20,00 €
inkl. MwSt.
Versandkostenfrei*
Sofort lieferbar
payback
0 °P sammeln
  • Broschiertes Buch

Kämpfende Berberaffen, schreiende Bärenpaviane, kuschelnde Guineapaviane: Das sind nur einige der Protagonisten dieses spannenden Buches. Die Primatenforscherin Julia Fischer geht in ihm den Fragen nach, welche Informationen Affen mittels ihrer Laute, Gesten und Grimassen austauschen und ob sie so etwas wie eine Sprache besitzen. Durch die Verbindung von Labor- und Feldforschung gelingt es ihr, erstaunliche Gemeinsamkeiten im Sozialverhalten von Mensch und Affe aufzuzeigen, aber auch die Unterschiede, die uns von unseren nächsten Verwandten trennen, darzustellen. Ob im Senegal, in Botswana…mehr

Produktbeschreibung
Kämpfende Berberaffen, schreiende Bärenpaviane, kuschelnde Guineapaviane: Das sind nur einige der Protagonisten dieses spannenden Buches. Die Primatenforscherin Julia Fischer geht in ihm den Fragen nach, welche Informationen Affen mittels ihrer Laute, Gesten und Grimassen austauschen und ob sie so etwas wie eine Sprache besitzen. Durch die Verbindung von Labor- und Feldforschung gelingt es ihr, erstaunliche Gemeinsamkeiten im Sozialverhalten von Mensch und Affe aufzuzeigen, aber auch die Unterschiede, die uns von unseren nächsten Verwandten trennen, darzustellen.
Ob im Senegal, in Botswana oder in einem Freilandgehege in Frankreich: Fischer beschreibt Sozialverhalten, Intelligenz und Kommunikation der Affen auf ebenso anspruchsvolle wie unterhaltsame Art und Weise. Angereichert um viele Episoden aus dem Forschungsalltag, in dem nicht nur Gefahr durch Leoparden droht oder bürokratische Hürden zu bewältigen sind, ist dies ein Buch, das auf der Höhe des Forschungsstandes seinThema allgemeinverständlich beschreibt: die Affengesellschaft.
Autorenporträt
Julia Fischer, geboren 1966 in München, ist Professorin für Kognitive Ethologie an der Universität Göttingen. Sie leitet dort die Abteilung »Kognitive Ethologie« am Deutschen Primatenzentrum.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Begeistert hat Rezensent Johan Schloemann Julia Fischers Forschungsarbeit zu den Unterschieden von Menschen und Affen gelesen. In "Affengesellschaft" erkläre die Göttinger Verhaltensbiologin unterhaltsam, verständlich und zugleich auf hohem wissenschaftlichem Niveau, was man in den Bereichen Kooperation, Kognition und Kommunikation über das Leben der Affen in sozialen Gruppen herausgefunden habe. Und so erfährt der Kritiker aus den einfühlsamen Beobachtungen der Primatenforscherin etwa, dass Affenmütter bei der Betreuung ihrer Nachkommen starke individuelle Unterschiede aufweisen oder dass Affenmännchen den Nachwuchs von Konkurrenten töten, wenn dieser dem Sex mit dem Weibchen im Wege stehe. Darüber hinaus räume Fischer mit Fehlurteilen über die Gemeinsamkeiten zwischen Menschen und Affen auf, berichtet der Rezensent: so verfügen Affen zwar beispielsweise über Vorstellungen von Zeit, Mengen und Größen - ohne jedoch unsichtbare kausale Zusammenhänge erfassen zu können. Ein "wunderbares" Buch, das der Kritiker nachdrücklich empfehlen möchte.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.05.2012

Rosinen sind nichts für die Affenmathematik
Julia Fischer hat ein exzellentes und kurzweiliges Buch darüber geschrieben, wie wir den Fähigkeiten unserer nächsten Verwandten auf die Spur kommen

Affen reden nicht miteinander. Primatologen natürlich schon und nicht zuletzt darüber, was unsere evolutionsgeschichtlich nächsten Anverwandten eigentlich davon abhielt, wie wir auf die Bahn der Sprache und einer von ihr geprägten rasanten kulturellen Evolution einzuschwenken. Umgekehrt sollte sich aus Antworten auf diese Frage gerade erhellen lassen, wie es zu unserem eigenen Sonderweg kam: wie also unsere Vorfahren zu symbolischer Kommunikation und zu anderen Techniken der kulturellen Tradierung fanden.

Halten wir gleich fest: Wie das zuging, wissen wir immer noch nicht. Aber mittlerweile sind diese Ursprungsfragen nicht mehr das Terrain sehr luftiger Spekulationen, sondern werden mit experimenteller Raffinesse in die Reichweite empirisch traktierbarer Fragestellungen gebracht - soweit das auf dem Feld evolutionsgeschichtlicher Fragestellungen, die immer zu indirekten Vorgehensweisen nötigt, eben möglich ist. Entwicklungspsychologie und Linguistik, Anthropologie und Kognitionswissenschaft, Verhaltensökologie, genetische und kognitive Ethologie kommen da mit ins Spiel.

Es mangelt auch nicht an gemeinverständlichen Darstellungen, die sich für die eine oder andere Ursprungshypothese starkmachen. Und je nachdem, wie dabei Sprachentwicklung, Sozialität und die Genese von Verhaltensnormen verknüpft werden, treten dann auch Befunde aus der Erforschung der sozialen und kognitiven Fähigkeiten von Affen auf den Plan.

Wer sich ein bisschen auf diesem Feld umgesehen hat, dem sind also manche Primaten bekannt und auch einige der gewitzten Versuchsanordnungen, die zum Verständnis ihres Verhaltens und Innenlebens ersonnen wurden. Dabei gerät die Übersicht darüber, was nun wirklich auf solide Weise über das Sozialverhalten, die kognitiven Fähigkeiten und die Kommunikation von Affen sagen lässt, allerdings leicht aus dem Blick. Hat man sich eigentlich darüber geeinigt, ob ihre verschiedenen Warnrufe tatsächlich bezeichnenden Charakter haben oder bescheidener zu interpretieren sind? Wie weit reichen denn nun die Revisionen der zwischendurch schon einmal diskutierten These, dass sie gar keine Vorstellung vom Innenleben ihrer Artgenossen, also keine "Theory of Mind", hätten? Wie steht es mit lokal tradierten, also kulturellen Verhaltensvarianten? Oder was hat man eigentlich aus all den Projekten gelernt, in denen Affen ein Umgang mit Symbolen und sogar deren Verkettungen beigebracht wurde?

Aber nun kann man zu einem Buch von Julia Fischer greifen, in dem die Primatologin und Göttinger Professorin für Kognitive Ethologie einen Überblick über den Stand der Forschung gibt und die Entwicklung der wichtigsten Fragestellungen nachzeichnet. Es ist eine bündige und gleichzeitig lebendige Darstellung geworden, die auch Eindrücke von der konkreten Forschungsarbeit in freier Wildbahn und im Gehege bietet.

Diese eingestreuten Geschichten von den Mühen und Belohnungen der Beobachtungsarbeit tragen auf ihre Weise dazu bei, dem Leser ein Gefühl dafür zu vermitteln, wie schwierig oft die Kontrolle aller Faktoren ist, die das Verhalten der Affen bestimmen könnten. Vorsicht hat denn auch bei der Auswertung der Beobachtungen zu walten, und Kontrollversuche müssen die Neigung zu schnellen Schlüssen auf die dahinterstehenden Fähigkeiten unserer Verwandten in Schach halten.

Julia Fischer neigt nicht zu großen Thesen und gewagten Interpolationen. Die Grundthese ihrer Darstellung, dass die kognitiven und kommunikativen Kompetenzen nur im Zusammenspiel mit der sozialen Organisation der Affengesellschaften angemessen zu erhellen sind, dürfte kaum strittig sein. Aber auf die Details kommt es dabei an, und durch sie führt die Autorin auf überzeugende Weise.

Nehmen wir nur die Frage, ob Schimpansen über das Konzept einer Anzahl von Elementen verfügen. Nichts einfacher als ein erster Versuch: Links liegen drei, rechts acht Rosinen. Klarer Fall, denkt man, zumal die Fokussierung auf Essbares - neben jener auf Hierarchien und mögliche Sexualpartner - doch erwiesen ist. Aber gerade deshalb, zeigt sich dann, fällt der Versuch nicht wie erwartet aus: Die Affen greifen ohne signifikanten Unterschied nach links oder rechts. Also nichts mit Zahlkonzepten?

So einfach ist es auch wieder nicht, denn wenn man die Aufgabe abstrakter stellt, indem man die Wahl zwischen zwei Knöpfen entweder mit drei oder acht Rosinen belohnt, haben die Schimpansen den Dreh schnell heraus und holen sich die acht Stück. So wie sie auch, solange man sie nicht darauf trainiert, Zeigegesten nicht folgen. Aber kaum ist die Versuchsleiterin hinter dem Vorhang verschwunden, schon funktioniert deren hinausgestreckter Arm als Hinweis.

Dieser Versuch spricht zwar nicht grundsätzlich dagegen, das natürliche Reagieren auf Zeigegesten und die mit ihnen hergestellte gemeinsame Ausrichtung der Aufmerksamkeit - auf ein Objekt oder einen Vorgang - zu einem entscheidenden Differenzmerkmal des Menschen zu machen. Aber vorsichtiger wird man schon. Und wer sich schon fast überzeugt sah von Michael Tomasellos daran geknüpfter These, dass der Sprachursprung bei pantomimischen Gesten zu suchen sei und nicht in den Lautgebungen (F.A.Z. vom 15. Januar 2009) -, der kann bei Julia Fischers Ausführungen über ebendiese Lautgebungen schnell wieder etwas Skepsis gegenüber dieser Auflösung einer großen Frage einüben.

HELMUT MAYER

Julia Fischer: "Affengesellschaft".

Suhrkamp Verlag, Berlin 2012. 281 S., Abb., geb., 26,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 16.06.2012

Paviane teilen manches,
aber nicht Ansichten
In „Affengesellschaft“ erklärt Julia Fischer
den Unterschied von Mensch und Tier
Hallo, Documenta-Kuratorinnen, aufgepasst! Wer über die Unterschiede von Frauen, Männern und Tieren ins Grübeln gekommen ist, wer seine Zweifel an der spezifischen Subjektivität und Intersubjektivität des Menschen in der zeitgenössischen Kunst oder sonst einem Medium verfolgen will – dem ist jetzt die perfekte Lektüre an die Hand gegeben. Die Primatenforscherin Julia Fischer hat ein Buch mit dem Titel „Affengesellschaft“ geschrieben. In diese Gesellschaft hat sich die Göttinger Professorin selbst über längere Zeit in Feldversuchen in Afrika begeben, sie hat maßgebliche Studien über das Treiben der Affen publiziert und ist als Verhaltensbiologin weltweit anerkannt. Nun hat sie die Ergebnisse ihrer und anderer Forschung zusammengefasst: verständlich, aber präzise, unterhaltsam, aber differenziert.
Das Gute an Julia Fischer, die man nicht mit der gleichnamigen Geigerin zu verwechseln sollte, ist dies: Sie neigt weder zum Tierfundamentalismus noch zum Menschenfundamentalismus. Es liegt ja gerade an der rührenden, aber auch befremdlichen Menschenähnlichkeit der übrigen Primaten, dass Diskussionen über Gemeinsamkeiten und Unterschiede oft so engagiert und emotional geführt werden. Nicht von ungefähr haben Kinder eine irre Freude an Affen, gerade dann, wenn sie selbst zu sprachfähigen Menschen aufwachsen; auch als Erwachsene spüren sie da immer noch etwas Besonderes. Und genau dieses Gefühl, ein Gemisch von Empathie und Selbstbehauptung, verleitet die Erwachsenen auf beiden Seiten zum Triumphalismus: Die Tiere haben absolut phänomenale Fähigkeiten, sagen die einen, der Mensch ist ein Tier und kann keinen Sonderstatus in der Evolution beanspruchen! Ach was, die Tiere können doch aus unserer Sicht fast gar nichts, sagen die anderen, der Mensch steht außerhalb und oberhalb von aller Kreatur!
In Julia Fischers „Affengesellschaft“ kann man lernen, wie falsch beides ist. Sie zeigt in den drei Bereichen Kooperation, Kognition und Kommunikation auf faszinierende Weise und aus intimer Kenntnis, was man bis heute über das Leben der Primaten in komplexen sozialen Gruppen herausgefunden hat. Das Buch setzt aber auch die Markierungen, wo es eine gattungsgeschichtlich weit zurückgehende, unüberbrückbare Kluft zwischen Mensch und Affe gibt, wo sich eine Annäherung auch in den nächsten Jahren nicht wird herbeiforschen lassen. Und nie tut die Autorin dabei so, als könnte man von den äußeren Bedingungen der Forschungsarbeit und vom Standpunkt der Beobachter jemals ganz absehen. Dass Biologen auf diese Weise methodische Vorsicht und beherzte Urteile miteinander verbinden, und dass sie das alles auch noch in ihrer nicht-englischen Muttersprache genießbar ausdrücken können, das gibt es nicht so oft.
Wer Affengruppen untersucht – hier vor allem Berberaffen und Paviane –, ist zunächst mit einer großen Diversität an Lebensformen konfrontiert. Das Sozialverhalten unterscheidet sich zwischen den Gruppen und Arten – es gibt Dominanzhierarchien oder eher egalitäre Verhältnisse; extreme, gewaltsamste Konkurrenz oder höhere Toleranz untereinander; hohe Promiskuität oder (zumindest temporäre) Monogamie.
Für diese Differenzen ist teils die Stammesgeschichte entscheidend, teils sind es die ökologischen Bedingungen – etwa: Urwald oder Savanne – und nicht zuletzt die Verteilung der Nahrung im Lebensraum. Und es gibt auch, was oft vergessen wird, starke individuelle Unterschiede zwischen einzelnen Charakteren in der Gruppe, so etwa, wie Fischer berichtet, im „Betreuungsstil“ der Affenmütter innerhalb derselben Art. Das Spektrum von Dingen, die wir „menschlich“ oder „unmenschlich“ finden, ist dabei groß: Hat man gerade noch an der rührenden Fürsorge im Umgang mit dem Nachwuchs oder an der gegenseitigen Fellpflege sein Herz erwärmt, so stößt man bald schon auf grausame Formen der Entwöhnung sowie auch auf gezielte Kindstötungen durch Männchen, die in Gruppen mit mehreren Weibchen leben, sogenannten Harems. Diese Tötung der süßen kleinen Stiefkinder, die noch gestillt werden und deshalb dem Sex mit den Weibchen im Wege stehen, ist eine adaptive Strategie – „vollkommen kompatibel mit der evolutionsbiologischen Maxime, nach der jedes Individuum seine inklusive Fitness erhöhen sollte“.
Für sozial lebende Tiere hat aber auch die Kooperation einen hohen Wert. Julia Fischer bestätigt diese Tendenz der jüngeren Forschung, ohne aber den menschlichen Altruismus, wie es heute gerne geschieht, vorschnell aus Affenexperimenten abzuleiten. Auch wenn die Affen durchaus von festen Beziehungen profitieren und „soziale Investitionen“ tätigen, kann Fischer bei ihnen keinen „echten“ Altruismus entdecken. Im Übrigen: Selbst wenn es ein frühmenschliches Erbe der gegenseitigen Unterstützung innerhalb einer Gruppe gäbe, das auf die gemeinsame Geschichte der später getrennten Menschen und Affen zurückginge – dann wäre dies noch keineswegs eine hinreichende Begründung für eine menschliche Ethik in komplexen Gesellschaften, die auch Unbekannte miteinschließt und ein abstraktes Normenbewusstsein voraussetzt. Hier macht Julia Fischer zum Glück nicht den Fehler ihres Kollegen Frans de Waal, der gutes menschliches Verhalten mit der Präsenz-Empathie der Affen begründet und soeben im Rahmen der „Unseld Lecture“ in Tübingen noch einmal seine biologistische Vorstellung von der „Evolution von Moral“ präsentiert hat.
Viel weiß man inzwischen über die kognitiven Eigenschaften der Affen. Sie haben gewisse Vorstellungen von Abfolgen, Zeit, Mengen und Größen, sie haben eine hohe soziale Intelligenz, und sie benutzen hier und da auch Werkzeuge, was man früher für exklusiv (früh-)menschlich hielt. Aber auch die klügsten Affen haben „Schwierigkeiten, unsichtbare kausale Zusammenhänge zu erfassen und indirekte Evidenz zu beurteilen“. Affen können auch kein Wissen „pädagogisch“ weitergeben; der Unterricht ist überhaupt eine menschliche Eigenheit. Stets muss man daher, wenn man beeindruckende Experimente anschaut, „Lernen“ und „Verstehen“ auseinanderhalten. Das Trainieren von selbst pfiffigster Kombinatorik ist nicht mit konzeptueller Einsicht gleichzusetzen. Auch bezweifelt Julia Fischer, dass die These von Michael Tomasello und anderen, gewisse Menschenaffen hätten eine „Theorie des Geistes“ und somit eine Vorstellung von den Absichten der anderen, weit trägt. „Nicht beobachtbare Prozesse, die das Material für einen Großteil des sozialen Räsonierens unserer eigenen Spezies sind, scheinen für die Affen kaum von Belang zu sein.“
An dem Punkt kommt die Kommunikation ins Spiel. Affen kommunizieren als soziale Wesen viel, haben aber keine Symbolsprache aus arbiträren Zeichen und können sie, obwohl man es vielmals ausprobiert hat, auch nicht erlernen. Julia Fischer hat selbst in einem beeindruckenden Feldexperiment gezeigt, dass junge Paviane die „Bedeutung“ von unterschiedlichen Alarmrufen ihrer Artgenossen erst mit der Zeit erlernen, so wie auch Haushunde sehr viele „Vokabeln“ lernen können; aber die Rufe der Tiere selbst sind ein für alle Mal „genetisch fixiert“. Es gibt keine Anzeichen dafür, dass der Sender, der die Rufe ausstößt, die Intention hat, bestimmte Empfänger damit zu informieren. Alle „Ape Language“-Projekte haben allenfalls gezeigt, „dass Affen durch Training – also durch Dressur – dazu gebracht werden können, Symbolsysteme zu verwenden, um an bestimmte Belohnungen zu kommen“.
Auch beim Versuch, den Ursprung der menschlichen Sprache vor allem aus der Gestik abzuleiten – eine der immer wiederkehrenden Sprachursprungstheorien – mahnt Fischer zur Vorsicht. An der Gesten-Theorie kann ja etwas dran sein, nur aus dem Verhalten von Affen, so Fischer, lasse sie sich nicht beweisen: „Es gibt keine solide Evidenz, dass sich solche Gesten oder Körperhaltungen auf Objekte oder Ereignisse in der Umwelt der Tiere beziehen.“
Die „Affengesellschaft“ von Julia Fischer ist indes kein Spielverderberbuch, und auch keine Fibel für anthropozentrische Überheblichkeit. Das wunderbar zu lesende Buch erklärt gerade aus der kundigen Einfühlung in die Tierwelt, warum deren Humanisierung ebenso irreführend ist wie ein rein naturalistischer Blick auf die menschliche Kultur. Das tut gut, dem Menschen und dem Affen.
JOHAN SCHLOEMANN
JULIA FISCHER: Affengesellschaft. Suhrkamp Verlag, Berlin 2012. 281 Seiten, 26,95 Euro.
Es gibt Tierfundamentalismus und
Menschenfundamentalismus.
Julia Fischer vermeidet beides
Bei allen Experimenten muss
zwischen Lernen und Verstehen
differenziert werden
„Nicht beobachtbare Prozesse, die das Material für einen Großteil des sozialen Räsonierens unserer eigenen Spezies sind, scheinen für die Affen kaum von Belang zu sein.“ – Paviane in einem holländischen Zoo, beim Warten auf die Mittagsfütterung. Foto: Dusan Vranic/AP
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
…mehr