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Nach dem großen Erfolg seines Romans Freiheit veröffentlicht Jonathan Franzen nun Essays über das, was ihn nicht loslässt: Umwelt, Reisen und menschliche Beziehungen, immer wieder auch: Literatur. Er erzählt von der Jagd auf Singvögel in Mittelmeerländern und der Gefahr, der er selbst ausgesetzt war, als er Naturschützer bei ihrem Kampf gegen das massenhafte Töten begleitete. Er erzählt von einer Reise auf eine kleine, unbewohnte Vulkaninsel vor Chile, auf der er einen Teil der Asche seines Freundes und Rivalen David Foster Wallace verstreute. Fast immer sind es Ambivalenzen, Irritationen,…mehr

Produktbeschreibung
Nach dem großen Erfolg seines Romans Freiheit veröffentlicht Jonathan Franzen nun Essays über das, was ihn nicht loslässt: Umwelt, Reisen und menschliche Beziehungen, immer wieder auch: Literatur.
Er erzählt von der Jagd auf Singvögel in Mittelmeerländern und der Gefahr, der er selbst ausgesetzt war, als er Naturschützer bei ihrem Kampf gegen das massenhafte Töten begleitete. Er erzählt von einer Reise auf eine kleine, unbewohnte Vulkaninsel vor Chile, auf der er einen Teil der Asche seines Freundes und Rivalen David Foster Wallace verstreute. Fast immer sind es Ambivalenzen, Irritationen, Beunruhigungen, die ihn zum Schreiben brachten: ein Aufenthalt in China, wo er die Umweltzerstörung anprangern wollte und überrascht feststellen musste, dass das Tempo der chinesischen Wirtschaftsentwicklung ihm auch Bewunderung abverlangt; das anhaltende Befremden darüber, wie radikal der Gebrauch von Handys menschliche Beziehungen verändert hat. Und natürlich geht es um Bücher, alte und neue, die ihm wichtig sind und es verdient haben, dass auch der deutsche Leser sie entdeckt.
In «Weiter weg» erweist sich Jonathan Franzen erneut als ein Autor, der sich mit sich selbst, mit Literatur und mit den zentralen Themen unserer Gegenwart tiefgreifend auseinandersetzt.
Ein bemerkenswertes, provokatives Buch.
Autorenporträt
Jonathan Franzen, 1959 geboren, erhielt für seinen Weltbestseller «Die Korrekturen» 2001 den National Book Award. Er veröffentlichte außerdem die Romane «Die 27ste Stadt», «Schweres Beben», «Freiheit» und «Unschuld», das autobiographische Buch «Die Unruhezone», die Essaysammlungen «Anleitung zum Alleinsein», «Weiter weg» und «Das Ende vom Ende der Welt» sowie «Das Kraus-Projekt» und den Klima-Essay «Wann hören wir auf, uns etwas vorzumachen». Er ist Mitglied der amerikanischen Academy of Arts and Letters, der Berliner Akademie der Künste und des französischen Ordre des Arts et des Lettres. 2013 wurde ihm für sein Gesamtwerk der WELT-Literaturpreis verliehen, 2022 der Thomas-Mann-Preis. 2015 erhielt er für seinen Einsatz zum Schutz der Wildvögel den EuroNatur-Preis. Er lebt in Santa Cruz, Kalifornien.

Bettina Abarbanell, geboren in Hamburg, lebt als Übersetzerin - u.a. von Jonathan Franzen, Denis Johnson, Rachel Kushner, Elizabeth Taylor und F. Scott Fitzgerald - in Potsdam. Ihr Werk wurde vielfach ausgezeichnet, etwa mit dem Heinrich Maria Ledig-Rowohlt-Übersetzerpreis.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 20.01.2013

Autobiographisches II Er wolle, hat Jonathan Franzen gesagt, als Schriftsteller lieber Amateur bleiben, weil das Freiheit bedeute, aber als Journalist dafür immer besser werden: Seit Jahren schreibt er auch für Magazine, über Menschen, die Singvögel essen, und über Umweltschützer in China, über seine Hassliebe zu digitalen Geräten, über Frank Wedekind und New York. "Weiter Weg", seine neueste Sammlung von Essays (Rowohlt, 19,95 Euro), ist aber dann am bewegendsten, wenn er nicht vor die Tür geht, sondern bei sich selbst bleibt, wenn er über seinen Freund David Foster Wallace schreibt, der sich 2008 das Leben nahm und die, die ihn liebten, betrogen zurückließ, "weil sein Selbstmord ihn uns wegnahm und aus dem Menschen eine öffentliche Legende machte". Wo verläuft die Grenze zwischen innen und außen, privater und internationaler Tragödie? Jonathan Franzen versucht, das immer wieder zu beantworten. Wie genau er sich und seinen Beruf befragt, egal ob als Schriftsteller oder Journalist, kann man in diesen Essays lesen.

tob

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main

Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Für Rezensentin Lena Bopp ist ein neues Buch Jonathans Franzens stets ein "Ereignis". Umso mehr freut sich die Kritikerin, dass nun unter dem Titel "Weiter weg" ein weiteres Werk erschienen ist, das Essays, Kurzgeschichten und Reportagen des amerikanischen Schriftstellers aus den Jahren 1998 bis 2011 versammelt. Beglückt liest Bopp die einundzwanzig Texte, die, so scheint es ihr, auf ihre Weise alle von der Liebe erzählen: In dem sehr persönlichen Essay "I just called to say I love you" empöre sich Franzen geradezu zynisch über den "Handy-Fetischismus" seiner Landsleute, die das Liebesbekenntnis zur Abschiedsfloskel degradiert hätten und so die letzten Telefonate der Opfer des 11. Septembers verhöhnten. Fasziniert folgt die Kritikerin auch Franzens Ausführungen über sein leidenschaftliches Interesse für Vögel, das ihn auf Recherchereisen nach Zypern, Malta, Italien und China geführt habe. Der "Schönste" der eindringlichen, oftmals sehr privaten Texte, die etwa von seinem Vater oder seiner ersten gescheiterten Ehe erzählen, ist für Bopp der titelgebende Essay "Weiter weg": Hier berichte Franzen nicht nur von einem Zusammentreffen mit David Foster Wallace und mögliche Beweggründen für dessen Selbstmord, sondern beschreibe auch, wie er einen kleinen Teil seiner Asche auf Bitten der Witwe auf der Insel verstreute, die Daniel Defoe als Vorbild für seinen Roman "Robinson Crusoe" diente.

© Perlentaucher Medien GmbH
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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 12.02.2013

Wer den Papageitaucher stört
Leichenbittergefühle pflastern seinen Weg: Jonathan Franzens pessimistische Essays „Weiter weg“
Jonathan Franzen ist berühmt dafür, schöne Familienromane zu schreiben, in denen es ihm gelingt, eine ganze Welt zu entfalten. Wie ein entfesselter Kalligraf, der komplette Sittengeschichten auf ein einziges Reiskorn pinselt, benötigt Franzen bloß eine Handvoll Familienmitglieder, um aus ihrem Erleben den Zustand der Gesellschaft nachzuzeichnen. Wer als Leser so vielschichtige Romanfiguren wie Chip Lambert oder Patty Berglund kennenlernt, der will danach eigentlich keine Freunde mehr haben. Und wer als Autor eine so unrettbare Figur wie den ebenso hyperguten wie hyperfundamentalistischen Umweltschützer Walter Berglund erfindet, der muss einen grandios scharfen Blick für die Ambivalenzen unserer westlichen Kultur haben.
  Ob das tatsächlich so ist – auf diese Frage gibt jetzt ein Buch Antwort, das die typische Gelegenheitsproduktion eines amerikanischen Großschriftstellers versammelt: Essays und Reportagen, freundliche Rezensionen für weniger beachtete Kollegen sowie eine recht tränenselige Abschlussrede vor College-Absolventen. Ärgerlicherweise führt die Ausgabe die ursprünglichen Abdruckorte in Zeitschriften und Anthologien nicht auf, verraten wird immerhin, dass die einundzwanzig Texte seit 1998 entstanden. Präsentiert wird also, was Franzen vor und während der Welterfolge seiner beiden großen Romane „Die Korrekturen“ und „Freiheit“ umtrieb.
  Doch das ist nicht ungeheuer viel, obwohl Franzen sich klug und durchaus interessant einer großen Bandbreite verschiedener Themen zuwendet. Franzen widmet sich etwa dem Handytelefonieren im öffentlichen Raum oder den alten Liebesbriefen seines verstorbenen Vaters an seine Mutter, er führt ein fiktives Zwiegespräch mit dem Bundesstaat New York oder verarbeitet (würdig, aber nicht sonderlich aufschlussreich) das Leben und Sterben seines Konkurrentenfreundes David Foster Wallace. Immerzu jedoch drängen sich ihm dabei ähnliche Fragen auf, wie penetrante Riesenschatten verdüstern überall die gleichen Grundzweifel seine Wege. Denn egal ob telefonierende Zeitgenossen an Supermarktkassen oder die Zersiedelung des Bundesstaates New York: Wohin Franzen sich auch wendet, das Schlechte und das Doofe sind schon vorher da.
  Er sei, notiert Franzen einmal „für so ziemlich jede Entwicklung aufgeschlossen, die mich nicht dazu zwingt, mich mit ihr zu befassen“. In Brachial-Konsequenz dient Franzens Zeitdiagnostik der Abwehr von Entwicklungen. Angeschrieben wird nicht bloß gegen läppische Windmühlen, sondern gleich gegen die ganze „technokapitalistische Welt, die man euch jungen Leuten hinterlässt“. Mal erregt er sich über Autoren, welche die Konjunktion „then“ zu künstlich einsetzen, mal über einen kommerziellen Buchmarkt, der die Schriftstellerin Alice Munro noch nicht genug würdigt, und gerne und überall in kulturpessimistischen Seitenschnappern über die Pestkrankheit, die in seinen Augen das Internet darstellt. Puh. Dies sind die angekränkelten Wortmeldungen eines Mannes auf verlorenen Posten, der seine überwältigende Romanenergie auf geradezu alchemistische Weise daraus zu gewinnen scheint, diesen verlorenen Posten zu beschwören.
  Die „Korrekturen“ erschienen im Original ausgerechnet im September 2001. Zogen sie die große amerikanische Romanbilanz für die Neunzigerjahre, so besorgte „Freiheit“ dieses Geschäft für die nachfolgende Bush-Ära. Leserschaft und Autor einte das Zeitgefühl eines zunehmend heftiger angeschlagenen Liberalismus. Familienromane, das bedeutete nicht weniger als die gleichzeitige Feier und Erforschung einer sozialen Formation, die unter steigendem Druck stand. Franzens Romankonzept gleicht der Grundidee seiner Essays, wenn hier wie dort in immer neuen Anläufen versucht wird, in möglichst gelingender Form davon zu erzählen, was alles zunehmend nicht gelingt. Allerdings ist Franzens eigentliches Roman-Metier ja gerade von der Absicht geprägt, einen Reichtum vieler widersprüchlicher Stimmen zu präsentieren. Schon in den „Korrekturen“ und mehr noch in „Freiheit“ stecken virtuos ausbalanciert diverse Essays und Ansichten, während Franzens eigene Wortmeldungen lediglich immer wieder das Lied vom Humanismus in Talfahrt vortragen.
  Daran ändern auch die drei größten und kunstvollsten Berichte des Bandes nichts, in denen Franzen seiner schon oft beschworenen Liebe zu den Vögeln nachgeht. Eine der Reportagen folgt einer Spur, die Franzen durch die Plastikhaube seines Golfschlägers vorgegeben wird, die wie ein Pagageitaucher-Vogel geformt und made in China ist. Franzen schwebt vor, in Chinas Golfzubehör-Industrie entsetzliche Produktionsbedingungen aufzudecken und ganz nebenbei die mangelhaften Vogelschutzbedingungen anzuprangern. Vor Ort stößt er aber zu seiner Verblüffung lediglich auf halbwegs ordentliche Fabriken – ein Umstand, auf den er nicht recht zu reagieren zu weiß. Sein Text kehrt sich stattdessen einfach dem fehlenden Vogelschutz zu, und damit einem Problem, bei dem immer Grund zum Lamento besteht.
  Über lange Seiten hinweg bereist Franzen unzählige volksrepublikanische Feuchtgebiete, um immer wieder in einer Mischung aus Befriedigung und Bitterkeit die schwindenden Vogelzahlen zu nennen. Offensichtlich hat sich dieser Schriftsteller in seinen Leichenbittergefühlen halbwegs häuslich eingerichtet – ob ihm das zuträglich ist und seine Leser weiterbringt? Nun: Ja, solange es nur irgendwie seinen Romanen nützt.
FLORIAN KESSLER
Wortmeldungen eines Mannes,
der sich auf verlorenem Posten
häuslich eingerichtet hat
Beim Thema Vogelschutz besteht immer Grund zur Klage.
FOTO: OH
Jonathan Franzen,
geboren 1959 in der Nähe von Chicago, gewann mit seinem dritten Roman „Die Korrekturen“ 2001 den National Book Award. 2010 erschien sein Roman „Freiheit“. Franzen lebt in New York. FOTO: GREG MARTIN
  
    
Jonathan Franzen:
Weiter weg. Essays.
Aus dem Englischen von Bettina Abarbanell, Wieland Freund, Dirk van Gunsteren und Eike Schönfeld. Rowohlt Verlag, Reinbek 2013.
364 Seiten, 19,95 Euro.    
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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Die Essays des Erzählers Jonathan Franzen sind nicht einfache Divertimenti, es sind Schritte von einem Roman zum anderen. Die Welt