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Das außergewöhnliche Leben eines prominenten Wanderers zwischen Orient und Okzident.
Ein außergewöhnliches Leben zwischen Orient und Okzident «Der Geheimdienstchef holte aus seiner Tasche ein Scheckheft und legte es auf den Tisch. Dabei sah ich, dass er unter der Jacke einen Revolver trug. 'Davon können Sie unbegrenzt Gebrauch machen', sagte er mit einem viel deutigen Lächeln. Ich merkte, wie meine Sinne außer Kontrolle gerieten. Ich griff an die Tischkante und kippte den Tisch auf den General. 'Du Bastard', schrie ich, 'wir sind nicht käuflich.' Ich sprang zur Tür.» «Anders als viele aus…mehr

Produktbeschreibung
Das außergewöhnliche Leben eines prominenten Wanderers zwischen Orient und Okzident.
Ein außergewöhnliches Leben zwischen Orient und Okzident
«Der Geheimdienstchef holte aus seiner Tasche ein Scheckheft und legte es auf den Tisch. Dabei sah ich, dass er unter der Jacke einen Revolver trug. 'Davon können Sie unbegrenzt Gebrauch machen', sagte er mit einem viel deutigen Lächeln. Ich merkte, wie meine Sinne außer Kontrolle gerieten. Ich griff an die Tischkante und kippte den Tisch auf den General. 'Du Bastard', schrie ich, 'wir sind nicht käuflich.' Ich sprang zur Tür.»
«Anders als viele aus der Studentenbewegung hat sich Nirumand nicht angepasst. Ein Außenseiter mit Charme.»
Stern
Autorenporträt
Bahman Nirumand, geboren 1936 in Teheran, studierte in Deutschland und promovierte über Brecht. In die Heimat zurückgekehrt, musste er 1965 vor dem Schah-Regime fliehen, Ende der 70er Jahre ein zweites Mal vor der Diktatur der Mullahs. Er hat eine wichtige Rolle beim Aufbau der demokratischen Opposition erst gegen den Schah und dann gegen Chomaini gespielt. Nirumand lebt als Journalist, Schriftsteller und Übersetzer in Berlin.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 29.08.2011

Ulrike Meinhofs Freund
Bahman Nirumands faszinierende Autobiographie
Dies ist die Geschichte eines Mannes, der seit fast einem Menschenalter an seinen drei Vaterländern leidet. Das erste, die persische Monarchie, ist untergegangen, und Bahman Nirumand erklärt sehr gut, warum. Schon in seinem ersten Buch „Persien, Modell eines Entwicklungslandes“, hatte er vor 44 Jahren ausführlich die Zerstörung der Wirtschaft und Gesellschaft Irans durch die Überschreibung des Erdöls an ausländische Nutzer, den unkritischen Import westlicher Denkmoden und Verhaltensmuster durch den Schah und die Auslöschung der demokratischen Opposition durch die Geheimpolizei Savak dargestellt. Jetzt schildert er, wie er diese Zeit als Heranwachsender erlebte.
Sein Vater war erster Adjutant des Schahs und musste ihm jederzeit zur Verfügung stehen. Die Familie wohnte in unmittelbarer Nähe des Palastes. Dennoch stand tags und nachts ein Wagen mit laufendem Motor vor dem Haus, damit der Vater in einer Minute beim Herrscher sein konnte. Gegenüber wohnte Mohammed Mossadegh, der später als Premierminister das Erdöl verstaatlichte und danach durch einen CIA-Putsch gestürzt wurde. Da die Leistungen des jungen Bahman in der Schule blamabel waren, wurde er schon mit 14 Jahren zur Ausbildung nach Deutschland geschickt, das er heute besser kennt, als viele Deutsche es kennen wollen.
Vor der Abreise hatte er von reich geschmückten Schaufenstern, breiten Alleen, Parks und Waldwegen geträumt. Er landete im Stuttgart der frühen 50er Jahre, das noch vom Krieg zerstört war und wo alemannische Sparsamkeit den Alltag regelte. Bei dem Ehepaar, wo er durch Vermittlung von Verwandten unterkam, wurden zum Mittagessen drei Stücke Fleisch, Salzkartoffeln und Gemüse aufgetragen. Als unerwartet der Bruder der Hausfrau erschien, hätte es für ihn kein Fleisch gegeben, wenn nicht Bahman ihm die Hälfte seiner Portion abgetreten hätte. Der Bruder hinterlegte einen Essensbeitrag von zwei Mark. Obwohl er später ganz andere Erfahrungen machte, hinterließ dieses prägende Erlebnis bei dem Perser den Eindruck einer Spur von Kälte in den Familienbeziehungen, unter Freunden oder in der Ehe.
Im Internat lernte Nirumand schnell Deutsch, nicht zuletzt indem er den Faust auswendig lernte. Er bewunderte Ordnung, Disziplin, handwerkliche Fähigkeiten der Deutschen und staunte über ihre politische Gleichgültigkeit. Nur sein Mitschüler Freimut Duve interessierte sich wie er für Politik. Bis heute ist dem Autor der erhobene Zeigefinger eine symbolische Geste. Als er einmal Ersatz für einen verlorenen Führerschein beantragte, hielt ihm der Beamte vor: „Schriftsteller wollen Sie sein. Bahman schreibt man mit zwei n.“
Sein Germanistikstudium verschaffte ihm nach einer ersten Heimkehr eine Stelle als „Ortskraft“ beim Teheraner Goethe-Institut. Da keiner der besser bezahlten deutschen Lehrer mit Enzensberger etwas anzufangen wusste, durfte Nirumand anlässlich eines Besuchs für ihn den Einführungsvortrag halten. Die beiden kamen sich schnell nahe, Enzensberger verhalf Nirumand zur Publikation seines ersten Buches.
Nirumand ging wieder nach Deutschland und hatte jetzt Erfolg. Die Studenten riefen „Ho, Ho, Ho Chi Minh, Mo, Mo, Mossadegh“, wenn er ans Rednerpult trat. Neben seinen drei Vaterländern gewann Nirumand noch eine Heimat, die 68er-Bewegung. Er kannte Rudi Dutschke, mit dem zusammen er einmal einen Mast des amerikanischen Soldatensenders AFN sprengen wollte, er war mit Ulrike Meinhof befreundet. Obwohl er sich von der radikalisierten APO organisatorisch und ideologisch trennte, blieb er bis heute ihrer kapitalismuskritischen Weltsicht treu. So nennt er die Leute „Frömmler“, die Dutschke verprügelten, als dieser während des Weihnachtsgottesdienstes in der Gedächtniskirche die Kanzel bestieg und gegen den Vietnamkrieg agitierte. Dass viele Berliner Gründe hatten, sich mit den Amerikanern zu solidarisieren, fiel ihm nicht auf.
Wenige Tage vor der Revolution kehrte Nirumand nach Teheran zurück, voller Hoffnung und Optimismus, das neue Vaterland werde das wahre sein. Wie viele Linke und Laizisten glaubte er, Ayatollah Chomeini sei die Lokomotive für den Zug gewesen, den jetzt sie abfahren lassen würden. Doch alles kam anders. Über die pakistanische Grenze kroch er aus der Islamischen Republik abermals ins deutsche Exil. Von den vielen Analysen des Buches ist jene über die Unterschiede von Musik, Architektur, Kunst und Literatur in Orient und Okzident die interessanteste. Allein sie lohnt die Lektüre. RUDOLPH CHIMELLI
BAHMAN NIRUMAND: Weit entfernt von dem Ort, an dem ich sein müsste. Rowohlt, Reinbek 2011. 381 Seiten, 19,95 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Aus Bahman Nirumands Autobiografie lässt sich laut Angela Schader nicht nur einiges über das Leben in zwei Kulturen lernen, sie spiegelt auch erhellend, wie sich in der Auseinandersetzung mit deutscher und iranischer Politik und Gesellschaft Ideale und Überzeugungen ändern. Nirumand kam als Schüler nach Deutschland, engagierte sich gegen den Schah, begeisterte sich für die 68er und die iranische Revolution, um sich rückblickend wieder zu distanzieren, teilt die Rezensentin mit. Defätistisch sei diese Lebensgeschichte aber ganz und gar nicht, versichert Schader, die ihr  im Gegenteil sogar etwas Aufrüttelndes zuspricht.

© Perlentaucher Medien GmbH
Aus Bahman Nirumands Autobiografie lässt sich laut Angela Schader nicht nur einiges über das Leben in zwei Kulturen lernen, sie spiegelt auch erhellend, wie sich in der Auseinandersetzung mit deutscher und iranischer Politik und Gesellschaft Ideale und Überzeugungen ändern. Nirumand kam als Schüler nach Deutschland, engagierte sich gegen den Schah, begeisterte sich für die 68er und die iranische Revolution, um sich rückblickend wieder zu distanzieren, teilt die Rezensentin mit. Defätistisch sei diese Lebensgeschichte aber ganz und gar nicht, versichert Schader, die ihr  im Gegenteil sogar etwas Aufrüttelndes zuspricht.

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