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Und plötzlich ist die Party vorbei: Das authentischste, provozierendste und berührendste Buch der Saison über Liebe, Sex und Tod.
Stijn und Carmen sind ein sorgloses Großstadtpärchen. Sie haben gut bezahlte Jobs, viele Freunde, sind stolze Eltern der einjährigen Luna. Doch dann wird Carmen schwer krank. Stijn tut alles, um seiner Frau zu helfen. Aber nachts stürzt er sich obsessiv ins Clubleben, um seine Angst zu betäuben. Erst eine seiner Affären bringt ihn zur Besinnung: Stijn muss sich seinen Gefühlen stellen ...

Produktbeschreibung
Und plötzlich ist die Party vorbei: Das authentischste, provozierendste und berührendste Buch der Saison über Liebe, Sex und Tod.

Stijn und Carmen sind ein sorgloses Großstadtpärchen. Sie haben gut bezahlte Jobs, viele Freunde, sind stolze Eltern der einjährigen Luna. Doch dann wird Carmen schwer krank. Stijn tut alles, um seiner Frau zu helfen. Aber nachts stürzt er sich obsessiv ins Clubleben, um seine Angst zu betäuben. Erst eine seiner Affären bringt ihn zur Besinnung: Stijn muss sich seinen Gefühlen stellen ...

Autorenporträt
Kluun, bürgerlich Raymond van de Klundert, geboren 1964, war früher Marketingmensch. Er arbeitete in großen Werbeagenturen und hatte eine eigene Firma. 2001 verlor er seine Frau, die nur 36 Jahre alt wurde. Sein bewegender Bestseller 'Mitten ins Gesicht' wurde in viele Sprachen übersetzt und hat auch in Deutschland außerordentliche Resonanz gefunden. Heute lebt Kluun mit seiner zweiten Frau und zwei Kindern in Amsterdam.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 17.12.2005

DAS LEICHTE FACH
Du sollst nicht ehebrechen!
Eine Geschichte von Liebe und Tod: „Mitten ins Gesicht”
Gehört so etwas ins leichte Fach? „Mitten ins Gesicht” ist das, was Klappentexte gerne als „Schlag in die Magengrube” annoncieren. Dieses Buch zieht einen runter mit der emotionalen Unmittelbarkeit, die einen ergreift, wenn man vom schlimmen Unglück eines Menschen hört, der einem nahesteht. Es ist nicht leicht im Sinne von „leicht verdaulich”. Eher fühlt man sich bei der Lektüre in jener Stimmung, die gewisse Trinker zur Wodkaflasche greifen lässt. Was „Mitten ins Gesicht” erzählt, ist autobiografisch und authentisch, das Buch ist mehr „Leben” als „Literatur” - und wie es seine Geschichte erzählt, ist zwar professionell und wirkungsvoll, aber kein lohnender Fall für eine ästhetische Auseinandersetzung. Wohl aber für eine moralische. Und insofern ist dies Buch durchaus ein Fall fürs „Leichte Fach”.
Raymond van de Klundert oder Kluun, wie sein Autorenname lautet, ist 1964 in den Niederlande geboren. In den neunziger Jahren arbeitet er im Marketing, bis er seine eigene, sehr erfolgreiche Werbeagentur gründet. Er heiratet und hat mit seiner Frau, der schönen und ebenfalls erfolgreichen Carmen, eine entzückende Tochter, Luna. Kluun aber ist, was er selbst „monophob” nennt: Es ist ihm unmöglich, seiner Frau treu zu bleiben. Er betrügt sie nach Strich und Faden. Je nach Einstellung in dieser Frage könnte man sagen: Soweit das Übliche.
Dann aber erkrankt seine Frau an Brustkrebs. Der Tumor ist bösartig. Man operiert ihr die eine Brust weg, doch es bilden sich weitere Metastasen. Man probiert es mit Chemotherapie, Carmen verliert ihre Haare und die Ärzte geben ihr noch zwei, maximal drei Jahre. In dieser ganzen Krankheitsphase ist Kluun seiner Frau ein verlässlicher Begleiter. Er ist, in guten wie in schlechten Zeiten, an ihrer Seite. In der Krebs-Selbsthilfegruppe beneiden die anderen Carmen um Stijn, ihren Mann, der ihr bei jeder Chemo die Hand hält. Aber auch jetzt noch betrügt Stijn sie. Fast noch obsessiver als zuvor. Seit seine Frau ihre eine Brust verloren hat, sieht er bei allen anderen nichts mehr als Brüste. Natürlich kommt Carmen dahinter. Und, den Tod vor Augen, nimmt sie ihm das Versprechen ab, sich für den knappen Rest ihrer Lebenszeit keine Seitensprünge mehr zu erlauben. Nach drei Monaten hat Stijn das Versprechen das erste Mal gebrochen. Carmen weiß das nicht. Tatsächlich sind sie sich jetzt so nahe wie nie zuvor. Die schöne, die tapfere und lebensfrohe Carmen wiegt nur noch vierzig Kilo. Sie stirbt mit 36 Jahren.
Der ewige Stijn
Es ist ein grelles Gemälde, das Kluun in seinem Buch malt. Es beginnt in einem zynisch-abgeklärten Ton, der einem in seiner gewollten Brachial-Männlichkeit ein wenig auf die Nerven geht. Doch dann packt einen das Buch, indem Kluun seine Ratlosigkeit seinem eigenen Verhalten gegenüber offen ausstellt. Plötzlich werden die Sätze immer weicher - und am Ende ist es ein sehr anrührendes Buch, dessen wüste wie liebevolle Seiten durch die Tränen des Lesers beglaubigt werden. Es ist kitschig in einem herzlichen Sinn, aber nicht sentimental.
Was eigentlich heißt richtiges Verhalten, wenn der Mensch, der einem nahesteht wie kein zweiter, sterben wird? Es ist diese Frage, um die „Mitten ins Gesicht” auf bohrende Weise kreist. Obwohl seine Frau Krebs hat, denkt Stijn nicht 24 Stunden am Tag an diese Tatsache. Natürlich hat sich sein Leben verändert, aber er ist deshalb nicht ein ganz anderer geworden. Sein Amüsierbedürfnis in den schicken Bars und Clubs von Amsterdam zum Beispiel ist keineswegs zurückgegangen: „Stijn eine Party zu verwehren ist schlimmer, als Luna den Schnuller wegzunehmen.” Im Gegenteil: Nach den Stunden auf der Krebsstation giert er umso mehr nach Ablenkung. Ist er lieblos? „Es kommt mir vor, als wögen alle Dinge, die ich richtig mache, trotzdem mein nicht abflauendes, unreines Bedürfnis, mich zu amüsieren, nicht auf.”
Aber was heißt alles richtig machen? In einem moralischen Sinne geht es dabei nicht nur um die Tat, sondern auch um die Motive. Stijn hat Zweifel: Streichelt, tröstet und umsorgt er seine Frau vielleicht nur deshalb, weil es sich gehört, dass man zur krebskranken Ehefrau lieb ist, - aus Pflichtgefühl? Hat sein Verhalten nicht eher etwas mit Ehrgefühl zu tun als mit aufopferungsvoller Liebe? Und wie eigennützig ist sein Mitleid? „Carmen hat Angst, ihre Brust zu verlieren; ich habe Angst, die Carmen, die ich kenne, zu verlieren. Eine Angst, die ich mit niemandem zu teilen wage. Man könnte denken, ich mäße Carmens Brust mehr Wert bei als Carmens Leben.”
Stijn ist ein extremer Charakter. Seine Selbstinfragestellungen haben die gleiche Maßlosigkeit und Radikalität wie sein Sex-Verhalten. Freunde, die von seinen Eskapaden hören, mögen den Kopf über ihn schütteln. Es ist, fraglos, nicht alles würdevoll, was er tut. Aber es berührt nicht den Kern seines Gefühls, dass Carmen die Liebe seines Lebens ist. Von wegen Pflichtgefühl! Wie sich die beiden auf Carmens Tod vorbereiten, ist ergreifend. Carmen, Stijn und Luna werden im Himmel wie auf Erden eine anrührende Familie sein.
IJOMA MANGOLD
KLUUN: Mitten ins Gesicht. Roman. Aus dem Niederländischen von Mary und Erik Alder-Sijmons. Scherz Verlag, Frankfurt am Main 2005. 364 Seiten 14,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Dieser Roman, rechtfertigt Ijoma Mangold seine Besprechung in der Rubrik "Leichtes Fach", ist zwar reichlich schwer verdaulich, aber nicht unbedingt aus literarischen Gründen. Erzählt wird - vor autobiografischem Hintergrund - von einem Mann, Stijn, der notorisch, ja, zwanghaft fremdgeht - und zwar auch dann noch, als seine Frau an Brustkrebs erkrankt. Stijn kann, obwohl er seine Frau liebt, von den anderen Frauen nicht lassen. Der Autor schont seinen Helden - und sich - nicht, darin sieht der Rezensent die Stärke dieses Romans. Er gibt gar nicht vor zu verstehen, was ihn treibt. Er stellt sich und sein Verhalten in Frage - und ist auch darin "maßlos" und "radikal". Erstaunlicherweise gewinnt Mangold den Held offenkundig lieb, der eingestandenen Pathologie zum Trotz. Oder wohl genau des Eingestehens wegen. Jedenfalls nennt er das Buch zwar durchaus "kitschig", aber dennoch "sehr anrührend", und die "Tränen des Lesers", von denen er spricht, waren wohl die seinen.

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