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In Abacrasta, einem gottverlassenen Ort im Innersten Sardiniens, geschehen chaotische und verrückte Dinge. Alt wird in Abacrasta niemand. Von einer geheimnisvollen Stimme gerufen, legen sich die Männer meist den Gürtel um den Hals, die Frauen nehmen den Strick. Bis eines Tages eine barfüßige Frau mit langen schwarzen Haaren ins Dorf kommt, Redenta Tiria ...

Produktbeschreibung
In Abacrasta, einem gottverlassenen Ort im Innersten Sardiniens, geschehen chaotische und verrückte Dinge. Alt wird in Abacrasta niemand. Von einer geheimnisvollen Stimme gerufen, legen sich die Männer meist den Gürtel um den Hals, die Frauen nehmen den Strick. Bis eines Tages eine barfüßige Frau mit langen schwarzen Haaren ins Dorf kommt, Redenta Tiria ...
Autorenporträt
Salvatore Niffoi, geboren 1950 in Orani, Sardinien, wo er heute lebt. Sein erster Roman erschien 1997 in einem kleinen sardischen Verlag. Mit Die Legende von Redenta Tiria, 2005 publiziert vom Mailänder Verlag Adelphi, wurde er einem großen Publikum bekannt und als Entdeckung gefeiert. Die deutsche übersetzung erschien 2007 im Zsolnay Verlag. 2006 erhielt er für seinen Roman, Die barfüßige Witwe, den Premio Campiello. Er stand in Italien monatelang auf der Bestsellerliste.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.04.2008

Die Zeit ist um

Im Dorf Abacrasta auf Sardinien, in dem "Die Legende von Redenta Tiria" spielt, geht es zu wie bei den zehn kleinen Jägermeistern. Von Kapitel zu Kapitel wird mindestens einer der Dorfbewohner von "der Stimme" zur Selbsttötung aufgefordert: "Ajò! Mach dich fertig, deine Zeit ist um!" Der Autor und gebürtige Sarde Salvatore Niffoi lässt seine Protagonisten zwölf Kapitel lang ihre Gürtel nehmen und in den Freitod gehen, der ihnen als einzige Erlösung erscheint. In den Mund gelegt werden die düsteren Märchen Battista Graminzone, dem Standesbeamten im "Dorf der Gürtel". Wie ein Chronist notiert er die Schicksale, es fallen viele Namen und Erklärungen komplizierter Verwandtschaftsverhältnisse, eigentlich interessiert allein, wann und warum gestorben wird. Im dreizehnten Kapitel ist mit dem Selbstmord in Serie Schluss: Von nun an rettet die blinde Lichtgestalt Redenta Tiria, "barfuß und halbnackt und nur mit einem wie aus Schneefäden gewirkten weißen Seidentuch bekleidet", verlässlich alle Todeskandidaten. Sie erhalten eine neue Chance und sollen erkennen, "dass es schwer ist, das Handwerk des Lebens zu lernen, aber nicht unmöglich". Am Tonfall des Erzählers ändert diese hoffnungsvolle Wende nichts: Er bleibt intensiv und bildgewaltig mit fast schon zu plastischen Vergleichen. Das Motorrad, Handys und elektrische Gitarren sind Requisiten, die den Roman in der Zeitlosigkeit abholen, in der mit archaischen Bildern vom bäuerlichen Leben erzählt wird, und bringen ihn nah an heute heran - ebenso nah, wie es einer Legende mit Wunderheilungen, bösen Stimmen und Heilsgestalten zugestanden wird. (Salvatore Niffoi: "Die Legende von Redenta Tiria". Roman. Aus dem Italienischen übersetzt von Sigrid Vagt. Paul Zsolnay Verlag, Wien 2008. 170 S., geb., 17,90 [Euro].) pard

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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Rezensent Franz Haas stellt das jüngste Buch des sardischen Autors Salvatore Niffoi vor, der nach Jahren bei einem kleinen regionalen Verleger 2005 vom Mailänder Adelphi-Verlag entdeckt wurde und seither als literarische Sensation gilt, wie Haas erzählt. Die Verwendung des sardischen Dialekts, die der Rezensent als besonderen literarischen Kniff zu würdigen weiß, stellt hohe Ansprüche an Niffois Übersetzer, die Sigrid Vagt in ihrer insgesamt recht anständigen Übertragung dieses Romans ins Deutsche nicht immer mit der nötigen Inspiration einlöst, so Haas ein bisschen enttäuscht. Ein Ich-Erzähler berichtet von den Schicksalen der Menschen auf einer unheilvollen Insel, die trotz eindringender Modernität ihren archaischen Gesetzen unterworfen bleibt und auf der sich die Menschen unerklärlicherweise reihenweise umbringen, fasst der Rezensent zusammen. Der herbeigerufenen "Erlöserin" Tiria gelingt es, davon erzählt der zweite Teil, die Lebensmüden von ihren Suizidplänen abzubringen. Sehr schön findet der Rezensent die pointierte Sprache, den kruden Witz und die "ironische Leichtigkeit", mit der der Autor die verhängnisvollen Geschichten der Inselbewohner erzähle, wobei Haas insbesondere die Mischung von grotesken und realistischeren Schilderungen der sardischen Wirklichkeit fasziniert hat.

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