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«Wenn sich der Tibetische Pfirsichstrudel nicht so liest wie übliche Memoiren, dann liegt es sicher daran, dass ich nicht das hinter mir habe, was die meisten Leute unter einem normalen Leben verstehen würden. (Mein Verleger behauptet, manches von diesem Zeug sei so verrückt, dass nicht einmal ich es mir hätte ausdenken können.) Zudem ist mein Schreibstil nun mal mein Schreibstil, und da spielt es keine Rolle, ob es um Fakten oder Fiktion geht. Ein Buntspecht ist ein Buntspecht, egal, welches andere Federvieh noch auf der Hühnerstange sitzt. (...) Zufällig verfüge ich aber über ein ziemlich…mehr

Produktbeschreibung
«Wenn sich der Tibetische Pfirsichstrudel nicht so liest wie übliche Memoiren, dann liegt es sicher daran, dass ich nicht das hinter mir habe, was die meisten Leute unter einem normalen Leben verstehen würden. (Mein Verleger behauptet, manches von diesem Zeug sei so verrückt, dass nicht einmal ich es mir hätte ausdenken können.) Zudem ist mein Schreibstil nun mal mein Schreibstil, und da spielt es keine Rolle, ob es um Fakten oder Fiktion geht. Ein Buntspecht ist ein Buntspecht, egal, welches andere Federvieh noch auf der Hühnerstange sitzt. (...) Zufällig verfüge ich aber über ein ziemlich gutes Gedächtnis und kann auf ein Stichwort hin die Aufstellung der Brooklyn Dodgers im Jahr 1947 aufsagen oder - bis auf ein oder zwei Ausnahmen - die Namen all meiner Ehefrauen.»
Die kluge und selbstironische Autobiographie des Kultautors - so witzig, verrückt und anekdotenreich wie seine Romane.

Autorenporträt
Tom Robbins, geboren 1932 in Blowing Rock, Virginia, wuchs im Süden der USA auf, lehrte während des Koreakrieges als Soldat der Air Force Meteorologie, studierte danach Kunst, Musik und Religion. Er arbeitete als Reporter bei verschiedenen Zeitungen und schrieb 1971 seinen ersten Roman 'Ein Platz für Hot Dogs'. Tom Robbins avancierte zum Kultautor. Es folgten weitere erfolgreiche Bücher wie 'Buntspecht', 'Pan Aroma' und 'Sissy - Schicksalsjahre einer Tramperin'. Die Fans lieben ihn für seinen klugen und warmherzigen Humor, seine verrückten Figuren und seine sprachlichen Purzelbäume. In "Tibetischer Pfirsichstrudel" erzählt er von seinem eigenen Leben - das genauso bunt, wild und voller skurriler Begegnungen ist wie seine Romane. Tom Robbins lebt als freier Schriftsteller in dem kleinen Fischerdorf La Conner bei Seattle.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 04.05.2017

Anekdotenstrudel
Der amerikanische Autor Tom Robbins erzählt aus seinem wilden Leben und vom Bedürfnis, halb nackt herumzutollen
Es war ein sonniger Tag im Juli 1964, als Tom Robbins seine Angst vor der Ewigkeit verlor. Der Kunstkritiker aus Seattle saß im Polstersessel eines Ateliers und wartete auf die Wirkung der blauen Pillen. Es lief „Concert by the Sea“ von Erroll Garner, deren Schallwellen Robbins nicht nur hören, sondern auch sehen konnte, wie er später behauptete. Dann verschwand er in das Innere einer Margerite, wo es zuging „wie in einer Kathedrale aus Mathematik und Honig“. Als sein Bewusstsein aus der Blume auftauchte, hatte er nicht nur seinen ersten und intensivsten LSD-Trip hinter sich. Die lebensverändernde Offenbarung sollte ihn zum angstfreien und Zen-beseelten Versteher machen. Zum Versteher kleiner und großer Zusammenhänge. Zum Versteher des universellen Affenzirkus’.
„Es war der lohnendste Tag meines Lebens, der einzige, den ich gegen keinen anderen eintauschen würde.“ So hat es der Schriftsteller formuliert, der aus ihm wurde. Nachzulesen ist die Episode in seinen Memoiren, die auf Deutsch „Tibetischer Pfirsichstrudel“ heißen. Eine saftig-süße, keineswegs entkernte Geistesnahrung ist dieses Buch gewordene Leben, und es strahlte nicht Tom Robbins vom Titel, wenn dieser nicht gleich auf der ersten von 480 Seiten klarstellen würde: „Dies ist keine Autobiografie. Gott behüte! Autobiografien zehren vom Ego, und ich könnte eine lange Liste von Leuten aufstellen, deren Nabel ich lieber betrachten würde als meinen eigenen.“ Stattdessen handele es sich „um eine ausführliche Version der ausnahmslos wahren Geschichten, die ich über viele Jahre hinweg den Frauen in meinem Leben erzählt habe“.
Wahrhaftig, es sprudeln die Geschichten, etwa aus der tomatenroten Kindheit in Blowing Rock, vom lehrenden Wetterfrosch bei der Air Force in Korea, vom Poeten, Studenten und Lebensclown. Chronologisch erzählt und allzeit fesselnd, sollten die Texte jeden begeistern, der ein paar Bücher und nicht mehr alle Tassen im Schrank hat. Alle anderen auch.
Tom Robbins ist der durchgeknallteste Joker im Kartenspiel der amerikanischen Romanciers, der teuflischste Romantiker. Neun Romane hat er in seinen 85 Jahren geschrieben, „Buntspecht“ (1980) und „Sissy – Schicksalsjahre einer Tramperin“ (1976) sind die bekanntesten. Sein Debüt, „Ein Platz für Hotdogs“ (1971) ist ein esoterisch verzücktes Destillat der Sechzigerjahre. Der Autor hat spitzbübische Freude an Collage-Techniken entwickelt, an Flittchen aus der Bibel und japanischen Fabelwesen. Weder kapituliert er vor dem eigenwilligen Du-Erzähler, noch vor Kinderbüchern über Bier. Wahlweise ist er „der beste Schriftsteller der Welt“ (Thomas Pynchon) oder „der wildeste“ (Financial Times), manchmal auch „der gefährlichste“ (Corriere della Sera). Am liebsten aber ist ihm, das erfahren wir in dieser Rückschau, das Feedback einer unbekannten Leserin: „Ihre Bücher bringen mich zum Lachen, sie machen mich nachdenklich, sie machen mich geil, und sie haben mir all die Wunder dieser Welt vor Augen geführt.“
Von den Wundern (und Wunden) seiner Welt handelt dieser Anekdotenstrudel, der zwar auch den Karriereweg des Lokaljournalisten und Kolumnisten zur weltweit publizierenden Romangröße nachzeichnet. Aber Robbins gelingt viel mehr. Er erzählt, typisch für ihn, von den Polen des Lebens, reiht Tragisches an Komisches, Hässliches an Schönes, Christliches an Heidenspäße, Reales an Fantastisches, Transformatives an Unumstößliches. Da geht es um Abenteuer in Kuba und einen Fluch in Timbuktu, um Blitzehen und andere Beziehungsdesaster. Der Leser erfährt, wie er Neil Young die Show stahl und wie ihn Musen und echte Frauen küssten – und schließlich Allen Ginsberg. Robbins schildert, wie er Redestab und Sprachrad erfand und mit Entenmaske zum Arzt schlich. Auch von signierten Brüsten ist die Rede und davon, wie sich der Freiheitsliebende gegen Rassentrennung und Diskriminierung stemmte. Darüber schreibt er in formvollendeter Klarheit, mit tollkühnem Wortwitz und einer Herzlichkeit, die dem knurrigsten Spießer unter den Kritikern den letzten Saft aus dem Verrissakku saugt.
Und noch etwas zeigt die Margeriten-Offenbarung: Robbins’ Faszination für den Mikro- und Makrokosmos gilt auch für seine Sprache. Der erfahrene Reporter ist Satzfetischist, ohne den Plot zu vernachlässigen. Er kann mit der Feile ebenso gut umgehen wie mit dem Wolkenkratzerkran, den es für Großbauprojekte wie einen Roman auch braucht. Ein Buch kanzelt er ab, in dem es keinen Satz gibt, „der so gewagt, so schön, so lustig oder weise ist, dass ich fünfundzwanzig Dollar dafür berappen würde, ihn selbst verfasst zu haben“.
Tom Robbins, Jahrgang 1932, hat eine literarische Leichtigkeit von zeitloser Eleganz. Er ist der Gottvater der Metapher, der König der ungekrönten Vergleiche, der Lehrmeister der Fantasie, der Schöpfer der Wortschöpfung, der Erstplatzierte der ersten Sätze, der Erfinder der Kreativitätstheorie. Ein Beispiel? Bitte sehr: „Aus dem stickigen Krankenzimmer des zugeknöpften Amerikas der Fünfzigerjahre, diesem beige verhangenen Jahrzehnt mit Vanillegeschmack, dessen Leitstern eine nach Fichtennadeln duftende Kerze auf dem Gartentisch war, sah ich hinaus auf etwas, das mir vorkam wie behavioristischer Frühling – eine metaphorische Zeit unaufhaltsamer Erneuerung, fruchtbar, wild, grün und frei –, und hatte das Bedürfnis, halb nackt darin herumzutollen.“
Wer sich nun fragt, ob LSD oder seine unerbittlichen Hallodrifreunde ihre lockenden Finger im Spiel hatten, denjenigen antwortet Robbins im Buch mit dem Bekenntnis: „Kein Wort meines Oeuvres, kein einziges Wort entstand, während ich mich in einem künstlich veränderten Geisteszustand befand.“ Darauf einen Pfirsichstrudel.
BERNHARD BLÖCHL
Robbins berichtet auch vom
Aufstieg eines Lokaljournalisten
zum erfolgreichen Romancier
Tom Robbins: Tibetischer Pfirsichstrudel. Die wahre Geschichte eines fantastischen Lebens. Aus dem Englischen von Pociao. Rowohlt Verlag, Reinbek 2017. 480 Seiten, 12,99 Euro. E-Book 10,99 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.10.2017

Gott behüte, nur keine Nabelschau!
Der Erfolgsschriftsteller Tom Robbins witzelt sich durchs eigene Leben

Man muss eine Weile durchhalten, aber wer es ins letzte Drittel schafft, erfährt mit wünschenswerter Klarheit, was das Problem an diesem Buch ist. Der Autor schildert hier die Entstehung seines Debütromans Ende der sechziger Jahre. Siebzig Manuskriptseiten hat er dem Verlag geschickt und erwartet die Entscheidung über das Buch. Die Meinungen gehen auseinander: Die jüngeren Lektoren sind begeistert, die älteren skeptisch; sie verstünden nicht, wohin das Ganze führen solle. Da geht es dem Autor nicht anders. Sich auf Unbekanntes einzulassen und erst im Erzählprozess selbst herauszufinden, wie alles weitergeht und wo es endet, ist für ihn das Faszinierende am Schreiben, erklärt er. Dazu zitiert er V. S. Naipaul: "Wenn ein Schriftsteller von vornherein weiß, was passieren wird, dann ist das Buch bereits tot, ehe es begonnen hat."

Beim Verfassen seiner Autobiographie stellt sich daher das Problem, dass diese Methode kaum zielführend sein dürfte, da er längst weiß, wohin das Ganze führt. Vielleicht ist das der Grund, warum Robbins ausdrücklich beteuert, keine Autobiographie geschrieben zu haben - "Gott behüte!". Seinen Nabel wolle er auf keinen Fall betrachten, sondern "ausnahmslos wahre Geschichten" wiedergeben, auch wenn deren Wahrheit, wie er einräumt, Ansichtssache ist; der englische Untertitel "A true account of an imaginative life" setzt den Akzent auf das Vorgestellte, Phantasievolle des Lebens, von dem berichtet werden soll, noch deutlicher. Immerhin reklamiert Robbins für sich die wichtigste Voraussetzung eines jeden Memoirenschreibers: "Zufällig verfüge ich", so erfahren wir, "über ein ziemlich gutes Gedächtnis und kann auf ein Stichwort hin die Aufstellung der Brooklyn Dodgers im Jahr 1947 aufsagen oder bis auf ein oder zwei Ausnahmen die Namen aller meiner Ehefrauen."

Derart gerüstet, arbeitet er das Genremuster von Lebenserinnerungen ab, beginnend mit den frühesten Eindrücken als Kleinkind und knappe 500 Seiten später als Achtzigjähriger im Rückblick auf seine bewegte Laufbahn endend. Robbins hat tatsächlich viel erlebt: Geboren 1932 im alten amerikanischen Süden und aufgewachsen in Virginia in einer Familie, die von streng baptistischer Tradition geprägt war, zog es ihn nach einem erfolglosen Studium und Jahren in der Armee, die er im Korea-Krieg verbrachte und als Pazifist beendete, nach Seattle. Dort kam er, dreißigjährig, mit der lokalen Künstlerszene in Kontakt, beteiligte sich an Happenings und Performances, schrieb Kunstkritiken für die "Seattle Times", setzte sein Studium fort, experimentierte mit LSD und entwickelte sich bald zu einem der intimsten Kenner und teilnehmenden Beobachter der Gegenkultur der sechziger Jahre, die später in sein Erzählwerk einging.

Natürlich unternahm er einen Erkundungstrip nach San Francisco und verbrachte einige Zeit in New York, und es versteht sich auch, dass er mit vielen Größen jener großen Zeit - Barnett Newman, Tony Smith, Allen Ginsberg - eng befreundet war. Insgesamt aber hielt Robbins Abstand von den Epizentren der neuen Bewegung und nutzte seinen Freiraum umso kreativer für die ihm eigene Kunst des Fabulierens wie auch Phantasierens.

Ebendiese fehlt aber den Memoiren - zwangsläufig, wie man sagen muss. Stattdessen setzen sie auf eine Mischung aus episodischen Erinnerungen mit aphoristischen Lebensweisheiten, dargeboten von einer penetrant plaudernden Erzählstimme, die fortwährend nach Pointen und möglichst aberwitzigen Vergleichen sucht. So heißt es über die Stadt Richmond: "Wenn Charme eine Badewanne wäre, hätte Richmond hundert Gummientchen schwimmen lassen können und immer noch Platz für die halbe Royal Navy gehabt." Oder als der Autor ein attraktives Angebot von einer Literaturagentin bekommt, schreibt er: "Ich dachte ungefähr so lange darüber nach, wie ein Neutrino bei Zimmertemperatur braucht, um durch eine Scheibe Käse zu wandern. Dann nahm ich an." Es scheint, als wolle Robbins uns unentwegt bei Laune halten, weil er der Kraft des Erzählten nicht traut. Das aber ermüdet. Gerade die stärkeren Passagen seines Lebensbuches - wie die Erinnerungen an den segregierten Süden oder die Milieustudien der Beat-Generation - brauchen weder Badeentchen noch Neutrinos, um zu faszinieren.

Eingefleischte Fans mögen durchaus auf ihre Kosten kommen. Wer jedoch Tom Robbins' Romane - von "Ein Platz für Hot Dogs" (1971) über "Sissy - Schicksalsjahre einer Tramperin" (1976) bis zu "Villa Incognito" (2003) - für ihre schräge Mischung aus Zeitkolorit, Alternativgeschichte, Wortwitz, Mythisch-Magischem und Abgedrehtem schätzt, kann auf den "Tibetischen Pfirsichstrudel" gut verzichten. Offenkundig hatte V. S. Naipaul recht.

TOBIAS DÖRING

Tom Robbins: "Tibetischer Pfirsichstrudel". Die wahre Geschichte eines fantastischen Lebens.

Aus dem Englischen von Pociao. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek 2017. 480 S., br., 12,99 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Wer als Roman-Leser bislang an diesem Typen vorbeigeschlittert sein sollte, dem sei er hiermit in all seinem Wahnwitz, seiner Brillanz und Freiheit ans Herz gelegt ... Eine Art anekdotischer Autobiografie, ein Bildungsroman, der in einem US-Kaff fernab jeder Hochkultur ansetzt, über die Hippie-Avantgarde Fahrt aufnimmt und mit den Jahren immer amüsanter und abenteuerlicher wird. Toller Typ. Augsburger Allgemeine Zeitung