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Im Weltraum tritt der Mensch seit über dreißig Jahren auf der Stelle. Seit den letzten Mondlandungen hat es sich eingebürgert, Ziel und Zweck der Raumfahrt auf irdische Belange zu beschränken. Doch aus solcher "Raumfahrt für die Erde" wurde alsbald eine Raumfahrt für den Markt und für das Militär. Als Ausweg aus dieser Sackgasse werden neuerdings wieder ehrgeizigere Projekte verfolgt: bemannte Missionen zu Mond und Mars, Kraftwerke und Hotels im All, Terraforming, die Suche nach außerirdischer Intelligenz und interstellare Reisen. Vor diesem Hintergrund entwirft Hans-Arthur Marsiske eine…mehr

Produktbeschreibung
Im Weltraum tritt der Mensch seit über dreißig Jahren auf der Stelle. Seit den letzten Mondlandungen hat es sich eingebürgert, Ziel und Zweck der Raumfahrt auf irdische Belange zu beschränken. Doch aus solcher "Raumfahrt für die Erde" wurde alsbald eine Raumfahrt für den Markt und für das Militär.
Als Ausweg aus dieser Sackgasse werden neuerdings wieder ehrgeizigere Projekte verfolgt: bemannte Missionen zu Mond und Mars, Kraftwerke und Hotels im All, Terraforming, die Suche nach außerirdischer Intelligenz und interstellare Reisen. Vor diesem Hintergrund entwirft Hans-Arthur Marsiske eine kleine Kulturgeschichte der Weltraumfahrt in philosophischer Absicht - und zeigt damit den Weg zu einer Raumfahrtpolitik, die weiß, daß die anderen Welten, die da draußen zu entdecken oder aufzubauen wären, mindestens genauso wichtig sind wie unsere eigene.
Autorenporträt
Hans-Arthur Marsiske, geboren im Jahr 1955, lebt seit frühester Kindheit in Hamburg. Er studierte Soziologie und Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Zum Doktor der Philosophie wurde er Anfang 1989 am Institut für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Universität Hamburg mit einer Studie über den Arbeiterführer Wilhelm Weitling (1808-1871) promoviert. Der Schwerpunkt seiner Tätigkeit als Autor hat sich immer mehr zu Wissenschaftsthemen verlagert. Neben Astronomie und Raumfahrt waren dies insbesondere Forschungen zur Künstlichen Intelligenz und Robotik. Als Reporter hat er mehrmals (aus Stockholm, Amsterdam, Melbourne und Paderborn) live vom RoboCup berichtet - dem internationalen Fußballturnier für Roboter.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.03.2005

Keine Sklaven auf dem Mars
Hans-Arthur Marsiskes Heimatkunde vom Weltall

"Seit dem Sommer 2000 werden an verschiedenen Orten der Erde Stationen errichtet, die helfen sollen, Erfahrungen für zukünftige bemannte Marsflüge zu sammeln. Teams mit vier bis sechs Mitgliedern leben für mehrere Wochen in zylinderförmigen Unterkünften von etwa acht Meter Durchmesser, die sie nur in Schutzanzügen verlassen. Sie führen geologische Studien durch, testen die Funkkommunikation, bewältigen den Alltag in der Abgeschiedenheit." Derartige Aktivitäten könnten vermuten lassen, in absehbarer Zeit werde die erste Landung von Astronauten auf dem roten Planeten erfolgen. Andererseits ist vorher viel Forschungsarbeit zu leisten. Hans-Arthur Marsiske hat in dem Buch versucht, Szenarien der künftigen Raumfahrt zusammenzufassen.

Wie schwer es ist, Theorie und Praxis miteinander zu vereinen, wird nicht zuletzt an jener Stelle klar, an der sich der Autor über die Leitung einer bemannten interplanetaren Mission Gedanken macht: "Wenn Menschen sich anschicken, ihre Heimatwelt zu verlassen und einen anderen Planeten zu besiedeln, sollte dieses Vorhaben von der gesamten Weltgemeinschaft getragen sein. Als Projekt eines Staates oder auch einiger weniger könnte eine Mars-Mission dagegen zur Vertiefung bestehender Spannungen beitragen: Die reichen Staaten brechen zu anderen Welten auf und lassen die armen Länder und Völker zurück." Solche Überlegungen kommen bei den führenden Raumfahrtbehörden, der Nasa und der Esa, nicht vor. Wollte man die Worte des Autors beherzigen, müßte man die erste Marslandung für die kommenden Jahrzehnte abschreiben.

Vielleicht zum Glück für die dortigen Bewohner, falls es sie denn geben sollte - einfache Mikroorganismen, die sich, wie Marsiske schreibt, "in fernerer Zukunft zu komplexeren Lebensformen entwickeln könnten". Der Autor fährt fort: "Dürfen Menschen in diesen Prozeß eingreifen? Oder gehört der Mars ausschließlich den dort lebenden Einzellern?" Und dann: "Gewiß soll sich die blutige Tradition irdischer Entdeckungs- und Erkundungsreisen, die Ausrottungen und Versklavungen ganzer Völker zur Folge hatte, nicht auf anderen Planeten fortsetzen." Nein, gewiß nicht, schon gar nicht auf dem Mars. Gelegentlich scheint der Autor große Worte zu lieben. So meint er auch, die deutsche Regierung habe sich mit ihrem Motto "Für die Erde ins All" von den Idealen der europäischen Aufklärung abgewendet. Die Erde in den Mittelpunkt der Raumfahrt zu stellen ist für ihn eine "antikopernikanische Wende".

Tief in den Niederungen des Alltags bleibt er, wenn er einen Abteilungsleiter der Firma EADS Space Transportation zitiert, dem zufolge die Bush-Rede über eine Rückkehr zum Mond und die Planung bemannter Marsflüge der Internationalen Raumstation eine Priorität eingeräumt habe. Tatsächlich hat Bush deren Nutzung durch die Vereinigten Staaten eng begrenzt. Für die Industrie zählt aber nur, daß sie an deren Aufbau beteiligt ist. Der Rest scheint sie - vom Autor unkommentiert - nicht weiter zu interessieren.

Über den Marsflug hinaus handelt Marsiske in dem Buch auch Weltraumlifte und Sonnenkraftwerke im Weltraum mit riesigen Solarsegeln - die den Astronomen ein Dorn im Auge wären -, Hotels im Weltraum, die Kommunikation mit Außerirdischen und die Existenz sogenannter Superzivilisationen ab. Zum Teil sind die angeführten Studien längst veraltet - so weit überholt, wie es Wernher von Brauns Überlegungen zu bemannten Flügen zum Mond und zum Mars schon zur Zeit der Apollo-Missionen waren. Als Gewinn kann man die Lektüre des Buches deshalb kaum bezeichnen. Als geeignete Strategie, um die Edition Suhrkamp jenseits eines "Zeit"Dossiers wieder zeitdiagnostischen Tritt fassen zu lassen, wohl auch nicht.

GÜNTER PAUL.

Hans-Arthur Marsiske: "Heimat Weltall - Wohin soll die Raumfahrt führen?" Edition Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005. 193 S., br., 9,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Unbeeindruckt zeigt sich Rezensent Günter Paul von Hans-Arthur Marsiskes Versuch, Szenarien der künftigen Raumfahrt zu zeichnen. Dessen Überlegungen zur Erforschung und Besiedelung des Mars quittiert er gar mit milden Spott, etwa wenn sich Marsiske gegen die Fortsetzung der "blutigen Tradition irdischer Entdeckungs- und Erkundungsreisen" auf andere Planeten ausspricht. Neben dem Marsflug behandle Marsiske auch Weltraumlifte und Sonnenkraftwerke und Hotels im Weltraum, die Kommunikation mit Außerirdischen und die Existenz sogenannter Superzivilisationen. Die Studien, auf die sich Marsiske bezieht, sind nach Ansicht Pauls "längst veraltet". So kommt er zu dem wenig schmeichelhaften Schluss: "Als Gewinn kann man die Lektüre des Buches deshalb kaum bezeichnen."

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