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Will Eisner gilt als der Erfinder der Graphic Novel, des anspruchsvollen Comicromans. In drei umfangreichen Sammelbänden legt Carlsen nun seine wichtigsten Geschichten als 'Will Eisner Bibliothek' vor.Herzstück des ersten Bandes ist 'Ein Vertrag mit Gott', eine lose Kette literarischer Miniaturen, die in ihrer Gesamtheit ein Bild der Großstadt New York und ihrer Bewohner in den 1930er Jahren zeichnet. Bei Erscheinen 1978 brachen Eisners anspruchsvolle Comic-Erzählungen in Buchform mit sämtlichen damals gängigen Konventionen - heute gilt 'Ein Vertrag mit Gott' als einer der…mehr

Produktbeschreibung
Will Eisner gilt als der Erfinder der Graphic Novel, des anspruchsvollen Comicromans. In drei umfangreichen Sammelbänden legt Carlsen nun seine wichtigsten Geschichten als 'Will Eisner Bibliothek' vor.Herzstück des ersten Bandes ist 'Ein Vertrag mit Gott', eine lose Kette literarischer Miniaturen, die in ihrer Gesamtheit ein Bild der Großstadt New York und ihrer Bewohner in den 1930er Jahren zeichnet. Bei Erscheinen 1978 brachen Eisners anspruchsvolle Comic-Erzählungen in Buchform mit sämtlichen damals gängigen Konventionen - heute gilt 'Ein Vertrag mit Gott' als einer der Graphic-Novel-Klassiker schlechthin. Ergänzt wird dieses Meisterwerk durch die thematisch passenden Comic-Romane 'A life force' und 'Dropsie Avenue'. Carlsen sieht ihn als unverzichtbaren Sockel des Graphic-Novel-Programms.
Autorenporträt
Will Eisner (1917 - 2005) war der "große alte Mann" des Comics. Als in den 1930er-Jahren in den USA die Comic-Hefte aufkamen, zeichnete er verschiedene Serien. 1940 folgte The Spirit, dessen Abenteuer zwölf Jahre lang als Titelserie einer Zeitungsbeilage mit einer wöchentlichen Auflage von fünf Millionen Exemplaren erschienen.
1978 legte Eisner mit Ein Vertrag mit Gott die erste erfolgreiche Graphic Novel vor und begründete damit ein neues literarisches Genre. Es folgten knapp zwanzig weitere Titel, darunter die autobiografisch inspirierten Werke The Dreamer und Zum Herzen des Sturms sowie zuletzt 2005 Das Komplott. Die wahre Geschichte der Protokolle der Weisen von Zion. Aus seiner Lehrtätigkeit an der School of Visual Arts in New York gingen die Bücher Comics & Sequential Art und Graphic Storytelling hervor.
Eisner erhielt viele internationale Preise, darunter die bedeutendste europäische Comic-Auszeichnung "Grand Prix Alfred" und 2002 den "Lifetime Achievement Award" der

National Foundation for Jewish Culture. Michael Chabons mit dem Pulitzerpreis ausgezeichneter Roman Die unglaublichen Abenteuer von Kavalier & Clay ist zu großen Teilen von Eisners Biografie inspiriert.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.03.2011

Süddeutsche Zeitung Bibliothek Graphic Novels Band 1

Sintflut in der
Dropsie Avenue
„Ein Vertrag mit Gott“
von Will Eisner
Das ist nicht der Regen der europäischen Comics, der reinigende, feine Regen der Ligne Claire. Dieser Regen hier ist gnadenlos, er nimmt auch den Erzähler nicht aus: „Den ganzen Tag fiel strömender Regen gnadenlos auf die Bronx“ ist der erste Satz der Graphic Novel, und auch durch diesen Satz, seine Lettern strömt er. Setzt die Bronx, die Dropsie Avenue unter Wasser. Durch diesen Regen geht ein Mann, gebeugt, vorbei an ersoffenen Hydranten, an Laternen, von denen Wasserkaskaden herabstürzen. Der Mann geht allein. Er hat keinen Blick für all das.
Die ersten sieben Seiten. Sieben Panels. In jedem geht es um einen Mann, der durch diese Sintflut geht. Über ihm die Buchstaben der Erzählung. Der Mann heißt Frimme Hersh. Er ist auf dem Weg nach Hause, in die Dropsie Avenue Nr. 55. An diesem Tag hat er sein Kind beerdigt.
Wie großartig das erzählt ist. Das leere fünfte Panel: die Haustür. Die Schwelle. Auf dem Boden die Wasserpfützen, die Frimme Hersh hinterlassen hat. Leer, weil er selbst nicht in diesem Bild ist. Dort, wo er eben noch gestanden hat, nicht mehr über ihm, sind jetzt die Lettern. Sie erzählen, dass all das nichts Ungewöhnliches ist, in dieser Welt ein Kind zu verlieren. Erzählen von der unsichtbaren Hand Gottes, der da oben waltet. Aber in diesem Moment, in dem von Gott die Rede ist, gleitet die Erzählung in Augenhöhe der Menschen. Darum wird es gehen, in all diesen Geschichten. Um die Verhältnisse, Gott, Schicksal, Pogrome, Ausbeutung. Und der Kampf der Einzelnen.
Frimme Hersh hatte einen Vertrag mit Gott gemacht. Die Dorfältesten in Russland hatten, angesichts der immer brutaler werdenden Pogrome, den Zehnjährigen nach Amerika geschickt. Auf dieser Reise ritzte er in einen Stein seinen Vertrag mit Gott. Und Gott ist mit dem Tod seiner Tochter vertragsbrüchig geworden.
Innen und außen, das geht jetzt ein paar Panels so. Der Mann, der drinnen ist und nachdenkt und plant. Und der Regen außen. Und dazwischen das Fenster. Dann hört der Regen auf. Und Frimme Hersh rasiert seinen Bart, legt seinen Kaftan ab, trägt jetzt Anzug, kauft das Mietshaus, wird reich, mit Blondine und Limousine und wird ein rücksichtsloser Immobilienspekulant. „Ein Vertrag mit Gott“ ist die erste Graphic Novel.
Eisner selbst hat diesen Begriff erfunden. Jahrelang, nach den „Spirit“-Comics, nach der Arbeit an „American Visuals“, hatte er nichts mehr veröffentlicht. Er war 65, lehrte an der New Yorker Visual School of Arts. Die Comic Szene hatte sich verändert. Die Comics waren nicht länger Strips, waren radikaler, länger geworden. Eine neue Form des Erzählens erschien ihm nun möglich. Er begann mit der Arbeit an seinen Mietshausgeschichten. Er bot die Geschichten zuerst vergeblich verschiedenen belletristischen Verlagen an. Comics und Literatur, das gehörte nicht zusammen. Bis endlich „Ein Vertrag mit Gott“ erscheinen konnte.
Die erste Graphic Novel. Wenn man sie jetzt liest, diese großartigen Geschichten, nie würde man glauben, dass es die ersten gewesen sein sollen. Nie hätte man sie anders erzählen können.
CHRISTIAN PETZOLD
Will Eisner
Foto: Courtesy of the Estate
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Für Ole Frahm steht dieser nun in einer Will-Eisner-Werkausgabe erschienene Comic am Beginn einer neuen Ära, als der Comic zu Literatur wurde. Natürlich ist es nicht nur das Format, das Frahm bei Eisner überzeugt. Superhelden und sprechenden Enten etwa begegnet er nicht. Stattdessen hält das Soziale Einzug, der jüdische Alltag in New York am Ende der Weltwirtschaftskrise in den 30ern insbesondere, wie Frahm präzisiert. In "Ein Vertrag mit Gott" erkennt Frahm eine Art Metacomic, der die Sublimation all des Verdrängten, der Armut, der Identitätskrisen, in den bis dato (i.e. Ende der 1970er) bekannten Superheldencomics thematisiert. Sogar ästhetisch kann Frahm das ablesen: Wie der Comic bei Eisner mittels Aufwertung des Einzelbildes eine neue Bewertung erfährt, einen neuen Realismus.

© Perlentaucher Medien GmbH