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"Sehr drastisch, sehr anarchisch, sehr komisch." (Elke Heidenreich)
Als Heiner Link im Mai 2002 starb, hatte er gerade ein umfangreiches Manuskript abgeschlossen. Sein Roman Frl. Ursula könnte als das große Lebensbekenntnis eines Mannes über seine Amouren, Liebesversuche und tragischen Zurückweisungen gelesen werden, wäre die Tonlage des Berichts nicht von einem so trockenen Witz getragen. Illusionslos präzise erzählt Link von Helden und Versagern und ihren zahllosen Unternehmungen, den zwischengeschlechtlichen Standardsituationen erfolgreiche Höhepunkte hinzuzufügen.
»Es ist ein sehr
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Produktbeschreibung
"Sehr drastisch, sehr anarchisch, sehr komisch." (Elke Heidenreich)

Als Heiner Link im Mai 2002 starb, hatte er gerade ein umfangreiches Manuskript abgeschlossen. Sein Roman Frl. Ursula könnte als das große Lebensbekenntnis eines Mannes über seine Amouren, Liebesversuche und tragischen Zurückweisungen gelesen werden, wäre die Tonlage des Berichts nicht von einem so trockenen Witz getragen. Illusionslos präzise erzählt Link von Helden und Versagern und ihren zahllosen Unternehmungen, den zwischengeschlechtlichen Standardsituationen erfolgreiche Höhepunkte hinzuzufügen.

»Es ist ein sehr witziges, gleichwohl äußerst deutliches Buch. Es ist nichts für zimperliche Gemüter, die es nicht ertragen, wie es in gewissen Machokreisen zugeht. Es geht nämlich immer nur um das Eine.«
(Elke Heidenreich)

Autorenporträt
Heiner Link wurde 1960 geboren. Er starb 2002 bei einem Motorradunfall in München. Link veröffentlichte zahlreiche Erzählungen und Texte.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Eher zwiespältig bewertet der Rezensent Hans-Peter Kunisch diese wahrscheinlich letzte Veröffentlichung des bereits verstorbenen Autors Heiner Link. Nach Meinung des Rezensenten gehen die im Buch auftretenden zwei Ebenen "Herrenwitz und Vorstadtskizze" eine allzu enge Beziehung ein, "in der die Vorstadtskizze der Umarmung schließlich erliegt". Trotzdem räumt er ein, dass durchaus lesenswerte Abschnitte vorhanden sind, bei denen Heiner Links "wichtigstes Stilmittel", die Ironie, gut zur Geltung kommt. Den Vergleich mit Houellebecq findet der Rezensent aber eher unverständlich und sehr gewagt.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.07.2003

Er gähnte in sein Ärmelloch
„Frl. Ursula”, der letzte Roman von Heiner Link
Vielleicht beginnt das Problem mit diesem Buch gleich auf der ersten Seite, mit „Gabi Oberpollinger”, einem bayerischen Spottnamen, wie gemacht, um im Stammtischgespräch auf eine Frau hinzuweisen, die „kein hübsches Gesicht” gehabt habe, deren „Körper allerdings perfekt gewesen sei”; die sich gleich „vollständig entkleiden” ließ, worauf „man” schließlich „ohne nennenswerte Verzögerung in Stellung gegangen sei”. Das Buch hat noch über 200 Seiten, aber diese erste Seite bleibt.
Glücklicherweise gibt es noch eine zweite Ebene in „Frl. Ursula”, dem vermutlich letzten veröffentlichten Roman von Heiner Link, der im Mai 2002 bei einem Motorradunfall ums Leben kam. Und zum Glück fängt diese zweite Ebene gleich nach der Oberpollingerstory, schon auf der zweiten Seite an: ein Tonwechsel: „Verschwinde! Im Supermarkt der Gefühle kann so ein Wort leicht untergehen.” Das klingt beinahe wie ein Essay-Versuch. Aber auch diese Erwartung wird unterlaufen. Noch am Ende des Abschnitts wird klar, es war der Hund in Nachbars Garten, der mit „Verschwinde” zurecht gewiesen wurde. Eines von Heiner Links wichtigsten Stilmitteln ist die Ironie.
Lob der Doppelhaushälfte
Norbert Niemann hat Links letztem Roman ein ziemlich pathetisches Freundes-Nachwort hinzugefügt, das ein eindringliches Bild der Link-Existenz zeichnet. Es erzählt vom letzten gemeinsamen Besuch bei einem Traunsteiner Volksfestboxkampf kurz vor Links Tod, und es unternimmt den Versuch, Heiner Links Schreibweise zu analysieren, von „Frl. Ursula” bis zurück zum ersten Roman, dem „Hungerleider” von 1997, in dem der Satz steht: „Ich wohne in einer Doppelhaushälfte mit meiner Frau und meinen beiden Kindern, an der Garagenmauer habe ich Tomaten angepflanzt, und jede Woche wird der Rasen gemäht.”
Will man Niemann glauben, sah es bei Links ähnlich aus. „Er brach Verbindungen nicht ab, ging mit den ‚alten Spezln‘ seiner Vorstadtjugend immer noch zum Speedway oder in die Sauna, legte sich eine Golfausrüstung zu. Er versuchte wirklich, das unausweichliche Leben der Doppelhaushälften zu leben.” Schon wer Heiner Link nur ein bisschen kannte, durfte sich denken, dass das nicht ganz zu ihm passte. Er wirkte wie eine bayerische Mischung aus Bauer, Abenteurer und Intellektueller. Er hatte einen vertrackten Humor, der sich in der Nachfolge von Karl Valentin sah und in dem 1999 erschienen Büchlein „Affen zeichnen nicht” vielleicht am besten zum Ausdruck kam.
Auch der Ich-Erzähler von „Frl. Ursula” ist ein Vorgartensiedler und trifft andere Vorgartenzwerge. Es geht ihnen finanziell nicht übel. Nachbar Scherer führt den Ich-Erzähler im Golfclub ein. Doch im Grunde hat dieser, wie die meisten Männer dort, einen anderen Geschmack: Frl. Ursula ist Verkäuferin, der Ich-Erzähler lernt sie beim Ölsardinenkauf kennen, zeigt sich bei der ersten Einladung knauserig und steht daher bald auf verlorenem Posten.
Link gelingen immer wieder glänzende Passagen. Etwa das Kapitel, in dem er seinen Ich-Erzähler den Klosprayer spielen lässt; im Golfclub, mit Handke-Zitaten, die die Golfsociety irritieren: von „der Schwarzhaarige beknabberte an der nächtlichen Bushaltestelle einen blonden Maiskolben” bis „Er gähnte in sein Ärmelloch”. Trotzdem wird gerade diese Golfgesellschaft zur Autorfalle. Denn hier verbinden sich jene zwei Ebenen, die Link anfangs noch trennt: Herrenwitz und Vorstadtskizze gehen eine allzu enge Beziehung ein, in der die Vorstadtskizze der Umarmung schließlich erliegt. Immer mehr geht es nur noch darum, wer wen wie ins Bett gekriegt hat und kriegen will. Das sind ebenso wichtige wie ermüdende Fragen.
Man hat das Buch komischerweise schon mit Houellebecq verglichen, weil es auch Urlaubs-Sex zum Thema hat. Doch die Kälte und Einsamkeit, die der verkannte Prediger in „Elementarteilchen” der Spaßgesellschaft mit großer sprachlicher Distanz zuschreibt, ist nicht Links Sache. Zu kennerisch lässt er seinen Erzähler vom Sexgeschäft auf Havanna schwärmen, zu sehr befindet sich dieser im Einverständnis mit dem Club, der den Kuba-Aufenthalt genießt. Es gibt kein Entkommen mehr, sagt Norbert Niemann im Nachwort. Das habe Link zeigen wollen. Doch statt die Mädels- und Rasenmäherwelt ins Groteske zu verzerren, ist sie ihm im Humor verloren gegangen. Wer Link kennen lernen möchte, sollte erstmal den „Hungerleider” lesen.
HANS-PETER KUNISCH
HEINER LINK: Frl. Ursula. Roman. Mit einem Nachwort von Norbert Niemann. Rowohlt Verlag, Reinbek 2003. 222 Seiten, 17,90 Euro.
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"Radikale Selbstironie verleiht seinen Texten ihre außergewöhnliche Aura. Heiner Link hat das konsumversaute Spaßspießertum und die Hybris unserer Hysterischen Pseudokultur zwar durchschaut. Die Menschen hat er trotzdem nie verachtet." (Norbert Niemann)