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Die Schrift des Apuleius "Über die Magie" ist die einzige erhaltene Gerichtsrede der Kaiserzeit. Apuleius von Madauros - später mit seinen Metamorphosen zu Weltruhm gelangter Schriftsteller, Redner und Philosoph - wurde gegen 160 n. Chr. angeklagt, die verwitwete Mutter eines Studienfreundes mit Zauberei betört und zur Heirat verführt zu haben, um an ihr beträchtliches Vermögen zukommen. In der Schriftfassung seiner Verteidigung sehen wir ihn als umfassend interessierten Philosophen, der in Naturwissenschaften und Medizin bewandert ist und zugleich das traditionelle Bildungsgut beherrscht. Wir…mehr

Produktbeschreibung
Die Schrift des Apuleius "Über die Magie" ist die einzige erhaltene Gerichtsrede der Kaiserzeit. Apuleius von Madauros - später mit seinen Metamorphosen zu Weltruhm gelangter Schriftsteller, Redner und Philosoph - wurde gegen 160 n. Chr. angeklagt, die verwitwete Mutter eines Studienfreundes mit Zauberei betört und zur Heirat verführt zu haben, um an ihr beträchtliches Vermögen zukommen. In der Schriftfassung seiner Verteidigung sehen wir ihn als umfassend interessierten Philosophen, der in Naturwissenschaften und Medizin bewandert ist und zugleich das traditionelle Bildungsgut beherrscht. Wir erahnen aber auch, dass er mit jenen magischen Praktiken doch mehr Erfahrung haben könnte, als er zugibt. Er ist ganz Kind seiner von gegenläufigen Strömungen bestimmten Zeit, in der eben auch die Magie ihre entscheidende Verbreitung erfuhr. Die unkonventionelle Argumentationsstrategie, juristische Hintergründe, aber auch die Welt des Übersinnlichen bei Apuleius und die Haltung des Chris tentums zur Magie werden in begleitenden Essays beleuchtet.
Autorenporträt
Lucius Apuleius ( 124-180) entstammte einer wohlhabenden Familie aus Madaura (Ostalgerien). Er studierte Grammatik und Rhetorik in Karthago und Athen, ehe er nach einem längeren Aufenthalt in Rom 155 nach Madaura zurückkehrte.Apuleius befasste sich nicht allein mit der höheren Bildung, sondern hatte auch lebhaftes Interesse an den orientalischen Kulten, besonders dem ägyptischen Isiskult. Eine konstruierte Mordanklage gegen Apuleius wurde fallen gelassen, aber ein Prozess wegen Zauberei worauf die Todesstrafe stand, kam zustande. Erhalten ist seine Verteidigungsrede Apologie, mit der er dem gegen ihn erhobenen Vorwurf begegnet; er wurde freigesprochen.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensent Hans-Albrecht Koch zeigt sich recht angetan von Apuleius' Verteidigungsrede "De magia", die nun in deutscher Übersetzung nebst Einführung und Kommentar in der "verdienstvollen Reihe" "Sapere" vorliegt. Das um 160 entstandene Jugendwerk kann nach Ansicht Kochs nicht nur als religions-, philosophie- oder literarhistorisches Dokument hohe Aufmerksamkeit beanspruchen, sondern auch als rechtsgeschichtliche Quelle. Trotz der ernsten Situation - Apuleius war angeklagt, mittels Magie die Liebe einer wesentlich älteren Frau gewonnen zu haben, um sie zu beerben, ein mit der Todesstrafe bedrohtes Delikt - erweist sich der Angeklagte zur Freude des Rezensenten bei seiner Verteidigung als echter Spaßvogel: mit allerlei spaßigen und übermütigen Argumenten, Spott gegen die Ankläger sowie poetischen Einlagen versuche Apuleius die Richter in gute Laune zu versetzten, um so einen Freispruch herbeizuführen.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 22.04.2003

Geschürzter Lippenschwinger
Apuleius pflegt die Kunst der antiken Verteidigungsrede

Zuweilen gründet sich der Ruhm eines Autors bei der Nachwelt auf ein einziges Werk. So steht es seit langem auch um den Verfasser des ersten uns ganz erhaltenen Romans der Antike, der "Metamorphosen", die Apuleius von Madauros - das ist der Ort Mdaurusch im heutigen Algerien - im zweiten Jahrhundert geschrieben hat. Das Werk handelt von den Erlebnissen eines Mannes, den seine Geliebte - von den Zauberkünsten ihrer Herrin zur Nachahmung angestachelt, mit der Handhabung jedoch nicht hinreichend vertraut - versehentlich dauerhaft in einen Esel verwandelt.

In der verdienstvollen Reihe "Sapere", in der Schriften der späteren Antike nebst Einführung, Übersetzung und Kommentar veröffentlicht werden, ist nun auch ein auf 158/59 oder 160/61 datierbares, also rund dreißig Jahre vor dem Roman entstandenes Jugendwerk des Apuleius wieder zugänglich gemacht worden, das nicht nur als religions-, philosophie- oder literarhistorisches Dokument hohe Aufmerksamkeit beanspruchen kann, sondern auch als rechtsgeschichtliche Quelle: seine Verteidigungsrede vor Gericht, als er wegen magischer Praktiken angeklagt wurde. In Oea, dem heutigen Tripolis, hatte er die Liebe einer wesentlich älteren Frau gewonnen; als es zur Heirat kam, witterten deren Angehörige Unrat, weil ihnen nun das Erbe zu entgehen drohte, und sie beschuldigten den Neuvermählten, er habe die Liebe der Pudentilla durch bösen Zauber herbeigeführt.

Ein moderner Leser, der nur den Text der Rede vor sich hätte, könnte angesichts spaßiger und übermütiger Argumente leicht den Ernst der Situation verkennen, aus der sich Apuleius retten mußte. Ging es in dem Prozeß doch tatsächlich um ein mit hoher Strafe bewehrtes, ja mit dem Tode bedrohtes Delikt. Auch darf die Ironie nicht übersehen werden; sie gehörte seit Platons "Apologie" zur Rede vor Gericht. Nur daß Apuleius seinen Spott nicht wie einst Sokrates gegen die Richter kehrt, sondern nur gegen seine Ankläger: Warum etwa, so fragt er zur Entkräftung eines der Argumente der Anklage, solle ausgerechnet der epileptische Anfall eines notorisch fallsüchtigen Knaben in Gegenwart des Angeklagten als Beweis für die böse Einwirkung eines Magiers gelten statt der viel unwahrscheinlichere Sturz eines erwiesenermaßen Gesunden.

Um die Richter in gute Laune zu versetzen und den Freispruch herbeizuführen, dürften auch die eingestreuten poetischen Einlagen geholfen haben, etwa - Schleichwerbung schon in dieser frühen Rede! - die Reklameverslein für eine Zahnpaste. Sie sind an einen Intriganten gerichtet, der Apuleius wiederholt zu schaffen machte und nur auf einen schlimmen Ausgang des Prozesses gewartet haben dürfte: "Calpurnius, sei gegrüßt mit hastigen Versen. / Ich schickte, wie du erbeten hast, Reinheit für die Zähne, / Glanz für den Mund aus arabischer Lese, / ein feines weißmachendes Pülverlein, einen Einebner geschwollenen Zahnfleischleins, / einen Zusammenfeger vortäglichen Überbleibsels, / damit man keinen häßlichen Flecken von Dreck sieht, / wenn du mal mit geschürzten Lippen lachst."

HANS-ALBRECHT KOCH

Apuleius von Madauros: "De magia (Über die Magie)". Lateinisch/Deutsch. Eingeleitet, übersetzt und interpretiert von Peter Habermehl, Jürgen Hammerstaedt, Francesca Lamberti, Adolf Martin Ritter, Peter Schenk. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2002. 376 S., geb., 32,- [Euro].

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