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Der KGB gehörte jahrzehntelang zu den einflußreichsten Geheimdiensten der Welt. Die umfassende Dokumentation seiner weltweiten Operationen ist möglich geworden dank des einzigartigen Materials, das der russische Überläufer Wassili Mitrochin 1992 in den Westen geschleust hat. Der britische Historiker und Geheimdienstexperte Christopher Andrew hat dieses Material ausgewertet und unter Verwendung ergänzender Quellen die erste große Gesamtgeschichte des KGB im Kalten Krieg vorgelegt. Der erste Band erschien 1999 unter dem Titel "Das Schwarzbuch des KGB" und wurde ein Welterfolg. Schwerpunkt waren…mehr

Produktbeschreibung
Der KGB gehörte jahrzehntelang zu den einflußreichsten Geheimdiensten der Welt. Die umfassende Dokumentation seiner weltweiten Operationen ist möglich geworden dank des einzigartigen Materials, das der russische Überläufer Wassili Mitrochin 1992 in den Westen geschleust hat. Der britische Historiker und Geheimdienstexperte Christopher Andrew hat dieses Material ausgewertet und unter Verwendung ergänzender Quellen die erste große Gesamtgeschichte des KGB im Kalten Krieg vorgelegt. Der erste Band erschien 1999 unter dem Titel "Das Schwarzbuch des KGB" und wurde ein Welterfolg. Schwerpunkt waren damals die Aktivitäten des KGB in Europa und den USA.
Der nun folgende zweite Band umfaßt die Geheimoperationen des KGB in Lateinamerika (u.a. Castro und die kubanische Revolution, Chile und die Regierung Allende), im Mittleren Osten, in Asien und Afrika. Alle wichtigen weltpolitischen Ereignisse der Ära des Kalten Krieges - vom Koreakrieg über die chinesische Revolution, den Vietnamkrieg, den Sturz des Schahs in Persien und die Militärputsche in Südamerika bis zur sowjetischen Invasion in Afghanistan - erscheinen durch das spektakuläre, bisher unbekannte Material in neuem Licht. Das Buch schließt eine Lücke in der Geschichtsschreibung und wird auf lange Zeit das maßgebliche Werk zu diesem brisanten Thema sein. "Ein Buch, das als einmalig bezeichnet werden muß ... Die Fülle der Informationen ist beeindruckend."DIE ZEIT über Das Schwarzbuch des KGB
Autorenporträt
Christopher Andrew, Professor für Neuere Geschichte und Zeitgeschichte an der Cambridge University. Leiter der British Intelligence Study Group. Fernsehdokumentationen zu zeitgeschichtlichen und internationalen Themen. Zahlreiche Buchveröffentlichungen zur Geschichte der Geheimdienste.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 31.07.2006

Kraft ohne Wirkung
Der KGB wollte den Kalten Krieg in der Dritten Welt gewinnen

Die kubanische Revolution und der ägyptische Staat unter Gamal Abdel Nasser brachten Bewegung in die bipolare Staatenwelt am Anfang der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die amerikanische Niederlage in Vietnam, die Machtübernahme marxistisch-leninistischer Parteien in Nicaragua und auf Grenada, der Einsatz der kubanischen Armee in Afrika und der Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan gaben dieser Entwicklung in den siebziger Jahren neuen Auftrieb. Hauptsächlich im Westen wurde die veränderte Großwetterlage als ein heftiger sowjetischer Sturm wahrgenommen.

Im zweiten Schwarzbuch des KGB, das wie der Vorgängerband auf den aus der Sowjetunion geschmuggelten Akten des ehemaligen leitenden KGB-Archivars der Ersten Hauptverwaltung (Ausland), Wassili Mitrochin, basiert, stellt Christopher Andrew zwei Thesen auf: Der KGB war die treibende Kraft hinter den Einsätzen der Sowjetunion in der Dritten Welt. Und: Das sowjetische Vorgehen folgte einem Plan. Mitrochins KGB-Akten belegen auch eindeutig, daß es schon 1961 einen derartigen Grundriß gab. Der Gedanke, daß der Kalte Krieg in der Dritten Welt gewonnen werden könnte, wurde der Sowjetführung von der KGB-Zentrale nahegelegt, auch wenn erhebliche Impulse von KPdSU-Generalsekretär Nikita Chruschtschow ausgingen. Daher widerspricht Andrew dem britischen Historiker Eric Hobsbawm, der bislang keine Beweise dafür sah, daß die Sowjetunion bis in die siebziger Jahre die Grenzen des Kommunismus durch das Anfachen revolutionärer Bewegungen ausweiten wollte.

Die Ergebnisse der KGB-Arbeit in der Dritten Welt waren jedoch von zweifelhaftem Erfolg. Dem sowjetischen Geheimdienst gelangen zwar häufige Erfolge bei der Beschaffung von Informationen, doch mit der bewußt fehlerhaften Auswertung führte sich die rege Tätigkeit des KGB selbst ad absurdum. KGB-Informationen dienten vorwiegend dazu, die sowjetische Führung in Fehleinschätzungen zu bestärken. Der KGB beschönigte außerdem die Erfolge der aktiven Maßnahmen, die von verdeckter Medienmanipulation über Verschwörungstheorien bis hin zu Attentaten reichten. Unabstreitbar hatte dies im Afghanistan-Krieg zur Folge, daß Moskau über die wahre Kriegsproblematik und die Besonderheiten des afghanischen Volkes erst nach Gorbatschows KGB-Reformen informiert wurde.

Obwohl der KGB Informationen anpassen mußte, war sein Optimismus über die Erfolgschancen in der Dritten Welt nicht vorgetäuscht. Die KGB-Agenten verbuchten auch schnell vorzeigbare Ergebnisse in Lateinamerika. Der KGB erkannte das Potential Fidel Castros früher als das sowjetische Außenministerium und spielte seit der Kontaktaufnahme eine treibende Rolle auf Kuba. Auch die effektive Unterstützung von Salvador Allende in Chile ging auf den KGB zurück. Hinsichtlich der Erfolgsaussichten in Lateinamerika war der sowjetische Geheimdienst intern jedoch realistisch. Schon vor Allendes Sturz bezweifelte der KGB, daß sich dessen Regierung halten könnte. Die verdeckten Kontakte zur "progressiven" Junta in Peru, zu General Juan Torres Gonzáles in Bolivien, Juan Perón in Argentinien und Oberst Omar Torrijos in Panama hielten auch nur ein paar Jahre, bis die Führer abgesetzt wurden oder starben.

Der sowjetische Geheimdienst spezialisierte sich ferner auf die Verbreitung von paranoiden Zuständen unter führenden Politikern der Dritten Welt. Meistens wurde die Drohkulisse eines CIA-Mordkomplotts aufgebaut. Neben Indira Ghandi in Indien und Ahmed Ben Bella in Algerien soll auch das ägyptische Staatsoberhaupt Haile Mengistu durch sowjetische Nachhilfe unter Verfolgungswahn gelitten haben. Die Desinformationsaktivitäten des KGB bewirkten vermutlich eine Steigerung des sowieso schon vorhandenen Antiamerikanismus in der Dritten Welt und stärkten neue Verschwörungstheorien, unter anderem, daß Aids eine amerikanische Erfindung sei und die Vereinigten Staaten mit Baby-Organen aus der Dritten Welt handeln würden.

In britischer Tradition gelingt Andrew der Drahtseilakt zwischen präziser wissenschaftlicher Studie und einem lesbaren geschichtlichen Gesamtüberblick. Akten aus den "sechs randvoll gefüllten Kisten mit Geheimmaterial" ergänzt Andrew mit vielen Auszügen aus Memoiren sowie bereits bekannter Sekundärliteratur. Die Vielzahl an einzelnen Details gewährt zwar neue Einblicke, einigen Abschnitten des Werkes verleiht sie jedoch eine gewisse Langatmigkeit. Mit besonderem Gewinn ist das Kapitel über den Nahen Osten und den Einsatz in Afghanistan zu lesen. Aus der soliden Quellenlage schöpfend, liefert vor allem der Abschnitt über die sowjetische Unterstützung der Palästinenser und des Terrorismus im Nahen Osten neue Erkenntnisse. Obwohl sich die sowjetische Politik öffentlich von allen Formen des Terrorismus distanzierte, förderte der KGB im Hintergrund palästinensische Terroranschläge.

Trotz vieler interessanter Informationen dürfte das Buch im Vergleich zum ersten Band jedoch eine schwächere Wirkung entfalten. Der Kalte Krieg des KGB in der Dritten Welt verlief weitgehend enttäuschend. Die Strategie des sowjetischen Geheimdienstes war unrealistisch, weil das sowjetische System versagte und im Gegensatz zu den Vereinigten Staaten keine Attraktivität auszustrahlen vermochte.

ADAM HOLESCH

Christopher Andrew / Wassili Mitrochin: Das Schwarzbuch des KGB 2. Moskaus Geheimoperationen im Kalten Krieg. Aus dem Englischen von Heike Schlatterer, Enrico Heinemann und Norbert Juraschitz. Propyläen Verlag, Berlin 2006. 878 S., 26,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Als sehr ergiebige Lektüre empfiehlt Adam Holesch diesen zweiten Band des "Schwarzbuch des KGB", das Christopher Andrew auf Grundlage der von Wassili Mitrochin in den Westen geschmuggelten Akten verfasst hat. Schwerpunkt sind die Aktivitäten des sowjetischen Geheimdiensts in der Dritten Welt: die zahlreichen Desinformationskampagnen, die Unterstützung revolutionärer Regierungen und die "Verbreitung paranoider Zustände". Andrew sieht nach Informationen des Rezensenten im KGB die treibende Kraft hinter der sowjetischen Drittwelt-Politik, mit der der Kalte Krieg letztlich gewonnen werden sollte. Doch die Aktivitäten waren im Grunde von vornherein zum Scheitern verurteilt: Denn auch wenn dem Geheimdienst einige beachtliche Erfolge bei der Beschaffung von Informationen gelangen, konnten sie niemals vernünftig ausgewertet werden, folgt der Rezensent Andrews Einschätzung: Denn sie dienten ja vor allem dazu, die sowjetische Führung in ihren Fehleinschätzungen zu befördern. Manche langatmige Passage musst der Rezensent durchstehen, ist aber insgesamt sehr überzeugt von diesem "präzisen" und "lesbaren" Überblick.

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