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LIEBER UND VEREHRTER ONKEL HEINRICH -: was soll man sich nun zu Geburtstagen wünschen? ... Dass der nächste, oder übernächste, unter gründlich veränderten Welt-Umständen stattfinden möge. (...) Ich habe es so im Gefühl: die Riesen-Sauerei hat ihren Höhepunkt erreicht. Jetzt kommen keineswegs zwei Jahrzehnte deutscher Hegemonie über Europa. Das steht erstens nicht in Hitlers Sternen geschrieben, und ausserdem gibt es, immer noch, zu viel moralische Gegenkräfte in Europa. (...) Wie nett wäre es, wenn wir am Sonntag alle in der rue Rossini zusammen sein könnten: Frau Kröger - grüsse Sie aufs…mehr

Produktbeschreibung
LIEBER UND VEREHRTER ONKEL HEINRICH -:
was soll man sich nun zu Geburtstagen wünschen? ...
Dass der nächste, oder übernächste, unter gründlich veränderten Welt-Umständen stattfinden möge. (...)
Ich habe es so im Gefühl: die Riesen-Sauerei hat ihren Höhepunkt erreicht. Jetzt kommen keineswegs zwei Jahrzehnte deutscher Hegemonie über Europa.
Das steht erstens nicht in Hitlers Sternen geschrieben, und ausserdem gibt es, immer noch, zu viel moralische Gegenkräfte in Europa. (...)
Wie nett wäre es, wenn wir am Sonntag alle in der rue Rossini zusammen sein könnten: Frau Kröger - grüsse Sie aufs allerartigste von mir - würde etwas Delikates kochen, und Du würdest vielleicht ein Stück Henri vorlesen, und wir hätten es reizend. Jedenfalls aber möchte ich es - wenn irgend möglich - so einrichten, dass ich noch einmal nach Nizza komme, ehe ich den Atlantik wieder überqueren muss ...
Alle treuen Grüsse und Wünsche
Deines: KLAUS
KÜSNACHT, 26. MÄRZ 1938
Autorenporträt
Geboren am 18.11.1906 in München als ältester Sohn Thomas und Katja Manns. Klaus Mann schrieb mit 15 Jahren erste Novellen. Es folgten die Gründung eines Theaterensembles mit Schwester Erika, Pamela Wedekind und Gustaf Gründgens, 1929 unternahm er eine Weltreise «rundherum». In der Emigration (mit den Stationen Amsterdam, Zürich, Prag, Paris, ab 1936 USA) wurde er zur zentralen Figur der internationalen antifaschistischen Publizistik. Er gab die Zeitschriften «Die Sammlung» (1933-35) und «Decision» (1941-42) heraus, kehrte als US-Korrespondent nach Deutschland zurück. 1949 beging er aus persönlichen und politischen Motiven Selbstmord, nachdem er in dem von Pessimismus erfüllten Essay Die Heimsuchung des europäischen Geistes noch einmal zur Besinnung aufgerufen hatte. Mann sagte sich früh vom Daseinsgefühl der Eltern-Generation los und stellte die Lebenskrise der «Jungen» in der stilistisch frühreifen Kindernovelle und in der Autobiographie des Sechsundzwanzigjährigen Kind dieser Z

eit dar. Seine bedeutendsten Romane schrieb Mann im Exil: Symphonie Pathétique, Mephisto. Roman einer Karriere, und Der Vulkan. In der Autobiographie Der Wendepunkt gelangt Klaus Manns Diktion zu Reife und gelassener Sachlichkeit. Er sprach stellvertretend für eine Generation, die in den 20-er Jahren ihre prägenden Eindrücke empfing, mit einem engagierten Freiheitsbewusstsein zu neuen Ufern aufbrechen wollte und zwischen den Fronten einer zerrissenen Nachkriegswelt an der Machtlosigkeit des Geistes verzweifelte.

Inge Jens, geboren 1927 in Hamburg. Studium der Germanistik, Anglistik und Pädagogik, Promotion 1953. Herausgeberin der Tagebücher Thomas Manns, Mitarbeit an zahlreichen weiteren kulturhistorischen Projekten. Zusammen mit ihrem Mann Walter Jens schrieb sie die Bestseller «Frau Thomas Mann» (2003) und «Katias Mutter» (2005). 2009 erschienen ihre «Unvollständigen Erinnerungen» und wurden ebenfalls ein Bestseller. Inge Jens starb am 23. Dezember 2021 in Tübingen.

Uwe Naumann, geboren 1951 in Hamburg. Studium der Germanistik, Soziologie und Pädagogik in Hamburg und Marburg. 1976 Erstes, 1979 Zweites Staatsexamen für das Lehramt an Gymnasien. 1983 Promotion. 1984 bis 1985 Mitarbeiter der Hamburger Arbeitsstelle für deutsche Exilliteratur, Universität Hamburg. Seit 1985 Mitarbeit im Lektorat der Rowohlt Verlage, 2000 bis 2012 Programmleiter Sachbuch bei Rowohlt, danach Koordinator E-Book. Seit Ende 2016 im Ruhestand, weiterhin beratende Tätigkeit für Rowohlt. Lehrbeauftragter an den Universitäten Lüneburg und Mainz. Herausgeber der Reihe «rowohlts monographien». Features, Essays und Kritiken für verschiedene Rundfunkanstalten. Herausgeber der Werke von Klaus und Erika Mann und von Heinar Kipphardt. Edierte die Bildbände «'Ruhe gibt es nicht, bis zum Schluß'. Klaus Mann (1906-1949)», 1999, und «Die Kinder der Manns. Ein Familienalbum», 2005. Zahlreiche weitere Editionen, vor allem zur deutschsprachigen Exilliteratur.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension

Gerührt über manche Passage aus den hier von Inge Jens und Uwe Naumann zusammengestellten Briefen, Tagbucheinträgen und Textstellen, die die Beziehung zwischen Klaus und Heinrich Mann belegen, legt Manfred Koch den Band beiseite. Dass die Literaturwissenschaft den Einfluss des Onkels auf Klaus Mann bislang kaum erkannt und sich stattdessen vor allem am Verhältnis Klaus und Thomas Mann abgearbeitet hat, verwundert die Herausgeber ebenso wie den Rezensenten. Für Koch liegen mit dem Band zugleich Belege vor, das Literarische, Rhythmik und Figurenkonzeptionen betreffend, aber auch das Private.

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