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Als Andrea zu Beginn der vierziger Jahre nach Barcelona kommt, erwartet die junge Studentin der zermürbende Alltag mit ihrer Familie. Eine bizarre Gemeinschaft, in der jeder des anderen Feind ist: Die senile Großmutter, die bigotte Tante Angustias, der zwischen Genie und Wahnsinn schwankende Onkel Ramón, der brutale Juan und seine dümmliche Frau Gloria. Andrea erlebt fasziniert und abgestoßen zugleich diese Welt der Hoffnungslosigkeit, Armut und gegenseitigen Zerstörung. Nach und nach entdeckt sie die Abgründe eines jeden Familienmitglieds.

Produktbeschreibung
Als Andrea zu Beginn der vierziger Jahre nach Barcelona kommt, erwartet die junge Studentin der zermürbende Alltag mit ihrer Familie. Eine bizarre Gemeinschaft, in der jeder des anderen Feind ist: Die senile Großmutter, die bigotte Tante Angustias, der zwischen Genie und Wahnsinn schwankende Onkel Ramón, der brutale Juan und seine dümmliche Frau Gloria. Andrea erlebt fasziniert und abgestoßen zugleich diese Welt der Hoffnungslosigkeit, Armut und gegenseitigen Zerstörung. Nach und nach entdeckt sie die Abgründe eines jeden Familienmitglieds.
Autorenporträt
Susanne Lange, geb. 1964 in Berlin, ist eine deutsche Philologin und literarische Übersetzerin sowie Gutachterin für Verlage im Bereich spanischsprachiger Literatur. Sie studierte Komparatistik, Germanistik und Theaterwissenschaft und ist seit 1992 als freie Übersetzerin von literarischen Texten in die Deutsche Sprache tätig. Susanne Lange lebt und arbeitet in Barcelona. 2009 wurde sie mit dem Johann-Heinrich-Voß-Preis für Übersetzung geehrt.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.01.2006

Barcelonas Glanz und Elend
Carmen Laforets bahnbrechender Roman "Nada", neu übersetzt

Seit 1945 wird in Spanien der Nadal-Preis für Roman-Manuskripte verliehen; schnell wurde er zur wichtigsten literarischen Auszeichnung des Landes. Viele Autoren hat die Jury entdeckt. Die erste große Entdeckung war Carmen Laforet mit ihrem Roman "Nada" (Nichts). Die damals zwanzigjährige Autorin war von den Kanarischen Inseln, wo sie ihre Kindheit verbracht hatte, zum Studium in ihre Geburtsstadt Barcelona zurückgekommen und hatte einfach die Erlebnisse und Eindrücke eines Jahres aufgeschrieben.

Aus der Sicht ihrer Protagonistin Andrea schilderte Carmen Laforet eindringlich die materielle, psychische und moralische Misere im Spanien der Nachbürgerkriegszeit - und das in einer Stadt wie Barcelona, die in den letzten Jahrzehnten geradezu zum Symbol für heitere Lebensqualität, exquisiten Geschmack und moderne, oft experimentelle Kunst wurde. Das Barcelona des Romans "Nada" ist eine ins Elend geratene Stadt, gezeichnet von den Nachwirkungen des Bürgerkrieges und der Verfolgung vieler Menschen durch die neue Diktatur. Andrea zieht in die Wohnung ihrer Verwandten, einer arm gewordenen Familie, deren Mitglieder in einem nicht nur verbal ausgetragenen Dauerstreit leben. In der Familienwohnung leben die Tante Angustias, eine strenge, wenn auch heuchlerische Moralwächterin, die gute vergeßliche Großmutter, der Onkel Román, ein talentierter, doch gescheiterter und zynisch gewordener Musiker, sein Bruder Juan, ein unbegabter cholerischer Maler, mit seiner hübschen, gefallsüchtigen und gutmütigen Frau Gloria - die allesamt von Andrea mit Distanz beobachtet und beschrieben werden.

Die Wohnung der Familie liegt mitten im Eixample, einem heute eleganten bürgerlichen Viertel, das Anfang der vierziger Jahre allerdings genauso elend wirkte wie die ganze Stadt. Die junge Studentin streift viel durch Barcelona: über die Ramblas, durch den Hafen und auch durch das barrio chino, das Rotlichtviertel. Über ihre beste Freundin lernt Andrea auch die Welt der wenigen damals Wohlhabenden kennen. Wie Carmen Laforet verläßt auch die Romanheldin Andrea die Stadt nach einem Jahr wieder. Ihre Bilanz ist ein ernüchterndes "Nichts"; es bleiben ihr auch keine Hoffnungen auf kommende Zeiten.

Gemeinsam mit "Pascual Duartes Familie" (1942), dem ersten Roman des späteren Nobelpreisträgers Camilo José Cela, veränderte "Nada" die spanische Literatur seiner Zeit. Bis dahin dominierten eine traditionelle Rhetorik und der hohle Patriotismus der Bürgerkriegssieger. Die traurige Wahrheit eines verarmten und hungernden Volkes durfte in der Literatur nicht dargestellt werden. Auch die Welt der Kriegsverlierer existierte offiziell nicht. Das arme, elende Spanien erschien dann in den Romanen Celas und Laforets; bei Cela anhand des unglücklichen Lebens eines armen Bauern aus der Extremadura, der als Mörder hingerichtet wird, und bei Laforet exemplarisch in der Dekadenz einer ehemals bürgerlichen Familie und in der geistigen Öde des Nachkriegs-Barcelona. Daß "Nada" überhaupt von der damaligen Zensur genehmigt wurde, lag daran, daß man glaubte, dieses literarisch vermeintlich unbedeutende Werk werde ohnehin wenig gekauft. Was den Verkaufserfolg und die Wirkung des Romans angeht, hatte man sich gewaltig getäuscht. "Nada" fand viel mehr Leser als alle anderen Romane dieser Jahre. Carmen Laforet veröffentlichte noch eine Reihe Romane und Erzählungen, von denen einige auch ins Deutsche übersetzt wurden. Die Schriftstellerin lebte später, abseits vom literarischen Betrieb, in Madrid und starb 2004 im Alter von 83 Jahren.

Die deutsche Ausgabe ihres Erstlingswerks ist besonders erfreulich, denn die Übersetzung aus den fünfziger Jahren ist längst vergriffen. Carmen Laforet vermeidet Gemeinplätze, abgebrauchte Wendungen und die damals in Spaniens Literatur üblichen rhetorischen Floskeln. Es ist eine präzise, von Susanne Lange in ein adäquates Deutsch gebrachte Sprache, die den spannenden Roman so authentisch macht und auch heute noch überzeugend wirken läßt.

WALTER HAUBRICH

Carmen Laforet: "Nada". Roman. Aus dem Spanischen übersetzt von Susanne Lange. Mit einem Nachwort von Mario Vargas Llosa. Claassen Verlag, Berlin 2005. 334 S., geb., 20,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Walter Haubrich freut sich über die deutschsprachige Neuauflage dieses seit den fünfziger Jahren vergriffenen Romans, der die spanische Literatur nachhaltig verändert hat. Thema ist die "materielle, psychische und moralische Misere im Spanien der Nachbürgerkriegszeit". Auch stilistisch ist die Erzählung gut in Szene gesetzt: Carmen Laforet vermeide Gemeinplätze. Auch die nach Haubrich gelungene Übersetzung von Susanne Lange trägt dazu bei, dass der Roman auch heute noch authentisch wirkt. Dass der Roman seinerzeit von der Zensur genehmigt wurde, liegt nach Einschätzung des Rezensenten auch nur daran, dass erwartet wurde, der Roman werde keine Leser finden - womit die Behörden gehörig falsch lagen.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Dieses Buch ist eine veritable Entdeckung. Eine sensationell frische, sensationell zeitgemäße Prosa.« DIE WELT 20150601