14,99 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Liefertermin unbestimmt
Melden Sie sich für den Produktalarm an, um über die Verfügbarkeit des Produkts informiert zu werden.

payback
0 °P sammeln
  • Gebundenes Buch

Der Titel dieser Sammlung spricht Bände! André Franquin, Autor und Zeichner von "Spirou und Fantasio" und Schöpfer des Marsupilamis, zeigt sich hier von einer anderen Seite. Kriegslüsterne Militärs, Atomkraftwerke oder brutaler Pferdesport - die Themen sind zeitlos. Wer schwarzen Humor und detailreiche Comics mag, dem sei diese Sammlung von zynischen kleinen Geschichten wärmstens empfohlen.

Produktbeschreibung
Der Titel dieser Sammlung spricht Bände! André Franquin, Autor und Zeichner von "Spirou und Fantasio" und Schöpfer des Marsupilamis, zeigt sich hier von einer anderen Seite. Kriegslüsterne Militärs, Atomkraftwerke oder brutaler Pferdesport - die Themen sind zeitlos. Wer schwarzen Humor und detailreiche Comics mag, dem sei diese Sammlung von zynischen kleinen Geschichten wärmstens empfohlen.
Autorenporträt
André Franquin ist neben Hergé der wichtigste stilprägende Comic-Zeichner Europas. Franquin wurde 1924 in Brüssel geboren. Nachdem er zuvor die Académie St.-Luc besucht hatte, begann er im Alter von 23 Jahren die Titelseite für das belgische Magazin "Spirou" zu zeichnen. "Spirou und Fantasio" war 1938 von Rob-Vel erdacht und seit 1944 von Jijé betreut worden, doch erst Franquin, der als dritter Zeichner der Serie 1946 mit der Kurzgeschichte "Der Panzer" seinen Einstand gab, verlieh ihr einen eigenen Charakter. Dies lag vor allem daran,dass Franquin seine beiden schon existierenden Hauptfiguren herum ein kleines Universum an bemerkenswerten Nebenfiguren aufbaute. Die wichtigste Neuschöpfung Franquins war sicherlich das Marsupilami, das am 31. Januar 1952 erstmals in Erscheinung trat, bald darauf gefolgt von dem fiktiven Büroboten Gaston, der im Februar 1957 seinen ersten Auftritt in "Spirou" hatte. Von 1955 bis 1959 zeichnete Franquin außerdem für das Magazin "Tintin" die Serie "Mausi und Paul". Grund für diesen Seitensprung war ein zeitweiliges Zerwürfnis mit dem "Spirou"-Verleger Dupuis, der recht rigide Einfluss auf die Gestaltung der Titelserie seines Magazins nehmen wollte. Nachdem "Gaston" Ende 1957 eine eigene Seite im Heft bekommen hatte, wurde die Mehrfachbelastung für Franquin, der neben seinen zwei beziehungsweise drei laufenden Serien auch noch sämtliche "Spirou"-Titelbilder gestaltete und zahlreiche redaktionelle Beiträge illustrierte, zu groß. Trotz der Unterstützung zahlreicher fähiger Assistenten (unter ihnen Jidéhem und Greg) brach Franquin im Dezember 1961 mit einer nervösen Gelbsucht und schweren Depressionen mitten in der Arbeit an "QRN ruft Bretzelburg" zusammen. Als er 1963 die Arbeit wiederaufnahm, hatte er sich entschieden, "Spirou & Fantasio" schnellstens aufzugeben, um seine Kräfte ganz auf »Gaston« zu konzentrieren. Nach zwei weiteren Kurzgeschichten übernahm 1968 Jean-Claude Fournier "Spirou & Fantasio". Die Rechte an der Figur Marsupilami verblieben allerdings bei ihrem Erfinder. Aus dem Wunsch heraus, "gewisse Themen zu bearbeiten, die bis dahin in ''Spirou'' ziemlich vernachlässigt worden waren", entwickelte Franquin 1977 mit Yvan Delporte zusammen die Magazin-Beilage "Trombone Illustré", zu der er die Reihe "Schwarze Gedanken" beisteuerte. In den 80er-Jahren zog sich Franquin weitestgehend aus der Comic-Produktion zurück. Er zeichnete weiterhin "Gaston" und war ansonsten hin und wieder hinter den Kulissen und als Geburtshelfer mehrerer neu konzipierter Serien anderer Zeichner tätig, bis er 1987 das Marsupilami wieder aufleben ließ, dessen Soloabenteuer unter seiner Mitwirkung von Greg und Yann geschrieben und von Batem gezeichnet wurden. Andrè Franquin verstarb am 5. Januar 1997 in Nizza nach langer, schwerer Krankheit.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 06.03.2018

Das Fenster als Guillotine
Zwei Klassiker der belgischen Comic-Szene sind endlich wieder da:
André Franquins „Schwarze Gedanken“ und alle Abenteuer von Yves Chalands „Freddy Lombard“
VON CHRISTOPH HAAS
Beatles oder Rolling Stones? Das war für viele Pop-Fans eine Grundsatzfrage. Ähnlich hieß es für belgische und französische Comic-Leser in den Fünfzigern und Sechzigern: „École de Bruxelles“ oder „École de Marcinelle“? In Brüssel war der Lombard Verlag zu Hause, dessen Magazin Tintin – so auch der Originaltitel von „Tim und Struppi“ – stark von Hergé und seiner puristischen Auslegung der Ligne Claire geprägt war. In Marcinelle, einem Vorort von Charleroi, residierte Dupuis mit dem Magazin Spirou. Die Zeichner dort bevorzugten zwar auch überwiegend Semifunnys, pflegten jedoch einen weicheren, dynamischeren Stil.
Der unbestrittene Star von Spirou war André Franquin, der die gleichnamige Serie als 22-Jähriger 1946 übernommen und um unvergessliche Nebenfiguren wie das Marsupilami und den Grafen von Rummelsdorf bereichert hatte. Von 1957 an zeichnete er auch die One-Pager um den chaotischen Büroboten Gaston – eine Überbelastung, die dazu führte, dass er seine Produktion schließlich stark zurückfahren musste. Im Jahr 1977 aber begann Franquin für eine Art Underground-Beilage von Spirou die bitterböse Gag-Serie „Schwarze Gedanken“, mit der er sich von seinem Status als liebenswürdiger Unterhalter eines minderjährigen Publikums emanzipierte. Der Carlsen Verlag bringt nun die komplette Serie und in einem weiteren Band ausgewählte Episoden und Hintergrundmaterial neu heraus.
Ein völliger Bruch waren die „Schwarzen Gedanken“ in Franquins Werk nicht. Schon in „Gaston“ klingen die humanistischen, antimilitaristischen und ökologischen Überzeugungen an, aus denen Franquin nun keinen Hehl mehr macht. Allerdings ist er kein Prediger. Ihn kennzeichnet vielmehr ein gallefarbener, verzweifelt zynischer Humor: Da wird ein fanatischer Befürworter der Todesstrafe von einem herabsausenden Fenster guillotiniert oder landet ein Ingenieur der Lebensmittelindustrie selbst als Frikassee in der Dose. Wenn Figuren mehrfach ins Nichts stürzen, von schweren Massen zerquetscht werden oder auf eine tiefe Schwärze zulaufen, lassen sich die Depressionen erahnen, mit denen Franquin damals zu kämpfen hatte.
Als Zeichner erfindet sich Franquin in diesen Schwarz-Weiß-Bildern noch einmal neu. In den frühen Gags setzt er nur flache Schattenrisse vor einen weißen Hintergrund. Später verleiht er den Figuren eine befremdliche, stoffartig-pelzige Plastizität, die sie wie zum Leben erwachte Puppen wirken lässt. Das Komische und das Unheimliche sind bei Franquin kein Gegensatz, auch nicht bei den Monstern, die er mit sichtlichem Vergnügen zu Papier bringt, seien es Möwen mit Killerinstinkt, fantastische Albtraumwesen oder ein Vampirpaar, das erschöpften Tour de France-Radlern auflauert – und hofft, dass diese nicht zu viel eklige Dopingmittel im Blut haben.
Zeitgleich zur Publikation von „Schwarze Gedanken“ setzte in den späten Siebzigern und frühen Achtzigern eine Neubewertung der klassischen belgischen Comics ein. Angesichts der Welle von ambitionierten Erwachsenencomics seit 1968 hatten die Werke von Hergé, E. P. Jacobs („Blake & Mortimer“), Franquin und Maurice Tillieux („Jeff Jordan“) eine Zeit lang als spießig und altmodisch gegolten. Einer jungen Generation von französischen Zeichnern erschienen sie aber wieder als mustergültig und Inbegriff grafischer Hipness. Zu den begabtesten Vertretern dieser „Nouvelle Ligne Claire“ zählte, neben Serge Clerc, Floc’h und Ted Benoît, der 1957 geborene Yves Chaland. Nach einigen kürzeren Arbeiten startete er 1981 die Serie „Freddy Lombard“, von der bis 1989 drei mittel- und drei albenlange Geschichten erschienen. Carlsen bringt nun eine Gesamtausgabe heraus.
Die Schauplätze von „Freddy Lombard“ sind, wie es sich für Abenteuerserien gehört, recht unterschiedlich. „Das Testament des Gottfried von Bouillon“ spielt in der belgischen, „Der Komet von Karthago“ in der südfranzösischen Provinz. Die Geschehnisse in den zwei Teilen von „Der Elefantenfriedhof“ finden im winterlichen Paris und im kolonialen Afrika statt. Während „Ferien in Budapest“ bricht der Ungarnaufstand des Jahres 1956 aus, und der Handlungsraum von „F-52“ beschränkt sich fast ausschließlich auf ein atomgetriebenes, futuristisches Passagierflugzeug, das auf seiner Jungfernreise von Le Bourget nach Melbourne unterwegs ist.
Chaland verwebt in „Freddy Lombard“ drei unterschiedliche ästhetische Ansätze miteinander. Am offensichtlichsten ist die Hommage. Freddy hat die Tolle und den Trenchcoat von Hergés Tim, sein Kumpel Sweep erinnert physiognomisch stark an den Reporter Fantasio aus Spirou, und die schicke Dina flitzt auf einem Motorroller daher wie Steffi, die gewitzte Assistentin von Jeff Jordan. Zugleich ironisiert Chaland aber seine Vorbilder. Freddy ist kein pfadfindermäßiger Held wie Tim, er agiert nicht zielstrebig, sondern stolpert eher planlos durch seine Erlebnisse. Diese latente Schwäche der Hauptfigur erlaubt ein modernes Erzählen, das sich nicht mehr völlig den ehernen Gesetzen der Spannungsdramaturgie fügen muss – am überzeugendsten ist dies in „Der Komet von Karthago“, wo ein halbes Dutzend Handlungsstränge parallel laufen, ohne dass am Ende alle aufgeworfenen Fragen geklärt sind.
Chalands Zeichenstil verändert sich im Laufe von „Freddy Lombard“ deutlich. Für „Das Testament des Gottfried von Bouillon“, sein Debüt, orientiert er sich an Peyos Ritterserie „Johann und Pfiffikus“. Aber auch der frühe Tillieux ist ein wichtiger Einfluss, speziell in den wunderbaren, regenverhangenen Film-noir-Stimmungen auf den ersten Seiten. Ab „Der Elefantenfriedhof“, dem zweiten Band, zeichnet Chaland realistischer, kantiger, klarer. Er erprobt verschiedene Spielarten der Ligne claire, lässt sich von dem amerikanischen Zeichner Milton Caniff („Terry and the Pirates“, „Steve Canyon“) inspirieren und bringt das beträchtliche Kunststück fertig, bei aller Fixierung auf seine Vorbilder vor allem einer zu sein: er selbst.
Anders als Franquin, der immerhin 73 wurde, war Chaland nur ein kurzes Leben beschieden. Er starb 33-jährig bei einem Autounfall. Seine Comics waren vom deutschen Buchmarkt lange verschwunden. Schön wäre es, wenn sich dies im Anschluss an die „Freddy Lombard“-Gesamtausgabe ändern würde. Das amüsante, parodistische Frühwerk „Captivant“ ist nie übersetzt worden, und zumindest der bissige Strip „Klein Albert“ verdient es unbedingt, wiederentdeckt zu werden.
André Franquin (Text und Zeichnungen): Schwarze Gedanken. Die reguläre Ausgabe (Carlsen Verlag, Hamburg 2017, 72 Seiten, 14,99 Euro) enthält die komplette Serie; die Sonderausgabe „Es waren einmal Schwarze Gedanken“ (Carlsen Verlag, Hamburg 2018, 120 Seiten, 24,99 Euro) bietet eine Auswahl sowie diverses Zusatzmaterial.
Yves Chaland (Text und Zeichnungen): Freddy Lombard Gesamtausgabe. Mitarbeit beim Text: Yann Le Pennetier. Aus dem Französischen von Marcel Le Comte. Carlsen Verlag, Hamburg 2017. 240 Seiten, 29,99 Euro.
Freddie agiert nicht zielstrebig
wie Tim, er stolpert eher
planlos durch die Ereignisse
Ein Mann hat sich im Schnee verirrt, sieht in der Ferne Lichter und wähnt sich zuerst gerettet, in der Nähe einer Stadt: Panel aus „Schwarze Gedanken“.
Foto: carlsen
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr
"Köstlich. Amüsant. Kurzweilig. Franquin eben!", rezensionen.ch, 02.01.2018