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Kaum ein Volk kann auf eine so lange Tradition zurückblicken wie das jüdische. Vor rund zweieinhalb Jahrtausenden aus ihrem Land vertrieben, ließen sich die Juden im Laufe der Zeit in sämtlichen Ländern Europas, in China, Amerika und Indien nieder. Sie traten mit anderen Kulturen in Kontakt, und doch bewahrten sie ihre Identität und ihren Glauben. In seinen Briefen an eine enge Freundin, Tante Fori, lässt Martin Gilbert die mehr als fünftausend Jahre seit Beginn der jüdischen Zeitrechnung Revue passieren.Er erzählt die Geschichte der Juden von den Urvätern des Stammes Jisrael bis zum heutigen…mehr

Produktbeschreibung
Kaum ein Volk kann auf eine so lange Tradition zurückblicken wie das jüdische. Vor rund zweieinhalb Jahrtausenden aus ihrem Land vertrieben, ließen sich die Juden im Laufe der Zeit in sämtlichen Ländern Europas, in China, Amerika und Indien nieder. Sie traten mit anderen Kulturen in Kontakt, und doch bewahrten sie ihre Identität und ihren Glauben. In seinen Briefen an eine enge Freundin, Tante Fori, lässt Martin Gilbert die mehr als fünftausend Jahre seit Beginn der jüdischen Zeitrechnung Revue passieren.Er erzählt die Geschichte der Juden von den Urvätern des Stammes Jisrael bis zum heutigen Nahostkonflikt, und wie nebenbei zeichnet er Porträts bedeutender Gelehrter wie Maimonides und schillernder Figuren wie Sabbatai Zwi. Zugleich erläutert Gilbert die Wurzeln der jüdischen Feste und Bräuche - vom Pessachmahl über Jom Kippur bis zum Purimfest - und lässt so das faszinierende Bild einer einzigartigen Kultur entstehen.
Autorenporträt
Martin Gilbert, geboren 1936 in London, ist ein international renommierter britischer Historiker, der sich auf die Themen Judentum und Israel spezialisiert hat. Bekannt geworden ist er durch eine weltweit hoch gelobte Churchill-Biographie, als Autor von Beschreibungen des Ersten und Zweiten Weltkriegs sowie durch mehrere Bücher über den Holocaust. Er hat außerdem zwölf historische Atlanten veröffentlicht. Seine Bücher sind in viele Sprachen übersetzt worden. Martin Gilbert lebt in London.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 26.07.2004

Glauben und Gebet sind nicht alles
Martin Gilbert zeigt das Judentum vor allem aus indischer Perspektive
Beginnen wir mit der mysteriösen Titelfigur, der Tante Fori. Sie entpuppt sich als eine ungarische Jüdin, die ein indischer Diplomat nach Neu-Delhi brachte und die leider gar nicht mit jener Tante Jolesch, die uns Friedrich Torberg in seinen Anekdoten über den Untergang des Abendlands geschenkt hat, verwandt ist. Die Tante Fori möchte im hohen Alter von 90 Jahren etwas vom Judentum erfahren. Und wer wäre als Erzähler besser geeignet, möchte man meinen, als Sir Martin Gilbert, ausgewiesener Historiker nicht nur des Holocaust und des Staates Israel, sondern auch Autor einer umfangreichen Churchill-Biographie sowie weiterer historischer Standardwerke!
Als junger Indienreisender hatte er Tante Fori kennen gelernt, die nichts über ihr jüdisches Erbe wusste. Sollte sie alle Briefe von Gilbert gelesen haben, so wird sie auf ihre alten Tage zu einer Spezialistin in jüdischer Geschichte avanciert sein, und der Leser, der zwischen über hundert „Liebe Tante Fori”-Anreden noch nicht die Geduld verloren hat, wird etwas über die Familie Gilbert gelernt haben: dass der junge Martin nach seinem Militär Indien bereiste, dass er Foris Mann in seiner Zeit als indischer Botschafter in Washington besuchte, dass seine Großmutter aus den russischen Pripet-Sümpfen stammt und dass sein Vater stark von Herman Wouks Bestseller „This is My God” beeinflusst wurde
Die Idee zu einer populären umfassenden jüdischen Geschichte ist nicht von der Hand zu weisen, ist eine solche doch tatsächlich Mangelware. Leider lässt sich das Problem aber nicht dadurch lösen, dass man es portionsweise zerstückelt und zwei- bis dreiseitige Häppchen reicht, nach deren Verzehr man doch hungrig vom Buffet zurückkehrt. Aber keine Angst: man kann nach Verzehr dieser Häppchen wenigstens keine Magenschmerzen bekommen, weshalb die Lektüre dieses Buches zwar nicht sättigt, aber doch nicht ungesund ist.
Von kleineren Ungenauigkeiten abgesehen (der berühmte Rabbiner heißt nicht Eybescheutz, sondern Eybeschuetz, Maimonides schrieb die Mischne Tora und nicht Mischna Tora, in Hirsch Glicks jiddischem Partisanenlied reimt sich nicht „schtund”, sondern „scho” auf "„do”, und das hebräische „da’at” heißt Wissen und nicht Glauben), die sich wohl in jeder Gesamtschau dieser Art einstellen, gibt es recht viel Informatives zur jüdischen Geschichte zu lernen. Manche Kapitel lesen sich amüsant und teilweise sind sie auch innovativ: so etwa die Abschnitte über ermordete jüdische Ärzte, jüdische Historiker und vor allem alles, was von Indien handelt, wie zum Beispiel ein Kapitel über Gandhi und die Juden.
Ärgerlicher sind schon die Lücken. Wer zumindest in der Moderne auf Diätkost spezialisiert ist, dem mag in der Lektüre nichts fehlen: die verschriebene Diät heißt Geschichte Osteuropas, Zionismus und Nationalsozialismus. Die deutschen Juden zählen wohl eher zur unverträglichen Kost, daher taucht Moses Mendelssohn nur einmal kurz im Zusammenhang mit der Erläuterung des galizischen Aufklärers Israel Zamosc auf. Über die weitere Geschichte der deutschen Juden heißt es dann: „1600 Jahre lang hatten Juden auf deutschem Boden gelebt. 12 000 von ihnen waren im Ersten Weltkrieg für das ‚deutsche Vaterland’ gefallen.” Dann kam Hitler, und jeder Patriotismus war vergebens. Es begann nun „eine finstere und schreckliche Zeit”. War da nicht noch was dazwischen? Namen wie Franz Rosenzweig, Martin Buber oder Leo Baeck wird man freilich vergeblich im Personenregister suchen.
Vorlieben der Tante Fori
Eine jüdische Gesamtgeschichte muss der deutsch-jüdischen Geschichte keinen zentralen Platz einräumen. Diese Tradition wurde in der Geschichtsschreibung bisher eher überbetont. Dennoch fragt man sich, ob es gerechtfertigt ist, der Geschichte der indischen Juden mehr Platz einzuräumen als derjenigen deutscher Juden. Überhaupt ist nicht ganz klar: Ist das Ganze mehr als historischer Roman gemeint oder als Zusammenfassung des wissenschaftlichen Standes der Zeit? Auf ersteres deuten die Literaturliste wie auch die einführenden Kapitel zur biblischen Zeit, die doch recht unkritisch die biblische Chronologie selbst übernehmen.
Das zunehmende Übel, in Übersetzungen aus dem Englischen Begriffe, für die es im Deutschen angemessene Ausdrücke gibt, zu anglisieren, ist auch hier anzutreffen. Warum Judaismus, wenn man Judentum sagen kann? Warum Rabbis, wenn es doch Rabbiner heißen sollte? Und wenn man schon hebräische Ausdrücke im deutschen Text verwendet, sollte man den richtigen Artikel hinzufügen, also nicht „der” Amida, sondern „die” Amida.
Ein gutes Wort zum Schluss: der Teil über jüdischen Glauben und Gebet ist als Einführung durchaus gelungen, das Ganze vielleicht nicht immer eine Delikatesse, doch durchaus bekömmliche Melange zur jüdischen Geschichte und Kultur. Schade, denn von Martin Gilbert ist man eigentlich einen höheren Standard gewohnt. So aber erhält man von der Tante Jolesch noch immer einen tieferen Einblick in die moderne jüdische Kulturgeschichte als von der Tante Fori.
MICHAEL BRENNER
MARTIN GILBERT: Liebe Tante Fori. Eine Geschichte der jüdischen Kultur, erzählt in Briefen. Deutsch von Yvonne Badal. Rowohlt Verlag, Reinbek 2003. 528 Seiten, 24,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Die Idee zu einer populären, umfassenden jüdischen Geschichte ist, findet Rezensent Michael Brenner, "nicht von der Hand zu weisen". Den Versuch von Sir Martin Gilbert - den Brenner im übrigen als ausgewiesenen Historiker zahlreicher Standardwerke vorstellt - diese Geschichte in Briefen an seine Tante Fori zu erzählen, findet unser Rezensent allerdings nur mäßig gelungen. Lobend erwähnt er, dass sich manche Kapitel amüsant lesen und teilweise sogar - wie die zu ermordeten jüdischen Ärzten und Historikern und "vor allem alles, was von Indien handelt, wie zum Beispiel ein Kapitel über Gandhi und die Juden" - innovativ seien. Auch den Teil zum jüdischen Glauben und Gebet findet Brenner immerhin "als Einführung" durchaus lesenswert. Die Geschichte der deutschen Juden kommt ihm allerdings viel zu kurz. Bemängelt werden auch Anglizismen in der deutschen Übersetzung von Yvonne Badal.

© Perlentaucher Medien GmbH
"Dieses Buch ist mit großer Kenntnis und Leidenschaft geschrieben. Eine glänzende Einführung in die jüdischen Traditionen und die Geschichte der Juden." (Daily Telegraph)