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Ein nahezu unbekanntes Kapitel in der Geschichte der indianischen Urbevölkerung der USA wird entdeckt: die Bekehrung der Sioux. Manuel Menrath nimmt seine Leser mit in die Zeit des »Wilden Westens« und an die Orte eines Geschehens, an das sich die heutigen Angehörigen dieses Volkes vielfach nur mit Trauer und Bitterkeit erinnern.Kaum jemand in Europa weiß, dass heute ein Großteil der Sioux der katholischen Kirche angehört. Einst galten sie als das kriegerischste Volk auf dem Gebiet der heutigen USA. Unter ihren Anführern Red Cloud und Sitting Bull lehrten sie die weißen Eindringlinge das…mehr

Produktbeschreibung
Ein nahezu unbekanntes Kapitel in der Geschichte der indianischen Urbevölkerung der USA wird entdeckt: die Bekehrung der Sioux. Manuel Menrath nimmt seine Leser mit in die Zeit des »Wilden Westens« und an die Orte eines Geschehens, an das sich die heutigen Angehörigen dieses Volkes vielfach nur mit Trauer und Bitterkeit erinnern.Kaum jemand in Europa weiß, dass heute ein Großteil der Sioux der katholischen Kirche angehört. Einst galten sie als das kriegerischste Volk auf dem Gebiet der heutigen USA. Unter ihren Anführern Red Cloud und Sitting Bull lehrten sie die weißen Eindringlinge das Fürchten. Doch als die Büffel beinahe ausgerottet waren und die Armee ihre letzten Jagdgründe besetzte, mussten sich die Krieger mit ihren Familien ins Reservat begeben. Dort wurden sie vom Benediktiner Martin Marty aus Einsiedeln zusammen mit deutschen und schweizerischen Gehilfen missioniert und »zivilisiert«. Das Buch erzählt erstmals diese Bekehrungsgeschichte, der Martin Marty sein Leben widmete. Dem Kirchenmann wurden Ehren und Wertschätzung bis heute zuteil. Von indianischer Seite hingegen wurde die Missionierung als Trauma und Tragödie erlebt: Zu spät erkannten sie, dass der neue Glaube nicht mit dem alten verbunden werden durfte.
Autorenporträt
: Manuel Menrath ist Oberassistent am Historischen Seminar der Universität Luzern.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 23.09.2016

Sitting Bull ließ ihn abblitzen
Manuel Menrath über den Sioux-Missionar Martin Marty

Kurz bevor die Vereinigten Staaten den hundertsten Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung feierten, gelang den Sioux- und Cheyenne-Indianern am 25. Juni 1876 ein letzter Sieg gegen amerikanische Truppen. Mit Colonel George Armstrong Custer fielen mehr als zweihundert Soldaten der Siebten Kavallerie am Little Bighorn River. Um ihren Tod zu rächen und den indianischen Widerstand zu brechen, verstärkte die Regierung die Militärpräsenz. In dieser Zeit des Konflikts kam Ende Juli der Schweizer Benediktinerabt Martin Marty im Dakota-Territorium an, wo er die Sioux der Reservatsagentur Standing Rock missionieren wollte.

Marty, 1834 in Schwyz geboren, hatte Theologie studiert und war schließlich als Mönch in das Benediktinerkloster Einsiedeln eingetreten. Da es in Amerika an katholischen Geistlichen fehlte, gründete das Kloster den Ableger Saint Meinrad in Indiana. Marty sollte 1860 eigentlich bloß nach Amerika gehen, um zu klären, ob Saint Meinrad nach schwierigen Anfängen fortbestehen könne, blieb aber und stieg zum Abt auf. Der Entschluss zur Indianermission erwies sich als weiterer Karriereschritt. Im späten neunzehnten Jahrhundert war Marty der einflussreichste katholische Indianermissionar der Vereinigten Staaten, schreibt der Schweizer Historiker Manuel Menrath in seinem Buch.

Die Lakota, eine Gruppe der Sioux, hatten ein nomadisches, von der Bisonjagd bestimmtes Leben geführt. Als ab Mitte des neunzehnten Jahrhunderts zunehmend mehr Siedler und Goldsucher westwärts zogen, brachen immer wieder Kämpfe aus. Die Gruppen um die Häuptlinge Crazy Horse und Sitting Bull ("Tatanka Iyotake" in der Lakota-Sprache) wollten ihre Lebensweise und ihr Land verteidigen. Ihr Sieg am Little Bighorn schockte Amerika. Sitting Bull, der nach Kanada entkommen konnte, war plötzlich eine Berühmtheit. Marty reiste 1877 und 1879 ins Lager der Exilanten. Sitting Bull ließ sich nicht zur Rückkehr bewegen, doch Marty wurde bekannt als mutiger Missionar.

Wie in Amerika gab es auch in Kanada bald immer weniger Bisons. Erst als eine traditionelle Lebensweise dadurch unmöglich wurde, kehrte Sitting Bull tatsächlich nach Amerika zurück. Nach der Kriegsgefangenschaft in Fort Randall lebte er ab 1883 in Standing Rock. Marty traf ihn an beiden Orten. Die Bekehrung eines Häuptlings hätte große Vorbildwirkung gehabt. Es eilte Marty daher, Sitting Bulls "Unterweisung abzuschließen und ihn auf ein wahrhaft christliches Leben vorzubereiten; Gott hat lange genug Geduld mit diesen Indianern gehabt, und falls sie starrköpfig sind, wird er sie vom Angesicht der Erde entfernen". Sitting Bull wurde dennoch kein Christ.

Außer auf Häuptlinge richteten sich Martys Missionshoffnungen vor allem auf Kinder, für die er Internate gründete. Nur dort könnten sie vor schlechten Einflüssen beschützt und zu fleißigen und frommen Menschen erzogen werden. Feste Tagesabläufe, Anleitung zur Arbeit und religiöse Unterweisung prägten deshalb den Schulalltag.

Problematisch wird Menraths Darstellung des Internatslebens, wenn sie nicht auf Quellen basiert. Denn während "manche Missionare", so Menrath, "Mühe hatten, sich in die Kinder hineinzuversetzen", betreibt er das Hineinversetzen in einem erstaunlichen Ausmaß. Es sei davon auszugehen, dass einige Schüler unter den harten Arbeitsbedingungen gelitten hätten, die Art der Arbeit "dürfte" ihnen "stark zu schaffen gemacht haben". Mit Vermutungen operiert er auch in der Frage des sexuellen Missbrauchs. Der lasse sich zwar nicht belegen, aber mit Blick auf die in jüngerer Zeit aufgedeckten Fälle in katholischen Einrichtungen sei es "nur schwer vorstellbar", dass einst "derartige Vorkommnisse ausgeblieben sein sollten".

Wenn ein Werk den Untertitel "Die Geschichte der katholischen Sioux" trägt und deren Zahl im späten neunzehnten Jahrhundert auf mehr als sechstausend beziffert, hätte man doch gern mehr über diese Gruppe erfahren, als Menrath bietet. Der Historiker sieht die "Quadratur des Kreises" darin, mit "wissenschaftlichen Methoden die Lebenswelt der Lakota verstehen zu wollen". Hilft es dann, stattdessen etwa zu spekulieren, Rosenkränze und Heiligenmedaillen seien für die Indianerkinder "wohl eher" ein Ersatz für traditionellen Schmuck gewesen? Das Buch ist keine Geschichte der katholischen Sioux, sondern eine Kritik des Missionars Martin Marty und der Indianerbekehrung. Der heutige Abt von Einsiedeln stimmt Menrath in seinem Vorwort zu.

THORSTEN GRÄBE

Manuel Menrath:

"Mission Sitting Bull".

Die Geschichte der katholischen Sioux.

Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2016. 373 S., Abb., geb., 39,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Manuel Menraths Buch scheint Thorsten Gräbe doch weniger eine Geschichte der katholischen Sioux zu sein als eine Kritik des Sioux-Missionars Martin Marty. Dass es Marty nicht gelang, Sitting Bull zu missionieren, erfährt Gräbe zwar, doch wie es in den von Marty gegründeten Kinder-Internaten aussah, dazu bietet ihm der Autor vor allem wilde Spekulationen und fragwürdige Psychologisierung. Menraths Vermutungen über sexuellen Missbrauch an den Sioux-Kindern toppen derartig fragwürdiges Vorgehen für Gräbe noch. Über die Sioux im 19. Jahrhundert hätte er indes gerne mehr Quellenbasiertes erfahren.

© Perlentaucher Medien GmbH