde damit selbst Hiroshima übertreffen. Weil diese irrlichternde Diskussion geeignet ist, das Ansehen der Stadt und das Andenken an die Opfer zu beschädigen, hat der Oberbürgermeister kürzlich eine Historikerkommission eingesetzt. Sie soll die Opferzahl überprüfen und abschließend klären. Taylor hat die vorliegenden amtlichen Quellen verwendet, die rund 25 000 Tote nachweisen können, und läßt eine Schätzung bis zu 40 000 zu.

Er bemüht sich insgesamt um eine objektive und verständnisvolle Sicht der Ereignisse und ihrer Folgen. Seine Rekonstruktion der britischen Motive, der technokratisch perfekt und eiskalt kalkulierten Angriffsverfahren sowie der Versäumnisse und Maßnahmen auf deutscher Seite entspricht dem Stand der Fachwissenschaft. Neu dürfte für viele Leser die oft übersehene militärische und rüstungswirtschaftliche Bedeutung Dresdens sein, die dem britischen Angriff als Legitimation diente. Seine Absicht, nicht nur die Bombardierung zu schildern, sondern auch ein detailliertes Porträt der Stadt zu liefern, ist vollauf gelungen. Einfühlsam schildert er das Schicksal der Menschen und zitiert die Berichte von Zeitzeugen: der Bomberbesatzungen auf der einen Seite, der Soldaten und Zivilisten auf der anderen. Es geht um teilweise grausame Szenen eines Feuersturms, der keinen Unterschied machte: ob Nazis, Kriegsgefangene, Zwangsarbeiter und die kleine Gruppe der noch lebenden jüdischen Bürger oder die große Zahl von Frauen und Kindern, Bewohnern der Stadt, Fremde oder Flüchtlinge.

Taylor läßt keinen Zweifel daran, daß er das Angriffsverfahren der Briten als barbarisch und inhuman einschätzt. Seine nüchterne Darlegung der alliierten Gründe hat bei der Boulevard-Presse zu dem Mißverständnis geführt, daß er den Angriff rechtfertigen würde. Doch der Autor vermittelt statt dessen eine ausgewogene und lesenswerte, gut dokumentierte und illustrierte Interpretation, die dem Anliegen einer Mehrheit der Dresdner Bürger förderlich ist: in der Erinnerung an den Schrecken des Krieges den Wiederaufbau der Frauenkirche als Symbol für die deutsch-britische Freundschaft und Aussöhnung feiern zu können.

ROLF-DIETER MÜLLER

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"Kommt in Erzählvermögen und Überzeugungskraft Antony Beevors Stalingrad-Buch gleich."
Nicholas Fearn, Independent on Sunday
Ein wirklich sehr gutes Buch … Vielleicht lernen wir anhand dieses prächtigen, sehr lesbaren und wissenschaftlichen Maßstäben genügenden Werks die schreckliche Zerstörung Dresdens mit neuer Objektivität zu sehen.
James Holland, The Daily Telegraph
Ein absolut herausragendes Werk, sowohl wissenschaftlich als auch erzählerisch ... es liefert genügend Hintergrundinformationen, Anekdoten, Schilderungen und Berichte, damit der Leser sich eine eindringliche Vorstellung von den Schrecken des Luftangriffs und dessen Nachspiel machen kann.
Simon Heffer, The Literary Review
Ein erzählerisches Werk voller Dramatik, das sich nie zur Übertreibung hinreißen lässt ... alles ist überzeugend dokumentiert, ohne den sterilen Jargon so vieler Bücher zur Militärgeschichte ... Indem es die Legenden zu Grabe trägt, liefert Taylors Maßstäbe setzendes und bewegendes Werk den passenden Gedenkstein.
David Cesarani, The Independent

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Volker Ullrich preist diese Studie zur Bombardierung Dresdens als "bemerkenswert faires Buch". Der Vergleich mit der Darstellung Jörg Friedrichs liegt nach Ansicht des Rezensenten nahe, und die vorliegende Untersuchung schneidet dabei "sehr vorteilhaft ab", weil der britische Autor im Gegensatz zu seinem deutschen Kollegen, wie Ullrich betont, eine "nüchterne Sicht der Dinge" an den Tag legt. Neben der Analyse und Darstellung des Bombardements zeichnet der Autor auch ein historisches Porträt Dresdens, stellt der Rezensent anerkennend fest. Er attestiert Taylor, durch "fleißige" Archivforschung und das Befragen von Zeitzeugen ein "komplexes, vielschichtiges Bild" gezeichnet zu haben, und sich nicht mit "einfachen Antworten" zufrieden zu geben. Weder rechtfertige Taylor die Bombardierung der Stadt, noch schließe er sich der gängigen Meinung an, es habe sich um eine strategisch völlig sinnlose Militäraktion gehandelt, vielmehr zeigt er den Bombenkrieg als das, was er war, nämlich militärische "Routine", so Ullrich überzeugt. Insgesamt geht der Autor in seinem Buch moralischen oder juristischen Werturteilen aus dem Weg und überlässt das Urteilen seinen Lesern, bemerkt der Rezensent einverstanden. Er lobt das Buch nachdrücklich für seine Fairness und findet, dass es die "ehrwürdige Tugend des Historikers", Fakten zu schildern und unparteiisch zu urteilen, vorbildlich in sich versammelt.

© Perlentaucher Medien GmbH
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