Severin und sein kleiner Bruder Nepomuk wohnen ganz allein in einem gemütlichen Häuschen im Wald. Sie haben einen Holzschuppen, ein Plumpsklo, und nachts funkeln über ihnen die Sterne. Eigentlich ist alles wunderbar, wenn da nicht diese Sehnsucht wäre: die Sehnsucht nach der großen weiten Welt, nach gefährlichen Abenteuern und nach ihrem Papa, der sich mit sei-nem Flugzeug aus dem Staub gemacht hat. Was, wenn er in der Wüste notlanden musste? Kurz entschlossen beladen Severin und Nepomuk ihren alten Kinderwagen und wandern los, immer den Sternen nach. Ob sie Papa finden werden?
Kindliche Abenteurer
Papa fehlt. Die Brüder Severin und Nepomuk leben allein in einem gemütlichen grauen Häuschen und haben eigentlich ein gutes Leben miteinander. Sie wissen nicht genau, wie alt sie sind, aber dass Severin der Ältere ist, das wissen sie. Deshalb erklärt er Nepomuk, wie das Leben funktioniert, und Nepomuk gibt sich folgsam, um Severin eine Freude zu machen. Aber der Gedanke an ihren unbekannten Papa, den die beiden sich als in der Wüste abgestürzten Flieger vorstellen, lässt sie nicht los. Sie brechen auf, zur nächsten Wüste. Die ist zwar nur eine Sandgrube, aber die Jungen durchziehen sie wie Abenteurer die Kalahari.
Der schwedische Autor Ulf Stark erzählt, wie auch schon in Als Papa mir das Weltall zeigte oder Super-Ulf, aus der kindlichen Perspektive. Er schreibt nicht aus der Sicht eines überlegenen Erwachsenen, sondern lässt seine kleinen Helden ihre Gedanken mit viel Witz bis in letzte Konsequenz verwirklichen – ob pädagogisch korrekt oder nicht. Manchmal dürfen Severin und Nepomuk auch einfach nur albern sein, etwa wenn Nepomuk auf der Reise ein ekliges Lied dichtet, um Severins Hunger zu vertreiben.
Alles ist aus Sicht der Kinder möglich: eine Seiltänzerin, die mit ihrem Zirkus im Wald kampiert, wird da zum Engel und der aufsteigende Nebel lässt die Jungen glauben, sie wären nun im Himmel, nachdem sie in der Wüste verdurstet sind. Einem weggeworfenen Einkaufszettel entnimmt Severin eine geheime Botschaft ihres Vaters, die den beiden neuen Mut gibt. Und obwohl vor allem Severin sich eifrig bemüht, es den Großen bis in die Sprache hinein gleichzutun, ist es genau diese Fähigkeit der Jungen, sich immer wieder phantasievoll über die Realitäten der Erwachsenenwelt hinweg zu setzen, die es ihnen schließlich erlaubt, weiter ihren Weg zu gehen. Stark schafft so inmitten einer vollkommen alltäglichen Wald- und Wiesen-Landschaft eine wunderbar poetische Stimmung, in der ein kalter schwedischer Fluss schon mal zu einem afrikanischen Gewässer werden kann, an dem Elefanten baden. Die in gedeckten Farben gehaltenen Bilder von Sabine Büchner unterstreichen noch diese Zauberhaftigkeit mit ihrem zarten Strich.
Einem Stern folgend gelangen Severin und Nepomuk nach vielen Umwegen wieder in ihr graues Häuschen. Und stellen fest, dass sie unterwegs zwar viel Spannendes erlebt haben, sie zu Hause aber etwas noch viel Besseres erwartet. (ab 5 Jahre) ANJA HERKENRATH
ULF STARK: Severin und Nepomuk. Aus dem Schwedischen von Birgitta Kicherer. Illustrationen von Sabine Büchner. Carlsen 2008. 96 Seiten, 9,95 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Was heißt schon pädagogisch korrekt? Für Anja Herkenrath besticht dieser Band für Kinder ab 5 gerade durch die kindliche Perspektive. Gewöhnliche Sandgruben werden zu Wüsten, kalte Flüsse zu Elefantenbadeplätzen und zwei Jungen auf der Suche nach dem Vater zu wagemutigen Entdeckern. Ulf Stark macht's möglich. Und die Rezensentin entdeckt, wie befreiend die fantasievolle Kindersicht sein kann. Die Illustrationen unterstreichen diesen Effekt für sie noch.
© Perlentaucher Medien GmbH
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"Ein Märchen das sympathisch daher kommt." "Ein Buch für Miniaussteiger, Waldkindergartenkinder, Weihnachtsfans und Kinder-WGs.", eselsohr 20151104