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Produktdetails
  • edition suhrkamp 2256
  • Verlag: Suhrkamp
  • Seitenzahl: 332
  • Deutsch
  • Abmessung: 16mm x 107mm x 177mm
  • Gewicht: 202g
  • ISBN-13: 9783518122563
  • ISBN-10: 3518122568
  • Artikelnr.: 09946720
Autorenporträt
Wolfgang Storch, Dramaturg, Autor, Kurator. Konzipiert und organisiert internationale Werkstätten, Symposien, Konferenzen und Ausstellungen.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 18.06.2002

Perspektivlos
Textsammlung will neue Wege
zu Wagner aufzeigen
Wie alle Kulturinstitutionen werden auch die Bayreuther Festspiele nur so lange bestehen, wie sie die Dringlichkeit ihres künstlerischen Anliegens überzeugend glaubhaft machen können. Der von Wolfgang Storch herausgegebene Band „Der Raum Bayreuth” will den Aufbruch zu einer neuen Arbeit mit Wagners Werk einleiten. Das hochgesteckte Ziel erreicht die bunte Auswahl von Texten ganz unterschiedlicher Künstler und Theatermacher wie Peter Konwitschny, Joseph Beuys oder Wolfgang Rihm aber nicht.
Das Gros der Beiträge nähert sich dem Gegenstand aus dem Blickwinkel der Avantgarde, umsetzbare Perspektiven für ein Neues Bayreuth ergeben sich aus der hier breiten Raum einnehmenden Diskussion der Beziehungen Wagners zur Neuen Musik aber nur wenige. Gerne wird über die ökonomischen Rahmenbedingungen gejammert, was an dem sich anscheinend immer weiter verstärkenden Legitimierungsdruck auf Kunst aber nicht das Geringste ändert: Das national-bürgerliche Wertesystem (dem letztlich auch die Avantgarde verpflichtet ist, indem sie es in Teilen bewusst negiert), bei dem politische Identität durch eine gemeinsame Kultur hergestellt wurde, befindet sich momentan im Umbruch. Der musikalische Gestus „permanent erweckter Hochgefühle”, den Adorno an den „Meistersingern” beobachtete und an dem sich im späten 19. Jahrhundert ein Bürgertum berauschte, das durch die als besonders wertvoll erfahrene Nationalkunst seine Hegemonie begründete und feierte, hat vielleicht doch etwas an Überzeugungskraft verloren. „Wie kann man Bayreuth als Museum erhalten?”, fragt dann auch Gérard Mortier. Museen seien wichtige Teile unserer Kultur. Sie müssten aber Werke verschiedener Epochen kontrastieren, um die Grundthemen von Kunst vom zeitgebundenen Beiwerk abstrahieren zu können. Die Öffnung des Festspielhauses für Werke anderer Komponisten sei deshalb unabdingbar.
SEBASTIAN WERR
WOLFGANG STORCH (Hrsg.): Der Raum Bayreuth. Ein Auftrag aus der Zukunft. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002. 333 Seiten, 14 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Auch die Bayreuther Festspiele stehen auf dem Prüfstand und müssen sich in Zeiten des kulturellen Umbruchs und finanzieller Engpässe neu legitimieren, meint Sebastian Werr. Das vorliegende Buch habe sich das Ziel gesteckt, neue künstlerische Wege für den Umgang mit dem Wagner-Erbe zu suchen - doch trotz vieler Beiträge von hochkarätigen Künstlern wie Peter Konwitschny, Joseph Beuys und Wolfgang Rihm kann Werr das Arbeitsergebnis nicht überzeugen. Da wird ihm zu viel über die ökonomischen Rahmenbedingungen gejammert. Da findet sich kein wirklich überzeugender Deutungsversuch der Verbindungen zwischen Wagner und der Neuen Musik. Am ehesten scheint Werr die Fragestellung Gérard Mortiers einzuleuchten, der Bayreuth als Museum und Kulturerbe erhaltenswert findet, was seiner Meinung nach aber nur möglich ist, wenn man, wie in einem normalen Museum, Werke verschiedener Epochen mischt und gegenüberstellt. Damit wäre unabdingbar die Öffnung des Festspielhauses für Werke anderer Komponisten verbunden, folgt Werr dem Mortierschen Gedankengang, gegen den er offenbar nichts einzuwenden hat.

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