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Sein ganzes Leben hat Thomas mit Charlie an seiner Seite verbracht. Charlie ist nicht nur sein Bruder und Freund, sondern seit dem frühen Tod des Vaters auch sein Beschützer. Gemeinsam wachsen sie in einem kleinen englischen Dorf auf, fischen, schwimmen und prügeln sich füreinander. Zusammen mit ihrer Freundin Molly durchstreifen sie Sommer für Sommer die Flussauen und Wälder, und die Zeit scheint sich unendlich vor ihnen auszudehnen. Sogar als sich beide Brüder in Molly verlieben, bleibt ihre Verbundenheit bestehen. Nicht einmal der erste Weltkrieg kann die beiden Brüder trennen: als Charlie…mehr

Produktbeschreibung
Sein ganzes Leben hat Thomas mit Charlie an seiner Seite verbracht. Charlie ist nicht nur sein Bruder und Freund, sondern seit dem frühen Tod des Vaters auch sein Beschützer. Gemeinsam wachsen sie in einem kleinen englischen Dorf auf, fischen, schwimmen und prügeln sich füreinander. Zusammen mit ihrer Freundin Molly durchstreifen sie Sommer für Sommer die Flussauen und Wälder, und die Zeit scheint sich unendlich vor ihnen auszudehnen.
Sogar als sich beide Brüder in Molly verlieben, bleibt ihre Verbundenheit bestehen.
Nicht einmal der erste Weltkrieg kann die beiden Brüder trennen: als Charlie in die Armee muss, meldet Thomas sich freiwillig und folgt ihm in die belgischen Schützengräben.
Aber hier kann Charlie nicht einmal sich selber schützen...
Autorenporträt
Michael Morpurgo, geboren 1943 in London; lange Zeit tätig als Lehrer, bevor er mit seiner Frau in Devon das Projekt "Bauernhöfe für Stadtkinder" ins Leben rief, das sie inzwischen seit über zwanzig Jahren leiten. Zahlreiche Kinderbuch-Veröffentlichungen, davon diverse ausgezeichnet.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 02.07.2007

Bruderliebe und Kriegswahnsinn
Befehlsverweigerung im Ersten Weltkrieg
Jetzt sind sie fort, und ich bin endlich allein. Ich habe die ganze Nacht vor mir, und ich möchte keinen einzigen Augenblick davon verschwenden.” Eine Tragödie bahnt sich an, das ahnt man schon auf der ersten Seite. Der Erzähler Tommo hat nicht mehr viel Zeit, um sich an Charlie zu erinnern. Sie waren immer zusammen, er liebt seinen drei Jahre älteren Bruder, der ihn so oft beschützt hat, sogar bis zuletzt hier in Frankreich in den Schützengräben des Krieges, der einmal der Erste Weltkrieg genannt werden wird. Auch, dass sie beide Molly lieben – Tommo vom ersten Schultag an und dann auch Charlie, und nicht nur wie eine Schwester –, hat ihrer Liebe keinen Abbruch getan. Dass Charlie und Molly ein Paar wurden, war allerdings für Tommo schwer zu ertragen. Jetzt wartet Molly drüben in England darauf, dass Charlie zu ihr und ihrem gemeinsamen Sohn zurückkommt. Auch, dass Tommo heimkommt, den sie liebt wie einen Bruder.
Der fast achtzehnjährige Tommo blickt zurück auf ein Leben voller Not. Der Gutsherr, für den die Familie arbeiten muss, unterdrückt seine Angestellten. In der Schule werden die Kinder geprügelt, und eine ältere Verwandte, die mit im Haus als Ersatzgroßmutter lebt, ist unglaublich kalt und gemein. Am schlimmsten ist jedoch der frühe Verlust des heißgeliebten Vaters, für dessen Tod sich Tommo verantwortlich fühlt. Auf der Haben-Seite steht eine kluge und liebevolle Mutter, die die Familie zusammenhält und dafür sorgt, dass der geistig behinderte älteste Sohn, von allen behütet, mit ihnen zusammen aufwächst. In dieser Atmosphäre großer emotionaler Innigkeit und Nähe ist die Liebe zwischen den beiden Brüdern zu einem sehr starken Gefühl gewachsen.
Unerschrocken und aufmüpfig
Der große englische Kinder- und Jugendbuchbuchautor Michael Morpurgo schildert in seinem historischen Roman Mein Bruder Charlie nicht nur das armselige Leben dieser Familie und die Zuneigung der Geschwister untereinander, er greift ein ungewöhnliches Thema auf: Das Recht, seinem eigenen Gewissen zu folgen und auch und gerade im Krieg einen unmenschlichen Befehl zu verweigern. Charlie, die Hauptfigur, wird schon als Kind immer als mutig und aufmüpfig dargestellt. Für seine Brüder steckt er die Prügel ein, stellt sich unerschrocken dem brutalen Lehrer und dem autoritären Gutsherren entgegen. Als er in die Armee eingezogen wird, beginnt das Verhängnis, denn der Kadaver-Gehorsam, der besonders von dem sadistischen Sergeant Hanley brutal gefordert wird, ist ihm unerträglich. Mühsam überleben die beiden Brüder ihr erstes Zusammentreffen mit ihm. Als Hanley dann an der Front in Frankreich wieder ihr Vorgesetzter wird, kommt es zum Eklat. Charlie weigert sich, einem mörderischen Befehl ins offene Feuer zu folgen und dabei seinen schwer verletzten Bruder Tommo im Graben zurückzulassen. Das bringt ihn vor ein Kriegsgericht, und ohne Verteidigung wird er zum Tode verurteilt.
Michael Morpurgo lässt Tommo die Geschichte dieser anrührenden Bruderliebe und ihres tragischen Endes mit großer Eindringlichkeit in Szenen erzählen, die auch auf der Bühne Bestand haben würden: eine fast klassische Geschichte von Liebe, Macht, Krieg und Tod. So könnte es gewesen sein. Ein solches Schicksal könnte hinter der Zahl 306 verborgen sein, die angibt, wie viele britische Soldaten im Ersten Weltkrieg von Exekutionskommandos erschossen wurden. „Einige wegen Desertation und Feigheit, und zwei, nur weil sie auf Wachtposten eingeschlafen waren. Sie wurden trotz der Bemühungen ihrer Angehörigen bis 2006 nicht amnestiert, schreibt Morpurgo in seinem Nachwort: „Nun endlich sieht es so aus, als sollte die Amnestie für alle 306 Männer gewährt werden. Ich hoffe, dass dieses Buch, dessen Originalausgabe 2003 in England unter dem Titel ,Private Peaceful‘erschienen ist, dazu beigetragen hat, die Haltung der britischen Regierung zu ändern.” (ab 14 Jahren und für Erwachsene) GABRIELA WENKE
MICHAEL MORPURGO: Mein Bruder Charlie. Aus dem Englischen von Klaus Fritz. Carlsen 2007. 189 Seiten, 14 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 17.03.2007

Gruppenbild mit Molly
Waffenbrüder: Michael Morpurgo zieht in den Ersten Weltkrieg

Dass Brüder geborene Rivalen sind, ist biblisch belegt; dass sie sich irgendwann der Frage stellen müssen, ob sie denn trotz dieser Konstellation ihres Bruders Hüter sein mögen, auch; und wenn sich heute ein Autor noch dieses Themas annimmt, dann tut er das vor dem Hintergrund einer langen Tradition.

Michael Morpurgo, als Jugendbuchautor vielfach prämiert, erzählt seine Geschichte von zwei Brüdern, die am Vorabend des Ersten Weltkriegs in der englischen Ländlichkeit aufwachsen, so selbstverständlich und frisch, als wäre er der Erste, der das Glück und Leid dieser elementaren Verbindung schildert. Wobei das Glück in diesem Fall die unbedingte Nähe von Charlie, dem älteren Bruder, und Thomas, dem mittlerweile beinahe erwachsenen Erzähler, ist. Thomas kann sich auf den Schutz des Älteren verlassen und sieht sich wie selbstverständlich in dessen komplettes Leben integriert, in die Abenteuer des Spiels, die immer ernstere Züge tragen, in die Freundschaft mit dem Mädchen Molly, und dass die Rivalität der beiden hier ihren Ausgang nimmt, erstaunt nicht weiter.

Reicht das schon zum Leid? Für Thomas ist die Tatsache, dass Charlie und Molly zusammenfinden, nicht nur deshalb so schwer zu akzeptieren, weil er selbst auf seine kindliche Art in das Mädchen verliebt ist, sondern - Morpurgo betont dies beinahe etwas zu sehr - weil Charlie ihm diese Entwicklung verheimlichte und damit, so sieht es Thomas, sein Vertrauen missbrauchte. Dass und wie die Dinge danach wieder ins Lot kommen, unterstreicht einmal mehr, worum es Morpurgo und seinen Protagonisten geht: um einen familiären Zusammenhalt, der meilenweit entfernt ist von elterlichem Zwang oder Appellen an die Bande des Blutes, dafür aber um eine gewachsene Verbundenheit in einer zunehmend feindlichen Umwelt.

Denn am Ende bricht der Erste Weltkrieg mit Wucht auch über die englische Provinz herein, schlägt hohe Wellen in schriftlichen und mündlichen Nachrichten, treibt junge Männer unter dem Beifall der übrigen Bevölkerung auf die Schlachtfelder der deutschen Westfront und entfernt schließlich auch Charlie von der Familie - und mit ihm Thomas.

Man wird nicht leicht ein zweites Jugendbuch finden, dass so ernsthaft und gleichzeitig so leichthändig den Krieg in der ländlichen Heimat der Soldaten spiegelt, das sich dem Schrecken der Schützengräben ebenso verschreibt wie der Schönheit eines Sommertags am Fluss, ohne je seinen realistischen Anspruch einem sentimentalen Überschwang zu opfern. Vor allem aber verkneift es sich jedes Zugeständnis an den heftigen Leserwunsch, dass auch im Krieg der eine Bruder den anderen vor allem Übel behüten möge. Und das ist vielleicht seine wichtigste Entscheidung.

TILMAN SPRECKELSEN

Michael Morpurgo: "Mein Bruder Charlie". Aus dem Englischen übersetzt von Klaus Fritz. Carlsen Verlag, Hamburg 2007. 192 S., geb., 14,- [Euro]. Ab 14 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Michael Morpurgos Jugendbuch über zwei Brüder, die in den Ersten Weltkrieg ziehen, hat Rezensent Tilman Spreckelsen begeistert. Er lobt die erfrischende, natürliche Art, in der Morpurgo die Geschichte dieser Brüder erzählt, die, aufgewachsen in der englischen Ländlichkeit, ein Herz und eine Seele sind, bis ein Mädchen und damit Rivalität ins Spiel kommt. Im Grunde geht es nach Spreckelsen um Themen wie familiären Zusammenhalt und Vertrauensbrüche. Dann kommt Krieg, der die Brüder auf die Schlachtfelder der deutschen Westfront führt und von einander und ihrer Familie entfernt. Dabei bescheinigt der Rezensent dem Autor, seinen "realistischen Anspruch" nie einem "sentimentalen Überschwang" zu opfern. Dass sich der Autor das Zugeständnis an den heftigen Leserwunsch verkneift, auch im Krieg möge der eine Bruder den anderen vor allem Übel behüten, scheint Spreckelsen als die vielleicht "wichtigste Entscheidung" des Buchs.

© Perlentaucher Medien GmbH
"'Mein Bruder Charlie' trifft ins Mark. Ein wichtiges Buch über menschliche Größe und Versagen [...].", Saarbrücker Zeitung 20151104