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Napoleon Bonaparte zählt zu den faszinierensten Gestalten der Geschichte. Sein Aufstieg aus dem Nichts zum Herrscher über Europa, sein ebenso jäher Absturz und leidvolles Ende haben seit jeher die Phantasien gereizt und die Historiker zu immer neuer Auseinandersetzung herausgefordert. Auch heute ist das Interesse an Napoleon ungebrochen, wie nicht zuletzt der monumentale TV-Vierteiler über den großen Korsen im letzten Jahr zeigte. Und nach wie vor schwanken die Urteile zwischen höchster Bewunderung und schärfster Verurteilung. Diese Biographie schlägt eine Schneise durch das Dickicht der…mehr

Produktbeschreibung
Napoleon Bonaparte zählt zu den faszinierensten Gestalten der Geschichte. Sein Aufstieg aus dem Nichts zum Herrscher über Europa, sein ebenso jäher Absturz und leidvolles Ende haben seit jeher die Phantasien gereizt und die Historiker zu immer neuer Auseinandersetzung herausgefordert. Auch heute ist das Interesse an Napoleon ungebrochen, wie nicht zuletzt der monumentale TV-Vierteiler über den großen Korsen im letzten Jahr zeigte. Und nach wie vor schwanken die Urteile zwischen höchster Bewunderung und schärfster Verurteilung. Diese Biographie schlägt eine Schneise durch das Dickicht der Napoleon-Literatur. Sie geht den Bedingungen einer außergewöhnlichen Karriere nach und zeichnet das facettenreiche Bild einer widersprüchlichen Persönlichkeit.
Autorenporträt
Dr. Volker Ullrich, geboren 1943, studierte Geschichte, Literaturwissenschaft und Philosophie. Er ist Redakteur im Ressort Literatur der ZEIT und hier verantwortlich für das 'Politische Buch'.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.11.2004

Vom Drachen
Volker Ullrichs schmale, gelungene Napoleon-Biographie
„Am Anfang war Napoleon”, lautet Thomas Nipperdeys kanonische Eröffnung seiner „Deutschen Geschichte”. In Pierre Noras Sammlung französischer Erinnerungsorte hingegen wurde er nicht aufgenommen. Descartes und Jeanne d’Arc finden sich dort, aber nicht Napoleon. Als ob der kleine korsische General die Welt nach wie vor in seine Bewunderer und Gegner teilen könnte, wirken Anziehungskraft und Widersprüche seiner Person gleichermaßen nach. Aufstieg des Emporkömmlings und einsamer, jäher Absturz des Völkerbezwingers sind notwendig eingeschrieben in das Drama, das Bonaparte heißt. Sein Leben endete so bescheiden auf einer Insel, wie es begonnen hatte. Um zu zeigen, dass die Spannung zwischen Triumphzug und Trümmerfeld eine Schlüsselrolle spielte, hat Volker Ullrich die Stichworte „Kult”, „Untergang” und „Legende” zu illustrieren sich vorgenommen; es ist ihm überzeugend gelungen.
Staatskunst und Kriegshandwerk Napoleons wurden schon von den zeitgenössischen Dichtern mit jenen Cäsars und Friedrichs des Großen verglichen und verherrlicht; seine Bedeutung für die Umgestaltung Deutschlands und Europas um 1800 bleibt unbestritten. Frankreichs Verwaltungs- und Rechtsorganisation prägte er zum Teil bis in die Gegenwart. Siegreich zog er von Schlachtfeld zu Schlachtfeld, demütigte Preußen in Jena und Auerstedt und führte seine Armee nach Moskau. Der Feldherr, der sich selbst zum Kaiser der Franzosen krönte, verdankte der Revolution seinen unvergleichlichen Aufstieg, vollendete sie und verriet doch ihre Ziele und Errungenschaften. Er zerstörte das feudale Ancien régime Europas, um daraufhin eine Diktatur über Frankreich und fast den gesamten Kontinent zu errichten. Wiederholt gab er sich Kolonialphantasien hin, äußerte seine Träume von universaler Herrschaft, die er rauschhaft erringen wollte zum Wohle der Menschheit. Doch Napoleons Griff nach der Weltmacht brachte ihm den Krieg mit England ein, den er zunächst gegen Nelson und dann endgültig in Waterloo verlor.
Anfänglich von vielen als Befreier verehrt, der durch territoriale Neuordnung die Entstehung des deutschen und italienischen Nationalstaats erst ermöglichte, war Napoleon wohl ein genialer, doch vor allem ein rücksichtsloser Machthaber. Freilich, sobald der Erfolg ausfiel und er im erbitterten Guerilla-Krieg gegen Spanien unterlegen war, wendete sich das Blatt in Europa. Der gleichen Propaganda, die einst seine Siege gefeiert hatte, nahmen sich nun Napoleons Gegner an. Die antifranzösische Hassdichtung zur Zeit der Freiheitskriege kannte schließlich keine Grenzen mehr, bis der Drache, wie ihn Ernst Moritz Arndt nannte, erledigt war.
Der Historiker und „Zeit”-Redakteur Volker Ullrich hat in das große Regal der Napoleon-Literatur ein schlankes, ästhetisch gemachtes und perspektivenreiches Buch gestellt, das es unterlässt, den Leser mit einer solchen Datenfülle zu ermüden, als müsse man noch einmal gegen den Kaiser der Franzosen ins Feld ziehen. Die vielen Abbildungen und Zitate geben dabei der leidenschaftslosen Beurteilung Napoleons, die in den Geschichtsbüchern längst vorherrscht, wieder etwas mehr Farbe. Es lässt sich mit Ullrichs Buch darüber nachdenken, ob Napoleon vielleicht sogar gut als ein europäischer Gedächtnisort taugen würde.
BENEDIKT STUCHTEY
VOLKER ULLRICH: Napoleon. Eine Biographie. Rowohlt Verlag, Reinbek 2004. 177 Seiten, 17,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension