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Der intellektuelle Diskurs ist seit Ende des 18. Jahrhunderts gekennzeichnet durch einen Wechsel zwischen pathetisch-emphatischem und relativierend-ironischem Stil. Die erste Szene dieses Wechsels ist das Pathos der Französischen Revolution und auch des deutschen Idealismus, das die vielfältigen Formen der ironischen Rede ablöste: Der buchstäbliche Ernst der idealistischen Philosophie und ihr Ironieverlust können als Präfiguration eines zwischen Heine und Richard Wagner verlaufenen Prozesses verstanden werden. Insofern hat sich Friedrich Schlegels Prophezeiung, das 19. Jahrhundert werde seine…mehr

Produktbeschreibung
Der intellektuelle Diskurs ist seit Ende des 18. Jahrhunderts gekennzeichnet durch einen Wechsel zwischen pathetisch-emphatischem und relativierend-ironischem Stil. Die erste Szene dieses Wechsels ist das Pathos der Französischen Revolution und auch des deutschen Idealismus, das die vielfältigen Formen der ironischen Rede ablöste: Der buchstäbliche Ernst der idealistischen Philosophie und ihr Ironieverlust können als Präfiguration eines zwischen Heine und Richard Wagner verlaufenen Prozesses verstanden werden. Insofern hat sich Friedrich Schlegels Prophezeiung, das 19. Jahrhundert werde seine Ironie besser verstehen als die Zeitgenossen, nicht bewahrheitet - vielleicht, weil man, statt die kommunikationstheoretischen Voraussetzungen der Ironie in Betracht zu ziehen, sich an die Chimäre ihrer ontologischen Substruktion gehalten hat. Wie dem auch sei: im Verhältnis von Ironie und Ernst tritt auf phänomenologischer wie auf moralischer Ebene ein binäres Strukturgesetz der jüngeren Kultur- und Sittengeschichte zutage, das in diesem Band von führenden Sozial- und Geisteswissenschaftlern in seinen historischen und philosophischen Kontext gestellt und gemeinsam diskutiert wird.
Autorenporträt
Bohrer, Karl HeinzKarl Heinz Bohrer, geboren 1932 in Köln, war Literaturkritiker, Herausgeber, Wissenschaftler, Verfasser vieler Werke um die zentrale Idee des Momentanismus, der »Plötzlichkeit«. Langjährige Aufenthalte in Frankreich und England als bewusste Erfahrung der »Fremde«. Hochschullehrer in Deutschland, Frankreich und den USA. Als scharfzüngiger, auch polemischer Zeitkritiker stand er immer wieder im Zentrum heftiger Diskussionen. Bohrer verstarb am 4. August 2021 in London.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Franz Schuh nutzt diese Rezension, um - nicht ohne Ironie - über Ernst, Ironie und Pathos nachzudenken. Dabei stellt er mehrfach fest, dass es sich um eine äußerst komplizierte Angelegenheit handelt. Aber das sei nicht weiter schlimm, weil es ja nun diese Aufsatzsammlung gibt, die ihm „wie keine andere dabei helfen“ wird, „die Materie endlich einmal ‚wirklich‘ zu verstehen“. Nach Schuhs Darstellung handelt es sich bei diesen Aufsätzen um recht ernsthafte Beiträge zum Thema Ironie, deren Autoren sich weniger als Ironiker, sondern vielmehr als „kulturkritische Pathetiker“ erweisen. Nicht, dass Schuh daran wirklich etwas auzusetzen hätte. Allerdings kann er es sich nicht verkneifen, darauf hinzuweisen, dass beispielsweise Nietzsches Ironie vielen Menschen verschlossen geblieben ist. Die Versuche, ironische Texte dieser Art ganz ernsthaft und mit Pathos auflösen zu wollen, zeige allerdings durchaus ironische Züge. Dies als Beispiel für eine Ironie der Ironie. Angesichts des vorliegenden Bandes schließt der Rezensent mit einem Schlegel-Zitat: „Mit der Ironie ist durchaus nicht zu scherzen“.

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