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Das erste Buch, das sich dezidiert mit dem Ende der Wachstumsära in Europa befaßt
Die Idee des »Wachstums« hat zwei Jahrhunderte lang die europäische Wirtschafts- und Sozialpolitik geprägt. Die jährlichen Wachstumsraten schienen über Glück und Unglück einer Gesellschaft zu entscheiden. Ohne Wachstum kein Wohlstand, keine Arbeitsplätze, keine ausgeglichenen Staatshaushalte. Doch die Wachstumsraten der Vergangenheit sind ein für alle Mal vorbei, Europa stagniert, wir sind Zeugen einer fundamentalen Epochenwende. Meinhard Miegel, einer der profiliertesten Sozialforscher Deutschlands, fordert…mehr

Produktbeschreibung
Das erste Buch, das sich dezidiert mit dem Ende der Wachstumsära in Europa befaßt

Die Idee des »Wachstums« hat zwei Jahrhunderte lang die europäische Wirtschafts- und Sozialpolitik geprägt. Die jährlichen Wachstumsraten schienen über Glück und Unglück einer Gesellschaft zu entscheiden. Ohne Wachstum kein Wohlstand, keine Arbeitsplätze, keine ausgeglichenen Staatshaushalte. Doch die Wachstumsraten der Vergangenheit sind ein für alle Mal vorbei, Europa stagniert, wir sind Zeugen einer fundamentalen Epochenwende. Meinhard Miegel, einer der profiliertesten Sozialforscher Deutschlands, fordert in seinem neuen Buch eine radikale Neuausrichtung der europäischen Wirtschafts- und Sozialpolitik, eine grundlegende Neubestimmung von Wachstum, Wohlstand und Beschäftigung. Das Erfolgsmodell Europas und des Westens insgesamt in der globalisierten Welt des 21. Jahrhunderts kann nicht mehr quantitatives Wachstum sein. Gefordert ist die kreative Ausschöpfung der vorhandenen geistigen und kulturellen Ressourcen, ein klügerer, nachhaltigerer, auch solidarischerer Umgang mit den vorhandenen Kräften. Nicht sinnleere Expansion, sondern Rückbesinnung auf die Tugenden der Beschränkung und des Ausgleichs ist das Rezept für die auch demografisch stagnierenden westlichen Gesellschaften, wollen sie die Zukunft gewinnen.

Autorenporträt
Meinhard Miegel,geboren 1939 in Wien, seit 1977 Leiter des Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft Bonn (IWG). Beiratsmitglied verschiedener wissenschaftlicher Einrichtungen, die sich mit gesellschaftspolitischen Zukunftsfragen befassen. Ständiger Berater von Politik und Wirtschaft.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.10.2005

Die Gefahr ist unsere Rettung
Den müden, larmoyanten Gesellschaften des Westens stehen harte Zeiten bevor. Noch haben sie die Wirklichkeit nicht richtig ins Auge gefasst, da zeigt Meinhard Miegel, wie sie aus ihrer Schwäche eine Stärke machen können. In seiner Diagnose unserer „Epochenwende” entpuppt sich der harte Realist des sozialen Wettbewerbs als Moralist einer menschlichen Gesellschaft
Von Heinz Bude
Meinhard Miegel fühlt sich als Vordenker eines sozialpolitischen Realismus in Deutschland. Er liebt es, Wahrheiten auszusprechen, die die Beschönigungen, Verschleierungen, und Irreführungen unserer öffentlichen Sprache durchbrechen. Es stellt sich gegen den politischen Cliquenzwang zur Parteilichkeit und gegen Politiker, die problembezogenes Nachdenken durch vorauseilendes Handeln ersetzen. Er steht damit für einen bestimmten Impuls in den bundesdeutschen Führungsgruppen: Man will jenseits von Parteiengezänk und Medienschnittigkeit reinen Tisch machen, die Wirklichkeit ins Auge fassen und das Notwendige in die Wege leiten.
So hat Miegel als einer der Ersten die sozialpolitische Bedeutung so archaischer Faktoren wie Bevölkerungszahl und Altersstruktur herausgearbeitet, er hat die sozialpolitischen Kosten der allgemeinen Ideologie des Individualismus dargelegt und die sozialpolitische Illusion einheitlicher Lebensverhältnisse in Deutschland benannt.
Auf dieser Linie liegt auch sein neuestes Buch, das sich dem Westen insgesamt widmet und unsere Lebenschancen in einer welthistorischen Epochenwende erkundet. Wieder werden Wahrheiten beim Namen genannt, vor deren Einsicht sich die nach seiner Ansicht in larmoyanter Schwüle dahindämmernden Gesellschaften der frühindustrialisierten Länder des Westens, die man heute unter der Bezeichnung der OECD-Länder rubriziert, drücken: Dass es künftig für mehr Arbeit weniger Geld geben wird, dass die Armut an Kindern eine schwere Hypothek für unseren künftigen materiellen Wohlstand darstellt und dass das Gesicht unserer Gesellschaften in der Zukunft erheblich asiatischer und afrikanischer werden wird.
Aber er findet jetzt einen Dreh, wie der Westen aus seiner säkularen Schwäche eine für die ganze Menschheit wegweisende Stärke machen kann. Denn die Probleme, mit denen sich die müde und mürbe gewordenen westlichen Gesellschaften der klassischen Moderne herumschlagen, werden auch den heutigen Aufsteigergesellschaften der Weltwirtschaft nicht erspart bleiben.
In Europa werden es die Russen zuerst merken. Spätestens in der Mitte dieses Jahrhunderts, wahrscheinlich aber früher, dürfte das wirtschaftlich gerade in Schwung kommende Russland mit einer stark ausgedünnten und sehr alt gewordenen Bevölkerung vor gewaltigen Problemen des inneren Ausgleichs stehen. Aber auch die boomenden, gerade Unglaubliches verheißenden Aufsteiger der Weltwirtschaft wie China oder Korea werden um 2050, was die bloße Zahl ihrer Bevölkerung betrifft, abnehmen und zugleich hohe Altenanteile bei geringen Kinderzahlen aufweisen.
Die Bevölkerungen Indiens, Pakistans, Afghanistans, Irans und in Europa die der Türkei werden zwar noch vorübergehend wachsen, aber die globale Bevölkerungsexplosion wird Mitte unsres Jahrhunderts zum Stillstand kommen - und nach 2070 könnte die Zahl der Menschen auf unserem Planeten sogar wieder abnehmen. Dieses demographische Szenario dient Miegel als Vorlage für seine an Elitentheoretiker vom Schlage Paretos erinnernde Erzählung von den wiedererwachenden satten und schläfrigen Löwen Europas, die sich zwischenzeitlich den jungen und hungrigen Füchsen Asiens geschlagen geben müssen.
Das globale Wohlstandsgefälle zwischen dem Westen und dem Rest der Welt wird nach und nach abgetragen, und Europa an den Rand gedrängt. Es handelt sich um einen Vorgang mit erheblichen Turbulenzen in Gestalt von Terrorismus, Drogenkriegen und Produktpiraterie, aber selbst durch die kostspielige Massierung militärischer Macht unter der Führung der USA wird er nicht aufgehalten werden können. Doch dann wird die Menschheit sich wieder dem alten Europa mit seiner weisen Skepsis, seiner klugen Haushaltung und seiner menschengerechten Lebensweise zuwenden.
Grundlage dafür soll die heute in Europa notwendig werdende Einübung einer Kultur des Verzichts sein. Die löst sich von jener allein an Gewinn und Wachstum glaubenden ökonomischen Interpretation der gesellschaftlichen Lebensverhältnisse und setzt auf andere Quellen des Wohlstands einer Nation. Die mentale Therapie, die Miegel vorschlägt, gleicht einem Sprung in den Mahlstrom. Die Europäer können sich dem Sog der globalen Vergleichbarkeit nur entwinden, indem sie sich ihm bewusst aussetzen.
Das Geheimnis einer erfolgreichen Wiederkehr des Westens besteht in der Wiedergewinnung des menschlichen Maßes einer nicht mehr nur auf die Erwerbsarbeit fixierten Vorstellung gesellschaftlicher Teilhabe und persönlichen Glücks, in der Rückbesinnung auf eine Kultur des freiwilligen Teilens jenseits der automatisierten Solidarität und in der Wiedererinnerung daran, wie belastbar, aber auch wie verletzlich die Form des Zusammenlebens ist, die man in Europa unter den Begriff der Gesellschaft gefasst hat.
Im Konkreten bedeutet das erstens, dass die aufgrund der allmählichen Herausbildung eines globalen Preises für Arbeit zu erwartenden allgemeinen Einkommenseinbußen auf die große Mehrheit der Erwerbsbevölkerung verteilt und nicht auf variable Minderheiten abgewälzt werden. Zweitens, dass die lange geschmähten Tätigkeiten der personenbezogenen Dienstleistungen in den Kanon der wichtigen und würdigen Arbeiten für die Allgemeinheit zurückgeführt werden. Und schließlich drittens, dass die Gesellschaft sich jenseits der eingespielten Maßzahlen für relative Armut einen Begriff dafür zutraut, was ein Mensch braucht, um ein auskömmliches und würdevolles Leben zu führen.
So entpuppt sich der harte Realist des sozialen Wettbewerbs am Ende als ein hoher Moralist einer menschlichen Gesellschaft. Wir sollen das glauben, weil nur in der Gefahr sich auch das Rettende zeigt.
Meinhard Miegel
Epochenwende. Gewinnt der Westen die Zukunft?
Propyläen Verlag, Berlin 2005. 312 Seiten, 22 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Die Zeichen stehen auf Sturm. Die Geburtenzahlen in Europa sinken bedrohlich, Überalterung wird heute schon zur Tatsache. Korea und China rüsten sich, dem Westen die Führung in der Weltwirtschaft abzunehmen. Was kann man da tun? Meinhard Miegel versucht sich an einer Antwort: "Epochenwende. Gewinnt der Westen die Zukunft?" Ja, das tut er, so Miegels Antwort, allerdings nur um den Preis des Umdenkens. Rezensent Heinz Bude referiert mit Sympathie Miegels Ausführungen. Denn der "harte Realist des sozialen Wettbewerbs", wie er Rezensent nennt, erweist sich als "ein hoher Moralist einer menschlichen Gesellschaft". Was Miegel prognostiziert: Früher oder später werden auch jene Gesellschaften, die im Augenblick ein höheres Tempo vorlegen als Europa, in Krisen geraten. Bei Russland werde es anfangen, aber auch das Wachstum der fernöstlichen Industrien müsse an ein Ende gelangen. Und dann? Dann, so Miegels These, dann wird man wieder einmal auf Europa blicken. Und bei uns nach Orientierung suchen. Und diese Orientierung kann Europa auch geben, davon ist Miegel überzeugt, wenn es "eine Kultur des Verzichts" lernt. Also gewissermaßen sich in jenen soft skills übt, die im Kapitalismus so rüde vernachlässigt werden: Solidarität, Wertschätzung des "menschlichen Maßes", gesellschaftliche Teilhabe auch jenseits der Bereicherung. Und persönliches Glück. Auch mit dem Thema Armut muss anders umgegangen werden als bisher. Maßgeblich muss die Frage sein, "was ein Mensch braucht, um ein auskömmliches und würdevolles Leben zu führen", referiert zustimmend der Rezensent.

© Perlentaucher Medien GmbH
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"So entpuppt sich der harte Realist des sozialen Wettbewerbs am Ende als ein hoher Moralist einer menschlichen Gesellschaft. Wir sollen das glauben, weil nur in der Gefahr sich auch das Rettende zeigt." Süddeutsche Zeitung "Kompetent, prägnant und eine hohe Dichte der Sprache. Kurz: sehr empfehlenswert." Norbert Walter in Frankfurter Neue Presse "Der große Realist Miegel entwirft da eine düstere Zukunftsvision, und weite Teile lesen sich wie eine Philippika gegen Schönredner, die noch immer auf einer rosaroten Wolke schweben ... Sein Buch 'Epochenwende' enthält eine Menge Wahrheiten und unbequemer Einsichten ... sehr, sehr lesenswert." Peter Merseburger, DEUTSCHLANDRADIO "Mahner, kein Panikmacher: Meinhard Miegel." DIE WELT "Zu satt, zu träge, zu schläfrig. Der Westen verliert unausweichlich an materiellem Wohlstand. Und hat es, so Meinhard Miegel in seinem Buch Epochenwende, nicht anders verdient." BUCHJOURNAL "Kein Wachstum ist unendlich. Meinhard Miegel plädiert für Bildung, Haltung und Verzicht." GENERALANZEIGER "Geistiger Wohlstand gesucht. Zuversichtliche Kassandra: Meinhard Miegel weiß, was die Weltwirtschaft im Innersten zusammenhält - und wie man kulturelles Kapital reaktiviert." LITERARISCHE WELT