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"Man muss jeden Tag mindestens einmal etwas Gefährliches machen. Oder etwas Verbotenes." Als Erste kam Nele. Vor Jessi. Vor Magda und Elena, die den Bildhauer vom Mühlenhof umkreisen. Doch die sinnenfrohe Kommune, die wie von selbst um den bärtigen Mann zu wachsen scheint, ist den Einheimischen nicht ganz geheuer. Auch Jette, die Fotografin, sieht bald nicht mehr unbeteiligt zu. Könnte sie selbst die fünfte Frau sein? Tatsächlich ranken sich viel ältere Gerüchte um das Grundstück bei der ehemaligen Mühle. Sie reichen zurück in eine Zeit, in der kaum ein Berliner freiwillig ins sandige…mehr

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Produktbeschreibung
"Man muss jeden Tag mindestens einmal etwas Gefährliches machen. Oder etwas Verbotenes."
Als Erste kam Nele. Vor Jessi. Vor Magda und Elena, die den Bildhauer vom Mühlenhof umkreisen. Doch die sinnenfrohe Kommune, die wie von selbst um den bärtigen Mann zu wachsen scheint, ist den Einheimischen nicht ganz geheuer. Auch Jette, die Fotografin, sieht bald nicht mehr unbeteiligt zu. Könnte sie selbst die fünfte Frau sein?
Tatsächlich ranken sich viel ältere Gerüchte um das Grundstück bei der ehemaligen Mühle. Sie reichen zurück in eine Zeit, in der kaum ein Berliner freiwillig ins sandige Brandenburg geflüchtet wäre. Erst nach und nach begreift Jette die Zusammenhänge, springen ihr Fluchtlinien ins Auge: Sie kennt jede der Bildhauer-Frauen besser, als es für sie selber gut ist. Alle vier stehen für wichtige Phasen ihres eigenen Lebens: die Kindheit in der DDR, das Fotografiestudium nach der Wende, die Zeit im Ensemble verrauchter Varietétheater während der 90er. Es scheint, alswäre es nur eine Frage der Zeit, bis auch sie in den Bann des Bildhauers gerät. Für Jette wird es ein Spiel mit dem Feuer.
Sommerdreieck erzählt von einer Generation von Frauen, die, aufgewachsen als Töchter selbstbestimmter Mütter, die Wendezeit vor allem als das erlebten: ein wildes, gutes Chaos. Der sinnlich sommerliche Roman einer Drei-, ja Vier-, Fünfecksbeziehung: spannungsreich, temperamentvoll, freizügig und unverstellt.
Autorenporträt
Hauser, Franziska
Franziska Hauser, geboren 1975, studierte Bühnenbild und Fotografie an der Berliner Kunsthochschule Weißensee und am Schiffbauerdamm. Seit 2008 schreibt sie unter anderem für die Berliner Zeitung, Nido, Brigitte und Das Magazin. Sie unterrichtet an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch. Ein Band mit ihren Fotografien ist im Frühjahr 2015 im Kehrer-Verlag erschienen, zeitgleich mit ihrem Debüt-Roman "Sommerdreieck", für den sie 2015 den Silberschwein-Preis der lit.Cologne erhielt.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Für den Rezensenten Martin Halter "keine Sternstunde der Literatur", was Fransziska Hauser dem Leser da auftischt. Zwar findet er in Hausers Roman um einen faunischen Künstler und seine fünf Gespielinnen in der Uckermark poetische Naturbilder und auch Leichen im Keller, Stichwort: DDR-Geschichte. Insgesamt aber geht es ihm im Text dann doch viel zu naturburschenhaft künstlerisch kreativ zu, und das von der Autorin entworfene explosive erotische Sechseck entpuppt sich als Fehlzündung mit offenem Hemd.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 07.10.2015

Am Marterpfahl des großen Bären
Eine ostdeutsche Pilcheriade, bei der es im Unterleib poltert: Fransziska Hausers Roman "Sommerdreieck"

Die drei Fixsterne Wega, Altair und Deneb bilden das astronomische Sommerdreieck. Das "Sommerdreieck" in Franziska Hausers Debütroman ist eigentlich ein erotisches Sechseck, genauer: ein männlicher Fixstern, der zu jeder Jahreszeit von mindestens fünf Frauen (und etlichen mit ihnen gezeugten Kindern) umschwirrt wird. Der Bildhauer wird, wie fast alle Männer, nur mit seinem Beruf vorgestellt. Die Frauen haben Namen, die allerdings fast so austauschbar wie ihre Berufe und Charaktere sind: Nele, Schauspielerin und "Hauptfrau", die süße, psychisch angeschlagene Jessi, die katzenhafte Sängerin Elena und die aufmüpfige Magda: Alle sind starke, künstlerisch kreative Frauen aus der Prenzlauer-Berg-Boheme, aber wenn der Bildhauer ruft, werden sie schwach.

Auch die Erzählerin Jette, Fotografin und Ausstattungsassistentin am Theater, fühlt sich wie ein scheues Reh, das in den Lichtkegel unwiderstehlicher Kieselaugen geraten ist, und was ihr bei anderen Männern peinlich wäre, gefällt ihr bei ihm. Wenn der Bildhauer nachts nackt im Wald pisst, wühlt es in Jettes Herz und "poltert" es in ihrem Unterleib, und wenn er Ente kocht, wird ihr ganz heiß: "Ich sehe zu, wie er meinen Verstand mit Rotwein mariniert, meine Haut mit Öl und Rosmarin salbt, ganze Äpfel in die weiche Öffnung schiebt." Eigentlich sollte Jette im Auftrag eines Galeristen den Künstler in seinem Harem fotografieren, aber vor lauter "widerstandsloser Erregbarkeit" und Erregung bringt sie kein brauchbares Bild zustande.

Was die - weitgehend eifersuchtsfrei zusammenlebenden - Frauen so beeindruckt, wird dabei nicht recht klar. Gewiss, der Bildhauer ist ein Naturbursche mit offenem Hemd und Motorsäge, struppigem Bart, behaarter Brust und "wüsten Augenbrauen", bärenhaft und verletzlich, grob und wortkarg, aber er ist weder als Vater, Bauer, Künstler und Liebesbriefautor ("Bitte verzeihe mir, mein heiliges Mädchen") noch im Bett eine Granate. Vielleicht muss man in der DDR, mit Pionierferienlagern, Paul und Paula sozialisiert worden sein, um diesem feuchten Traum von einem Dissidenten-Mannsbild auf dem Leim zu gehen. Jette bekommt Orgasmen, wenn sie nur an ihn denkt, aber sie widersteht seinem wüsten Charme mit knapper Not.

Dass sie und ihre Freundinnen an den Bildhauer wie an einen Marterpfahl gekettet sind, liegt vielleicht auch an den äußeren Umständen. Das verfallene Mühlenhaus in der Uckermark, wo er Datscha und Atelier aufgeschlagen hat, ist ein "Paradies", aus der Zeit gefallen, aber nah genug an Berlin gelegen, um urbane Abenteuer und bukolische Landlust vereinen zu können. "Ein Leben wie ein ewiges Sommerfest, ein Zuhause, in dem das Feuer unterm großen alten Herd nie ausgeht, wo immerzu gekocht und gebacken wird, wo einem Kinder und Katzen um die Beine streichen." Nicht nur des Titels wegen erinnert "Sommerdreieck" gelegentlich an eine ostdeutsche Pilcheriade. Am Ende zeigt sich dann allerdings, dass das Fünfmädelhaus im Grünen auch Leichen der deutschen Geschichte im Keller hat und die Dörfler den "Künstler-Städtern" nicht wohlgesinnt sind.

Hauser erzählt in ihrem Roman von einer Kindheit und Jugend, die auch nach dem Ende der DDR nicht aufhören soll. Damals, nach der Wende, machte sich selbst bei Eltern und Lehrern eine befreiende Rat- und Orientierungslosigkeit breit, und dieses Lebensgefühl von Anarchie, Verantwortungslosigkeit und Neugier wollen sich die Frauen auch im wiedervereinigten Deutschland nicht nehmen lassen. Vor der Wende haben sie Eierlikör und Waldmeistersirup getrunken und naive Jungs am See vernascht; nach der Wende klauen sie, was die gleißende Konsumwelt hergibt, wohnen in besetzten Häusern und arbeiten prekär in der Kreativbranche, stänkern und provozieren und schlafen wahllos mit Männern und Frauen: "Man muss jeden Tag mindestens einmal etwas Gefährliches machen. Oder etwas Verbotenes." Sie fühlen sich wild und frei, aber ein bisschen sehnen sie sich auch nach der starken Hand, die sie streichelt und führt, nach einem Vater, großen Bruder oder eben einem Bildhauer, der sie auch mal härter rannimmt. "Zu Hause bin ich immer diejenige, die alles im Griff hat, die sagt, wo's lang geht", sagt Nele einmal. "Ich brauch's einfach mal andersrum."

Franziska Hauser war selbst bis vor kurzem Fotografin. Im Kehrer-Verlag ist gerade ihr Bildband "Sieben Jahre Luxus" erschienen, der in mancher Hinsicht das Fotoalbum zum Roman ist. "Meine Künstlerfreunde sagen: Kunst ist auch Arbeit", schreibt die vierzigjährige Berlinerin darin. "Es kommt mir aber nicht so vor. Es ist nicht wie eine Schicht im Krankenhaus. Es ist unendlich leicht, wie schlafen, Sex und essen." Ganz so kinderleicht ist das Erzählen dann aber doch nicht. Man merkt "Sommerdreieck" an, dass Hauser vom Visuellen her denkt und schreibt: Die Naturbilder sind poetisch absichtslos, manchmal sogar großartig, aber was der Große Bär und seinen Trabantinnen am Marterpfahl treiben, ist trotz einiger sommerlich-sinnlicher Ess- und expliziten Sexszenen keine Sternstunde der Literatur.

MARTIN HALTER

Franziska Hauser:

"Sommerdreieck". Roman.

Rowohlt Verlag, Reinbek 2015. 219 S., geb., 19,95 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Franziska gelingt bildreich und wortschön das Porträt eines Frauentyps, der nur mühsam die Balance findet zwischen der gelebten freien Liebe der 68er und einer Rücksichtslosigkeit, die geeignet ist, 68er-Feministinnen in die Verzweiflung zu treiben. Frankfurter Neue Presse