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Das Obergeschoß der Melemstraße 32 im schicken Frankfurter Nordend wirkte wie ein makabrer Trauerrand. Ein beißender Geruch legte sich über alles, als hätte sich für einen Moment die Hölle geöffnet: In dieser Brandhölle war die umstrittene Stadtverordnete Ellen Rupp umgekommen. Kompromisslos hatte sie sich für eine "sichere Stadt" stark gemacht, wenig überraschend also, dass sie eine Menge politische Feinde besaß. Wer aber würde sie bei lebendigem Leib verbrennen wollen? Hauptkommissar Niklas von der Frankfurter Kripo und sein LKA-Kollege Potofski fahnden nach Hinweisen zu dem verkohlten…mehr

Produktbeschreibung
Das Obergeschoß der Melemstraße 32 im schicken Frankfurter Nordend wirkte wie ein makabrer Trauerrand. Ein beißender Geruch legte sich über alles, als hätte sich für einen Moment die Hölle geöffnet: In dieser Brandhölle war die umstrittene Stadtverordnete Ellen Rupp umgekommen. Kompromisslos hatte sie sich für eine "sichere Stadt" stark gemacht, wenig überraschend also, dass sie eine Menge politische Feinde besaß. Wer aber würde sie bei lebendigem Leib verbrennen wollen? Hauptkommissar Niklas von der Frankfurter Kripo und sein LKA-Kollege Potofski fahnden nach Hinweisen zu dem verkohlten Unbekannten, der neben Ellen Rupp gefunden wurde: Wer war er? Und warum haben beide Opfer offensichtlich keinen Fluchtversuch unternommen?
Autorenporträt
Astrid Paprotta, geboren in Düren, Studium der Psychologie und Arbeit als Journalistin bei psychiatrischen Einrichtungen und Behörden. Buchveröffentlichungen. Die Autorin lebt in Frankfurt/M.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 14.12.2007

Tatort Frankfurt
Mord zwischen Skyline und Stadtwald

Frankfurts Einwohnerzahl wächst, dem Rhein-Main-Gebiet geht es wirtschaftlich gut, und auch der Kriminalroman ist zwischen Mainz und Main-Kinzig-Kreis eine Wachstumsbranche. Die Leser lieben das literarische Verbrechen mit Lokalkolorit. In Stadt und Land wird deshalb Krimi um Krimi geschrieben. Heute und morgen bieten wir einen Überblick über Klassiker, Neuerscheinungen und einige Bücher des nächsten Jahres.

Von Katharina Iskandar und Florian Balke

- Was war, vergeht nie - das weiß jeder geübte Krimi-Leser. Was geschehen ist, überfällt nichtsahnende Nachgeborene, und tapfere Ermittler müssen mühsam Licht ins Dunkle bringen. So verhält es sich auch in Stefan Bouxseins "Die verlorene Vergangenheit". Das in diesem Jahr erschienene zweite Buch des Frankfurter Krimi-Autors beginnt mit einer Entführung im Main-Taunus-Zentrum und endet bei den dunklen Geheimnissen, die einen ehemaligen Fremdenlegionär mit Mobutus Zaire verbinden. Vom Main aus geht es also direkt hinein ins Herz der Finsternis. Für den Regionalkrimi ist es nicht eben selten, auf diese Weise lokal zu starten und dann ganz weit auszuholen. Aber Bouxsein weiß, was er tut. Er sagt, es sei durchaus logisch, über das zu schreiben, worin man sich auskenne, der Fluch des Regionalkrimis aber sei es, dass er sich nur regional verkaufe. Es nütze zwar, nach der Arbeit eigenhändig 50 000 Werbezettel in Frankfurter Briefkästen zu verteilen - Bouxsein hat es an den Verkaufszahlen seines Traumwelt Verlags gemerkt. Trotzdem hört er in Wiesbaden und Aschaffenburg, Frankfurt-Krimis verkauften sich dort nicht. Da gibt es für ihn nur eins: spannend weiterschreiben und bekannter werden.

Stefan Bouxsein: "Die verlorene Vergangenheit". Kriminalroman. Traumwelt Verlag, Frankfurt am Main 2007. 371 S., Taschenbuch, 12,- [Euro].

- Liebe ist Schicksal. In "Kismet" bekommt Privatdetektiv Kemal Kayankaya, Jakob Arjounis vierfacher Krimi-Held und harter Hund von Beruf, weiche Knie wegen seiner Heimatstadt: "Wie es auch immer um mich steht, jedesmal, wenn ich nach Frankfurt hineinfahre, geht mir beim Anblick der Skyline für einen Moment das Herz auf." Als Arjouni 1985 seinen ersten Kayankaya-Krimi schrieb, war er 19 Jahre alt und wusste, dass sein Buch ein Großstadtroman werden sollte. "Sicher, weil ich die meiste Zeit auf dem Land aufgewachsen war und mich danach sehnte, zu etwas Großem, Wildem, Aufregendem zu gehören." Formbewusstsein besaß der Anfänger trotzdem. Am Kriminalroman faszinierten ihn die festen Regeln: "Ein Verbrechen, ein Geheimnis, ein Ermittler, möglichst eine Überraschung am Ende." Zur Formel ist ihm das Schreiben nie erstarrt. Auch "Kismet", der 2001 erschienene, bislang letzte Kayankaya-Krimi, tobt von der Anfangsschießerei im Bahnhofsviertel bis zum Schlussdesaster genauso rasant und wild voran wie seine drei Vorgänger. Und sobald Arjouni wieder eine Geschichte einfällt, von der er glaubt, er könne sie am besten mit Kayankaya erzählen, wird er wiederkommen.

Jakob Arjouni: "Kismet". Ein Kayankaya-Roman. Diogenes, Zürich 2001. 272 S., Taschenbuch, 8,90 [Euro].

- Ein fester Gottesglaube, ein illusionsloser Blick auf das, was Menschen einander antun, und die Ansicht, dass es hinter glatten Fassaden nie sauber zugeht, kennzeichnen die Krimis von Andreas Franz. Außerdem ein Stil, der den geübten Schreiber von Bestsellern verrät, aber seine Bücher zu dem macht, was angelsächsische Buchrezensionen als "unputdownable" bezeichnen - hat man einmal begonnen, sie zu lesen, legt man sie nur schwer wieder aus der Hand. Vor ein paar Jahren wurde Franz der Frankfurter Verbrechen müde und ließ den Offenbacher Kommissar Peter Brandt in die Herzen von Opfern und Tätern schauen. In seinem neuen Roman "Das Todeskreuz" kehrt er nach Frankfurt zurück und macht Brandt mit Julia Durant bekannt, der pflichtbewussten, einsamen und überarbeiteten Heldin von zehn Romanen. In "Das Todeskreuz" bekommen die beiden es mit Korruption in Politik und Justiz zu tun. Und Durant hört mit dem Rauchen auf.

Andreas Franz: "Das Todeskreuz". Ein Julia-Durant-Krimi. Knaur Taschenbuch Verlag, München 2007. 516 S., Taschenbuch, 8,95 [Euro].

- Krystyna Kuhns "Wintermörder" ist einer der zahlreichen Krimis, in denen bei der Aufklärung heutiger Verbrechen Untaten der Nazizeit ans Licht kommen. Man merkt ihm an, dass seine Autorin neben Germanistik und Kunstgeschichte auch Slawistik in Moskau und Krakau studiert hat. Das Leid eines Krakauer Mädchens unter deutscher Besatzung steht am Beginn einer Ereigniskette, an deren anderem Ende eine eiskalte Unternehmerwitwe tot auf der Terrasse ihrer Villa an der Kennedyallee liegt. Ein Fall für Krystyna Kuhns einnehmende Ermittlerin, die Staatsanwältin Myriam Singer. Angelegt ist sie wie zahlreiche ihrer Kolleginnen als Mischung aus stark und schwach. Als Liebhaberin extravaganter Stiefel verfügt sie auch über die offenbar immer wieder unvermeidliche amüsante Marotte. Das ändert aber nichts daran, dass Kuhns Buch sehr lesbar geschrieben ist und eine anrührende Geschichte spannend erzählt.

Krystyna Kuhn: "Wintermörder". Roman. Goldmann, München 2007. 413 S., Taschenbuch, 8,95 [Euro].

- Die Sprache von Astrid Paprotta ist schlicht, fast rüde - gerade so, wie es sich für einen Krimi gehört, der ohne große Effekte daherkommen will. Grausames wirkt dabei noch grausamer. So wie zum Beispiel der Mord in ihrem jüngsten Roman "Feuertod". Eine unbeliebte Staatsanwältin wird tot in ihrer Wohnung im Nordend aufgefunden. Sie ist dort bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Das in diesem Frühjahr erschienene Buch ist der erste Fall für Paprottas neue Ermittler, den Frankfurter Hauptkommissar Niklas und seinen Kollegen Potofski vom Landeskriminalamt. Für Paprotta ist es eine weitere Gelegenheit, mit dem Kriminalroman Dinge anzustellen, die in Deutschland nur sie tut. An der Prosa der Trägerin des Deutschen Krimipreises scheiden sich die Geister. Manche finden ihre Bücher so bedrückend, dass sie kaum weiterlesen können, andere schätzen ihre Fähigkeit, den Krimi in ein Gefäß für Seelenkummer und psychische Not zu verwandeln. Wer seine Krimis gerne schwierig liebt, wird von "Feuertod" oder früheren Titeln wie "Die Höhle der Löwin" oder "Sterntaucher" reich belohnt.

Astrid Paprotta: "Feuertod". Kriminalroman. Piper, München 2007. 320 S., Taschenbuch, 12,- [Euro].

- Historische Kriminalromane muss man mögen. Sind sie zu geschichtsträchtig, langweilen sie schnell. Noch schlimmer sind Romane, die zwar spannend, aber nicht authentisch sind. Beide Fehler könnten Nikola Hahn niemals passieren, denn die Polizistin ist bekannt für ihre akribische Recherche und ihre ausgefeilten Plots. In "Die Farbe von Kristall" rollt sie einen echten Kriminalfall auf: den Mord an dem Klavierhändler Hermann Lichtenstein, der mitten am Tag in seinem Geschäft auf der Zeil ermordet wird. Wie schon in ihrem Krimi-Debüt "Die Detektivin" beschreibt Hahn nicht nur die frühen Anfänge der Kriminalistik und wie Frankfurt um 1900 ausgesehen hat, sondern verweist auch auf die damals herrschenden Standesunterschiede und die Schwierigkeit, sich als bildungshungrige Frau in der damaligen Gesellschaft zu behaupten. Und wer Hahns Krimi-Debüt "Die Detektivin" kennt, wird sich freuen, dass "Die Farbe von Kristall" die Romanze zwischen der eigenwilligen Viktoria und Kommissar Richard Biddling weiterspinnt.

Nikola Hahn: "Die Farbe von Kristall". Roman. Ullstein, Berlin 2004, 816 S., Taschenbuch, 10,95 [Euro].

- In Sachsenhausen und Laos spielt Frank Demants "Opium bei Frau Rauscher". Amateurdetektiv Simon Schweitzer verirrt sich in eine Schwulenbar in der Klappergass', gerät an eine kriminelle Juweliersgattin und bekommt es mit Rauschgift zu tun. Wie gut, dass ihn nichts schreckt. "Mein Detektiv kifft, säuft und trägt in keiner Weise zum Bruttosozialprodukt bei", sagt Demant über ihn. Seinen Lesern gefällt's: 80 Prozent sind Frauen über 50 mit 68er-Hintergrund. Wie Schweitzer versteckt Demant seinen klugen Kopf hinter dem, was er "Dumrumgebabbel" nennt - dem Schwatz in der Stammkneipe und einem plaudernden Schreibstil, der vor nichts Respekt, aber für vieles Verständnis hat. Nur nicht für Ungerechtigkeit. Für den Erfolg des Regionalkrimis hat der Autor der "Sachsenhäuser Kriminalepisoden" eine kluge Erklärung: "Je mehr sich die Welt globalisiert, desto mehr ziehen die Menschen sich zurück und verweigern sich."

Frank Demant: "Opium bei Frau Rauscher. Fünfte Sachsenhäuser Kriminalepisode". Roman. Röschen-Verlag, Frankfurt 2007. 176 S., Taschenbuch, 9,30 [Euro].

- Gestatten, hier ermittelt Kommissar Marthaler. Ein Polizist in mittleren Jahren, der zu viel raucht, trinkt und sein Privatleben nicht in den Griff bekommt. Und wenn er einen Mord aufklären muss, ist er von seiner Arbeit geradezu "besessen". Seghers' Protagonist erinnert ein wenig an Kommissar Wallander, die schwedische Krimi-Figur von Henning Mankell. Seghers selbst sagt, der Skandinavier sei sein Vorbild gewesen. Die Romane des Frankfurters sind jedoch weit mehr als eine bloße Kopie. Denn abgesehen davon, dass die Geschichten rund um die Protagonisten exzellent erzählt sind, wird Frankfurt von einer ungeahnt düsteren Seite gezeigt, die in Seghers' Sprache aber schon wieder eine gewisse Schönheit besitzt. "Man muss die Orte kennen, die man beschreibt", sagt Seghers. "Nur dann bekommen sie Leben, Geruch, Atmosphäre." Am 18. Januar erscheint im Wunderlich Verlag Seghers' neuer Roman, "Partitur des Todes". Wir sind gespannt.

Jan Seghers: "Die Braut im Schnee". Roman. Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2007. 480 S., Taschenbuch, 9,95 [Euro].

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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension

Rezensentin Sylvia Staude ist im Großen und Ganzen ganz zufrieden mit Astrid Paprottas neuem Krimi. Den Verdacht, dass es sich bei dem in Frankfurt angesiedelten Buch um einen dieser Romane handelt, bei denen das Lokalkolorit großzügig ausgebreitet wird, um über dramaturgische Schwächen hinweg zu täuschen, räumt Staude sofort aus. Ihrer Meinung nach arbeitet sich Paprotta wieder einmal "mit fein geformten Sätzen" direkt "ins Herz der Dunkelheit" vor, allerdings mit einem neuen "wortkargen" Ermittlerduo. In Ordnung geht für Staude auch der Umstand, dass die Autorin gar nicht versucht, alle losen Enden der Geschichte miteinander zu verknüpfen, einige wehen zuletzt "unverknüpft und unbeschnitten durch Frankfurts Straßen", wie die Rezensentin schreibt. Ihrer Meinung nach sind es "nicht die schlechtesten Krimis, die sich die Freiheit erlauben, die Realität nicht gänzlich auszuräumen, nur, damit am Ende alles passt."

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