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Auf Bananen aus dem Westen kann Ramona notfalls verzichten. Nicht aber auf Jürgen, den Klassenfeind, in den sie sich im Ungarn-Urlaub Hals über Kopf verliebt hat. Und den sie nicht wiedersehen kann. Denn zwischen ihnen steht die Mauer, die Deutschland teilt. Was Ramona bewegt, hat sie in den Jahren 1984 bis 1990 ihrem Tagebuch anvertraut. Und darin muss sie kein Blatt vor den Mund nehmen.- Authentische Einblicke in das Alltagsleben in der DDR.- Ein Stück Zeitgeschichte für alle, die nicht mit dabei waren. - Mit ausführlichen Begriffserklärungen im Anhang.

Produktbeschreibung
Auf Bananen aus dem Westen kann Ramona notfalls verzichten. Nicht aber auf Jürgen, den Klassenfeind, in den sie sich im Ungarn-Urlaub Hals über Kopf verliebt hat. Und den sie nicht wiedersehen kann. Denn zwischen ihnen steht die Mauer, die Deutschland teilt. Was Ramona bewegt, hat sie in den Jahren 1984 bis 1990 ihrem Tagebuch anvertraut. Und darin muss sie kein Blatt vor den Mund nehmen.- Authentische Einblicke in das Alltagsleben in der DDR.- Ein Stück Zeitgeschichte für alle, die nicht mit dabei waren. - Mit ausführlichen Begriffserklärungen im Anhang.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.08.2007

Verliebt in den Klassenfeind
Eine 16-Jährige auf der Suche nach Wahrheit und Liebe
Das geht seinen sozialistischen Gang”, erwidert der Hauswart, als Ramona sich darüber aufregt, dass der Aufzug schon seit drei Wochen nicht funktioniert. Doch nicht nur die Mangelwirtschaft in der DDR nervt die 16-Jährige. Typisch pubertär, will sie sich von ihren Eltern und deren Werten absetzen, ist auf der Suche nach einer wirklichen Liebe und macht sich Gedanken über ihre Zukunft. Die hängt in einem autoritären System, wie der DDR in den achtziger Jahren, natürlich vom Wohlverhalten ab. Schon die Familie ist schwierig, vor allem der regimetreue Vater, ein Kombinatsleiter. Die Mutter, Verkäuferin in der Kaufhalle, sieht die politische Situation realistisch, der zehnjährige Bruder ist kritiklos in die sozialistische Kindererziehung integriert. Ramona sagt: „Als ich so alt war, habe ich auch noch geglaubt, dass wir bald in einem Paradies leben. Im Kommunismus, der Gesellschaft, in der es kein Geld mehr gibt, weil das Bewusstsein der Menschen so entwickelt ist, dass sich jeder in den Geschäften nur nimmt, was er braucht.” Doch inzwischen bezweifelt sie die Worte ihres Vaters, „dass die Partei immer recht hat und alle Menschen gleich sind”.
Warum kann dann Marie, ihre beste Freundin, nicht studieren? Ist sie schuld daran, dass ihre Tante im Gefängnis sitzt, weil Freunde von ihr in den Westen geflohen sind? Ramonas Widerspruchsgeist regt sich immer stärker, je mehr sie die engen Fesseln spürt. Bis zum Abitur lautet ihre Devise, sich anzupassen, solange die Erwachsenen sie machen lassen, was sie will. Doch als sie sich mit 17 in Ungarn in einen Jungen aus Westdeutschland verliebt, einen „Klassenfeind”, empfindet sie nur noch ohnmächtige Wut. „Ich zerbreche mir ständig den Kopf darüber, warum ich in der DDR und er in der BRD geboren ist. Natürlich finde ich darauf keine Antwort. Ich weiß nur, dass mir all der Scheiß, den wir immer in der Schule hören von wegen Sozialismus und Kapitalismus und wer das bessere System hat, noch nie so unerträglich erschien wie jetzt. Warum darf ich nicht reisen, verdammt!!!! Das ist doch nicht zu viel verlangt!! Da kämpft die DDR-Regierung gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung in Nicaragua und Angola, aber im eigenen Land?”
Die taz-Reporterin Barbara Bollwahn hat für ihren zeitgeschichtlichen Roman die eigenen Tagebücher herangezogen. Das Besondere der Aufzeichnungen, neben dem Romeo- und Julia-Motiv, ist die Darstellung des Alltagslebens und die ironisch-bitteren Kommentare: Was macht man, wenn die Tampons steinhart sind und dazu noch die Fäden abreißen? Oder ihr wildes und nicht ungefährliches Studentenleben in Leipzig, mit der Suche nach Liebesabenteuern in der Moritzbastei, illegaler Arbeit auf der Messe und dem Anschluss an die alternativen Szenen in Leipzig und Berlin.
Vom August 1989 an treten die politischen Ereignisse in den Vordergrund. Ramona erlebt die Demonstrationen in Prag und in Leipzig und schwankt zwischen Euphorie und Skepsis. Auch wenn ihr die Schauspielerin Steffi Spira mit ihren Wünschen für die Zukunft aus dem Herzen spricht: „Aufwachsen ohne Fahnenappell, ohne Staatsbürgerkunde und dass keine Blauhemden mit Fackeln an den hohen Leuten vorübergehen”, kommentiert sie doch kritisch die Massenauswanderung. „Ich kann mir nicht vorstellen, wie jemand, der Jahrzehnte seines Lebens mit verschränkten Armen abgewartet hat, was ihm Vater Staat serviert, von heute auf morgen sein Leben selbst in die Hand nehmen kann, einfach so.”
Das Buch ist ein wichtiges Zeitzeugnis gegen das Vergessen und wider die Verklärung. Für die jungen Leser in Westdeutschland wird ein Stück deutscher Geschichte lebendig, das ihnen auch deutlich macht, warum der Prozess der Wiedervereinigung so viel Zeit braucht. Die ostdeutschen Jugendlichen klärt es auf gegen die grassierende DDR-Nostalgie. ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
BARBARA BOLLWAHN: Der Klassenfeind und ich. Thienemann, Stuttgart 2007. 269 Seiten, 13,90 Euro. Ab 13 Jahren
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.10.2007

Schwer didaktisch

Es kommt nicht oft vor, dass die Begriffserklärungen eines Buches spannender sind als der Roman selbst. Doch in "Der Klassenfeind + ich" blättert man interessiert zwischen Shanty-Jeans und Tramperschuhen, Robotron und Spartakiade im Anhang hin und her, während die Geschichte um eine Ost-West-Jugendliebe schnell an Fahrt verliert. Die aus Sachsen stammende Autorin Barbara Bollwahn hat in ihren Tagebüchern geblättert und lässt ihr alter Ego Ramona in Eintragungen zwischen 1984 und 1990 von ihrem Unbehagen am sozialistischen Alltag und von der Wendezeit erzählen. Leider kann sich Bollwahn weder dazu durchringen, den Handlungswust zu straffen, noch dazu, ihre sicherlich interessanten eigenen Aufzeichnungen als solche zu veröffentlichen. Stattdessen vertraut Ramona ihrem Tagebuch an, dass Dresden das "Tal der Ahnungslosen" genannt wird, oder macht Exkurse über die Verfügbarkeit des Telefons in der DDR - welcher Jugendliche notiert so etwas? Man kann sich den "Klassenfeind" gut als Schullektüre vorstellen, vermittelt er doch leicht verständlich vieles über den Alltag in der DDR. Nur lesen wird ihn wohl am liebsten der Lehrer selbst. (Barbara Bollwahn: "Der Klassenfeind + ich". Thienemann Verlag, Stuttgart 2007. 269 S., br., 13,90 [Euro]. Ab 14 J.) Asen

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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Von diesem Jugendroman, der eine Liebe zwischen der 17-jährigen Ramona aus der DDR zu einem Jungen aus Westdeutschland schildert, ist Roswitha Budeus-Budde sehr eingenommen. Anschaulich beschreibe Barbara Bollwahn den Alltag in der DDR, dem sie dabei auch komische Aspekte abzugewinnen weiß, lobt die Rezensentin, die weiß, dass die Autorin für ihr Buch auf eigene Tagebücher zurückgegriffen hat. Neben dem Liebesroman bekommt der jugendliche Leser Zeitgeschichte von den 80er Jahren bis in die Nachwendezeit geboten und Budeus-Budde betont, dass der Roman ein probates Mittel gegen Vergangenheitsverklärung und Erinnerungsschwund darstellt. Für westdeutsche Jugendliche verlebendigt er eindrücklich ein Stück Zeitgeschichte, für Jugendliche aus dem Osten wird der "grassierenden DDR-Nostalgie" etwas entgegengesetzt, so die Rezensentin sehr angetan.

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