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Ein phantastisches Abenteuer für Erwachsene.
Das heutige Pompeji ist eine Hundekippe. Unwillkommene Welpen aus umliegenden Dörfern oder Städten werden nächtens über die Zäune Pompejis in eine ungewisse Zukunft geworfen. Zu ihnen gehört auch der kleine Mischling Kaffeekanne, der es schon aufgrund seines missglückten Namens nicht leicht hat in der neuen Umgebung. Denn unter den vielen Streunern gibt es solche und solche: von der liebreizenden Calista, die mit einer Blume im Maul Touristen anbettelt, bis hin zu Ferox, dem Anführer der "Outlaws", der manche bösartig, anderen schlicht…mehr

Produktbeschreibung
Ein phantastisches Abenteuer für Erwachsene.
Das heutige Pompeji ist eine Hundekippe. Unwillkommene Welpen aus umliegenden Dörfern oder Städten werden nächtens über die Zäune Pompejis in eine ungewisse Zukunft geworfen. Zu ihnen gehört auch der kleine Mischling Kaffeekanne, der es schon aufgrund seines missglückten Namens nicht leicht hat in der neuen Umgebung. Denn unter den vielen Streunern gibt es solche und solche: von der liebreizenden Calista, die mit einer Blume im Maul Touristen anbettelt, bis hin zu Ferox, dem Anführer der "Outlaws", der manche bösartig, anderen schlicht geisteskrank nennen. Abenteuer um Abenteuer ist zu bestehen: von Kaffeekanne und der unscheinbaren Grippi, vom wagemutigen Saxo, vom Lehrmeister Plin, vom Geheimniskrämer Valta, von Kingkong, dem strahlenden Sieger aus ungezählten Hundekämpfen und etlichen anderen zwischen Himmel und Unterird - wie der ehemalige Hades inzwischen heißt, und wohin Kaffeekanne schließlich hinab muss, um Pompeji vor dem endgültigen Untergang zu bewahren ... Einmal mehr
zeigt sich Helmut Krausser hier von einer gänzlich neuen Seite: als phantastischer Erzähler eines Märchens für Erwachsene.
Autorenporträt
Helmut Krausser, geb. 1964 in Esslingen war u.a. Spieler, Nachtwächter, Zeitungswerber, Opernstatist, Sänger in einer Rock`n`Roll-Band und Journalist. (Halb-)freiwillig verbrachte er ein Jahr als Berber. Nebenbei studierte er provinzialrömische Archäologie. Er schrieb Erzählungen, Theaterstücke und ein Opernlibretto. Sein Roman 'Fette Welt' wurde von Jan Schütte mit Jürgen Vogel in der Hauptrolle verfilmt.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 30.11.2004

Ein Mops kam in die Hölle
Vorsicht vor der Kaffeekanne: Helmut Kraussers historische Hunde-Fabel führt die heroischen Typen des Fantasy-Genres virtuos in das Reich der rührenden Gemütlichkeit
Wie rührend kann der Anblick eines Hundes sein, der sich irgendwo, wo es trocken und warm ist, zusammenrollt und daliegt wie ein ausgebeulter Pneu. Satt ist das Vieh, die Schnauze liegt auf einer Tatze, und für eine Viertelstunde oder auch mehr gibt es kein Morgen und kein Gestern. Bei keinem anderen Tier würde so viel Rührung entstehen, auch nicht bei einer Katze, denn diese ist wachsam und misstrauisch und würde einen nie so schräg und verträumt von unten ansehen. Anders der Hund, das Tier, das die Nähe zum Menschen sucht und immer auch ein wenig darunter zu leiden scheint, dass es eben doch kein Mensch ist, obwohl ihm die Sprache fast schon im Rachen zu liegen scheint. Deswegen ist der Hund so beliebt, auch als literarische Figur.
Der Münchner Schriftsteller Helmut Krausser, bekannt für historische Romane und erotische Geschichten, hat sich in seinem jüngsten Buch, beflügelt offenbar durch die ferne Nähe des Hundes zum Menschen, auf eine Fabel eingelassen - und nicht nur das: auf eine Fabel, die zugleich einen historischen Stoff voraussetzt, den Untergang Pompejis, und nach Art der Fantasy mit der antiken Mythologie spielt: Ein überflüssiger Welpe wird von seinen Besitzern aus einem Vorort von Neapel entsorgt, wird über den Zaun der Ruinenanlage, eines Hundereservats, von dem nur wenige Menschen etwas wissen, geworfen und muss sich dort durchschlagen. Er findet Anschluss an die Hundeschule des alten Plin, erhält den Namen „Kaffeekanne” - eine Verballhornung von „cave canem”, wie sich später herausstellt -, gibt das zivilisierte Leben eines gebildeten Hundes auf, um sich den „Outlaws” des wüsten Ferox anzuschließen und muss sich schließlich auf die eigenen Hinterbeine stellen. Denn er ist der Erwählte, der, begleitet nur von seinem Freund, dem Terrier Saxo, und einer verliebten Hundedame, zur Magma unter dem Vesuv ziehen muss, um Kampanien oder auch den Globus zu retten.
Viele Geschichten kommen in dieser einen Geschichte zusammen: Edward Bulwer-Lyttons Schmöker „Die letzten Tage von Pompeji” aus dem Jahr 1834 und Robert Harris’ Remake „Pompeji” aus diesem Frühjahr bilden dabei nur die Oberfläche. Die Wanderschaft der tapferen Wichte zum glühenden Kern der Welt ist, wie auch einige Nebenmotive - die seelische Verletzung des Helden, der schwarze Schatten am Eingang zur Unterwelt, der furchtbare Bewohner einer Bleikammer - dem „Herrn der Ringe” entlehnt. In „Kaffeekanne”, dem Hund, regt sich, vor allem wenn er über die Eigenheiten der Menschen sinniert, der Geist des Südseehäuptlings Papalagi, wie er sich staunend über das moderne Leben lustig macht.
Man wird aber Helmut Krausser diese vielen Anleihen nicht vorwerfen. Sie sind Teil seines literarischen Programms. Und das lautet: Regression, nicht ins Rabaukentum, sondern in einen freundlichen Anarchismus der historischen Stile und Stoffe, getragen vom Stolz, virtuos darüber verfügen und Cerberus, dem dreiköpfigen Höllenhund, eine ebenfalls dreiköpfige Frau verpassen zu können, die bei der Räumung des Hades zurückgelassen wird, worauf sich mindestens zwei ihrer Köpfe ohne Unterlass betrinken.
Das ganze Genre, Fantasy, ist Regression, mitsamt ihren Helden, die entweder Parzival sind, also jung, schwach und der übergroßen Aufgabe eigentlich nicht gewachsen, oder Artus, also alt, schlachtenerprobt und unüberwindlich zäh - „Kaffeekanne” und Plin. Mitsamt der Wanderung als tragendem Moment, der Suche nach dem einen Ding, das die Welt im Innersten zusammenhält, mitsamt der Vorliebe für niedere Stufen der Zivilisation, das Leben in Stämmen oder feudalen Verhältnissen, denen kein älteres Stadium der Geschichte mehr vorauszugehen scheint. Diese Motive erscheinen in Helmut Kraussers Roman wieder, aber nicht ernst und pathetisch wie bei J. R. R. Tolkien oder bei Marion Zimmer Bradley, sondern heiter, gebrochen durch eine Modernisierung der Helden auf den Stand von Reklame, Schulhof und Umgangssprache. Sie sind pläsierlich geworden, auf das Niveau eines regnerischen Nachmittags im späten November geschrumpft, ins Gemütliche übergegangen.
In Walt Disneys Film „Aladdin” ist die interessante Gestalt der eilfertige, altkluge, unendlich wandlungsfähige und in allen Spielarten der populären wie der historischen Kultur bewanderte Dschinn, der Geist, der Märchenerzähler, Oberkellner und Terrorist zugleich ist. Helmut Krausser hat viel von diesem Dschinn gelernt, vor allem, wie man aus gebrauchtem Kulturgut eine ebenso neue wie rührende Geschichte entstehen lässt. Der Leser wird von ihr ergriffen wie vom Anblick eines Hundes, der als ausgebeulter Pneu daliegt und sein Herrchen schräg von unten ansieht.
Helmut Krausser
Die wilden Hunde von Pompeii
Eine Geschichte. Rowohlt Verlag, Reinbek 2004. 270 S., 17,90 Euro.
Menschlicher nie: Stanley und Boodgie, die Dackel des Malers David Hockney, verlangen nach „Nahrung und Liebe - in dieser Reihenfolge”. Ein Blick, halb Vorwurf, halb Sehnsucht: So schauen dich nur Familienmitglieder an. (David Hockney. Die Monografie. Knesebeck, München 2004. 368 Seiten, 24,90 Euro.) holi
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Ganz gerührt hat sich der Hundefreund Thomas Steinfeld dem neuen Buch von Helmut Krausser hingegeben. Das handelt von einem Hund mit dem typischen Namen "Kaffeekanne", der als verstoßener Welpe bei dem alten Plin in die Schule geht, Anschluss bei wüsten Hunde-Outlaws findet und zusammen mit seinem Freund, dem Terrier Saxo, zum Vesuv zieht, um die Welt zu retten. Das Buch hat alles, was ein veritabler Phantasieschmöker so braucht: eine Parzival- und eine Artus-Figur (Kaffeekanne und Plin), eine Wanderschaft, die Suche nach dem, was die Welt im Innersten zusammenhält, archaische und feudale Stammesgesellschaften. Aber, freut sich Steinfeld, diese gelungene Mixtur kommt ganz ohne das Pathos eines Tolkien oder einer Zimmer Bradley daher. Heiter, anarchisch und "virtuos" bedient sich Krausser historischer Stile und Stoffe. Der Autor hat die alten Helden modernisiert und ironisch auf den "Stand von Reklame, Schulhof und Umgangssprache" gebracht. So ist eine ebenso "neue wie rührende Geschichte entstanden", lobt der Rezensent. 

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