Marktplatzangebote
7 Angebote ab € 1,86 €
  • Gebundenes Buch

Johanna hasst das Alleinsein, und alles kommt immer heftig über sie - die Gefühle, die Männer und auch die Geschichten, die sie notfalls selber erfindet. Eine "Zeitbombe" sei sie, meint Frau Kralik, die Nachbarin, und seit Jahren schon befürchtet der Hausmeister "Probleme" mit der jungen Anwaltssekretärin, die "nicht übersehen werden will". Andererseits: War ihre Welt nicht in Ordnung? "Die Männer schauten sie noch an. Ein Lächeln ...", heißt es in Magdalena Sadlons Roman, der von Bewohnern eines Wiener Mietshauses erzählt, die mehr verbindet, als ihnen bewusst ist.

Andere Kunden interessierten sich auch für
Produktbeschreibung
Johanna hasst das Alleinsein, und alles kommt immer heftig über sie - die Gefühle, die Männer und auch die Geschichten, die sie notfalls selber erfindet. Eine "Zeitbombe" sei sie, meint Frau Kralik, die Nachbarin, und seit Jahren schon befürchtet der Hausmeister "Probleme" mit der jungen Anwaltssekretärin, die "nicht übersehen werden will". Andererseits: War ihre Welt nicht in Ordnung? "Die Männer schauten sie noch an. Ein Lächeln ...", heißt es in Magdalena Sadlons Roman, der von Bewohnern eines Wiener Mietshauses erzählt, die mehr verbindet, als ihnen bewusst ist.
Autorenporträt
Sadlon, Magdalena
Magdalena Sadlon wurde 1956 in Zlate Moravec in der Slowakei geboren und emigrierte 1968 mit ihrer Familie nach Österreich. Nach einer Schauspielausbildung arbeitete sie am Theater und als Übersetzerin. Sie lebt heute abwechselnd in Wien und in der Slowakei. Die wunderbaren Wege, ihr erster Roman, erschien 1999 bei Zsolnay. Der Roman Solange es schön ist erschien 2006.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.08.2006

Haus mit Hütern - ein Roman aus Wien

Endstation Sehnsucht: eine Haltestelle, an der noch die Orangen herumkullern, die ein Bus aus der Tüte geschleudert hat. Endstation Sehnsucht: eine Hausgemeinschaft, die schon hinüber war, bevor besagter Bus ungebremst in sie hineinbretterte und die Orangentüte aus einer hilflosen Hand riß. "Solange es schön ist", der zweite Roman von Magdalena Sadlon, erzählt von einer Zeit, die eins nicht ist: schön. Und sie endet in Blutvergießen - und überflüssigen Reibereien am Frühstückstisch. Der hundert Seiten leichte Band voller Schwermut trägt nicht Schwarz, sondern ironisches Seifenblasenbunt mit hauchzartem Trauerrand: Wenn Sadlon auf die Bewohner eines Wiener Mietshauses schaut, macht sie daraus eine österreichische "Lindenstraße" in Literaturqualität.

Seit ihrem fulminanten Debüt "Die wunderbaren Wege" hat die 1956 in der Slowakei geborene, 1968 nach Österreich emigrierte Autorin sieben Jahre gewartet, bevor sie ihren nächsten Roman vorlegte: eine Epoche des Streichens und Straffens, Fastens und Feilens. Die Motive werden konsequent durchmoduliert, aber nicht durchgenudelt. "Solange es schön ist" bändigt, was im Erstling noch überborden wollte - ein Schreibtemperament, das der Lust an der Technik manchmal die Zügel schießen läßt. Die alltäglichen Melodramen im Mietshaus skizziert Sadlon mit analytischer Hitze und anmutiger Kühle. Sei es, daß wir Johanna mal beim einen, mal beim anderen Mann herumzicken sehen, eine Sekretärin, die immer noch an die großen Gefühle glaubt und daher alle kleinen kaputtmacht. Oder sei es, daß Gregor, der bald Tina, bald Johanna aus Langeweile beschläft, sich mit Zynismus und intellektuell frisierten Sprüchen über seinen horror vacui hinwegzuzappen versucht. Sei es, daß Frau Brütt, Johannas Mutter, ihrem einsamen Leben in teure Esoterikkurse entflieht. Oder sei es, daß Frau Kralik, eine Johanna-Hasserin, sich an ihren Zwergpudel Rocky klammert wie an die Verheißung des Paradieses.

Alle in diesem Buch, die Hausbewohner und die Hausbesucher, klammern und sehnen, hoffen und wünschen - selbst wenn's die Wunschlosigkeit ist und die Freiheit von Abhängigkeiten. Auch Robert, der sich von der besitzergreifenden Johanna getrennt hat, stolpert sich durch seine neue Ungebundenheit an der Hand alter Angewohnheiten. Und der Hausmeister in diesem Wolkenkratzer des Wehs klemmt das ganze Herzeleid eines gottverlassenen Greises hinter den Türspion: Schließlich ist das Leben der anderen sein Job. "Man muß schauen, daß die Ziege ganz bleibt und der Wolf satt wird", schmettert er bei passender und unpassender Gelegenheit sein Lieblingsgleichnis, das seiner verzweifelten Schnüffelei ein fadenscheiniges Mäntelchen der Pflicht umhängt.

Überhaupt hört Einwanderertochter Magdalena Sadlon genau hin, wenn sich Weinen in Worte, Ennui in Gesten übersetzt: Kläglicher und zugleich komischer als ihre Figuren scheitern keine in den jüngeren österreichischen Romanen. Sie kleben in ihren Klischees, ihrem Krähwinkelunglück und können sich nicht herauskatapultieren. "Es war die Langeweile und vielleicht auch Tinas fehlende Phantasie und Verwegenheit, daß für sie jeder Tag nur eine Chance war, alles wieder so zu machen wie zuvor." Und das gilt nicht bloß für die Busfahrersfrau. Das Sterben hier ist so banal wie das Böse: Gelegentlich steckt es in einer Busfahrermontur, immer aber in den Betonköpfen. Das Leben ist keine Baustelle; es ist eine Haltestelle.

ALEXANDRA KEDVES.

Magdalena Sadlon: "Solange es schön ist". Roman. Paul Zsolnay Verlag. Wien 2006. 110 S., geb., 14,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Rezensent Paul Jandl ist geradezu erstaunt, wie perfekt die österreichische Autorin Magdalena Sadlon vom menschlichen Unglück erzählen kann: "Das Prototypische wird hier wieder zum Individuellen, die grobe Komik des entfremdeten Alltags kippt in seine nervöse Tragik und wieder zurück." Im Vergleich zu ihrem Romandebüt, den Jandl auch schon mochte, ist die Erzählung über die Bewohner eines Mietshaus, in dem "die Nachbarschaft kein Trost und keine Hilfe" ist, deutlich schlanker, auf Wesentliche reduziert. Und trotz seiner künstlichen Verdichtung strahlt der Roman nach Meinung des Rezensenten auch etwas Wahres, sehr Reales aus: "Alle Stillagen des vergeblichen Wünschens sind in diesem kleinen, aber virtuosen Roman versammelt."

© Perlentaucher Medien GmbH
"Niemand in der österreichischen Literatur schreibt so gelungen über das Scheitern wie Magdalena Sadlon. Alle Stillagen des vergeblichen Wünschens sind in diesem kleinen, aber virtuosen Roman versammelt."
Paul Jandl, Neue Zürcher Zeitung, 15.03.06

"Alles schwebt in diesem Roman, und formal sitzt es. Schön ist der Text geworden, schlank und ohne Schnörkel. Ein Glücksfall."
Stefan Gmünder, Der Standard, 25.02.06

"...ein scharfer Blick für die kleinen und größeren Schräglagen des Lebens."
Evelyne Polt-Heinzl, Die Presse, 11.03.06

"Mehr Seiten hätten dem Buch wahrscheinlich nicht gut getan. So wie es ist, ist es wunderbar."
Bernhard Fetz, Falter, 16.03.06

"Der hundert Seiten leichte Band voller Schwermut trägt nicht Schwarz, sondern ironisches Seifenblasenbunt mit hauchzartem Trauerrand. Magdalena Sadlon hört genau hin, wenn sich Weinen in Worte, Ennui in Gesten übersetzt: Kläglicher und zugleich komischer als ihre Figuren scheitern keine in den jüngeren österreichischen Romanen."
Alexander Kedves, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.8.06

"Dabei entstehen Sätze, so feingesponnen, dass man als Leser immer wieder zum Innehalten, zum Auf-der-Zunge-zergehen-Lassen sich genötigt fühlt. (...) Ein neues großes Talent ist in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur zu begrüßen."
Tilman Krause, Die Welt, 09.12.06