Marktplatzangebote
3 Angebote ab € 1,77 €
  • Gebundenes Buch

Finn berechnet die Zeit in Meilen, nicht in Minuten. So erklärt er sich die Welt und so überzeugt er sich davon, wirklich zu sein, nicht eine Romanfigur im Kult-Bestseller seines Vaters. Stets am Rande der Katastrophe - als Kind ist ein totes Pferd von einer Brücke auf ihn gefallen - hat Finn immerhin den besten Freund der Welt: den total irren, aber ganz vortrefflichen Cade. Und dann lernt er Julia kennen, das erste Mädchen, das er liebt.Als Julia wegzieht bricht Finn das Herz. Zusammen mit Cade macht er sich auf eine Reise, die sie nicht - wie geplant - zum College ihrer Wahl führt. Ein unerwarteter Unfall macht sie zu ebenso unerwarteten Helden.…mehr

Andere Kunden interessierten sich auch für
Produktbeschreibung
Finn berechnet die Zeit in Meilen, nicht in Minuten. So erklärt er sich die Welt und so überzeugt er sich davon, wirklich zu sein, nicht eine Romanfigur im Kult-Bestseller seines Vaters. Stets am Rande der Katastrophe - als Kind ist ein totes Pferd von einer Brücke auf ihn gefallen - hat Finn immerhin den besten Freund der Welt: den total irren, aber ganz vortrefflichen Cade. Und dann lernt er Julia kennen, das erste Mädchen, das er liebt.Als Julia wegzieht bricht Finn das Herz. Zusammen mit Cade macht er sich auf eine Reise, die sie nicht - wie geplant - zum College ihrer Wahl führt. Ein unerwarteter Unfall macht sie zu ebenso unerwarteten Helden.
Autorenporträt
Smith, Andrew
Ursprünglich aus Kalifornien, hat Andrew Smith in jungen Jahren die ganze Welt bereist. Bevor er anfing Bücher zu schreiben, arbeitete er als Journalist. Heute lebt er mit seiner Familie, zwei Pferden, zwei Hunden und drei Katzen in den Bergen in Südkalifornien.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Katharina Laszlo stellt fest, wie sich das Bewusstsein des jugendlichen Erzählers in Andrew Smiths Jugendroman von der Realität des Textes unterscheidet. Wie der Epileptiker Finn die Welt sieht, wie er sich darin als etwas Besonderes wahrnimmt, diese Erzählung scheint ihr als Selbsttherapie für Adoleszente und ihr Nichtverstandenwerden zu taugen. Schon weil dem Protagonisten, wie Laszlo versichert, nichts passiert, was nicht jedem Teenager passieren könnte: Streit mit den Eltern, erotische Fantasien, Abenteuer.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.01.2016

Du bist besonders, das ist ganz normal
Zeit misst man in Meilen: Andrew Smiths Adoleszenzroman "Auf Umwegen"

"Ich weiß nicht, wo ich eigentlich her bin. Ich habe so meine Vermutungen, aber ich weiß es nicht." Wenn Protagonisten in Jugendromanen solche Dinge sagen, dann ist die Wahrscheinlichkeit nicht gerade gering, dass es sich bei ihnen um Außerirdische oder Vampire handelt oder wenigstens um Zauberlehrlinge - Wesen, die unter Menschen aufgewachsen sind, sich aber nie so richtig mit ihnen identifizieren konnten, bis ihnen eine Eule oder ein Bote aus einer anderen Welt die gefühlte Andersartigkeit als Tatsache attestiert. Das personifizierte Außenseitergefühl der Teenagerzeit sind diese Figuren, ihr Nichtverstandenwerden und ihr kosmisches Wichtigkeitsgefühl. Den gleichgestimmten Leser immerhin können sie trösten: "Niemand versteht dich", scheinen sie zu sagen, "aber keine Sorge. Auch du bist etwas Besonderes."

Der siebzehnjährige Finn Easton jedoch, der in Andrew Smiths Roman "Auf Umwegen" die eingangs zitierten Worte sagt, ist ein ganz normaler Junge. Mit seinem Vater, seiner Stiefmutter und seiner Schwester lebt er in den südkalifornischen Bergen und ist kurz davor, die High School zu beenden. Er hat einen guten Schlagarm im Baseball, aber nicht einen derart guten, dass er nach der Schule weiterspielen mag. Wie viele normale Jungen in Jugendromanen hat Finn einen waghalsigen, sogar ein bisschen irren besten Freund, Cade Hernandez, den er in einer Mischung aus Bewunderung und ironischer Distanz fast immer beim vollen Namen nennt. Und natürlich ist da auch ein Mädchen, Julia Bishop, in das er sich sofort verliebt, weil es nicht nur bemerkt, dass er Socken mit Haifischmuster trägt - sondern das auch noch gut findet.

Kaum etwas passiert Finn, das im Leben des Lesers nicht auch passieren könnte: heftige Auseinandersetzungen mit den Eltern, die nie in Zerwürfnissen enden, bis ins kleinste Detail ausgereifte Phantasien über Julia Bishops Körper, die bis zum Schluss Phantasien bleiben, und ein ziemlich gefährliches Roadtrip-Abenteuer, das mit Mut und Glück gemeistert wird, nicht mit Übernatürlichem. Finns Superkraft ist, wenn überhaupt, ein angeeignetes mentales Gleichgewicht. "Meine natürliche Begabung besteht, glaube ich, darin, gut drauf zu sein", sagt er, "niemand würde etwas anderes vermuten."

Sollte man aber. Als er sieben Jahre alt ist, fällt ein totes Pferd aus einem Tierleichentransporter von einer dreißig Meter hohen Brücke auf den Jungen und seine Mutter. Sie stirbt. Er selbst behält eine Narbe auf dem Rücken zurück, die er seine "Emoticons" nennt, weil sie aussieht wie ein "Doppelpunkt, vertikaler Strich, Doppelpunkt", und ist seitdem Epileptiker. Von seinem Vater, einem Schriftsteller, fühlt er sich fortan überbehütet. "Ich war in dem Buch gefangen, und ich kam nicht raus", sagt er über dessen Science-Fiction-Bestseller, und das ist keine Metapher: Das Buch handelt von einer Invasion menschenfressender Aliens auf der Erde, die schließlich von der Menschheit besiegt werden - bis auf einen jungen, epileptischen Alien namens Finn, der eine auffällige Narbe und das Bedürfnis hat, ein ganz normaler Junge zu sein.

Als Antwort auf die unverständliche Welt, die immer wieder in Form der Emoticon-Narbe zwischen einzelnen Absätzen in die kalifornisch-heitere Handlung hereinbricht, hat Finn sich eine Metaphysik zusammengestückelt. Das Universum, findet er, ist "nichts anderes als eine ungeheure Schinderei aus brodelnden schwarzen Löchern und explodierenden Sternen. Am laufenden Band setzt sie Atome frei, die Haufen bilden und was Neues werden und dann wieder was Neues."

Was hat man von so einem Universum schon zu erwarten? Seine Epilepsie-Anfälle dichtet er zu beinahe transzendenten Zuständen um, schwärmt vom aufsteigenden Blumenduft, kurz bevor er in Ohnmacht fällt. Wozu sollen sie auch gut sein, wenn nicht zur Bewusstseinserweiterung? Und er misst Zeit in Raum. Wenn die Erde die Sonne mit einer Geschwindigkeit von 20 Meilen pro Sekunde umkreist, berechnet er, legt sie in vier Sekunden - so lange, wie das Pferd damals ungefähr gefallen sein muss - etwa 100 Meilen zurück. Ist es nicht viel weniger absurd, dass sich das ganze Leben in 100 Meilen ändert als in vier Sekunden?

Tragisches lässt sich weitaus besser überleben, wenn man es sich dadurch erklärt, dass man dazu auserkoren wurde. Der Roman "Auf Umwegen" ist durchzogen von dieser Einsicht. Dieses Gefühl der Auserwähltheit darzustellen, indem man seinem Protagonisten übersinnliche Kräfte verleiht, wäre die naheliegende schriftstellerische Entscheidung. Smith hingegen zählt auf die Reife seiner Leser, wenn er Finn zwar mit einem Hang zu magischem Denken ausstattet und die Welt des Romans so mit allerhand kosmischer Signifikanz auflädt, das alles dann aber kontinuierlich als Geschichte offenlegt, die sich nicht nur junge Menschen gern erzählen - als Selbsttherapie oder auch nur als Hilfestellung für ein interessanteres Leben.

So ist Finns Eigenart, Zeit in Meilen zu auszudrücken, immer nur Teil seiner Darstellung, nicht seiner Wahrnehmung der Welt, ist keine geheimnisvolle, ihm von Anfang an gegebene Art, die Dinge zu betrachten, sondern ein Umrechnungsprozess, zu dem er sich entschließt, weil er sie so besser zu verstehen glaubt. Auch Finns Gefangenschaft im Buch des Vaters bleibt im Bewusstsein des Ich-Erzählers verankert, nicht in der Realität des Romans.

Trotzdem nimmt Smith bis zum Ende ernst, dass Finn sich vorkommt, als müsse er sich aus dem väterlichen Narrativ befreien. Die teenagerhafte Wahrnehmung, die Welt drehe sich um einen selbst, bleibt so klugerweise ein Als-ob-Zustand, der eine Weile nützlich ist, von dem man sich aber lossagen kann, sobald man wie Finn irgendwann bereit ist, die eigene Geschichte selbständig weiterzuschreiben.

"Du fühlst dich wie etwas Besonderes", scheint er dem Leser zu sagen, "aber keine Sorge: Das ist ganz normal."

KATHARINA LASZLO

Andrew Smith: "Auf Umwegen". Aus dem Englischen von Hans-Ulrich Möhring.

Verlag Königskinder, Hamburg 2015. 352 S., geb., 17,99 [Euro]. Ab 14 J.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr
"Die prickelnd melancholische und herrlich aufregende Geschichte [...] ist ein echter Höhepunkt der Coming-of-Age-Romane.", ekz.Bibliotheksservice, Jakob Schleh, 12.01.2016