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Fast nichts ist uns Menschen so wichtig wie unser subjektives, bewußtes Innenleben - und doch wissen wir relativ wenig über seine Genese. Benjamin Libet gehört zu den Pionieren auf dem Gebiet der Bewußtseinsforschung und hat zahlreiche Experimente durchgeführt, die gezeigt haben, wie das Gehirn Bewußtsein produziert. In seinem 2004 erschienenen und jetzt auf deutsch vorliegenden Buch Mind Time präsentiert er erstmals eine eigene Deutung seiner berühmten "Libet-Experimente", die die aktuelle Debatte über die Bedeutung der Hirnforschung für unser Menschenbild überhaupt erst angestoßen haben. Im…mehr

Produktbeschreibung
Fast nichts ist uns Menschen so wichtig wie unser subjektives, bewußtes Innenleben - und doch wissen wir relativ wenig über seine Genese.
Benjamin Libet gehört zu den Pionieren auf dem Gebiet der Bewußtseinsforschung und hat zahlreiche Experimente durchgeführt, die gezeigt haben, wie das Gehirn Bewußtsein produziert. In seinem 2004 erschienenen und jetzt auf deutsch vorliegenden Buch Mind Time präsentiert er erstmals eine eigene Deutung seiner berühmten "Libet-Experimente", die die aktuelle Debatte über die Bedeutung der Hirnforschung für unser Menschenbild überhaupt erst angestoßen haben.
Im Zentrum der Experimente steht der Nachweis, daß jedem bewußten Prozeß ein unbewußter, jedoch meßbarer Prozeß zeitlich vorausgeht. Diese zeitliche Differenz - die Mind Time - läßt den Schluß zu, daß unbewußte Prozesse in unserem Gehirn unser Bewußtsein steuern und nicht umgekehrt das Bewußtsein "Herr im Haus" ist. Die vermeintlichen freien Willensakte etwa sind längst initiiert, bevor uns ei
Autorenporträt
Benjamin Libet, geboren 1916, hat an der Universität von Chicago Physiologie studiert und 1939 promoviert. Er lehrte und forschte u.a. in Chicago, Canberra (mit Sir John Eccles) und Philadelphia. Heute arbeitet er als emeritierter Professor für Physiologie an der Universität von Kalifornien in San Francisco und am Zentrum für Neurowissenschaften in Davis, Kalifornien.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.02.2005

Ich weiß nicht mehr, ob ich Determinist werden will
Es war ja nur ein Versuch: Am Kreuzweg seines Lebens fällt Benjamin Libet die Entscheidung schwer

Das heute erscheinende Buch des Neurophysiologen Benjamin Libet kann man zur Konvertiten-Literatur rechnen. Libet war lange Zeit eine Art Galionsfigur für Deterministen. Er arbeitet heute als emeritierter Professor für Physiologie an der Universität von Kalifornien in San Francisco und am Zentrum für Neurowissenschaften in Davis, Kalifornien. Seine vor Jahrzehnten unter dem Namen "Libet-Experimente" berühmt gewordenen Versuche gelten im populären Verständnis vielfach noch heute als der schlagende Beweis dafür, daß man den freien Willen nicht nur spekulativ, sondern experimentell als "Illusion" erklären könne. In Libets Experimenten wurde das alte Menschheitsthema Willensfreiheit als ein Just-in-time-Problem behandelt. Libet rückte ihm mit dem Sekundenzeiger zu Leibe, fragte nach dem Zeitfenster des freien Willens und bestärkte eine ganze Generation von Gehirnforschern in der Ansicht, der Mensch habe für freie Willenshandlungen schlichtweg nicht genügend Zeit. Wie das? Libet untersuchte die zeitlichen Beziehungen zwischen neuronalen Ereignissen und bewußter Erfahrung. Er entdeckte, daß jene früher auftreten als diese: Bevor wir uns eine Handlungsentscheidung als solche bewußtmachen, ist sie schon zerebral in die Wege geleitet worden. Der sogenannte freie Wille kommt demnach immer schon zu spät, um noch frei zu wirken. Er erfüllt gleichwohl seinen Dienst als Illusion, die wir brauchen, um alltagstauglich zu bleiben. Das ist in Kürze das deterministische Design, für das der Name Libet ein Begriff wurde.

Libet selbst hat schon vor Jahren Hinweise darauf gegeben, daß er seine früheren Interpretationen der Experimente nicht aufrechterhalten möchte. So bleibe dem Willen de facto stets noch Zeit, um im Sinne eines Vetos in den unbewußt angelaufenen Prozeß bewußt steuernd einzugreifen, ihn zu unterdrücken oder in eine andere Richtung zu lenken. Dieses Veto habe seinerseits nicht wieder einen vorausgehenden unbewußten Ursprung - jedenfalls gebe es keinen experimentellen Beleg, der einen zur gegenteiligen Ansicht zwinge. Das sind wichtige Einschränkungen, wenngleich Libet sich bis heute nicht Rechenschaft zu geben scheint über die grundlegende Differenz zwischen dem engen Set seiner Reiz-Reaktions-Experimente und einer biographisch geprägten, sich über Jahre vorbereitenden Handlungsentscheidung. Nicht alle Lebensentscheidungen schüttelt man so schön meßbar aus dem Handgelenk wie die geforderte Entscheidung von Libets Testpersonen, in einer bestimmten Sekunde das Handgelenk zu heben.

Mit seinem Buch - einer Sammlung von neueren Aufsätzen - widerspricht Libet dem neurologischen Determinismus nun jedenfalls mit programmatischer Deutlichkeit, ohne sich deshalb zum wissenschaftlichen Verfechter des Indeterminismus aufzuwerfen. Er stellt lediglich fest, daß seine Experimente nicht hergeben, was sie nach Meinung nicht weniger Hirnforscher bedeuten: den experimentell geführten Nachweis für die Richtigkeit der deterministischen Position. Libets revidierter Befund lautet, der Disput Determinismus versus Indeterminismus lasse sich experimentell schlechterdings nicht beilegen. Die experimentell erfaßbare Ebene bleibe gegenüber der Ebene des subjektiven Selbstverständnisses immer eine andere. Man könne sie nicht miteinander identifizieren: "Das allgemeine Prinzip, das im Gegensatz zum Behaviorismus befolgt werden sollte, besteht darin, daß die von außen beobachtbaren physikalischen Ereignisse und die innerlich beobachtbaren mentalen Eigenschaften phänomenologisch voneinander unabhängige Kategorien sind." Gewiß seien sie miteinander "verknüpft", jedoch: "Keines der beiden Phänomene ist auf das andere reduzierbar oder durch das andere beschreibbar." Daraus folgt für Libet die "kategorische Ablehnung der reduktionistischen Position, die bei vielen Wissenschaftlern und Philosophen beliebt ist. Dieser Position zufolge ist die Kenntnis der neuronalen Strukturen und Funktionen (oder die Kenntnis ihrer molekularen Grundlagen) hinreichend für die Definition und Erklärung von Bewußtsein und mentaler Tätigkeit."

Eine solche Selbstbescheidung Libets auf die Grenzen seines Metiers muß auf viele Zunftkollegen wie Sabotage wirken. Da widmet einer sein ganzes wissenschaftliches Lebenswerk der experimentellen Analyse der Willensfreiheit, um schließlich frank und frei zu erklären: Mit experimentellen Mitteln ist dieser Frage offenbar nicht beizukommen. Da geht einer sein ganzes Leben lang konsequent den Weg des methodischen Reduktionismus, um am Ende klarzustellen: Die Experimente sind ja nackt! Analog zur negativen Theologie könnte man Libets Vorgehen als einen gelungenen Coup negativer Physiologie beschreiben. Seine docta ignorantia macht den Raum für die Willensfreiheit frei, indem er ihr szientistisches Dementi zum reinen Glauben erklärt. "Viele Wissenschaftler und Philosophen", schreibt der nunmehr neunundachtzigjährige Libet, "scheinen nicht zu verstehen, daß ihre starre Meinung, der Determinismus sei wahr, auf einem Glauben beruht. In Wirklichkeit sind sie nämlich nicht im Besitz der Antwort." Und noch einmal, rhetorisch bekräftigt: "Die Annahme, daß die deterministische Natur der physikalisch beobachtbaren Welt subjektive bewußte Funktionen und Ereignisse erklären kann, ist ein spekulativer Glaube und keine wissenschaftlich bewiesene Tatsache." Es sei "töricht", schreibt Libet mit Blick auf die aktuelle Hirn-Debatte, "auf der Grundlage einer unbewiesenen Theorie des Determinismus unser Selbstverständnis aufzugeben, daß wir eine gewisse Handlungsfreiheit haben und keine vorherbestimmten Roboter sind."

Libet besteht darauf, zwischen notwendigen und hinreichenden Voraussetzungen bei der Bewußtseinsproduktion zu unterscheiden: "Es gibt eine unerklärte Lücke zwischen der Kategorie der physischen Phänome und der Kategorie der subjektiven Phänomene. Schon bei Leibniz wurde darauf hingewiesen, daß, wenn man in das Gehirn mit einem vollständigen Wissen seines physischen Aufbaus und der Aktivitäten von Nervenzellen schauen würde, man nichts sehen würde, was subjektive Erfahrung beschreibt. Man würde nur Zellstrukturen, ihre Verbindungen und die Erzeugung von Nervenimpulsen und andere elektrophysiologische Ereignisse sehen sowie chemische Stoffwechselveränderungen." Libets Buch hat eine ernüchternde Botschaft: Je mehr die neurowissenschaftlichen Hirnbefunde anschwellen, desto offener bleibt, was sie bedeuten.

CHRISTIAN GEYER

Benjamin Libet: "Mind Time". Wie das Gehirn Bewußtsein produziert. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2005. 298 S., geb., 19,80 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.03.2005

Das unfixierte Reich
Gehirn, nächste Runde: Benjamin Libet und Detlef Linke
Der Amerikaner Benjamin Libet zählt zu den bekanntesten Neurowissenschaftlern der Gegenwart. Obwohl der fast neunzigjährige Emeritus zahlreiche wegweisende Untersuchungen gemacht hat, verdankt er seinen Ruhm vor allem einer einzigen Studie: der zur Willensfreiheit. Sie wird in der Regel als Widerlegung der Willensfreiheit interpretiert, obwohl der Autor selbst diese Konsequenz nie gezogen hatte. In späteren Aufsätzen hatte er sich sogar als Dualist zu erkennen gegeben - seine experimentellen Ergebnisse wurden dagegen vor allem von Materialisten in Anspruch genommen.
Schon aus diesem Grund verdient Libets Buch „Mind Time” besonderes Interesse, denn hier stellt der Autor seine bisherigen Arbeiten und seine Grundannahmen im Zusammenhang dar. Den ersten Schwerpunkt bilden ältere Untersuchungen, in denen Libet zu zeigen versuchte, dass neuronale Aktivitäten in der Regel erst mit einer Verzögerung von einer halben Sekunde ins Bewusstsein treten. Offenbar hinkt unser Bewusstsein den realen Ereignissen hinterher; schnellere Reaktionen, etwa im Sport, geschehen unbewusst. Verwirrung entsteht dadurch nicht, denn das Gehirn datiert Wahrnehmungen automatisch auf den „richtigen” Zeitpunkt zurück.
Ein spätes Veto ist möglich
Den zweiten Schwerpunkt bilden die Experimente zur Willensfreiheit. Libet stellte fest, dass die Hirnaktivität, die eine Handlung einleitet, früher einsetzt als der bewusste Entschluss zu dieser Handlung. Die eigentliche Festlegung scheint also auf der neuronalen Ebene zu fallen; der bewusste Willensakt dagegen ist offenbar nur ein wirkungsloses Nachspiel. Libet berief sich jedoch von vornherein auf die Möglichkeit eines bewussten „Vetos”, durch das der Handelnde spontan auch noch im letzten Moment die Handlung unterlassen kann. Dieses Veto hat allerdings in der weiteren Diskussion keine große Rolle gespielt - zu Recht, muss man sagen, denn Libets experimenteller Nachweis ist mehr als fragwürdig: Die Versuchspersonen waren von Beginn an instruiert, die Handlung zu einem vorgegebenen Zeitpunkt zu unterbrechen - von einer spontanen Unterlassung konnte also keine Rede sein.
Libets eigene Theorie der Willensfreiheit ist untrennbar verbunden mit seiner dualistischen Auffassung, dass Willensakte - wie alle anderen geistigen Prozesse auch - keine physischen Prozesse sind. Dennoch können sie auf physische Prozesse einwirken: Dieses Thema bildet den dritten Schwerpunkt des Buches. Libet postuliert hier die Existenz „bewusster mentaler Felder”. Diese Felder sind keine physischen Phänomene, dennoch ist ihr Einfluss auf das Gehirn im Prin-zip experimentell nachweisbar. Libet schlägt hierzu sogar ein konkretes Experiment vor. Doch damit nicht genug: Er hält sogar einen empirischen Nachweis für die Fortexistenz der Seele bei einem vorübergehenden vollständigen Ausfall neuronaler Prozesse für denkbar.
Anders als viele Autoren, die sich auf ihn berufen, sieht Libet daher ein religiös geprägtes, dualistisches Menschen- und Weltbild keineswegs in Gefahr. Dabei wagt sich der begnadete Experimentator weit vor in den Bereich philosophischer Deutung seiner Befunde. Doch unterlaufen ihm hier, bei allem philosophischen Interesse, einige Missgriffe. So identifiziert er Materialismus und Determinismus, obwohl der Materialismus nicht deterministisch und der Determinismus nicht materialistisch sein muss, und er unterstellt einfach, dass Freiheit in einer deterministischen Welt nicht möglich sei - dafür müssten zumindest Argumente gebracht werden.
Zudem fällt auf, dass neuere empirische Befunde nicht immer ausreichend berücksichtigt werden. Die experimentell hervorragend belegten Thesen Singers zum so genannten Bindungsproblem werden kurzerhand als „spekulativ” vom Tisch gewischt - wohl, weil sie Libet ein Argument für den Dualismus zu rauben drohen. Doch bei aller Kritik im Einzelnen: Es handelt sich bei Libets Buch um eine äußerst lesenswerte und lehrreiche Arbeit.
Detlef B. Linke, der kürzlich früh verstorbene Bonner Neurologe, war einer der profiliertesten Grenzgänger zwischen Neurowissenschaften und Philosophie. So lässt denn auch der Titel seines letzten Buches, „Die Freiheit und das Gehirn”, einen Beitrag zur gegenwärtigen Debatte um die Konsequenzen der Hirnforschung für die Willensfreiheit erwarten. Doch ist die Willensfreiheit nur eines der vielen Themen, die das Buch anschneidet. Daneben geht es - zuweilen arg assoziativ - um Kreativität und Liebe, um Individualität, die Neurotheologie und die Neuroökonomik und schließlich um eine schwer fassbare „Ethik des Denkens”.
Linkes Position zur Willensfreiheit erscheint zunächst gut nachvollziehbar. Er macht darauf aufmerksam, dass Freiheit auch in einer determinierten Welt möglich ist; er plädiert für eine vorsichtige Interpretation der Libet-Experimente und verweist auf den Unterschied von Gründen und Ursachen. Dabei betont er, dass ein Freiheitsbegriff zu kurz griffe, würde er sich allein auf die menschliche Fähigkeit stützen, aus Gründen zu handeln.
Leider erschwert Linke mit seinen oft unklaren Formulierungen die Auseinandersetzung mit seinen Thesen zur Willensfreiheit: „Man muss sich dem Faktum aussetzen, . . . dass die zunehmende Reflexion über Fragen der Freiheit aus Gründen aber auch denAnlass bieten könnte, nach neuen Freiheitskonzepten Ausschau zu halten, die nicht ein fixiertes kanonisiertes Reich der Vernunft . . . zur Orientierung nehmen, wobei bei einer derartig verstandenen Freiheit nicht nur Gründe, sondern auch emotionale Cluster, produktive Punkte und dergleichen ins Spiel kommen könnten.” Genau genommen ist dieses vermeintliche Plädoyer für eine neue Freiheitskonzeption nur die wenig spektakuläre Feststellung, es „könnte” sich ein Anlass zur Suche nach einer solchen Konzeption bilden.
Problematisch ist zudem Linkes Einwand gegen Descartes’ Dualismus von räumlichem Körper und raumlosem Geist: Unser Geist könne gar nicht raumlos sein - schließlich hätten wir doch räumliche Vorstellungen. Doch wird damit wirklich die cartesische Position getroffen? Um zu räumlichen Repräsentationen fähig zu sein, muss der Geist selbst genau so wenig räumlich sein, wie er golden oder schwer sein muss, um etwas Goldenes oder Schweres zu repräsentieren. Zweifeln wird man auch an Linkes Überlegungen zur Bedeutung des Katholizismus für Wolf Singers Freiheitsskepsis. Kurz, Linkes Buch enthält viele treffende Bemerkungen. Wer aber eine weiterführende Auseinandersetzung mit dem Problem von Freiheit und Hirnforschung sucht, der ist hier weniger gut aufgehoben.
Die Debatte und die Standards
Beide Bücher zeigen, dass die Debatte um die Konsequenzen der Hirnforschung auf der naturwissenschaftlichen wie der philosophischen Ebene in vollem Gange ist. Sie zeigen aber auch, wie wichtig es ist, dass in dieser Auseinandersetzung die Standards beider Disziplinen eingehalten werden. Gerade wenn es um für unser Selbstverständnis zentrale Fragen geht, sollten wir keine falschen Kompromisse machen. Auch die besten empirischen Erkenntnisse können zu falschen Schlussfolgerungen führen, wenn die Maßstäbe und Begriffe unklar sind, die wir an sie anlegen und in denen wir sie formulieren.
MICHAEL PAUEN
BENJAMIN LIBET: Mind Time. Wie das Gehirn Bewusstsein produziert. Übersetzt von Jürgen Schröder. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2005. 304 Seiten, 19,80 Euro.
DETLEF B. LINKE: Die Freiheit und das Gehirn. Eine neurophilosophische Ethik. C. H. Beck Verlag, München 2005. 272 Seiten, 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Da die berühmten, nach ihm benannten Experimente des Neurophysiologen Benjamin Libet den meisten nur "vom Hörensagen" bekannt sind und dann lediglich in den Auslegungen von Hirnforschern wie Wolf Singer und Gerhard Roth, findet es Christine Pries sehr begrüßenswert, dass in diesem Buch Libet selbst seine Untersuchungsergebnisse darlegt. Es zeigt sich, dass der Autor nicht nur die aktuelle Hirnforschung, sondern auch die "philosophische Debatte" verfolgt, die sich um Fragen der Willensfreiheit und den Determinismus menschlichen Handelns drehen, stellt die Rezensentin zufrieden fest. Während in den Studien beispielsweise von Gerhard Roth die Experimente des Autors als Beweis dafür gelten, dass der freie Wille "Illusion" sei, zeigt sich Libet bei der Interpretation seiner Forschung vorsichtiger, so Pries. Während das von ihm entdeckte so genannte "Bereitschaftspotenzial" tatsächlich nachweist, dass schon bevor ein Mensch die Entscheidung zu einer bestimmten Handlung trifft, Hirnströme zu messen sind, die die entsprechende Handlung auslösen, gibt es nach Libet auch ein "Veto-Phänomen", das eine Verzögerung verursacht mit der Möglichkeit, die bereits getroffene Entscheidung zu revidieren. Somit ist nach Libet die "Existenz eines freien Willens" zumindest ebenso wahrscheinlich wie das Gegenteil, erklärt die Rezensentin aufatmend.

© Perlentaucher Medien GmbH…mehr