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Deutschland und die Deutschen - betrachtet von Reisenden aus aller Welt
Dieser prachtvoll ausgestattete Band versammelt Berichte von ausländischen Deutschland-Reisenden aus aller Welt über einen Zeitraum von 2000 Jahren. Wir begleiten Caesar zu den Germanen am Rhein, reisen mit Casanova nach Sanssouci, mit Hans Christian Andersen in die Sächsische Schweiz und mit dem Ehepaar Dostojewski in die Spielbank von Baden-Baden. Wir folgen Mark Twain auf Wandertour durchs Neckartal, Asta Nielsen nach Hiddensee und Thomas Wolfe aufs Münchner Oktoberfest. Die Besucher aus der Fremde erkunden ein…mehr

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Produktbeschreibung
Deutschland und die Deutschen - betrachtet von Reisenden aus aller Welt

Dieser prachtvoll ausgestattete Band versammelt Berichte von ausländischen Deutschland-Reisenden aus aller Welt über einen Zeitraum von 2000 Jahren. Wir begleiten Caesar zu den Germanen am Rhein, reisen mit Casanova nach Sanssouci, mit Hans Christian Andersen in die Sächsische Schweiz und mit dem Ehepaar Dostojewski in die Spielbank von Baden-Baden. Wir folgen Mark Twain auf Wandertour durchs Neckartal, Asta Nielsen nach Hiddensee und Thomas Wolfe aufs Münchner Oktoberfest. Die Besucher aus der Fremde erkunden ein seltsames Land und blicken verwundert auf seine Bewohner, deren Sitten und Bräuche.

Autorenporträt
Wieland, RainerRainer Wieland, geboren 1968 in Weißenburg/Bayern, arbeitet als Lektor, Herausgeber und Autor in Berlin. Er hat zahlreiche vielbeachtete Bücher veröffentlicht, darunter »Das Buch der Tagebücher«, »Die Welt der Enzyklopädie« (mit Anette Selg) und »Schreiben Sie mir, oder ich sterbe! Liebesbriefe berühmter Frauen und Männer« (mit Petra Müller). 2015 erschien bei Propyläen »Das Buch des Reisens«, 2017 »Das Buch der Deutschlandreisen«.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.11.2017

NEUES REISEBUCH

Für den Tisch "Wir saßen eine Stunde im Park und beobachteten Leute. Mein Gott, sie sind abscheulich! Die Frauen tragen einen Gurt um die Taille, einen grünen Jägerhut, mit einer Feder, und kurze Röcke. Sie sind nie modisch. (. . .) Sie essen enorme Mengen, von großen Braten geschnitten, triefend vor Fett." Das Urteil der Schriftstellerin Virginia Woolf über die Deutschen fiel nicht schmeichelhaft aus. Im Sommer 1909 besuchte die Dichterin, die gerade am Anfang einer phantastischen Karriere stand, die Bayreuther Festspiele.

So lustig und brüskierend wie die Anekdoten rund um ihren Besuch ist fast alles, was das stattliche "Buch der Deutschlandreisen" nun versammelt. Der Lektor Rainer Wieland, der jahrelang die "Andere Bibliothek" betreute, hat Texte berühmter Menschen zusammengetragen, die Deutschland besuchen und darüber berichten. Das umfangreiche und schön gestaltete Hardcover ist also ein Reisebuch mit Blickrichtung auf uns: Hier erfährt man, wie Globetrotter verschiedener Epochen Deutschland wahrgenommen haben, und zwar seit den alten Römern. Mit Caesar und Tacitus nämlich beginnt die Sammlung. Letzterer ist womöglich gar nicht in Germanien gewesen, entsprechend abenteuerlich liest sich jedenfalls das Ergebnis. "Nackte Jünglinge, die dies als Spiel betreiben, werfen sich im Sprunge zwischen Schwerter und drohende Speere."

Andy Warhol berichtet, wie er einen Wurstfabrikanten besuchen muss und sich langweilt und wie ihm dann ein Kunstwerk von Joseph Beuys im Koffer explodiert. Der niederländische Schriftsteller Cees Nooteboom war in Deutschland, als die Mauer fiel - sofort bestieg er ein Taxi nach "drüben" und ging dann im Frühjahr 1990 auf eine DDR-Reise. "Man hat den Eindruck, als hätten sie vor sich selber Angst", sagt er über die Deutschen. Seine Fahrt durch Orte wie Quedlinburg oder Eisenach wird eine beschauliche Tour voller Skurrilitäten, er sucht Barbarossa in unterirdischen Gängen am Kyffhäuser. Je näher es an die Gegenwart geht, umso mehr wird das Land der Geheimnisse und Mythen auch mal eines, an dem einer trostlos am Bahnhof wartet und Biere in sich hineinkippt (Andrzej Stasiuk nämlich). Er möchte ein Jack Kerouac der BRD sein, in einem Benz durchs ganze Land kurven. Dahin, wohin der ICE und die Autobahn nicht führen. Er sucht also das deutsche Geheimnis. Es muss ein sehr mysteriöses Land sein, über das dieses Buch so vielseitig und unterhaltsam berichtet.

tlin.

Rainer Wieland: "Das Buch der Deutschlandreisen". Propyläen, 512 Seiten, 48 Euro

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 25.01.2018

Ein merkwürdiges Volk
Von Tacitus bis Cees Nooteboom: Rainer Wielands „Buch der Deutschlandreisen“ ist eine wunderbare
Gelegenheit, Deutschland von der Antike bis in die Gegenwart mit fremden Augen zu sehen
VON GUSTAV SEIBT
Diese Deutschen! Im Theater haben sie nummerierte Sitzplätze, aber ihre Straßen sind furchtbar. Hausmusik ist allgemein verbreitet, aber eines ihrer Lieblingsgetränke, eine Wein-Orangenschalen-Mischung namens „Bischof“ erregt Übelkeit. Kaum freut man sich, dass selbst ihre Kurkapellen nur klassische Musik spielen, intoniert eine schon „Cavalleria Rusticana“ und ein Liedchen namens „Daisy Bell“.
Die Tannenwälder riechen gut, aber Köln wird seinem um 1800 erworbenen Ruf, es stinke bestialisch (der englische Dichter Coleridge zählte „siebenundzwanzig deutlich unterschiedene Gerüche und wahren Gestank“) noch hundert Jahre später gerecht: „Trotzdem machte es mir Freude, durch die düsteren Gassen zu streifen und festzustellen, wie viele authentische und originale Produzenten des berühmten Eau de Cologne es wohl geben mochte. Als ein Dutzend voll war, gab ich den Versuch auf.“ Das schrieb ein blasierter britischer Fahrrad-Tourist 1896.
Überhaupt die Gerüche, die Getränke. Der grauslige „Bischof“ wurde am Ende des 18. Jahrhunderts wohl eher im norddeutschen Raum angeboten, während sonst natürlich das Bier berühmt war, das diese stämmigen Menschen in ungeheuren Mengen verbrauchten, zu ihren Wurstplatten. Und stinken tat's vor allem in den engen, vollgepackten Kutschen, die sich rumpelnd und schlitternd über mal steinige, mal schlammige Wege von Poststation zu Poststation quälten. Wer den Muff nicht aushielt, war gut beraten, zu dem wettergegerbten Typen oben auf dem Kutschbock zu steigen, den man „Schwager“ nannte, und ihm bei Gefahr des Erfrierens die Fackel in den nächtlichen Schneesturm zu halten. Wer mit dem Schiff den Rhein entlangfuhr, dem konnte es passieren, dass er zu Ruderdiensten herangezogen wurde, selbst wenn er bezahlt hatte – immerhin lenkte das von den am Ufer aufgereihten Galgen ab.
Rainer Wielands „Buch der Deutschlandreisen“ ist ein großer Spaß – wer je über verspätete ICEs klagte, sollte es zum Trost dabeihaben, um das Wort „Strapaze“ mit Leben zu füllen. Bis in jüngste Vergangenheiten war das Reisen anstrengender und gefährlicher, als heutige Bahn-Kunden, die sich vor allem über „fehlende Information“ aufregen, es sich auch nur im Traum vorstellen können. Reisen nach Deutschland waren vor dem zwanzigsten Jahrhundert Fahrten in ein Dunkelland, in dem nach Sonnenuntergang meistens nur noch ein paar Dorffunzeln leuchteten. Im 16. Jahrhundert wusste man von gewissen Waldstücken ganz sachlich, dass dort „die Mörder“ ihren Unterschlupf hatten – was vagabundierende Kinderbanden, die ihr Leben mit Singen und Betteln bestritten, nicht unbedingt abschreckte.
Jede gute Anthologie ist mehr als eine Zusammenstellung von Texten; sie wird ein Gebilde eigenen Rechts wie die am Rand von Ruinen entstandenen Häuser, die ganz aus antiken Bruchstücken bestehen. Der Anthologist ist ein Spolienkünstler, mit dem Vorteil, dass er nichts Altes kaputtmachen muss, um seinen Fragmentenpalazzo zu bauen. Rainer Wieland hat schon ein paar Mal bewiesen, dass er ein Meisterarrangeur ist, der bei klassischen Vorbildern wie Rudolf Borchardt oder Hans Magnus Enzensberger gelernt hat.
Sein „Buch der Deutschlandreisen“ kann als Pendant zu Borchardts „Der Deutsche in der Landschaft“ durchgehen, weil es dessen Spielanordnung konsequent umdreht. Borchardt sammelte Texte von deutschen Autoren, die in die Welt gingen und beschrieben, was sie sahen. Wielands Auswahl legt sich auf Texte von Nichtdeutschen fest, die in unser Land kamen, diese streng chronologisch reihend, von Tacitus bis Cees Nooteboom. Drei Viertel stammen aus der Zeit seit der Mitte des 18. Jahrhunderts, anders kann es kaum sein.
Natürlich gibt es darunter etliche sehr bekannte Stücke, etwa von Madame de Stael, Thomas Wolfe oder Christopher Isherwood. Aber wer kennt die äußerst lustigen Schilderungen der britischen Botschaftergattin Lady Wortley Montague vom Wiener Hof aus dem Jahr 1716? Der Aufbau der Damenfrisuren kam ihr so bizarr vor, als müsste sie diese für einen modernen Kostümfilm nachkonstruieren. Seltsam in ihren Augen auch, dass in Wiens engen Gassen Fürsten neben Schulmeistern wohnen können, während hinter den adeligen Wohnungstüren ein fantastischer Möbel- und Geschirrprunk herrscht.
Solche Beobachtungen liegen nationaler Stereotypisierung noch ganz fern. Überhaupt zeigen frühere Reisende eine unbefangen notierende Neugier, die auch viel über die fremden Blicke verrät. Wem die deutschen Schlammstraßen merkwürdig vorkommen, der ist zu Hause offenbar Besseres gewohnt – und ja, solche Autoren kommen oft aus Gebieten des ehemaligen Römischen Reiches mit ihrer traditionell überlegenen Straßenbaukultur. Erst seit dem frühen 19. Jahrhundert werden die Wahrnehmungen unter nationalen Kriterien kodiert, und beim Lesen lernt man, dass sogenannte Volkscharaktere weniger eine Tatsache als ein Beobachtungsschema sind.
So wird das „Buch der Deutschlandreisen“ auch zu einem Geschichtsbuch, das den Vorteil der anthologischen Form, nämlich Reduktion ganzer Bibliotheken auf engen Raum, zu rasanten historischen Durchblicken nutzt. Der Raum wird hier zur Zeit, die mit erfreulicher Anschaulichkeit am Leser vorbeigaloppiert, selbst wenn die Kutschen dabei umstürzen und Gebirge von Koffern in den Schlamm werfen. Die beiden wichtigsten Einschnitte in der äußeren Gestalt Deutschlands, der Dreißigjährige Krieg und die Ruinenwelt am Ende des Zweiten Weltkriegs kommen mit gebührender Wucht zur Geltung. Dazu gehört eine reizvolle Bebilderung und ein sehr schönes Druckbild.
Erschütternd, wie „spätmittelalterlich“ Deutschland noch vor dem Zweiten Weltkrieg wirken konnte. So nennt es Patrick Leigh Fermor, der sich 1933/34 zu Fuß durch Deutschland bewegte, immer in der Gefahr, sich zu verlaufen, entzückt von Trachten und alten Kirchen, vom bayerischen Preußenspott und einer unaufdringlichen Gastfreundlichkeit, die noch an die alte Armenfürsorge anknüpfte. Was Ingmar Bergman in derselben Zeit als Austauschschüler bei einem glühend nationalsozialistischen Pfarrer in Thüringen erlebte, war der Schritt in eine neue Zeit, die in Dörfern und Kleinstädten verstreute Landesbewohner zu einer Volksgemeinschaft höchst künstlich verschweißte.
Oft muss man lachen, etwa, wenn Frederick Forsyth als Ostberlin-Korrespondent die Stasi austrickst oder wenn Virginia Woolf sich in Bayreuth langweilt, irritiert von Sängerinnen mit Nachthemden und künstlichen Flechtzöpfen. Großartig gruselig Tania Blixens Einblicke in die Ufa-Werkstätten von 1940, wo gerade „Jud Süß“ gedreht wird, neben Bauernkomödien und historischen Schinken: Sie spricht von einer Dante-Welt, in der ein immer neu gespielter Filmmoment die ewige Gegenwart der Hölle bezeichnet.
Jede gute Anthologie muss auch die Lust auf die Bücher wecken, aus denen sie Ausschnitte bringt. Ergreifend liebenswürdig sind die Erinnerungen des schwarzen amerikanischen Bürgerrechtlers W. E. B. Du Bois an seine Studienzeit in Deutschland von 1892 bis 1894. Ausgerechnet hier wird er – zum ersten Mal in seinem Leben, so sagt er es – nicht als „Neger“, sondern als Mensch behandelt, und so kann auch er die unfassbar freundlichen Deutschen nicht als „Weiße“, sondern als Menschen wahrnehmen: „Tief bewegte mich der Gedanke der Einheit der Menscheit.“ Du Bois hörte bei Treitschke (nuschelnd, unverständlich, anregend), bei Gustav Schmoller und anderen Berliner Größen.
Die merkwürdigen Riten der Studenten – Trampeln für Beifall, Scharren für Missbilligung – notiert er ebenso wie ihre seltsam glühende Vaterlandsliebe: Fast täglich reitet der junge Kaiser mit klingendem Spiel an der Universität vorbei, man schmettert laut die „Wacht am Rhein“. Patriotismus hat etwas mit Pracht und Prunk zu tun, wie es der Amerikaner nicht kennt.
Auf seine heitere, tiefsinnige Art ist Wielands wohlkomponierte Sammlung eine schöne Gelegenheit, sich mit Deutschland neu zu befreunden, mit einem teils wiedererkennenden, teils verwunderten Lächeln, durchaus auch mit Schrecken, gelegentlich gerührt, immer mit der Freude an Beobachtungen und Urteilen, die schon ein paar Seiten später relativiert werden.
Bleibt bei all dem kaum resümierbaren Reichtum nur eine Frage: Warum in aller Welt hat Wieland nicht ein paar Seiten aus Montaignes Reise nach Italien aufgenommen, die den besten Beobachter seiner Zeit ja auch über Süddeutschland führte?
Rainer Wieland (Hrsg.): Das Buch der Deutschlandreisen. Von den alten Römern zu den Weltenbummlern unserer Zeit. Propyläen Verlag, Berlin 2017. 512 Seiten, zahlreiche Abbildungen, 48 Euro.
Reisen nach Deutschland waren
vor dem 20. Jahrhundert
Fahrten in ein Dunkelland
Virginia Woolf ist in Bayreuth
irritiert von Sängerinnen mit
künstlichen Flechtzöpfen
Heidelberg, als Phantasmagorie mit Regenbogen, aquarelliert von Joseph Mallord William Turner auf seiner Deutschlandreise 1816.
Foto: mauritius images
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»Auf seine heitere, tiefsinnige Art ist Wielands wohlkomponierte Sammlung eine schöne Gelegenheit, sich mit Deutschland neu zu befreunden, mit einem teils wiedererkennenden, teils verwunderten Lächeln, durchaus auch mit Schrecken, gelegentlich gerührt, immer mit der Freude an Beobachtungen und Urteilen, die schon ein paar Seiten später relativiert werden.« Gustav Seibt Süddeutsche Zeitung 20180125