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Da Computer allgegenwärtig geworden sind und sich das Internet als Massenmedium etabliert hat, erstaunt es kaum, daß diese Entwicklung auch von der Suche nach neuen künstlerischen Formen begleitet wird. Roberto Simanowski, als Herausgeber der Internetzeitschrift dichtung-digital einer der Pioniere auf diesem Gebiet, zeichnet in Interfictions das Porträt einer überaus aktiven Szene, die ihre Geschichte noch vor sich hat. Es geht dabei nicht um Literatur, die ins Internet wandert und schließlich doch auf Papier enden will. Dieses Buch handelt von "Literatur", die im und aus dem Netz des…mehr

Produktbeschreibung
Da Computer allgegenwärtig geworden sind und sich das Internet als Massenmedium etabliert hat, erstaunt es kaum, daß diese Entwicklung auch von der Suche nach neuen künstlerischen Formen begleitet wird. Roberto Simanowski, als Herausgeber der Internetzeitschrift dichtung-digital einer der Pioniere auf diesem Gebiet, zeichnet in Interfictions das Porträt einer überaus aktiven Szene, die ihre Geschichte noch vor sich hat. Es geht dabei nicht um Literatur, die ins Internet wandert und schließlich doch auf Papier enden will.
Dieses Buch handelt von "Literatur", die im und aus dem Netz des digitalen Codes entsteht, die interaktiv und intermedial ist und die durch die verborgene Befehlssprache unter der Bildschirmoberfläche auf einem Alphabet der Inszenierung beruht, das sie undruckbar macht. Es geht um neue ästhetische Ausdrucksformen und deren "literarisches" Feld. Kein Ersatz also für das gute alte Buch, aber ein Konkurrent, so wie Kino und Fernsehen auch.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 03.12.2002

Digital ist verwässert
Auf dem Festplattenteller: Roberto Simanowski über Netzliteratur

Literatur ist Polyphonie, das Internet ein Babel der Sprachen und die Verbindung von beiden immer noch eine terra incognita. Wenn man sich Roberto Simanowskis Buch vornimmt, in dem er "Vom Schreiben im Netz" berichten will, ist daher die Hoffnung groß, jetzt könnte einmal mit der Stimme der Autorität gesprochen werden, ist Simanowski doch einer der besten Kenner digitaler Literatur in Deutschland. Seit mehreren Jahren publiziert er im Internet die Zeitschrift "Dichtung Digital", in der Essays, Interviews und Rezensionen zum Thema erscheinen, er hat den Text + Kritik-Sammelband "Digitale Literatur" herausgegeben und auch den Begleitband zum jüngsten Internet-Literaturwettbewerb "Literatur.Digital". Beide Male gefielen seine Vorworte durch ihre klärende Ruhe und systematische Geschlossenheit.

Im Hauptteil dieses Buches herrscht ebenfalls eine wohltuende Systematik. Simanowski teilt das weite Feld der digitalen Literatur zuerst einmal in drei Gruppen ein, um dann in Unterkapiteln deren jeweilige Spezifika herauszuarbeiten - in Mitschreibeprojekte, Hyperfictions und Multimediawerke. Bei den Mitschreibeprojekten geht es vor allem um Teilnahme und Interaktion, wichtig ist weniger das Ergebnis als vielmehr der Prozeß des Schreibens. Auch ästhetische Qualität ist mitunter nur ein sekundäres Kriterium. Hyperfictions sind ein vor allem im amerikanischen Raum verbreitetes Konzept, dessen Prinzip in einer Semantisierung der Verweisstrukturen von Hypertexten besteht, wie sie zum Beispiel html-Dateien darstellen. Unter Multimedia schließlich faßt Simanowski die durch erhöhte Bandbreiten und Übertragungsgeschwindigkeiten entstandene Tendenz der jüngsten Zeit, Bilder, Töne und Animationen in die Netzkunstwerke einzubauen und so die Grenzen des rein Literarischen zu überschreiten.

Im Verlauf seiner theoretischen Darlegungen spart Simanowski nicht mit Beispielen, die zur Verdeutlichung der Argumentation beitragen. Leider verweigern uns Verlag und Autor den Abdruck von Screenshots, die bei einem so stark vom Visuellen mitbestimmten Genre doch eigentlich unverzichtbar sind. Die Einteilung aber ist in sich stimmig, und es gelingt dem Autor dadurch, tatsächlich so gut wie alle bisher bekannten Spielformen dieser neuen Literatur zu erfassen und ihnen einen Platz in seinem System zuzuordnen.

Leider zerfällt die so gewonnene Übersichtlichkeit im abschließenden Kapitel zur "Digitalen Ästhetik" wieder weitgehend in Grabenkämpfe um Definitionen. Mit einem Mal will Simanowski den Bereich der Literatur verlassen und eine Begrifflichkeit für digitale Kunst jeder Art entwickeln. Dabei beleuchtet er eine ganze Reihe interessanter Aspekte und Theorien, doch alles Ordnende verschwindet, und der Leser, der gerade noch geglaubt hatte, er könne sich jetzt endlich unter digitaler Literatur etwas vorstellen, begreift nur noch, daß er nichts weiß. Während die ersten, rekapitulierenden Kapitel deutlich als das Endergebnis einer langen Diskussion zu erkennen sind, stellt das letzte Kapitel erst den tastenden Anfang einer neuen Debatte dar. Wo am Anfang ein klares Wort war, herrscht am Ende wieder ein Stimmengewirr.

SEBASTIAN DOMSCH

Roberto Simanowski: "Interfictions". Vom Schreiben im Netz. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2002. 198 S., br., 10,- [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Die Verbindung von Literatur und Internet sei für viele noch immer terra incognita, befindet Rezensent Sebastian Domsch. Aufklärung verspricht "Interfictions. Vom Schreiben im Netz" von Roberto Simanowski, für Domsch einer der besten Kenner digitaler Literatur in Deutschland. Im Hauptteil des Buches herrscht zur Freude des Rezensenten "wohltuende Systematik": Simanowski teile das weite Feld der digitalen Literatur zunächst in drei Gruppen - Mitschreibeprojekte, Hyperfictions und Multimediawerke - ein, um dann in Unterkapiteln deren jeweilige Spezifika herauszuarbeiten. Domsch hebt hervor, dass Simanowski theoretische Darlegungen oft mit Beispielen untermauere, die zur Verdeutlichung der Argumentation beitragen. Als Minuspunkt wertet Domsch allerdings das Fehlen von Screenshots, die bei einem so stark vom Visuellen mitbestimmten Genre doch eigentlich unverzichtbar seien. Dennoch lobt er Simanowskis Einteilung als "in sich stimmig", so dass der Autor tatsächlich nahezu alle bekannten Spielformen dieser neuen Literatur erfassen und ihnen einen Platz in seinem System zuordnen kann. Zum großen Bedauern des Rezensenten fällt die gewonnene Übersichtlichkeit im abschließenden Kapitel zur "Digitalen Ästhetik" weitgehend neuen "Grabenkämpfen" um Definitionen zum Opfer. Der Leser, der gerade noch geglaubt hatte, er könne sich jetzt endlich unter digitaler Literatur etwas vorstellen, begreife nur noch, dass er nichts wisse: "Wo am Anfang ein klares Wort war", ärgert sich der Rezensent, "herrscht am Ende wieder ein Stimmengewirr."

© Perlentaucher Medien GmbH
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