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Warum nehmen wir die Welt auf diese und nicht jene Art wahr, wie entstehen unsere Gefühle, unser Bewußtsein, unsere wahren oder auch unsere "falschen" Erinnerungen? Unser Gehirn ist ein dynamisches Organ, so die These dieses - auf den neuesten Erkenntnissen der Hirnforschung basierenden - Buches, das auf die Einflußnahme seines Benutzers reagiert. Anhand von faszinierenden Fallbeispielen aus seiner Praxis erläutert John Ratey auf klare, verständliche Weise die Grundstrukturen, die Funktionsweise und erstaunliche Flexibilität unseres wichtigsten Organs. Auf beeindruckende Weise demonstriert er,…mehr

Produktbeschreibung
Warum nehmen wir die Welt auf diese und nicht jene Art wahr, wie entstehen unsere Gefühle, unser Bewußtsein, unsere wahren oder auch unsere "falschen" Erinnerungen? Unser Gehirn ist ein dynamisches Organ, so die These dieses - auf den neuesten Erkenntnissen der Hirnforschung basierenden - Buches, das auf die Einflußnahme seines Benutzers reagiert. Anhand von faszinierenden Fallbeispielen aus seiner Praxis erläutert John Ratey auf klare, verständliche Weise die Grundstrukturen, die Funktionsweise und erstaunliche Flexibilität unseres wichtigsten Organs. Auf beeindruckende Weise demonstriert er, wie wir unser Gehirn verstehen und durch die verschiedensten Faktoren beeinflussen können.
Autorenporträt
John J. Ratey ist Professor für Psychiatrie an der Harvard Medical School. Er lebt in Wellesley, Massachusetts.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.12.2001

Bewegung ist das höchste der Gefühle
John Ratey rührt den Hirnbrei um / Von Christian Schwägerl

Zu den faszinierendsten Einsichten der jüngeren biologischen Forschung gehört, daß das menschliche Gehirn wesentlich dynamischer und regenerationsfreudiger ist, als man lange Zeit angenommen hatte. Erstaunlich erscheint inzwischen die Tatsache, daß es überhaupt ein Dogma gegeben hat, im erwachsenen Gehirn finde keine Neubildung von Nervenzellen mehr statt. Warum sollte ausgerechnet das komplizierteste Organ keine neuen Zellen bilden können? Doch früher hat es schlicht auch an technischen Instrumenten gemangelt, um den neuen Zellen auf die Spur zu kommen.

Fred Gage und seine Arbeitsgruppe konnten kürzlich am Salk Institut im kalifornischen La Jolla erste Hinweise aus den sechziger Jahren bestätigen, daß im Gehirn ständig neue Nervenzellen entstehen, die sich in das vorhandene hochkomplexe Netzwerk aus vielen Milliarden Zellen einfügen. Inzwischen wird davon ausgegangen, daß jede zweitausendste Zelle im überragend wichtigen Hippocampus eine solche Neubildung ist. Das Bild eines kontinuierlich absterbenden Gehirns wurde ersetzt durch das eines dynamischen, zur Regeneration befähigten Organs. Diese Erkenntnis hat nicht nur die Gehirnforschung enorm beflügelt, sondern für jedermann die Frage laut werden lassen, wie die Vitalität des eigenen Gehirns dauerhaft zu erhalten ist und wie sich vielleicht die Neubildung von Nervenzellen gezielt anregen läßt. John Ratey greift diese neue Entwicklung in seiner "Gebrauchsanweisung" für das menschliche Gehirn auf.

Ratey, der als Professor für Psychiatrie an der Harvard Medical School tätig ist, hat sein Versprechen eines hohen Gebrauchswerts für den interessierten Laien gehalten und einen wunderbaren Überblick über den Stand der Gehirnforschung verfaßt. Gleich auf der ersten Seite formuliert Ratey als Prämisse, was das Buch besonders interessant macht: daß nämlich die unterschiedlichsten Disziplinen wie Neurobiologie, Anthropologie, Linguistik und Psychologie gerade in ihren Überschneidungen und Kooperationen zu einem tieferen Verständnis des menschlichen Gehirns führen werden. Damit bekennt er sich zu einem ganzheitlichen Ansatz, nicht im Sinne naturheilkundlicher Esoterik, sondern im Sinn eines aus der Fusion von Geistes- und Naturwissenschaften entstehenden Erkenntnisweges, der manchmal mit dem Begriff der "dritten Kultur" assoziiert ist. Freilich wird schnell klar, daß der Neurobiologie eine Leitfunktion zukommt.

Ratey gliedert sein Buch anhand der Funktionen des Gehirns und der Phänomene - also der Wahrnehmung, des Bewußtseins, des Gedächtnisses, der Emotion sowie der Sprache. Geschickt verwebt er Alltagsbeobachtungen, Fallstudien von Patienten, anatomische Grundlagen und neue Erkenntnisse zu einem Erzählfluß, der den Leser unwillkürlich mitzieht. Viele schauen gebannt und fasziniert auf die Welt der virtuellen Realitäten, doch Ratey schafft es, gerade die alltäglichsten Verrichtungen im menschlichen Leben als biologische Wunderleistungen von Virtualität zu beschreiben. Deren Erklärung durch molekulare Vorgänge führt indes zu keiner Entwertung, sondern wegen ihrer ungeheuren Komplexität im Gegenteil zu einer ungeheuren Aufwertung des Biologischen. Eine der Alltagssituationen, die dies illustriert, ist die Frage an einen im Wohnzimmer sitzenden Mann, wie viele Regalbretter die Küche im Nachbarraum habe. Er kann die richtige Antwort geben, ohne sich zu bewegen. "Um auf diese Antwort zu kommen, haben Sie keinen Muskel bewegt. Aber Sie haben motorische Programme genutzt, die den Gang in die Küche, das Öffnen der Schranktür und den wandernden Blick nachvollzogen haben. Ihr Gehirn hat motorische Bilder geschaffen, ohne sich tatsächlich zu bewegen." Was ist dagegen die mächtigste Computeranimation?

Schritt für Schritt erschließt Ratey die Grundfunktionen des Gehirns und seine Architektur. Zu den faszinierendsten Kapiteln gehört die Ableitung von Emotionen aus ihrer wörtlichen Übersetzung: der "Bewegung". Das motorische und das emotionale System hätten sich bei Primaten gleichzeitig entwickelt, sie seien im Gehirn benachbart und eng verwoben. Gefühle würden durch motorische Aktivität im Körper ausgelebt, etwa durch beschleunigten Herzschlag, Lächeln oder Stirnrunzeln. Durch solche Herleitung läßt Ratey ein durch und durch organisches Bild des Menschen, einschließlich seines Bewußtseins, entstehen. Dabei tritt die zentrale Botschaft des Buches hervor, daß jeder Mensch auf sein eigenes Gehirn beständig verändernd einwirkt, und dies zum Guten oder zum Schlechten tun kann.

Dies führt vom theoretischen zum praktischen Teil der "Gebrauchsanleitung". Gerd Kempermann, einer der Mitentdecker der aus Stammzellen neugebildeten Neuronen, hat seine weitere Forscherarbeit der Frage gewidmet, welche Faktoren diese Neubildung denn anregen. An Mäusen hat er herausgefunden, daß Bewegung, eine abwechslungsreiche Umwelt sowie Abwesenheit von Streß sehr förderlich sind. Ratey überträgt diese einfachen Imperative auf den Menschen, ohne in Ratgeberbanalitäten zu verfallen. Wer dieses Buch liest, lernt viel über sich und viel für sich.

John J. Ratey: "Das menschliche Gehirn". Eine Gebrauchsanweisung. Aus dem Amerikanischen von Sonja Schuhmacher, Rita Seuß und Christoph Trunk. Walter Verlag, Düsseldorf 2001. 480 S., geb., 68,- DM.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Das Bild, das sich die neuere Forschung vom Gehirn macht, hat sich gewandelt. Man hat mittlerweile erstaunliche Belege für die Regenerationsfähigkeit entdeckt, darauf weist der Psychiater John Ratey in seiner "Gebrauchsanweisung" für das Gehirn hin. Das Buch, lobt Christian Schwägerl, ist ein "wunderbarer Überblick" über die aktuelle Forschung, und zwar der unterschiedlichsten Disziplinen, von der Anthropologie bis zur Linguistik und der Neurobiologie. Verbunden werden die Erkenntnisse in einem "Erzählfluss", den der Rezensent geradezu mitreißend findet. Gerade die alltäglichsten Leistungen des Gehirns erweisen sich als mittelgroße Wunder. Und einen praktischen Teil hat das Buch auch: die Neubildung von Neuronen lässt sich unterstützen: Bewegung, Abwechslung und Stressfreiheit haben sich als sehr hilfreich erwiesen. Bei Mäusen jedenfalls.

© Perlentaucher Medien GmbH