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Der plötzliche Tod ihrer Mutter hat eine nachhaltige Wirkung auf die 19-jährige Anna. Sie muss endlich das Projekt Erwachsenwerden in Angriff nehmen. Aber Anna sucht nicht nur einen Job. Sie sucht einen Platz in der Welt. Anna ist zerbrechlich und mutig zugleich. Sie ist desillusioniert und bereit, bis an ihre Grenzen zu gehen - und darüber hinaus. Sie wird Escortgirl. In ihrem neuen Leben spielen biedere Zahnärzte Nebenrollen und ein durchgedrehter Künstler die Hauptrolle. Bis Nelson auf den Plan tritt. Seine Augen haben die Farbe von Waldpfützen, sie sind undefinierbar und schön. Ja, Anna hat sich verliebt. Doch ist das die Lösung für ihre Probleme?…mehr

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Produktbeschreibung
Der plötzliche Tod ihrer Mutter hat eine nachhaltige Wirkung auf die 19-jährige Anna. Sie muss endlich das Projekt Erwachsenwerden in Angriff nehmen. Aber Anna sucht nicht nur einen Job. Sie sucht einen Platz in der Welt. Anna ist zerbrechlich und mutig zugleich. Sie ist desillusioniert und bereit, bis an ihre Grenzen zu gehen - und darüber hinaus. Sie wird Escortgirl. In ihrem neuen Leben spielen biedere Zahnärzte Nebenrollen und ein durchgedrehter Künstler die Hauptrolle. Bis Nelson auf den Plan tritt. Seine Augen haben die Farbe von Waldpfützen, sie sind undefinierbar und schön. Ja, Anna hat sich verliebt. Doch ist das die Lösung für ihre Probleme?
Autorenporträt
Wohnlich, Laura
Laura Wohnlich, 1992 in Basel geboren, liest und schreibt schon fast ein ganzes Leben lang, in letzter Zeit vermehrt professionell. Sie verfasste Texte unter anderem für das Entwürfe-Magazin, »Sweet Rotation« ist ihr erster Roman.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.07.2017

Der Kunde in meinem Bett
Laura Wohnlichs Debüt erzählt von emotionaler Vernachlässigung

Am Tag, an dem ihre Mutter stirbt, beginnt die neunzehnjährige Anna als Escort-Girl zu arbeiten. Der Entschluss könnte nach einem, wenngleich verqueren, Ausdruck von Trauer und Verzweiflung über den Verlust anmuten. Tatsächlich aber weiß Anna, als sie mit Jakob Bauer, genannt Jacky Bobo, dem Chef der Begleitagentur, spricht, noch nichts vom Tod ihrer Mutter. Vielleicht hätte sie den Job, der sich von der gemeinen Prostitution lediglich durch das in der Regel vorgelagerte, nicht selten hochpreisige Abendessen unterscheidet, niemals angetreten, wenn klar gewesen wäre, dass sie ihre Mutter damit nicht mehr schockieren kann - womöglich so stark sogar, dass diese einen Versuch unternommen hätte, ihre Tochter von deren Idee abzubringen.

Lakonisch, unaufgeregt, aber glücklicherweise ohne allzu ausgestellte Lässigkeit erzählt die 1992 in Basel geborene Laura Wohnlich in ihrem Debütroman "Sweet Rotation" die Geschichte einer emotionalen Vernachlässigung, die in der Kleinfamilie der bürgerlichen Mitte so schleichend vor sich geht, dass sie allzu leicht übersehen wird. Es geht in Wohnlichs Roman nicht um Missbrauch, um Gewalt, um Alkohol allenfalls als beständiges Hintergrundblubbern - Annas Vater, ein gescheiterter Akademiker, ist nicht weiter bösartig, eher achtlos, und findet nicht viel dabei, seine Tochter schon als Dreijährige zum Bierholen in den Keller zu schicken. Getarnt als Spiel, immerhin. Es ist die Mischung aus Schusseligkeit und Desinteresse des Vaters, vor allem aber das als Erziehung verpackte beständige Gekrittel der Mutter, das Anna in dem Gefühl aufwachsen lässt, nicht erwünscht oder jedenfalls irgendwie nicht richtig geraten zu sein. In kleinen Szenen, die jeweils aus einem Lebensjahr Annas stammen und die zwischen die Kapitel gesetzt sind, erfährt man von diesen Kränkungen, von Panikattacken, die das Mädchen schon als Zehnjährige heimsuchen, von steifen, unnützen Besuchen beim Kinderpsychologen.

Dass eine junge Frau, der die Ausbildung von Selbstwertgefühl immerzu verwehrt wurde und der die Kraft fehlt, sich für herkömmliche Studentenjobs mehr als ein paar Tage hintereinander aus dem Bett zu quälen, durch den Escort die eigene Demütigung auf die Spitze treibt, kann man als moralischen Fingerzeig verstehen. Naheliegend ist es leider allemal.

Laura Wohnlich aber hat mit "Sweet Rotation" keine um Authentizität bemühte Studie aus dem Rotlichtmilieu geschrieben. Annas Kunden, wie man die Freier in diesem Gewerbe nennt, sind nicht nur zahlenmäßig überschaubar, sondern auch fast ausnahmslos angenehm skurril bis zugewandt: ein schräger Künstler und eine mondäne Lesbe zählen bald zu ihren Stammkunden. Der bezahlte Sex wird zur mehr oder minder unangenehmen Begleiterscheinung.

Und dann kommt da noch Nelson: Mitte zwanzig, attraktiv und Annas Herz sogleich zum heftigen Klopfen bringend, was freilich allen Gesetzen der Professionalität widerspricht. Dass Nelson sich überhaupt ein Escort-Girl bucht - das er dann zu seinem Stamm-Griechen ausführt -, ist dem äußerst unschönen Ende seiner letzten Beziehung geschuldet, so dass er auf herkömmliche Liebesanbahnung vorerst verzichten will. Aber natürlich entwickelt sich die Sache dann doch ganz anders: "Pretty Woman", ick hör dir trapsen. Wenngleich Wohnlich ihre Figuren selbst auf diesen Vergleich verfallen lässt, dann mutet all das doch ein wenig ausgedacht und naiv an, an der Oberfläche auch beschönigend. Aber sei es drum.

Die Stärke des Debüts liegt ohnehin in den vermeintlich unspektakulären Szenen: Etwa, wenn Anna auf ihren Vater wartet, mit dem sie sich endlich einmal wieder verabredet hat, dieser aber wie immer nicht kommt. Halb wütend, halb gewöhnt daran, vergessen zu werden, steht sie vor seiner Tür. Und als er plötzlich doch auftaucht, merkt Anna, dass sie es war, die sich in der Uhrzeit versehen hat und zu früh zur Verabredung erschienen ist. Aber wer auf eine Geschichte wie Anna zurückblickt, der kann wohl kaum anders, als den Schmerz schon zu spüren, bevor der nächste Stich erfolgt ist.

WIEBKE POROMBKA

Laura Wohnlich: "Sweet Rotation". Roman.

Piper Verlag, München 2017. 336 S., geb., 20,- [Euro]

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Ein Buch, das nicht unbedingt moralisch aber auf den Punkt realistisch und witzig ist.", WDR 1 Live "Klubbing", 07.05.2017