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Warum weiß ich, wenn ich morgens aufwache, wer ich bin? Wie entsteht Bewusstsein?
Wo ist es lokalisiert? In kompakter Form präsentiert Gerald Edelman seine umfassende Theorie.
Anhand von neuesten Ergebnissen aus der Hirnfor-schung geht er der Frage nach der Entstehung, den Merkmalen und Mechanismen von Bewusstsein nach. Wie können z. B. Miriaden von feuernden Nervenzellen Gedanken, Gefühle und Empfinden erzeugen? Wie funktioniert Wahrnehmung und Gedächtnis, wie bildet sich Identität? Bewusstsein, so Edelmans These, ist vor allem ein Prozess, der erst durch bestimmte Aktivitätsmuster der…mehr

Produktbeschreibung
Warum weiß ich, wenn ich morgens aufwache, wer ich bin? Wie entsteht Bewusstsein?

Wo ist es lokalisiert? In kompakter Form präsentiert Gerald Edelman seine umfassende Theorie.

Anhand von neuesten Ergebnissen aus der Hirnfor-schung geht er der Frage nach der Entstehung, den Merkmalen und Mechanismen von Bewusstsein nach. Wie können z. B. Miriaden von feuernden Nervenzellen Gedanken, Gefühle und Empfinden erzeugen? Wie funktioniert Wahrnehmung und Gedächtnis, wie bildet sich Identität? Bewusstsein, so Edelmans These, ist vor allem ein Prozess, der erst durch bestimmte Aktivitätsmuster der Neuronen im Gehirn entsteht. Anhand seiner Theorie des "neuronalen Darwinismus" führt er vor, wie Wahrnehmung, Gedächtnis und Identität hervorgebracht werden.

Einer der international renommiertesten Neurobiologen, Gerald Edelman, präsentiert gut verständlich seine bahnbrechende Theorie zur Entstehung des Bewusstseins.
Autorenporträt
Gerald Edelman ist einer der derzeit renommiertesten Neurowissenschaftler. Er ist Direktor des Neuroscience Instituts und erhielt 1972 den Nobelpreis für Medizin. Er veröffentlichte zahlreiche Bücher.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 31.03.2005

Es fehlen nur noch technische Details
Zwei Nobelpreisträger: Über Wolfgang Pauli, die Weltformel, Tizian und ein Buch von Gerald Edelman, der die Entstehung des Bewusstseins erklären will
Eine erfreuliche Meldung vom akademischen Buchmarkt: Die Gesamtausgabe von Wolfgang Paulis „Wissenschaftlichem Briefwechsel” ist fertig. Eine Schatzgrube, kompetent ediert, klar, schön und sündhaft teuer. Soeben erschienen die Briefe der letzten beiden Lebensjahre des höchst ungewöhnlichen Menschen und früh verstorbenen Physikers, der aus unergründlicher Bescheidenheit einen Großteil seiner Ideen nur in Briefen niedergeschrieben hat. Die Briefe jedoch sind weniger bescheiden; aus ihnen spricht der gefürchtete Großinquisitor der Naturwissenschaft des zwanzigsten Jahrhunderts mit brutaler Offenheit, philosophischem Tiefsinn und beißendem Humor für und gegen jedermann.
Herrlich ist die Geschichte mit der Weltformel. Im März 1958 verschickt Wolfgang Pauli für die schwarzen Bretter von einem Dutzend physikalischer Institute eine von ihm selbst gemalte Zeichnung, mit der Überschrift in englischer Sprache: „Kommentar zu Heisenbergs Ankündigung im Radio. Hiermit soll der Welt gezeigt werden, dass ich wie Tizian malen kann.” Unter der Zeichnung steht dann der Satz: „Nur technische Details fehlen. W. Pauli”. Und was zeigt diese Zeichnung? Ein schlampig skizziertes Rechteck, das wohl einen leeren Bilderrahmen symbolisieren soll.
Es war Pauli selbst, der einige Monate zuvor die Kernideen hatte, wie sich die gesamte damals bekannte Physik in eine elegante Formel packen ließe. Mit Enthusiasmus macht er sich zusammen mit Heisenberg an die Ausarbeitung, bis Pauli erkennt, dass der ganze Ansatz nicht stimmt, während Heisenberg etwa gleichzeitig anfängt, die halbgaren Wunschvorstellungen an die Presse zu lancieren, die auch gleich in Massen schlecht recherchierte Sensationsartikel der Art „Prof. Heisenberg und sein Assistent Wolfgang Pauli haben die Grundgleichungen des Kosmos gefunden” druckt. Paulis Spott über Heisenbergs begierig angenommene Rolle als öffentlicher „Über-Einstein, Über-Faust und Über-Mensch” zieht sich durch viele Briefe. Einstein hatte in den Jahrzehnten vor seinem Tod 1955 auch in bunter Vielfalt stets neue Weltformeln der Öffentlichkeit vorgestellt.
Aber jetzt zu etwas völlig Anderem: Gerald Edelman hat erneut bekannt gegeben, dass er die biologischen Mechanismen des menschlichen Bewusstseins entdeckt hat. Auch Edelman ist Nobelpreisträger wie Heisenberg, Pauli und Einstein, allerdings noch nicht für seine Theorie des Bewusstseins, sondern schon seit 1972 für seinen Anteil an der Entdeckung der chemischen Struktur der Antikörper im Immunsystem von Säugetieren. Seither hat er die Disziplin gewechselt, das menschliche Bewusstsein erforscht und die Überzeugung gewonnen, dass es sich „mit naturwissenschaftlichen Methoden untersuchen lässt.”
Das neue Buch von Edelman wendet sich ohne Umwege an den wissenschaftlichen Laien. „Mein Anliegen dabei war, das Wesen des Bewusstseins so einfach wie nur möglich zu beschreiben, ohne dass dies auf Kosten der Genauigkeit geht.” Das Buch soll die Frage beantworten: „Wie können aus dem Feuern von Neuronen subjektive Eindrücke, Gedanken und Emotionen entstehen?” Edelmans Antwort überträgt, wie schon in zahlreichen Büchern zuvor, Darwins Evolutionstheorie auf die Formbildungsprozesse im Gehirn. Er nennt das, was dabei herauskommt, die „Theorie der neuronalen Gruppenselektion”.
Diese gründet sich auf drei Teilschritten: Bei der „Entwicklungsselektion” entstehen im Gehirn Varianten von „unterschiedlich aufgebauten Schaltkreisen oder Neuronengruppen”. Bei der „Erfahrungsselektion” erhalten „die einzelnen Synapsen des auf die Umwelt reagierenden Organismus unterschiedliche Erfahrungsinputs und werden dabei in sehr unterschiedlichem Maße gestärkt oder abgeschwächt.” Bei der anschließenden „reziproken Koppelung” kommt es zum „fortlaufenden rekursiven Austausch paralleler Signale zwischen Hirnarealen”.
Im größten Teil des Buches versucht Edelman, Merkmale des Bewusstseins in diesem Rahmen zu erklären, beispielsweise „die Fähigkeit, Bedeutung aus der Welt herauszulesen”, die Existenz subjektiver Gefühlszustände, so genannter „Qualia”, oder die Unterscheidung zwischen bewussten und unterbewussten Zuständen. Die Erklärungsarbeit liegt jeweils in einer komplexen Variation der Voraussetzungen, beispielsweise: „Die komplexe Integration des dynamischen Kerngefüges, die von der Verhaltensgeschichte und den Erinnerungen an individuelle Lernereignisse moduliert wird, führt zu adaptivem Verhalten, das zwangsläufig charakteristisch für den individuellen Organismus ist.”
Ein Merkmal des Bewusstseins, für das sich Edelman kaum interessiert, ist seine spezifische Ausformung. Zumindest bei Nicht-Hirnforschern sind Bewusstseinszustände normalerweise von der Art, dass sie sich von anderen Zuständen grundsätzlich unterscheiden. Den Gedanken an beispielsweise ein Gemälde von Tizian halten die meisten Menschen für etwas wesentlich anderes als den Gedanken an ein mit Bleistift gekritzeltes Rechteck. Eine Theorie des Bewusstseins müsste mithin mindestens den Versuch unternehmen, solchen Unterschieden gerecht zu werden, und die spezifischen Veränderungen im Gehirn benennen, die diese Unterschiede auszeichnen. Bei Edelmans Hirnmodell liegen diese Unterschiede indes in irgendwelchen nicht näher spezifizierten „verketteten reentranten Verschaltungswegen”. Das ist so wahr, dass es noch nicht einmal falsch sein kann. Freundlicherweise sollte man aber noch erwähnen, dass der englische Titel seines Buchs, angelehnt an ein Gedicht von Emily Dickinson, auch bloß „Wider than the sky. The phenomenal gift of consciousness” lautete.
Vorläufig muss man festhalten, dass Wolfgang Pauli bedeutend mehr in der klassischen Malerei geleistet hat als Gerald Edelman bisher in der Hirnforschung. Zumindest hatte Pauli wenigstens angefangen, ein paar Striche auf Papier zu bringen. Und Pauli besaß die Selbsterkenntnis, dass ihm für die hohe Kunst eines Tizian noch „technische Details” fehlen.
ULRICH KÜHNE
GERALD EDELMAN: Das Licht des Geistes. Wie Bewusstsein entsteht. Walter Verlag, Düsseldorf und Zürich 2004. 187 Seiten, 24,90 Euro.
WOLFGANG PAULI: Wissenschaftlicher Briefwechsel mit Bohr, Einstein, Heisenberg u. a. Band 4.4 in 2 Teilbänden: 1957-1958. Hrsg. von Karl von Meyenn. Springer Verlag, Heidelberg 2004. 1585 Seiten, 229 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Die gerade zu Ende gehende "Dekade des Gehirns" hat kaum einen Denker und Wissenschaftler, der an der Schnittstelle von Neurowissenschaft und Philosophie forscht, unberührt gelassen. "Dennett, Crick, Churchland, Damasio, Pinker" - zählt Manuela Lenzen auf - haben Bücher zum Thema Gehirn und Bewusstsein geschrieben. Den Rekord hält allerdings Gerald M. Edelman, von dem gibt es gleich vier. Das besprochene ist nun eines, das "für Einsteiger" gedacht ist. Die Grundannahme Edelmans ist es, dass auch das Gehirn sich den evolutionären Prozessen von "Variation und Selektion" verdankt. Daraus folgt für ihn, dass das Hirn keineswegs wie ein Computer funktioniert, sondern als "degeneriert" zu verstehen ist (und dieser Begriff als positiv). Das heißt: Verschiedener Input kann zum selben Output führen, es gibt Mehrfachnutzungen von Neuronengruppen, kein 1:1-Verhältnis von Materie und Hirnleistung. Bewusstsein ist für Edelman nichts anderes als ein Nebenprodukt, das freilich für die Kommunikation - mit sich selbst und der Mitwelt - unverzichtbar ist. Die Hirnforschung tendiert zunehmend dazu, so die Rezensentin, das von Edelman entworfene Bild überzeugend zu finden.

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